24.12.2009 um 00:04 Uhr
Harry erobert Istanbul (2)
Zurück zu Teil 1
Das Problem ist eigentlich noch keins, nur ein potenzielles. Vielleicht ist es auch gar keines. Für die Anhänger von Galatasaray ist es auf jeden Fall jetzt schon ein großes Problem. Verwirrend, oder? Der Reihe nach:
Kewells Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Mit jedem verstreichenden Tag und seiner ansteigenden Form nehmen die Spekulationen und mit ihnen die Nervosität der Fans zu. Die ewig wild hin und herspekulierende Presse lässt sich da natürlich mal wieder nicht lumpen: mal sollen verschiedene Clubs aus Europa daran interessiert sein, ihn zurückzuholen, mal soll sogar der große Erzrivale Fenerbahce dem Feind seinen Liebling stehlen wollen, ein anderes Mal soll Kewells Ehefrau, die weiterhin in England als Schauspielerin arbeitet und deshalb mit den drei Kindern in dort geblieben ist, von ihm eine Rückkehr dorthin verlangen.
Dass der letztgenannte Grund, nämlich die große Entfernung zu seiner Familie, ihm tatsächlich zu schaffen macht, daraus macht Kewell keinen Hehl. Er ist monatelang von ihnen getrennt und muss eine 9 Stunden-Reise auf sich nehmen, um seine Frau und Kinder zu sehen. Und auch an den Interessenten aus Europa wird was dran sein, denn wenn er schon zum Ende seiner enttäuschenden Zeit in Liverpool mehrere Angebote vorliegen hatte, wird das europäische Interesse dieses Jahr angesichts seiner hervorragenden Form kaum geringer sein.
Wie geht es also weiter? Diese Frage wird Kewell zurzeit in jedem Interview gestellt, doch der hält sich bislang bedeckt: "Es sind noch 6 Monate bis dahin. Ich fühle mich sehr wohl hier und würde gerne bleiben, doch es liegt nicht in meinen Händen. Es spielen viele Faktoren eine Rolle." Geübte Zwischen-den-Zeilen-Leser wissen genau, was Fussballer mit solchen Aussagen eigentlich sagen wollen: Schaun mer mal. Weiß noch nich so genau. Kann schon ganz gut sein, dass ich nen Abgang mach.
Nach jedem Tor von Kewell geben die Fans eine Harry Kewell-Version von Boney Ms Daddy Cool zum Besten
Während Kewell also noch etwas unentschlossen scheint, sind die Fans da schon entschiedener, Die sehen das nämlich eher so: Schaun mer garnix, du bleibst hier! Aufgeschreckt durch die Gerüchte und Nachrichten, die einen Abgang ihres Helden prophezeiten, wurde eine regelrechte Kampagne gestartet, um den Liebling zum Bleiben zu bewegen und den Vorstand unter Druck zu setzen. So war am Samstag im letzten Heimspiel ein "Stay with us Harry" Plakat zu sehen, dazu wurde eine gleichnamige Webseite erstellt. Einer der dortigen virtuellen Unterschreiber droht sogar mit einem Hungerstreik, falls der "Wizard of Oz" Galatasaray verlassen werde.
Für Kewell selbst werden sich bei der Entscheidung vor allem zwei Fragen stellen: Auf der Erfolgswelle hier am Bosporus weiterreiten oder noch einmal die Herausforderung suchen? In der Türkei von alles und jedem gefeiert werden oder einen zweiten Versuch starten, sich in einer Topliga durchzusetzen?
Der Schritt in die Türkei hat seinen Zweck erfüllt, die aktuelle Situation Kewells an sich ist ideal: topfit, erfolgreich, vergöttert. Doch wird ihm das ausreichen? Dem Spieler, der als der beste gilt, den Australien je hervorgebracht hat? Dem begnadeten Fussballer, der als Teenager aus seinem Heimatland auswanderte, um Europa zu erobern?
Kewells Treffer zum zwischenzeitlichen 2-1 im Uefa-Cup Achtelfinale gegen Bordeaux in der letzten Saison
Dass er sich selber noch nicht ganz schlüssig ist, darauf lassen einige seiner Aussagen über sein Fussballerleben in der Türkei schließen. Während er in allen Interviews zwar über Verein, Stadt und Fans schwärmt, wird an manchen Stellen doch deutlich, dass die Süper Lig nun einmal eine andere Welt ist als die Premier League, in der er aufgewachsen ist. "Technisch sind die Spieler hier alle auf einem sehr hohen Niveau. Der größte Unterschied zur Premier League ist das Defensivverhalten. Hier will jeder offensiv spielen und nach vorne rennen. In den wichtigen Spielen halten sich die Spieler zwar an die taktischen Vorgaben, in den restlichen Spielen geht es oft drunter und drüber. Wenn dein Innenverteidiger mit dem Ball an dir vorbeirennt, ist das schon frustrierend." So sehr es ihm in der neuen Heimat gefällt und so sehr er dies auch öffentlich immer wieder betont: dass die Süper Lig mit den europäischen Spitzenligen nicht mithalten kann, ist Kewell natürlich bewusst.
Daumen hoch.Wie lange noch?
Egal wie Harry Kewell sich entscheiden wird, ob Vertrag verlängern oder zurück nach Europa wechseln, in seinen eineinhalb Jahren bei Galatasaray hat er sich durch Leistung und Auftreten in die türkischen Herzen gespielt bzw. verhalten. Ttrotz der vielen anfänglichen Bedenken hat er einen großen Schritt gewagt und wurde mit einem neuen Schub für seine ins Stocken geratene Karriere belohnt. Kewell ist wieder da.
Unabhängig von der Entscheidung und davon, wie und ob die Beziehung Kewell-Galatasaray weitergeht, steht für alle Seiten daher eins jetzt schon fest:
Das Experiment hat sich gelohnt.
Das Problem ist eigentlich noch keins, nur ein potenzielles. Vielleicht ist es auch gar keines. Für die Anhänger von Galatasaray ist es auf jeden Fall jetzt schon ein großes Problem. Verwirrend, oder? Der Reihe nach:
Kewells Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Mit jedem verstreichenden Tag und seiner ansteigenden Form nehmen die Spekulationen und mit ihnen die Nervosität der Fans zu. Die ewig wild hin und herspekulierende Presse lässt sich da natürlich mal wieder nicht lumpen: mal sollen verschiedene Clubs aus Europa daran interessiert sein, ihn zurückzuholen, mal soll sogar der große Erzrivale Fenerbahce dem Feind seinen Liebling stehlen wollen, ein anderes Mal soll Kewells Ehefrau, die weiterhin in England als Schauspielerin arbeitet und deshalb mit den drei Kindern in dort geblieben ist, von ihm eine Rückkehr dorthin verlangen.
Dass der letztgenannte Grund, nämlich die große Entfernung zu seiner Familie, ihm tatsächlich zu schaffen macht, daraus macht Kewell keinen Hehl. Er ist monatelang von ihnen getrennt und muss eine 9 Stunden-Reise auf sich nehmen, um seine Frau und Kinder zu sehen. Und auch an den Interessenten aus Europa wird was dran sein, denn wenn er schon zum Ende seiner enttäuschenden Zeit in Liverpool mehrere Angebote vorliegen hatte, wird das europäische Interesse dieses Jahr angesichts seiner hervorragenden Form kaum geringer sein.
Wie geht es also weiter? Diese Frage wird Kewell zurzeit in jedem Interview gestellt, doch der hält sich bislang bedeckt: "Es sind noch 6 Monate bis dahin. Ich fühle mich sehr wohl hier und würde gerne bleiben, doch es liegt nicht in meinen Händen. Es spielen viele Faktoren eine Rolle." Geübte Zwischen-den-Zeilen-Leser wissen genau, was Fussballer mit solchen Aussagen eigentlich sagen wollen: Schaun mer mal. Weiß noch nich so genau. Kann schon ganz gut sein, dass ich nen Abgang mach.
Nach jedem Tor von Kewell geben die Fans eine Harry Kewell-Version von Boney Ms Daddy Cool zum Besten
Während Kewell also noch etwas unentschlossen scheint, sind die Fans da schon entschiedener, Die sehen das nämlich eher so: Schaun mer garnix, du bleibst hier! Aufgeschreckt durch die Gerüchte und Nachrichten, die einen Abgang ihres Helden prophezeiten, wurde eine regelrechte Kampagne gestartet, um den Liebling zum Bleiben zu bewegen und den Vorstand unter Druck zu setzen. So war am Samstag im letzten Heimspiel ein "Stay with us Harry" Plakat zu sehen, dazu wurde eine gleichnamige Webseite erstellt. Einer der dortigen virtuellen Unterschreiber droht sogar mit einem Hungerstreik, falls der "Wizard of Oz" Galatasaray verlassen werde.
Für Kewell selbst werden sich bei der Entscheidung vor allem zwei Fragen stellen: Auf der Erfolgswelle hier am Bosporus weiterreiten oder noch einmal die Herausforderung suchen? In der Türkei von alles und jedem gefeiert werden oder einen zweiten Versuch starten, sich in einer Topliga durchzusetzen?
Der Schritt in die Türkei hat seinen Zweck erfüllt, die aktuelle Situation Kewells an sich ist ideal: topfit, erfolgreich, vergöttert. Doch wird ihm das ausreichen? Dem Spieler, der als der beste gilt, den Australien je hervorgebracht hat? Dem begnadeten Fussballer, der als Teenager aus seinem Heimatland auswanderte, um Europa zu erobern?
Kewells Treffer zum zwischenzeitlichen 2-1 im Uefa-Cup Achtelfinale gegen Bordeaux in der letzten Saison
Dass er sich selber noch nicht ganz schlüssig ist, darauf lassen einige seiner Aussagen über sein Fussballerleben in der Türkei schließen. Während er in allen Interviews zwar über Verein, Stadt und Fans schwärmt, wird an manchen Stellen doch deutlich, dass die Süper Lig nun einmal eine andere Welt ist als die Premier League, in der er aufgewachsen ist. "Technisch sind die Spieler hier alle auf einem sehr hohen Niveau. Der größte Unterschied zur Premier League ist das Defensivverhalten. Hier will jeder offensiv spielen und nach vorne rennen. In den wichtigen Spielen halten sich die Spieler zwar an die taktischen Vorgaben, in den restlichen Spielen geht es oft drunter und drüber. Wenn dein Innenverteidiger mit dem Ball an dir vorbeirennt, ist das schon frustrierend." So sehr es ihm in der neuen Heimat gefällt und so sehr er dies auch öffentlich immer wieder betont: dass die Süper Lig mit den europäischen Spitzenligen nicht mithalten kann, ist Kewell natürlich bewusst.
Daumen hoch.Wie lange noch?
Egal wie Harry Kewell sich entscheiden wird, ob Vertrag verlängern oder zurück nach Europa wechseln, in seinen eineinhalb Jahren bei Galatasaray hat er sich durch Leistung und Auftreten in die türkischen Herzen gespielt bzw. verhalten. Ttrotz der vielen anfänglichen Bedenken hat er einen großen Schritt gewagt und wurde mit einem neuen Schub für seine ins Stocken geratene Karriere belohnt. Kewell ist wieder da.
Unabhängig von der Entscheidung und davon, wie und ob die Beziehung Kewell-Galatasaray weitergeht, steht für alle Seiten daher eins jetzt schon fest:
Das Experiment hat sich gelohnt.
Aufrufe: 2594 | Kommentare: 13 | Bewertungen: 14 | Erstellt:24.12.2009
ø 9.4
KOMMENTARE
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31.12.2009 | 00:38 Uhr
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Ortega28 :
Kewell klasser Spieler. Aber der Star der türk. Liga ist er nicht. Da steht ein Alex vor Kewell. Seit Hagi hat GS so einen Typ vom aus. Spierprofil gesucht, und nie gefunden. Kewell das krasse Paradoxum zu Lincoln, man muss Haldun Üstünel loben mit den wenigen Mitteln macht er das beste draus und gute Spieler nach Istanbul lockt. Der Fisch wird wohl Guti und ein IV werden, ich schätze Ujfalushi. 10 Punkte. selamlar^^
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18.01.2010 | 14:31 Uhr
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Velinho :
Nur ein Wort...KLASSE !!!Echt Respekt,dein Artikel liest sich sehr gut..
@ortega
Weiss zwar net was du wieder geraucht hast aber Alex ist nicht der Star der Liga...
Es ist ganz klar Arda Turan !!
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