Nach einer sehr erfolgreichen Saison, in der Hertha BSC bis zum vorletzten Spieltag um die Meisterschaft kämpfte, wage ich hier einen kleinen Ausblick auf die kommende Spielzeit.
Was wird uns Herthaner wohl erwarten und wie sind die Ansprüche unsererseits.

Umbruch bedeutet auch Aufbruch

Zu allererst werfen wir einen Blick auf den notgedrungenen Umbau des Kaders.
Geringe finanzielle Verhältnisse, sowie Differenzen mit unserem Trainer Lu Favre, führten zu den Abgängen der Spieler Pantelic,Voronin, Simunic, Chahed, Babic, Coufre und Rodnei.
Als echten Schlüsselspieler würde ich lediglich Joe Simunic zählen, der durch seine Abgeklärtheit und Ruhe der gesamten Abwehr Stabilität verlieh, und wirklich eine herausragende Saison spielte. Er hinterlässt ein ziemlich großes Loch in der Innenverteidigung.

Alle anderen Spieler halte ich vom jetzigen Kader her absolut ersetzbar, denn die Stärke der Hertha war eine hohe taktische Disziplin, die vorangig defensiv ausgerichtet war, und von allen Mannschaftsteilen, insbesondere gegen den Ball, eine hohe Laufbereitschaft erforderte.
Die Quantität der Torchancen war mehr als ausbaufähig, dafür aber die Qualität von hohem Maße.
Zum jetzigen Zeitpunkt als Zugänge zu verzeichnen sind: Janker(def) , Wichniarek(st), Pejcinovic(def)und aus der Jugend Perdedaj(dm)und Hartmann(mi)

edith(6.7.): R.Bengtsson (IV)

Noch ein,zwei Transfers sollen folgen und die gesamte Zusammensetzung des Kaders, sowie Testspiele in der Sommerpause lassen mich darauf schliessen, dass Favre eine neue taktische Variante in seinem äusserst variablen Konzept einbauen möchte.
Er selbst lässt sich ja nur ungern in die Karten schauen und ich glaub selbst zwei Monate Guantanamo würden da nicht mehr zu Tage befördern
Von daher muss ich eben selbst ein wenig in ihn hereinschauen.
Ein bedenklich schwieriges Unterfangen, denn die Polyvalenz von vielen Spielern machen das ganze etwas schwer greifbar.
Das hat aber auch sein Gutes, denn wenn wir Herthaner damit Schwierigkeiten haben, dann unsere Gegner erst recht.

System Add-On

Polyvalente Spieler haben so einige Vorteile an sich. Aus wirtschaftlicher Sicht eine nicht zu verachtende und für Hertha BSC eine äusserst notwendige Maßnahme, jedoch am bedeutendsten ist wohl die taktische Variabilität.
Schon letzte Saison führte manchmal eine einzige Auswechslung zu einer wahren Rotation der Spieler auf dem Feld und vollzog auch gleichzeitig eine Veränderung des Spielsystems.
4-4-2, 4-5-1, 5-4-1 oder auch mal für einen Spielabschnitt ein 3-5-2.
Favre lässt alles mal spielen und trainiert das auch regelmässig, damit die Spieler jedes System in sich aufnehmen und auch die Laufwege und Positionen der Mitspieler kennen.
Das verlangt von jedem Spieler eine hohe taktische Disziplin und eine gewisse Spielintelligenz, damit diese Systemwechsel innerhalb eines Spiels fliessend von statten gehen können.
Ab dieser Saison könnte ein neues System dazu kommen.
Das 4-3-3
Favre will das Spiel der Hertha in die Breite ziehen, um einfach mehr Druck über die Aussenbahnen zu erzeugen, denn diese Positionen wurden in der letzten Saison nahezu sträflich vernachlässigt.

Kaum einmal brannte da jemand bis zur Grundlinie durch,
um das Leder vor den Kasten zu bringen oder um Bälle in den Rücken der Abwehr zu spielen.

Vom 4-5-1 (bzw. 4-4-2) zum 4-3-3 werde ich hier mal bildlich darstellen.






Hier wird verdeutlicht wie Favre mit nur einer Auswechslung aus einem 4-5-1(4-4-2) mit zwei
Mittelfeldspielern auf den Aussen,auf ein 4-3-3 mit einem zentralen Dreieck im Mittelfeld, und drei "echten" Stürmern umstellt.
Wobei es genau im zentralen Mittelfeld noch einen Transfer geben könnte.
Ein zweikampf- und spielstarker Mittelfeldspieler hinter Cicero und Kacar, könnte diesen den
nötigen Freiraum geben, um ihre Torgefährlichkeit mehr auszuspielen.
Natürlich wird das ganze in Teilen von den Spielern her variieren und auch die ganz jungen wie L.Hartmann werden ihre Einsätze im Mittelfeld bekommen.

Insgesamt ist dieses flexible Konzept von Lu Favre einfach einer der tragenden
Gründe für seine erfolgreiche Arbeit. Er kann auf viele Situationen reagieren oder auch gegebenenfalls auf die Spielweise des Gegners. Andersherum haben die Gegner dadurch große Probleme Herthas Spielweise zu erfassen.

Blick nach vorn

Ich glaube ich spreche hier im Namen von fast allen Herthaner, wenn ich sage, dass es kaum möglich ist, die gleiche Punkteausbeute wie in der letzten Saison zu erzielen.
Es war sehr oft ein knapper Spielausgang und die hervorragende Verteidigung konnte so manchen Vorsprung verwalten.
Durch den Abgang von Simunic, ist eine klaffende Lücke zurückgeblieben, die wohl auch so schnell nicht geschlossen werden kann.
Deshalb müssen wir einfach das ganze Spiel mehr kontrollieren und es nicht dem Gegner überlassen, ansonsten kann es da zu einigen Gegentoren mehr kommen.
Keine Frage, es wird eine äusserst schwierige Saison und unsere Gegner haben große Transfers getätigt.
Doch unser Vorteil liegt in der Kontinuität.
Während andere Teams ihre Trainer wechseln wie Rainer Calmund seine Unterhosen(also jedes halbe Jahr) und sich Qualität teuer erkaufen, so sind wir gezwungen, aus wenig viel zu machen.

Wir haben ein sehr junges Team (Durchschnittsalter 23,9/zweitjüngstes in der BL) und müssen diesen Jungs eine Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln.
Dadurch wird sich auch langfristig eine finanzielle Konsolidierung des Vereins ergeben, denn wer in der Bundesliga auf lange Sicht oben mitspielen möchte, der muss das auch beim Cashflow machen.
Den letzten Absatz würde ich auch als Saisonziel formulieren.

In diesem Sinne

HaHoHe Hertha BSC