18.09.2008 um 13:27 Uhr
High-Noon auf dem Lerchenberg
Zurückgeblickt: Daum vs. Hoeneß
Das 3:0 der Bayern in Köln lieferte abgesehen von Poldis Nichtjubler kaum Gesprächsstoff. Man könnte fast meinen: Ein Spiel wie jedes andere. Dabei trafen hier nach über acht Jahren erstmalig die Protagonisten eines der größten Psycho-Duelle der Bundesliga-Geschichte wieder in einem Pflichtspiel aufeinander. Ein Zweikampf, dessen Wurzeln im Jahre 1989 liegen...
Christoph Daum gegen Uli Hoeneß, zwei Hitzköpfe mit der Leidenschaft für Fußball und dem unbändigen Willen zum Erfolg, bekämpften sich damals bis aufs Blute, zwar rein verbal, aber doch nicht immer oberhalb der Gürtellinie. Für manche ein Tiefpunkt der Bundesliga-Geschichte, für andere ein Höhepunkt der Fußball-Unterhaltung, ist dieses Duell längst ein Klassiker, der noch immer die Gemüter zu erhitzen vermag.
Dabei fing alles recht harmlos an. Die Saison 1988/89 verhieß zunächst wenig Brisanz. Die Bayern drehten einsam ihre Kreise an der Tabellenspitze, lagen zeitweise mit fünf Punkten deutlich vor dem Kontrahenten aus Köln und sahen einem ungefährdeten Meistertitel entgegen. Doch als die Heynckes-Elf im Frühjahr '89 zu schwächeln begann, sahen die Kölner ihre Chance gekommen und pirschten sich allmählich an den Rivalen aus München heran. Sollte die Durststrecke von elf Jahren ohne Meistertitel für den FC doch ein Ende nehmen?
Christoph Daum witterte Morgenluft und zog alle Register. Sein Trumph hieß Motivation. Er ging auf Konfrontationskurs zu dem vermeintlich übermächtigen Gegner aus dem Süden und fand mit seinen Verbalangriffen in Jupp Heynckes ein wehrloses Opfer. So bezeichnete Daum ihn als "Werbeträger für Schlafmittel" und attestierte ihm einen "geringeren Unterhaltungswert als den der Wetterkarte". Der Bayern-Trainer nun war seinem Kollegen aus Köln rhetorisch weit unterlegen und ob der Wucht der Daum'schen Attacken zur Verteidigung außer Stande. Dies rief Bayern-Manager Uli Hoeneß, in Sachen Verbalangriffen selbst kein Kind von Traurigkeit, auf den Plan.
Fünf Tage vor dem vorentscheidenden Spiel der beiden Meisterschaftsanwärter im Müngersdorfer Stadion kam es im ZDF-Sportstudio zum großen Showdown. High-Noon auf dem Lerchenberg. Vor laufenden Kameras trug sich unter der Leitung von Moderator Bernd Heller ein verbaler Schlagabtausch zu, der bis heute seines Gleichen sucht. In den Hauptrollen des Duells: Christoph Daum, begleitet vom damaligen FC-Sportdirektor Udo Lattek, und Uli Hoeneß, der als Sekundant für den sprach- und regungslosen Jupp Heynckes in die Bresche sprang. Auf Heynckes und Lattek hätte man bei diesem Disput ohne weiteres verzichten werden, doch verliehen sie mit ihrem hochroten Kopf (bei einem aus nervlicher Überforderung, beim anderen wohl wegen alkoholischer Sättigung) dem Schlagabtausch immerhin zusätzliche Farbe.
Was Hoeneß und Daum während ihres rund 30minütigen Rededuells unter dem Gröhlen des Studio-Publikums von sich gaben, war weder von intellektueller Tiefe noch von fachlicher Schärfe.
Ob "schwebende Heiligenscheine", "undurchblutete Hirnwindungen" oder der klassische Scheibenwischer - das Niveau lag zuweilen unterhalb dessen, was die selbsternannten Fußballexperten allsonntäglich beim Stammtisch im DSF zum Besten geben. Und dennoch war der Abend des 20. Mai 1989 eine Sternstunde der deutschen Bundesliga. Denn er bot Emotion und Leidenschaft pur. Hier wurde nicht geschwafelt und analysiert, hier wurde Fußball gelebt, mit allen Schikanen und Absonderlichkeiten.
Das (vorläufige) Ende dieses Zweikampfes ist schnell erzählt: Fünf Tage später gewannen die Bayern mit 3:1 in Köln und sicherten sich in der Folge den Meistertitel. Die Kölner erlebten bis heute nie wieder eine solch emotionale und vor allem erfolgreiche Saison. Die weitere Geschichte des FC Bayern ist bekannt.
Im Mai '89 kamen natürlich auch Vermutungen auf, der Zwist Hoeneß-Daum sei bloß ein PR-Gag gewesen, eine reine Inszenierung zur Stärkung des Medieninteresses. Dass dem nicht so war, wurde spätestens im Herbst 2000 klar. Denn da wurde aus einem vermeintlich komödienhaften Theater bitterer Ernst. Und dennoch: Der Zweikampf der Saison 1988/89 bleibt ein Highlight der Bundesliga-Geschichte, das es so bis heute nicht ein zweites Mal gab. Leider!
Das 3:0 der Bayern in Köln lieferte abgesehen von Poldis Nichtjubler kaum Gesprächsstoff. Man könnte fast meinen: Ein Spiel wie jedes andere. Dabei trafen hier nach über acht Jahren erstmalig die Protagonisten eines der größten Psycho-Duelle der Bundesliga-Geschichte wieder in einem Pflichtspiel aufeinander. Ein Zweikampf, dessen Wurzeln im Jahre 1989 liegen...
Christoph Daum gegen Uli Hoeneß, zwei Hitzköpfe mit der Leidenschaft für Fußball und dem unbändigen Willen zum Erfolg, bekämpften sich damals bis aufs Blute, zwar rein verbal, aber doch nicht immer oberhalb der Gürtellinie. Für manche ein Tiefpunkt der Bundesliga-Geschichte, für andere ein Höhepunkt der Fußball-Unterhaltung, ist dieses Duell längst ein Klassiker, der noch immer die Gemüter zu erhitzen vermag.
Dabei fing alles recht harmlos an. Die Saison 1988/89 verhieß zunächst wenig Brisanz. Die Bayern drehten einsam ihre Kreise an der Tabellenspitze, lagen zeitweise mit fünf Punkten deutlich vor dem Kontrahenten aus Köln und sahen einem ungefährdeten Meistertitel entgegen. Doch als die Heynckes-Elf im Frühjahr '89 zu schwächeln begann, sahen die Kölner ihre Chance gekommen und pirschten sich allmählich an den Rivalen aus München heran. Sollte die Durststrecke von elf Jahren ohne Meistertitel für den FC doch ein Ende nehmen?
Christoph Daum witterte Morgenluft und zog alle Register. Sein Trumph hieß Motivation. Er ging auf Konfrontationskurs zu dem vermeintlich übermächtigen Gegner aus dem Süden und fand mit seinen Verbalangriffen in Jupp Heynckes ein wehrloses Opfer. So bezeichnete Daum ihn als "Werbeträger für Schlafmittel" und attestierte ihm einen "geringeren Unterhaltungswert als den der Wetterkarte". Der Bayern-Trainer nun war seinem Kollegen aus Köln rhetorisch weit unterlegen und ob der Wucht der Daum'schen Attacken zur Verteidigung außer Stande. Dies rief Bayern-Manager Uli Hoeneß, in Sachen Verbalangriffen selbst kein Kind von Traurigkeit, auf den Plan.
Fünf Tage vor dem vorentscheidenden Spiel der beiden Meisterschaftsanwärter im Müngersdorfer Stadion kam es im ZDF-Sportstudio zum großen Showdown. High-Noon auf dem Lerchenberg. Vor laufenden Kameras trug sich unter der Leitung von Moderator Bernd Heller ein verbaler Schlagabtausch zu, der bis heute seines Gleichen sucht. In den Hauptrollen des Duells: Christoph Daum, begleitet vom damaligen FC-Sportdirektor Udo Lattek, und Uli Hoeneß, der als Sekundant für den sprach- und regungslosen Jupp Heynckes in die Bresche sprang. Auf Heynckes und Lattek hätte man bei diesem Disput ohne weiteres verzichten werden, doch verliehen sie mit ihrem hochroten Kopf (bei einem aus nervlicher Überforderung, beim anderen wohl wegen alkoholischer Sättigung) dem Schlagabtausch immerhin zusätzliche Farbe.
Was Hoeneß und Daum während ihres rund 30minütigen Rededuells unter dem Gröhlen des Studio-Publikums von sich gaben, war weder von intellektueller Tiefe noch von fachlicher Schärfe.
Ob "schwebende Heiligenscheine", "undurchblutete Hirnwindungen" oder der klassische Scheibenwischer - das Niveau lag zuweilen unterhalb dessen, was die selbsternannten Fußballexperten allsonntäglich beim Stammtisch im DSF zum Besten geben. Und dennoch war der Abend des 20. Mai 1989 eine Sternstunde der deutschen Bundesliga. Denn er bot Emotion und Leidenschaft pur. Hier wurde nicht geschwafelt und analysiert, hier wurde Fußball gelebt, mit allen Schikanen und Absonderlichkeiten.
Das (vorläufige) Ende dieses Zweikampfes ist schnell erzählt: Fünf Tage später gewannen die Bayern mit 3:1 in Köln und sicherten sich in der Folge den Meistertitel. Die Kölner erlebten bis heute nie wieder eine solch emotionale und vor allem erfolgreiche Saison. Die weitere Geschichte des FC Bayern ist bekannt.
Im Mai '89 kamen natürlich auch Vermutungen auf, der Zwist Hoeneß-Daum sei bloß ein PR-Gag gewesen, eine reine Inszenierung zur Stärkung des Medieninteresses. Dass dem nicht so war, wurde spätestens im Herbst 2000 klar. Denn da wurde aus einem vermeintlich komödienhaften Theater bitterer Ernst. Und dennoch: Der Zweikampf der Saison 1988/89 bleibt ein Highlight der Bundesliga-Geschichte, das es so bis heute nicht ein zweites Mal gab. Leider!
Aufrufe: 1050 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 3 | Erstellt:18.09.2008
ø 10.0
KOMMENTARE
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18.09.2008 | 14:02 Uhr
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Voegi :
"Also dass Lattek einen roten Kopf hat, weil er trinkt ist eine Unterstellung... "Ja, und zwar eine zutreffende! Dass Lattek gerne mal ein Glsächen kippt, ist Fakt. Das wird auch er nicht bezweifeln. Es gibt da legendäre Storys... Besonders schön finde ich die von Latteks Ausraster in der Lobby des Mannschaftshotels, als er plötzlich mit diversen Früchten um sich warf! :-D
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18.09.2008 | 14:20 Uhr
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19.09.2008 | 09:40 Uhr
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donluka : War das noch schön...
Danke, Voegi, dass Du dieses Highlight noch einmal aufgegriffen hast! Bei der Farbennennung (übrigens großartig, Deine Stelle mit den roten Köpfen...) hast Du aber die weißen Tennissocken vom Daum vergessen.
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Schöner Blog! Bringt in Erinnerung wie alles angefangen hat und ich fand den Auftritt von Daum in der Sportschau am Sonntag war die Fortsetzung dieses Konflikts!