José Mourinho ist bekannt für eine ganz eigene Wahrnehmung der Realität. Also sprach the happy one unglücksselig in die Mikrofone der Weltpresse an jenem 30.08.2013: "The best team lost." Das beste Team also verlor nach Auffassung des Portugiesen das Finale um den europäischen Supercup 2013. Der Superlativ war wohl rhetorisches Stilmittel. Denn er setzt naturgemäß die Teilnahme von mindestens drei Teams an einem Wettbewerb voraus. Das ist in keinem Finale, also dem letzten Spiel zwischen zwei Mannschaften, gegeben. Im Supercup, der anders als Champions League oder Pokalwettbewerbe von vorne herein nur aus einem Spiel besteht, ist ein solcher Satz eigentlich schlicht Unfug.
Offenen Mundes wartete ich auf die Erklärung, warum die "beste" von nur zwei Mannschaften gerade Vize-Supercup-Sieger geworden war. Als sich im Gesicht des Maestro wieder diese einzigartige Mischung aus der angeborenen lusitanischen Melancholie und dem traurigen Zorn des um den verdienten Lohn Gebrachten ausbreitete, schien die Sache klar. Der Unparteiische musste es schuld gewesen sein. Schließlich hatte die für Mourinho wahre bestia negra seinen engelsgleichen Jünger Ramires mit der gelb-roten Karte des Feldes verwiesen. Als ich innerlich schon abschaltete, hörte ich wie aus einem Nirvana den ungelenken englischen Satz: "You can give a yellow card there." Fritz von Thurn und Taxis hätte gesagt "Donnerwetter". Sofort war ich wieder hellwach. Mourinho, der einen Platzverweis gegen einen seiner Spieler für spielentscheidend, gleichwohl gerechtfertigt hält?
Nein. Mourinho schlüpfte nur in eine neue Rolle. Wie ein Schauspieler, der ein Leben lang dasselbe spielt, aber sich in jedem Film eine andere Perücke auf den Kopf setzt. Dieses Mal auf dem Spielplan: ein Richter, der einen Dieb laufen lassen muss, weil der das Konzept des Privateigentums nicht versteht. Wenn man den Fußball liebe, entscheide man ein Finale trotzdem nicht auf diese Weise, ließ der Trainer wissen. Wohlgemerkt, der brasilianische Haudrauf hatte Mario Götze in der fraglichen Szene die Kapsel am linken Sprunggelenk durchgetreten.
Was bringt einen so offenkundig genialen Fußballlehrer dazu, solch einen realitätsverlustigen Unsinn von sich zu geben? War es die Niederlage gegen den alten Erzfeind Guardiola? Nur Frust darüber, dass der Supercup der einzige internationale Titel bleibt, der auf seiner Visitenkarte fehlt? Könnte man meinen. Aber das Interview ist gefühlt Folge 2351 in der Seifenoper Mourinho gegen die Unparteiischen. Es ist ein Muster fast wie bei einer Sucht, die Schuld für Niederlagen bei allen möglichen höheren Mächten, aber nie bei sich selbst zu suchen. Woher kommt diese Vorliebe für konspirative Umtriebe?
Dont dive
Als José Mário dos Santos Félix Mourinho die große europäische Fußballbühne betritt, reitet kurioser Weise sein Gegenüber auf einem vermeintlich ungerechtfertigten Platzverweis herum. Kein geringerer als Sir Alex Ferguson beklagt sich über eine rote Karte gegen Roy Keane im Achtelfinalhinspiel der Champions League 2003/2004. Den Unmut über die schauspielernden, gegelten Schönlinge vom FC Porto fönt er beim Handshake nach dem Spiel dem verdutzten Jungstar unter den Übungsleitern ins Gesicht.
Der Ire, der bei anderer Gelegenheit schon mal 10 cm über der Grasnarbe Schienbeine bricht oder den eigenen Nationaltrainer als "englische F***e" tituliert, sei Opfer seines schlechten Rufes geworden, meint der bärbeißige Schotte. In Wahrheit war Keane bei dem Versuch ertappt worden, auf Vítor Baías Hüftknochen einen Abdruck seiner Stollen zu hinterlassen. Ferguson entschuldigte sich später. Aber die Strategie, die Kritik an Leistungen auf dem Platz mit der Eröffnung von Nebenkriegsschauplätzen abzubiegen, hatte offenbar Eindruck bei Mourinho hinterlassen.
Student des Spiels
So nennt Mentor Bobby Robson seinen Schützling Mourinho. Der aber beschäftigt sich nicht nur mit Spielsystemen, abkippenden Sechsern, polyvalenten Spielern oder mannorientierter Raumdeckung. Was ihn interessiert, sind die psychologischen Aspekte des Sports und die Frage, wie man eine Mannschaft zu einer unverbrüchlichen Gemeinschaft schmiedet. Von Anfang an folgt er dabei zwei Maximen. Den Druck von seinen Spielern auf sich selbst zu lenken und sich und seine Mannschaft mit virtuellen Feinden zu umgeben, die man nur mit eisernem Zusammenhalt auf Distanz halten kann. Psychiater würden wohl von der Kreation einer Wagenburgmentalität sprechen.
Mit unflätiger Arroganz erweckt er seit Beginn seiner Karriere den Eindruck, dass man ihm und seiner jeweiligen Mannschaft Siege und Erfolge nicht gestattet, um sich nach gewonnener Schlacht weniger im eigenen Erfolg als im Neid seiner vermeintlichen Gegner und Feinde zu suhlen. Gerade so, als wären die Siege am schönsten, die einem keiner gönnt. "I've won finals, I've won titles, but this is the best", gibt Mourinho im April 2010 zum besten. Da hat er gerade mit Inter Mailand mit neun Mann am eigenen Strafraum ein 0:1 in Camp Nou verteidigt und nach einem in der Tat unberechtigten Platzverweis das Champions League Finale in Madrid erreicht. Mourinho sagt ganz offen, dass er Feindbilder braucht, um aus sich und seinen Teams die bestmögliche Leistung herauszukitzeln. Die Kabbeleien mit dem Jahrhunderttrainer der Red Devils waren nur der Betatest. Der Fußballtodesstern des Han Solo des runden Leders trägt blaugrana.
Mes que un Gegner
Die Nemesis des Jose Mourinho war eigentlich seine erste große Fußball-Liebe. Sein Freund Bobby Robson hatte den "gutaussehenden kleinen Mann" (BR über JM) bei Sporting Lissabon Anfang der neunziger Jahre als fußballaffinen Dolmetscher schätzen gelernt. Als der geadelte Brite beim FC Barcelona 1996 das schwere Erbe von Johan Cruyff antritt, nimmt er Mourinho mit nach Katalonien.
Mourinho, der nicht nur fließend portugiesisch und englisch, sondern auch spanisch parliert, verhilft dem multilingualen Starensemble gemeinsam mit Robson zum Sieg im Europapokal der Pokalsieger. In Barcelona tuschelt man bis heute, eigentlich sei Mourinho in enger Abstimmung mit einigen Führungsspielern für die taktische Ausrichtung der Mannschaft verantwortlich gewesen. Einer derer, mit denen der ehrgeizige Übersetzer auffällig häufig die Köpfe zusammensteckt, ist ein gewisser Josep Guardiola i Sala.
Der 1997 angeheuerte Louis van Gaal scheint das Gerede für bare Münze zu nehmen und befördert den bis heute im Camp Nou als "Traductor" Geschmähten zum Co-Trainer. Womöglich nimmt der pathologische Züge tragende Hass auf die Konzeptfußballer in blau und kaminrot in dieser Zeit seinen Anfang. Van Gaal beschert Barca 1998 zwar die erste Meisterschaft seit vier und das erste Double seit 39 (!) Jahren. Doch im Umfeld des Clubs wird genörgelt, das Zusammenkaufen der halben Elftal sei Verrat an den Barca-Ausbildungs-Idealen. Die Idee, dass es nicht nur auf die Zahl von Siegen und Titeln, sondern auch auf den dabei gepflegten Stil und die Identifikation mit einer größeren Idee ankomme, erscheint Mourinho auf seltsam bodenständige Weise überheblich. "Eure Aufgabe ist nicht, Spieler des FC Chelsea zu sein. Eure Aufgabe ist zu gewinnen", wird er später John Terry und Co. wissen lassen.
Den Aufstieg zu einem der besten Trainer Europas schafft Mourinho aber unbehelligt von dem katalanischen Ausbildungsverein. Der FC Barcelona ist um die Jahrtausendwende irrelevant. Während Mourinho wie ein HB-Männchen vor Alex Fergusons Bank umherspringt und die Champions League 2004 nach Porto holt, quält sich Barca auf den Trümmern der zweiten van-Gaal-Ära durch den Cup der Verlierer.
Morddrohungen sind kein Spiel
Das erste Zusammentreffen von Mourinho mit der alten Liebe, die wohl doch rostet, findet im Februar 2005 statt. Der schwedische Schiedsrichter Frisk stellt Mourinhos Lieblingsschüler Didier Drogba vom Platz, nachdem der dem jungen Victor Valdes den rechten Fuß in den Unterleib rammt. Drogbas relativ freundschaftliche Gesten vor seinem Abgang sollen wohl ein relativ brutales Foul zu einem Missgeschick umdeuten und das Gift aus dem Spiel nehmen. Aber Deeskalation ist im mind-games-Matchplan von Mourinho nicht vorgesehen.
Die angeblich krasse Fehlentscheidung, nach der Barca aus einem 0:1-Rückstand gegen Chelsea noch einen knappen Sieg macht, ist das Krönungszimmer in der blauen Wagenburg. Der in gelb gekleidete, schwarze Mann ist nur williger Vollstrecker der großen UEFA-Verschwörung gegen seinen Chelsea FC. Den mit russischem Oligarchengeld zusammengekauften Haufen darf man nicht über den mit Masia-Schülern gespickten heiligen FC Barcelona triumphieren lassen. Zum Beleg gibt Mourinho die vermeintliche Beobachtung seines Co-Trainers an die Medien weiter, Barca-Coach Rijkaard sei in der Halbzeit in der Kabine des Schiedsrichters gewesen. Das lässt sich durch nichts belegen, aber die dreiste Manipulationsanklage verfehlt ihre Wirkung auch bei Verrückten nicht. Frisk erhält Morddrohungen und tritt zurück.
Viel wichtiger für Mourinho ist aber: seine Mannschaft ist elektrisiert. "Er sagte uns, Ihr könnt heute nicht ausscheiden und wir glaubten ihm jedes Wort", erzählt John Terry hinterher von der Sitzung vor dem Rückspiel. Chelsea gewinnt 4:2 und steht im Viertelfinale. Mou ist elektrisiert. Die Dämonisierung des Gegners, die unter anderen Umständen paranoid wirkende Einschätzung, von Missgünstlingen umzingelt zu sein, funktioniert.
Übertreibung und die Chance zur Katharsis
Die ständige Opferhaltung wird zur fixen Idee. Liverpool schaltet Mourinhos Chelsea zwei Jahre später nur durch ein natürlich absichtlich herbeigeführtes Wembley 2.0-Tor aus. Wie ein Schmied auf Kalteisen hämmert er verbal auf die Journallie ein "They did not score, they did not score". Es hat etwas Autosuggestives, wie sich Mourinho Jahr um Jahr als Opfer dunkler Machenschaften um den längst verdienten zweiten Königsklassentriumph gebracht sieht. Die ziemlich peinliche "Por qué?"-Anklage Jahre später schmückt er sogar mit Fehlentscheidungen aus, von denen er gar nicht betroffen war wie der Katastrophenleistung von Ovrebo 2009 oder dem van-Persie-Platzverweis gegen Barcelona Jahre später.
Vielleicht wäre aus Mourinho doch noch ein anderer geworden. Vielleicht hätte er seinen Frieden mit der Fußballwelt gemacht. Hätte er nach dem Ende seiner Liebesaffäre mit den Blues nicht zum ersten Mal in seiner Karriere Zurückweisung erfahren.
2008 bewirbt sich Mourinho mit einer dem Vernehmen nach beeindruckenden Präsentation um den Job als Cheftrainer in Barcelona. Doch dem charismatischen Titelhamster wird angeblich ohne Begründung ein vermeintlich linkischer Jungspund vorgezogen, der zuvor nur die zweite Mannschaft in Barcelona trainiert hat. Guardiola macht aus den strauchelnden Blaugrana eine der größten Mannschaften der Geschichte und holt 14 Titel in vier Jahren.
Hes not liked because he wins
Mourinho lässt seine Talente von Moratti kaufen und geht in die darbende Serie A. die zwei Meistertitel mit Inter sind in Zeiten, in denen Juventus mit den Folgen des Zwangsabstiegs kämpft, so wertvoll wie der schottische Titel 2013 für Celtic Glasgow.
Auch in Italien eckt Mourinho an. Und nicht nur weil er gewinnt, wie Mäzen Moratti insinuiert. Das großkotzige Auftreten pikiert das Establishment. In einem Land, in dem Trainer als Lehrer und Erzieher, ja als Vorbilder ihrer Schützlinge gelten und respektvoll Mister genannt werden, kommt die rotzlöffelige Art des Berufsjugendlichen nicht gut an.
Aber die Magie des Spielerverstehers ist ungebrochen. Der Neid auf das konkurrenzlose Inter macht es ihm einfach, seine Spieler an sich zu binden. "Wir gegen alle" ist ein glaubwürdiges Szenario bei schottischen Verhältnissen. Und ausgerechnet mit dem Verein, der glaubt, Titel könne man kaufen, ausgerechnet mit Inter Mailand erlebt Mourinho mit dieser Menschenfischerei den größten Triumph über Barca überhaupt. Das beste Spiel seiner Karriere, die schönste Niederlage überhaupt. Auch das geht nicht ohne Misstöne ab.
Ausgerechnet der Meister der abwegigen Ausrede will Fremdscham empfinden, als Guardiola die Hinspielniederlage auch auf die lange Busfahrt infolge des Vulkanflugverbotes schiebt. Und der Jubellauf über das ganze Spielfeld nach dem Rückspiel ist zwar längst nicht so provokant, wie er von einigen gemacht wird (die Auswärtsfans werden in Barcelona eben auf der Gegengeraden auf dem obersten Rang versteckt). Aber er erscheint nach dem Spielverlauf einfach unangemessen. Der Champions League Titel ist nur logisch. Ein Jose Mourinho verliert kein Endspiel. Nicht einmal gegen den alten Lehrmeister van Gaal.
I wanna coach Real Madrid...
...lässt Mou wissen und sein Wille ist selbst den Königlichen Befehl. Es scheint eine Hochzeit im Himmel zu sein. Der beste Coach beim besten Club mit einer galaktischen Mannschaft. Was soll da noch schiefgehen? Was? Alles! Der größte Club der Welt legt die Fehler im System Mourinho gnadenlos offen.
Schon der Anfangssatz ist ein Missverständnis. Mourinho will nicht Real Madrid coachen. Mourinho will aus Real eine weitere Zeile in seinem Lebenslauf machen. My way or the highway. Die Verzweiflung an Standorten wie Porto oder Chelsea, aus der heraus sie sich einem Trainer Untertan machen, ist den Königlichen völlig fremd. In Madrid mag man sportlich in der Krise sein im Jahr 2010. Am Status als größtem Club der Welt ändert das nichts.
Die Philosophie, die er woanders prägen konnte, und die in nichts als dem Sieg bestand, ist hier vorgegeben. Abgesehen davon, dass Mourinho noch nie etwas von einer Idee hielt, die größer ist als der Tageserfolg. Die königliche Identität ist schwammiger als in Barcelona und vielleicht auch deshalb für Mourinho nie zu verstehen. Die Noblesse und manchmal affektierte Zurückhaltung, mit der man den Verein zu repräsentieren hat, geht dem Derwisch völlig ab.
Dem Startrainer brechen hier die zwei Säulen seines Erfolges in der Menschenführung weg. Natürlich sind in Spanien alle gegen Real Madrid. Das hat politische Gründe, aber es hängt auch mit dem Status als Vorzeigeclub des Landes bzw. der ganzen Welt zusammen. Aber in Madrid will man nichts von Wagenburgen hören. In Porto, in Chelsea, selbst in Mailand mögen sie ihn dafür geliebt haben, alles und jeden anzubellen wie ein Hund den Mond. Real ist selbst der Fixstern des spanischen Fußballs. Man hat Erfolg mit schönem Fußball und benimmt sich dabei königlich. Real Madrid hat keine Feinde. Feinde sind gleichrangige Gegner. Real hat Opfer und Neider. Und niemand ist auf Augenhöhe. Der Verein ist nach Selbstverständnis größer als alles andere und deshalb gleichzeitig der meistgehasste und meistgeliebte in Spanien, ja auf der Welt. Aber darüber spricht man nicht. Man erzählt ja auch nicht jeden Tag, dass die Erde keine Scheibe ist.
Die Selbstinszenierung einer angeblichen journalistischen Hexenjagd wirkt hier fehl am Platze. Erst recht wenn man sie personalisiert und auf den Trainer Mourinho zuschneidet. Man boykottiert in Madrid nicht die Presse. Das mag anderswo als rebellischer Akt des Teambuilding durchgehen. Hier ist das nichts als ein Zeichen von Schwäche. Nichts und niemand ist eben größer als Real, auch nicht die im Verein handelnden Personen. Deshalb rutscht der Trainer der Königlichen auch nicht in einem Maßanzug auf Knien über den Rasen. Schon gar nicht, um einen Sieg in der Champions League Vorrunde zu feiern. Und vor allem: nur Schwächlinge aus Sevilla, Salamanca oder Barcelona schimpfen auf Schiedsrichter oder widrige Umstände. Mit seinen Konspirationstheorien lenkte er nicht Druck von der Mannschaft auf sich. Mourinho blamierte einfach nur den Verein.
Noch wichtiger aber: Mourinho konnte das Team nicht zusammenhalten. Niemand ist vom Klischee der 11 Freunde so weit weg wie die Mannschaft in Madrid. Hier sind 25 bis 30 Ich-AGs unterwegs, die ständig fusionieren und sich wieder trennen. Die schweißt man nicht mit Märchen von der bösen Welt da draußen hinter dem Bernabeu zusammen. Die Mannschaft ließ sich nie auf Mourinho einschwören. Einen Plan B aber hatte der Menschenfischer offenbar nicht. Stattdessen fing er einen Kleinkrieg mit Teilen der Mannschaft an. Mal kanzelte er öffentlich Nachwuchsspieler ab. Dann vergrätzte er Sergio Ramos, weil er dessen Busenfreund Özil ohne Anlass anzählte und auf die Bank setzte. Am Ende vergriff er sich sogar am heiligen Iker.
Man hätte ihm das alles noch verziehen, hätte er la decima geholt. Aber als er zum dritten Mal in Folge im Halbfinale der CL ausschied und anschließend die von ihm in großen Spielen generell verabscheute rote Karte für unabsichtliche Handspiele forderte, war selbst das Mitleid aufgebraucht.
Chelsea 2.0
Der Supercup zeigt: Mourinho hat aus dem gescheiterten spanischen Abenteuer nichts gelernt. Statt die Lehren aus der Übermotivation zu ziehen, mit der er seine Spieler in großen Spielen offenkundig infiziert, lässt er Chelsea gegen die Bayern mit Pitbullattitüde Knochen brechen, um anschließend die große Larmoyanz zur Wierderaufführung zu bringen. Totale Autosuggestion. Er ist und bleibt ein großer Trainer. Aber er liebt das Spiel weniger als sich selbst. Und wohl deshalb liebt das Spiel in den großen Schlachten oft die anderen.
Also, das kann man jetzt glauben oder es lassen: ich habe die Doku nicht gekannt. Hab sie mir jetzt aber angesehen und kann verstehen, wie man auf die Idee kommt, ich hätte sie „reproduziert". „Student des Spiels" ist die Übersetzung von Wolff Fuss, die ich irgendwann mal gehört habe, als er die CL kommentiert hat bei SAT 1. Das ist also geklaut, wenn man das bei einem (übersetzten) Zitat so sagen will. Ich fände es schon angemessen, so was wenigstens in Frageform anzubringen statt ungeprüft so einen heftigen Vorwurf zu erheben.
Zur Sache ist eigentlich alles gesagt, ich kann jetzt auch gar nicht auf alles eingehen. Nur soviel: Mourinho ist ein großer Trainer. Steht so auch im Blog und ich wollte und will das nicht bestreiten. Er hat in vier Ländern mindestens zwei große Titel geholt, ich weiß gar nicht, ob das jemand anders geschafft hat. Seine Titelsammlung insgesamt spricht sowieso für sich. Jeder Trainer spielt auch eine gewisse Rolle. Er will eine Mischung aus Rüpel und verfolgter Unschuld geben. O.k. Ich fand und finde das auch durchaus unterhaltsam. Aber die Verschwörungstheorien sind unangemessen. Und das Gemosere über Schiedsrichter sowieso. Dabei bleibe ich. Ich finde, er macht sich mit solchen Albernheiten viel kaputt, gerade weil er es überhaupt nicht nötig hat.
Er beleuchtet wirklich mal die Hintergründe ohne sich vor dem Mythos "alles was Mou anfasst wird zu Gold" zu scheuen.....
Kritiker die meinen "Es war auch seit langem die erste Trainerstation bei der er es über 2 Jahre ausgehalten hat...." sollten besser selber mal genauer recherchieren....
Porto 3 Jahre
Chelsea 4 Jahre
Inter 3 Jahre
Real Madrid 3 Jahre
Kritiker die meinen es wäre eine Leistung mit Real Madrid in 3 Jahren 1x mal Meister zu werden und 3x im CL-HF zu scheitern sollten sich mal Fragen was der Anspruch von Real Madrid ist oder evtl. mal Leute wie Schuster (Meister) oder Heynkes (CL-Sieger) dazu befragen....
Und ja, es sind schon viele Trainer bei Madrid gescheitert.. trotz Erfolgen.... aber bei keinem hat die Presse davon geschrieben das er nur noch mit 2-3 Spielern redet....
Mou ist sicher ein guter Trainer, aber um der beste zu sein, darf man in 3 Jahren bei Madrid schon mehr erwarten!
Und warum er da nicht mehr erreicht hat wird in diesem Blog wunderbar verdeutlicht....
Ich bring mal wieder ein wenig Abwechslung ins Spiel und lobe einfach nur. Wusste schon vorher, dass mir das Ding gefällt, weils sich mit Mourinho beschäftigt. Da hat man immer Chancen bei mir :D
Auch wenn du das ganze etwas negativer bewertest als ich das tun würde, drückt dein Blog so ziemlich genau das aus, was mich an Mourinho so begeistert: Dass er, obwohl er sich der Absurdität einfach bewusst sein muss, stoisch bei seiner Version der Geschichte bleibt und die immer gleichen Absurditäten immer wieder herunter betet - herrlich!
Danke für den Blog jedenfalls. Und danke für den Dokutipp :D
Außerdem meine, ich dass er bereits nach van Gaal abgewiesen wurde bei Barca und eigentlich da schon vom Co-Trainer auf den Chefsessel wechseln wollte, aber da bin ich mir nicht ganz sicher. Aber seit langem mal wieder einen Blog, den ich durchgelesen habe und sehr informativ (wenn auch etwas sehr negativ) sowie sehr gut geschrieben fand!
Und Guardiola? Gewinnt mit dem besten Verein der Welt und geht dann zu einem Verein, der diesem sportlich kaum etwas nachsteht...