Vorwort: Blog hat etwas Überlänge, aber wenn ich nicht tiefer in die Materie gegangen wäre, hätte sich der ganze Blog nicht gelohnt. Ich hoffe, das hält euch nicht vom Lesen ab, viel Spaß!

Die Vorbereitung der Bundesliga-Vereine läuft auf Hochtouren. Es wird um Stammplätze gefightet, die verzweifelten Manager haben den Transfermarkt abgegrast um die letzten Lücken im Kader noch zu schließen. Die Bayern stehen im Fokus: Badstuber und Müller stehen sensationell auf dem Sprung unter Diktator van Gaal, van Buyten wird wieder Turm in der Schlacht und Ribery genießt seine Narrenfreiheit bei den Münchnern in vollen Zügen. Zudem gelingt es Schalke auch diesen Sommer nicht eine ruhige Vorbereitung zu absolvieren…

Eigentlich alles wie immer. Die Schlagzeilen kurz vor dem BuLi-Start ähneln sich von Jahr zu Jahr. Doch diese Saison wird nicht nur von den BuLi-Vereinen dominiert werden. In einem knappen Jahr (11.07.2010) findet das WM-Finale in Johannesburg statt und somit liegt es an jedem einzelnen Profi für sich Eigenwerbung zu betreiben. "Deutschland sucht den Superkader" könnte man es nennen: ein Casting über eine Saison steht auf dem Programmplan. Juror ist dabei nicht Dieter Bohlen und das Ganze wird auch nicht per Telefon-Voting vom Volk entschieden. Nein, die Qual der Wahl (oder das Privileg) den Kader zu bestimmen hat Joachim "Jogi-Bär" Löw, seines Zeichens Teamchef der DFB-Auswahl. Vorteil für die Kandidaten: es sind ganze 23 Plätze, die zu belegen sind. Nun gut, das Ganze ist sicher positionsabhängig. Sprich: es ist abzusehen, dass 3 Torhüter, ca. 8 Verteidiger, ca. 8 Mittelfeldspieler und ca. 4 Stürmer im Aufgebot stehen werden. Da sich bekanntermaßen nun aber mehr als 23 deutsche Spieler Hoffnung auf ein Ticket zur WM in Südafrika machen, steht die anstehende Spielzeit 09/10 auch im Zeichen des angesprochenen Castings. In meinem Blog setze ich mich mit der Ausgangssituation ein Jahr vor der WM auseinander und werde die Chancen einzelner Spieler hinterfragen.

Anfangen möchte ich mit dem wohl härtesten deutschen Konkurrenzkampf: der Torhüterposition. Denn hier stehen nur 3 Plätze zur Verfügung, zudem kommt es hier darauf an wer die Nr.1 ist, eine Rotation ist nahezu ausgeschlossen. Also nur ein Platz an der Sonne bei einer Reihe hungriger Kandidaten. Nachdem vor 4 Jahren bei der heimischen Weltmeisterschaft ein Zweikampf zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann (Sieger war der Zweitgenannte) ausgerufen wurde, stehen nun nämlich deutlich mehr Kandidaten zur Auswahl. "Ein Torwart-Problem hatten wir Deutschen noch nie", sagt der Volksmund und das würde ich gar nicht mal anzweifeln. Aber wir stehen vor einem Umbruch, denn die möglichen Keeper sind zum Teil über 10 Jahre jünger als die Herren "Titan" und Lehmann. Schauen wir uns die Teilnehmer von Jogis Torwart-Casting mal genauer an…



Beginnen wir mit dem Weltenbummler aus der niedersächsischen Landeshauptstadt. Gestatten, Robert Enke: Keeper und Kapitän von Hannover 96, bisher 7 A-Länderspiele. Er ist der Beweis, dass man nicht gleich ein Rummelarbeiter sein muss, auch wenn man sich in einer Schießbude befindet. Tauschen möchte sicherlich keiner der Kandidaten mit dem stets besonnen wirkenden Enke, dessen Vorderleute allein in der Rückrunde der letzten Saison 125 (!) Großchancen zuließen. Somit hab ich schon die Erklärung vorweg genommen, warum der Keeper mit den meisten Rückrunden-Gegentoren der BuLi (35 Stück) überhaupt als bester deutscher Torwart in Frage kommen kann. Ihm ist es wohl zu verdanken, dass man in Hannover diese Saison Clubs wie Bayern und HSV empfangen darf und nicht nach Paderborn und Oberhausen eiern muss. Ein weiteres Plus ist, dass man in seinen bisherigen Länderspielen einen guten und souveränen Eindruck feststellen konnte. Beim 2:0-Sieg gegen Wales (vllt. erinnert sich noch der ein oder andere) konnte man ihm sogar eine großartige Leistung bescheinigen. Für ihn spricht zudem, dass er von den Kandidaten im engeren Kreis der Mann mit der größten Erfahrung ist. Er ist der Älteste mit 31 und ist auch schon im europäischen Fußball rumgekommen. Stationen wie Benfica Lissabon oder "glory" FC Barcelona lesen sich natürlich glänzend auf jedem fußballerischen Lebenslauf. Hier folgt allerdings ein großes "Aber", denn: auf seinen internationalen Streifzügen schaffte er es kaum sich durchzusetzen, regelmäßige Spielzeiten Fehlanzeige. Auch Champions League- und UEFA-Cup-Erfahrung fehlen ihm im Vergleich zu einem Großteil der Konkurrenz. Ob so einer nun der richtige Mann für ein solch großes Turnier ist, ist schwer zu sagen. Man kann ihn vielleicht als Spätstarter bezeichnen, denn bei seinem jetzigen Stand ist er ein heißer Anwärter auf die Torwart-Position. Und sind wir mal ehrlich: mit seiner ruhigen, unkomplizierten Art passt er irgendwie zu Starjuror Jogi Löw…

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