Unruhe. Ständige Medienpräsenz. Reporter am Zaun beim Training, Kameras und Fotoapparate, Schreibblöcke, Smartphones, Laptops. Alltag für die Bundesligafußballer, ganz besonders in unruhi-gen Zeiten - und die gab es und gibt es auch weiterhin reichlich, auch wenn die Schalker in den letzten Wochen eine Oase der Ruhe zu sein schienen. Selbst die spielerisch derbe Niederlage gegen den Rekordmeister aus München konnte nichts daran ändern, dass auf Schalke die Zuversicht herrschte, dass man auf eine goldene Zukunft zusteuerte. Den Abgang von Raúl mit jungen Talenten und geschickten Transfers aufgefangen, in der Champions League auf Kurs, in der Bundesliga als Bayern-Jäger Nummer eins in Position, als Sieger aus dem Revierderby hervorgegangen - die „Knap-pen" hatten jede Menge Grund, positiv zu denken.

Eine unangenehme Niederlage in Hoffenheim, einen glücklichen Sieg gegen Bremen und eine noch viel unangenehmere Niederlage gegen Leverkusen später sieht die Lage in Gelsenkirchen mitt-lerweile nicht mehr so rosig aus - was aber nicht einmal etwas mit der sportlichen Situation, sondern vielmehr mit der Stimmung bei den Königsblauen zu tun hat. Huub Stevens, der zwischenzeitlich gegenüber den Medienvertretern viel entspanntere Gesichtsausdrücke präsentierte, ist zurück im guten, alten Knurrer-Modus. Bei der Leistung, die seine „Jungens", wie er die hochbezahlten Profis nennt, gegen die Leverkusener zeigten, ist das allerdings auch kein Wunder. Unkonzentriert und fahrig, mit einer katastrophalen Fehlpassquote und ohne Ideen im Aufbauspiel waren sie mit dem 0:2 noch bestens bedient, denn bis auf ein kleines Aufbäumen in der ersten Hälfte, das man mit etwas gutem Willen als Torchance bezeichnen könnte, gab es nach vorne keinerlei Offensivmöglichkeiten zu vermelden. Wie auch, wenn bereits im Aufbauspiel der Ball andauernd verloren wird?

So wurden Holtby und Farfán denn auch in die Kabine zum „Cooling Down" beordert, das sich nicht nur auf die muskulären, sondern auch auf die psychischen Anstrengungen bezogen haben dürfte. Holtby wirkt immer mehr überfordert mit der Drucksituation, während laufender Vertragsverhandlungen gute Leistungen auf nationaler wie internationaler Ebene abrufen zu müssen. Gleiches gilt für Klaas-Jan Huntelaar, der zwischen all den kolportierten Angeboten aus England, Italien, Spanien und Deutschland auf der Suche nach seiner Bestform und dem Torhagel der vergangenen Saison ist. Seitdem in den Medien die Vertrags- und Verhandlungslage immer wieder zum Thema wurde, ist Sand im Getriebe bei Schalkes Offensivmaschinerie. Fallen dann noch vermeintliche Topleute wie Ibrahim Afellay oder Julian Draxler wegen Verletzungen oder Formschwächen aus, dann wird es für Schalke im Vorwärtsgang schwer - das ist eine weitere, bittere Erkenntnis aus dem Leverkusen-Spiel. Auch Jefferson Farfán vermochte der Mannschaft keine Impulse zu geben, gilt aber andererseits auch nicht als geborener oder anerkannter Führungsspieler, sondern eher als sensibler Flügel-flitzer, der besonders brilliert, wenn auch neben ihm gute (Spiel-)Laune herrscht.

Huntelaars Berater wurde derweil so zitiert, dass sich der Niederländer innerhalb der nächsten 45 Tage entscheiden wolle, also bis zum Jahresende. Spätestens dann sollte auch Holtby für sich persönlich klar haben, wo er denn gedenkt, in der nächsten Saison Fußball zu spielen. Sonst wird das für beide eine ziemlich lange zweite Saisonhälfte auf Schalke.