28.03.2011 um 23:28 Uhr
Legends of Sport (10)
Wenn man bei einer Leitathletik WM beim Stabhochspringen zusieht, dann ergibt sich manchmal ein arg erstaunliches Bild. Da scheitern die Herren der Zunft schon mal an 5, 80m. Eine Höhe wo der absolute Meister des Sprungsportes mit der elastischen Stange, noch garnicht angefangen hat mitzuspringen. Die Rede ist natürlich von:
Sergej Nasarowitsch Bubka
Nicht falsch verstehen, 5.80m sind schon beachtlich, ich würde wohl keine 4m schaffen. Aber wenn da einer jahrelang den Sport dominiert hat, die 6m reihenweise knackte und selbst 12 Jahre nach seinem Karriereende noch als Weltrekordhalter ganz oben an der Spitze steht, dann fragt man sich schon mal: "Warum schafft das kein anderer?".
Ist es Technik? Purer Wille? oder doch außergewöhnliches Talent? Wenn man Bubka bei seinen Sprüngen einmal zugesehen hat, dann kommt man unweigerlich zu einer Erkenntnis: Es sind alle 3 Attribute zusammen. Eine ganz außergewöhnliche Mischung.
Wenn man einmal die Stangenkammera ansieht, stellt man erstaunt fest, das selbst bei Sprüngen über 6m und höher immer genügend Platz zwischen Körper und Stange ist um noch einen Müllsack durchzuquetschen.
Hätte er an einem guten Tag auch die 6.30m überqueren können? Wer weiss.
Aber wie bei jedem erfolgreichen Athleten, steht auch hinter Sergej Bubka ein erfolgreicher Trainer. Vitali Petrov nahm den 10jährigen Sergej 1974 unter seine Fittiche und überredete ihn, weg von seinen Eltern, nach Donetzk zu ziehen. Petrov und seine Frau wurden wie Zieheltern für den kleinen Jungen.
Völlig untypisch für die damaligen Verhältnisse in der UDSSR, arbeitete Petrov viel mit Regeneration und Analyse, statt Druck und Drill.
Bubka war der erste, der mit einem nicht biegsamen Stab übte. "Man kann technische Fehler bei einem normalen Stab ganz gut kaschieren. Aber ein nicht biegsamer Stab verzeiht nichts und es tut höllisch weh. Man lernt ganz schnell, das es ein riesen Unterschied ist ob man die Stange auf 4.20m oder 4.25m hält"
Auch den Crossover zu anderen Sportarten wie Gymnastik und Kugelstoßen gehörten zum Programm. Sergey und Vitaly ergänzten sich zur Vollkommenheit. So verwundert es auch nicht, dass Bubka und seine Frau Lilly ihren ersten Sohn Vitaly nannten.
35 Weltrekorde hat Bubka in seiner Karriere zwischen 84 und 99 aufgestellt. 45 mal hat er in einem offiziellen Wettbewerb die 6m übersprungen. Zum Vergleich: Alle anderen Springer zusammen, die jemals im offiziellen Stabhochsprung gewertet wurden, haben nur 42 Übersprünge geschafft.
Zwischen den Jahren 84 und 94 verbesserte er seine eigenen Weltrekorde Zentimeter um Zentimeter und führt die Chronologische Liste der Entwicklung auf den ersten 16 Plätzen unangefochten an.
Dabei ist der Trick laut Bubka ganz einfach: "Der ausschlaggebende Faktor ist es, die Energie über den gesamten Körper in den Stab zu transferieren.
Arm, Schulter, Hüfte, Rücken und Beine. Aber wenn der Stab sich biegt und der Springer ist noch am Boden, ist es schon zu spät. Die ganze Energie geht verloren und in die Stabbox am Boden. Der Moment des Abhebens ist extrem kurz, sagen wir nicht mehr als eine hundertstel Sekunde vom Moment des Absprungs und dem andocken des Stabes in der Box. Aber dieser kurze Moment macht den Unterschied der es dem Athleten erlaubt seine Ergebnisse zu verbessern" ... noch Fragen?
Im Jahre 1993 machte er sein Meisterstück, als er in Donetzk, Ukraine, die unglaubliche Höhe von 6.15 übersprang und damit den Hallenweltrekord setzte. Nur um ein Jahr später in Sestriere, Italien, auch den Outdoor Weltrekord auf 6.14m zu stellen. Beide Rekorde sind bis heute ungefährdet.
Heute hat Bubka eine Leitatletikschule in der Ukraine und ist außerdem Mitglied des IOC.
Als Bubka letztes Jahr im alter von 47 Jahren von einem französischen Reporter gefragt wurde: "Wenn sie heute ohne Training einen Stab in die Hand nehmen und springen würden, wie hoch würden sie kommen? Wären 5, machbar?"
Bubka: "Machen Sie Witze? 5m sind einfach. Mit Sicherheit über 5.50m"
Ich glaubs ihm!
Übersicht Legends of Sport
Aufrufe: 6157 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 7 | Erstellt:28.03.2011
ø 10.0
KOMMENTARE
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29.03.2011 | 17:36 Uhr
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Rundherum gelungen!
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21.02.2012 | 16:45 Uhr
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Sehr gute Wahl Wahl für die "Legends of Sport" und super umgesetzt!