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07.03.2011 um 23:20 Uhr
Legends of Sport (9)
Als Robert Langdon in "The Davinci Code" auf der Flucht bei seinem vermeintlichen Freund Sir Leigh Teabing unterschlupf sucht, stellt dieser ihm 3 Fragen als einen "Test of Honour". Die Finale Frage lautete: "In which year did a Harvard sculler outrow an Oxford man at Henley?" Die Antwort: "Surely such a travesty has never occurred". Und auch wenn es sich nur um einen Film handelt, der Stolz der Engländer auf ihren Rudersport ist gross. Schon in jungen Jahren, werden die Knirpse mit dem kühlen Nass vertraut gemacht und wenn es dann auf die Universität geht, dann nimmt der sehr wettbewerbsreiche Sport schon fast professionelle Züge an. Aber der, welcher diesen Sport über 16 Jahre dominiert hat, ist nie auf einer dieser Unis gewesen.

Sir Steve Redgrave


Little Steve hatte schlicht nicht die Vorraussetzungen um auf die sehr Elitären englischen Colleges zu gehen. Eine Legasthenie verwehrte ihm schon in der Schule, eine Fremdsprache zu lernen. Stattdessen musste er sich Nachhilfe in Englisch geben lassen.

Wie stark diese Lese-Rechtschreibschwäche ist, kann man anhand eines Erlebnisses aus seinem späteren Leben erkennen. Als seine erste Tochter das Alphabet lernte und Holzbuchstaben aus der Schule mit nach Hause brachte, nahm Steve ein "a" in die Hand und stellte erst auf Hinweisen seiner Frau fest, dass er es falsch herum hielt.

Sein Nachhilfelehrer an der Great Marlow School, Francis Smith, nahm ihn unter seine Fittche. Davon beeindruckt, dass der Lehrer ihn nicht unter Druck setzte, sonder ihn motivierte und den Unterricht spielerisch gestaltete, verbesserte er sich schnell. Und er nahm das Angebot an, einmal bei einem Schnuppertag beim Marlow Rowing Club teilzunehmen. Eben jenem Ruderklub, bei dem Smith als Kapitän des 8er Bootes mitwirkte. Heute sagt er zu diesem Angebot: "Klar wollte ich gehen, denn das hiess Schulfrei. Dafür hätte ich alles getan".

Der 1962 in Amersham geborene Redgrave begann nach der Schule eine Ausbildung zum Bauarbeiter. Sollte er doch den Baubetrieb seines Vaters einmal übernehmen. Dumm nur: Die Firma ging 83 pleite. 1 Jahr vor den olympischen Spielen in Los Angeles. Da Redgrave aber nie aufgehört hatte zu rudern und auch bei Jugendrennen sehr oft gewann, wagte er den Schritt sich vollendens auf das Rudern zu konzentrieren. 4 mal täglich Training, jeweils 1 3/4 Stunden.

Mit dem 4er mit Steuermann zeigte das Brittische Team einen Kraftakt im Finale, als sie das stark favorisierte amerikanische Team noch im Schlussviertel überholten. Die letzten 500m sollten nicht zum letzten mal zur Stärke von Redgrave werden. Die Bilder des damaligen Rennen, sehen heute aus wie antike Aufnahmen.



Auch bei den Spielen 1988 startete er wieder. Diesmal im 2er zusammen mit Andy Holmes. Diesmal erwartete aber niemand eine Wunderleistung. Zu stark war die deutsche Dominanz (9 Goldmedaillen bei diesen Spielen im Rudern, 8x DDR und 1x BRD). Aber er tat genau das, was ihm sein Mentor mit auf den Weg gab: "Verlass dich auf deine Stärken, behalt deine Schwächen im Auge, gib niemals auf und wenn es drauf ankommt, musst du explodieren"

Am Ende schaffte er das unmöglich geglaubte und hielt das Edelmetal in die Höhe. Und es sollte nicht das letzte mal sein. 5 mal in Folge gewann er zwischen 1984 und 2000 olympisches Gold. Bis heute nur von 3 anderen Athleten erreicht. (Birgit Fischer - Kanu, Aladár Gerevich - Fechten und Pál Kovács auch Fechten).

Die 3. erwarteten dann alle, denn mitlerweile hatte sich der junge Bursche zu einem Mann mit beachtlicher Statur entwickelt. 1.97 gross und 100 Kg schwer, mit dem Willen eines Löwen ausgestattet und technisch so fit wie kaum ein anderer. Natürlich enttäuschte er niemanden. Überhaupt war dies seine dominanteste Zeit. Zwischen 91 und 97 wurde er 5 mal Weltmeister im 2er. In diesen Jahren sass sein treuer Teamkamerad Matthew Pinsent immer in seinem Boot. Der Oxford Graduant mit einer eigenen sehr beeindruckenden Laufbahn, hatte für seinen Kapitän aber selbst nur bewundernde Worte übrig: "When I was with Steve, we reckoned we could get up to top speed in about a month"

So überraschte es auch niemanden, als er 96 vor den Spielen in Atlanta sagte: "Wenn wir so gut rudern, wie wir können, sehe ich niemanden der uns schlagen kann". Gefolgt von Steve: "Wenn wir olympisches Gold gewinnen wollen, liegt die Entscheidung fast ausschliesslich bei uns".



Nach der 4. Goldmedaille in Atlanta fühlte er sich leer und ausgepowert. Kein Jahr später sollte sich herausstellen, dass er da schon an den ersten Erscheinungen einer Diabetes Erkrankung litt.

Ein ernüchternder Moment beim Arzt, sagte er später in seiner Bigrafie (Inspired) "Ich dachte meine Karriere war vorbei. Als ich beim Doc saß und auf den Moment wartete wo dieser sagt 'Okay, dein Leben verändert sich jetzt' und am Ende des Gespräches aber sagte 'Ich sehe keinen Grund, weshalb sie ihre Träume in 3 Jahren nicht verwirklichen könnten' war ich überrascht".

Von dieser positiven Denkweise angestachelt trainierte er mit dem Fokus auf seine 5. Goldmedaille. Er selbst spricht vom schwersten Training seiner Karriere, da es oft so verlief, dass er während des Trainings auf Hochtouren kam und am Ende wie vor die Wand gefahren zusammensackte. Auch da Redgraves Geheimrezept darin bestand, schneller als andere seinen Ruhepuls von etwa 60 Schlägen pro Minute auf plötzliche 140 anzuheben. Lange hatte er dafür trainiert um nun festzustellen, das genau diese Fähigkeit ihn jetzt auslaugte.

Aber er meisterte auch diese Hürde und trat zum Finale in Sydney an. Im 4er ohne Steuermann lagen sie von vorn herrein in Führung und Steve bewies wiedereinmal, dass die Klassische Bootsverteilung mit ihm nicht zählt. Normalerweise hat der "stern" das sagen. Dieser sitzt ganz vorn im Boot mit dem Rücken zur Ziellinie und gibt das Kommando. Nicht wenn Steve an 2. Position sitzt. Dieser schreit mit dem Organ eines Waldhornes und das ist im Team uneingeschränkt akzeptiert. Eine halbe Bootslänge vor den italienischen Europameistern, machte Redgrave seinen Traum wahr.

Auch dank einer simplen Weisheit: "Es ist egal, was du schon in der Schublade hast. Was zählt, ist was du am 23. Sept. abrufen kannst. Das ist alles". Natürlich meisterte er auch diese Prüfung und gewann seine 5. Goldmedaille bei 5 verschiedenen olympischen Spielen. Dazu insgesamt 9 Weltmeistertitel.

Wohl auch wegen dieser Leistung und seines vorbildlichen Characters wurde ihm ein Jahr später der "Knight Bachelor" Titel verliehen.

Eine wahre Legende seines Sports


Legends of Sport - Übersicht
Aufrufe: 3318 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 4 | Erstellt:07.03.2011
ø 10.0
KOMMENTARE
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GNetzer
08.03.2011 | 15:48 Uhr
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GNetzer : 
08.03.2011 | 15:48 Uhr
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GNetzer : 
Einfach eine klasse Reihe, Rodnox! Toll, wie du immer wieder auch unbekanntere Sportgrößen würdigst. Super Serie!
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Rodnox
08.03.2011 | 21:42 Uhr
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Rodnox : @GNetzer
08.03.2011 | 21:42 Uhr
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Rodnox : @GNetzer
Ich habe zu danken. Dafür, dass ihr die Blogs immer wieder auf Seite 1 verlinkt. Macht es durchaus einfacher sich zu motivieren.

Das es diesmal eher ein schwaches feedback gibt, liegt wohl in der Natur der Sache. Ein Engländer und zu dem auch noch einer der rudert ....
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GNetzer
09.03.2011 | 08:21 Uhr
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GNetzer : 
09.03.2011 | 08:21 Uhr
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GNetzer : 
Das siehst du richtig. Da hätten wir im Teaser schon Brüste versprechen müssen, damit die Massen hier aufschlagen
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Dr_D
09.03.2011 | 08:34 Uhr
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Dr_D : 
09.03.2011 | 08:34 Uhr
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Dr_D : 
Starker Blog in einer starken Reihe.

Der fehlende Zuspruch könnte daran liegen, daß im Rudern eben keine Bälle mit Füßen getreten werden und der Sport maximal alle 4 Jahre im Focus der Öffentlichkeit steht.

Ich schaue einmal im Jahr Rudern im TV. Ist so ein Achter Rennen auf nem Fluß. Lauter Studenten. Immer nur 2 Boote. Ein paar Zuschauer sollen auch da sein. Man nennet es Boot Rennen.
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SunnyB
26.04.2011 | 18:26 Uhr
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SunnyB : 
26.04.2011 | 18:26 Uhr
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SunnyB : 
sich mal schön die legenden-blogs von euch durchzulesen lohnt sich!

sogar dieser, wo ich doch was das Thema "Rudern" angeht total planlos bin
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