Es werde Fußball!

Erste Spieltage bergen für gewöhnlich Überraschungen in sich. Unbekannte Ex-Regionalliga-Kicker entpuppen sich als vermeintliche Wunderstürmer, Geheimtipps erweisen sich als Abstiegskandidaten und Abstiegskandidaten werden zu Geheimtipps. Typischerweise besitzen die Erkenntnisse des ersten Spieltags eine Halbwertszeit, die kürzer ist als die durchschnittliche Verweildauer Peter Neururers bei einem Bundesliga-Club. Stichwort: Momentaufnahme!

Also fangen wir mal an:
Hoffenheim kommt in die Champions League. Hannover kämpft gegen den Abstieg. Hertha spielt endlich wieder attraktiven und erfolgreichen Fußball.
Aha! Doch genauso wird es nicht kommen. Argument: Es sind die Lehren aus dem 1. Spieltag und damit definitionsgemäß ohne Gültigkeit.

Schauen wir deshalb auf die wenigen Erkenntnisse, die uns dann doch ein wenig länger begleiten werden.

Der FC Bayern hat ein Problem
Noch heißt dieses Ribéry und bewegt sich auf Krücken fort. Denn der drahtige Mittelfeld-Hansdampf fehlt den Bayern an allen Ecken und Enden. Ohne ihn ist Essig mit Spielkunst und Zauberfußball. Wenn der geniale Franzose aber im Herbst wieder kommt und es bei den Bayern dann nicht besser läuft, hat das bayrische Problem plötzlich ein breites Grinsen im Gesicht und schwäbelt.

Der BVB rockt
Ob der BVB am Ende dieser Saison wirklich besser da steht als in der letzten Spielzeit... abwarten! Aber eines ist schon jetzt klar: Unter Offensivdenker Klopp spielt die Borussia einen deutlich attraktiveren Ball als in der jüngeren Vergangenheit. Ein Jürgen Klopp will sich nicht durchwurschteln, er will begeistern. Das wird ihm vielleicht nicht immer gelingen, aber er wird es stets versuchen. Und genau deshalb wird der BVB-Fan jetzt viel mehr Freude an seinem Verein haben als zuletzt.

Ausgehalten
Thorsten Kinhöfer exerzierte in aller schmerzlichen Härte die neue Regelauslegung: Halten und Zerren im Strafraum wird konsequent geahndet. Seine beiden Elfmeterpfiffe, die man zunächst bestenfalls mit Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm, waren letztenlich wohl korrekt. Selbst Uli Hoeneß, sonst eher Lautsprecher denn kleinlauter Abnicker, zeigte sich gnädig und goutierte Kinhöfers Entscheidungen. Fragt sich nur, was man ihm bei seinem Besuch der deutschen Schiedsrichtergilde ins Weißbier gekippt hat? Die neue Regelanweisung kann man jedenfalls so akzeptieren, wenn sie denn auch konsquent so praktiziert wird. Wenn!

Und was war noch?
Premiere-Reporter Wolff Fuss hat die elendig lange Sommerpause genutzt, um ein wenig an seiner Verbalakrobatik zu feilen. Herausgekommen ist ein biblisch angehauchtes "Es werde Fußball", mit dem er das allgegenwärtige Fiebern auf den Ligastart in Stein meißeln wollte. Begeistert ob seiner neuen Spracherrungenschaft hauchte er dann auch ein verstörendes "Es werde Freistoß" in den Äther. "Nu, is aber gut", will man meinen. Fuss sei's verziehen, schließlich gehört er anerkanntermaßen zu den Besten seiner Zunft. In diesem Sinne: Fiat Fuss! Es werde Fußball!
Bis zur nächsten Woche!