09.08.2009 um 21:02 Uhr
Liga-Lehren I
Schöne neue Liga
Ein kollektiver Seufzer der Erleichterung geht durch Deutschland. Nach einer quälenden Unendlichkeit von 76 Tagen hat die Bundesliga endlich wieder den Betrieb aufgenommen. Eine Sommerpause, so elendig lange wie ein Nebensatz von Mayer-Vorfelder. Doch die Bundesliga wäre nicht die geilste, attraktivste und modernste Liga der Welt, würde sie ihre Fans nicht mit einer ganzen Reihe total trendiger Innovationen überraschen. Ein Blick auf die schöne neue Liga:
Ach ja…
Die erste große Neuerung der Saison betraf das Eröffnungsspiel. Dachte man! Irgendwie rieb man sich nämlich doch ein wenig verwundert die Augen, als plötzlich die Wolfsburger als Heimteam das Spielfeld betraten. "Findet das Eröffnungsspiel nicht beim amtierenden Meister statt?" In diesem Moment meldete sich bei Millionen Fußballfans eine bittere Wahrheit zurück, die sie über zwei Monate erfolgreich verdrängt hatten: Der VfL Wolfsburg ist Deutscher Meister 2009 und geht erstmalig als Titelverteidiger in die neue Spielzeit. Und das kann man jetzt auch nicht mehr ändern.
Evil Uli
So richtig revolutionär ist man die neue Saison vor allem in München angegangen. Entgegen § 1 der im Jahre 1900 beschlossenen Vereinssatzung sitzt Bayern-Maskottchen Uli Hoeneß nicht mehr auf der Bank und verfolgt das Spielgeschehen nun aus der Perspektive des privilegierten Edelfans. Worunter sich zu Hoeneß' Leidwesen auch einige nonkonformistische Proletarier befinden, die auch schon mal die Frechheit besitzen, eine Spielszene anders zu bewerten als der für seine Objektivität gefürchtete Noch-Manager der Bayern. Jedenfalls wagte es ein in Ulis Stiernacken sitzender Hoffe-Fan doch tatsächlich, dem Tribünenneuling zu widersprechen. Ein Hoeneß lässt sich so etwas natürlich nicht bieten. Und so hielt Evil Uli dem übermütigen Hoffe-Fan erst mal eine gepfefferte Standpauke, bei der selbst Christoph Daum der Heiligschein in die Hose gerutscht wäre.
Schlechte Sicht
Die größte Neuerung beim Rekordmeister zeigt sich jedoch nicht neben, sondern auf dem Platz. Nach Klinsis Versuch einer taktikfreien Quadratur des Kreises will der jüngst verpflichtete Tulpen-Pythagoras das Bayernspiel jetzt in Dreiecke zerlegen. Wie das genau geht, haben bislang nur studierte Mathematiker verstanden. Immerhin, die trigonometrische Erfolgsformel ist bekannt: sin Gomez * cos Lahm = tan Ribéry. Oder so ähnlich. Gegen Hoffenheim hatte sich der geometriegeile Chefstratege aber gründlich verrechnet, wohl auch weil die Formel aufgrund Ribérys Ausfall nun wirklich eine Gleichung mit einer Unbekannten war. Zumindest konnte sich van Gaal auf eine alte Bekannte verlassen: Den Bayern-Dusel. Simunics Kopfball war – so haben GPS-Ortungen ergeben – weit jenseits der baden-württembergisch-hessischen Landesgrenze. Der Schiri gab den Treffer gleich wohl nicht. Babak Rafati und sein Assistent Frank Willenborg ist jedoch kein Vorwurf zu machen. Für sie war nun wirklich nicht erkennbar, dass der Ball hinter der Linie war. Das vor ihrer Nase baumelnde und jetzt auch in der Bundesliga übliche Headset hatte ihnen den Blick auf die Torlinie versperrt. Nix zu erkennen! Womit mal wieder bewiesen wäre: Technische Hilfsmittel bringen den Fußball einfach nicht weiter, eher im Gegenteil…
Berliner Republik
So gar nicht neu war hingegen das, was Sexy Favre mit seiner wieder mal total unerotischen Hertha auf den Rasen des Berliner Olympiastadions "zauberte". Ein ganz ekliges 1:0 mit spätem Siegtreffer. Wi!der!lich! Aber auch diese Saison lautet das Berliner Erfolgsmotto eben "Hässlich sein und doch gewinnen!". Übrigens hat sich dieses Prinzip in Berlin inzwischen rumgesprochen. Denn mit genau diesem Leitsatz will unsere Bundeskanzlerin ihre Wiederwahl erzwingen. Armes Berlin.
Kuranyi-Bashing reloaded
Die Slapstick-Einlage des 1. Spieltages lieferte Hannovers Jiri Stajner, der mit einem hambüchenesken Ausfallschritt auf der gegnerischen Torlinie für den bereits geschlagenen Hertha-Keeper rettete. Eine künstlerisch wertvolle aber sportlich sinnfreie Aktion, wie sie so wohl sonst nur ein charismatischer Schalker Sturmführer mit chronischer Rhetorikallergie hinbekommen hätte. Und dementsprechend wird Jiri Stajner jetzt der allseits begehrte "Kuranyi der Woche" zuteil. Herzlich Glückwunsch. Ach ja, und wer jetzt meint, das ginge nicht, von wegen Kuranyi mit seinen beiden Toren in Nürnberg. Der sei ja jetzt wieder top in Form, aktueller Torschützenkönig und so. Nix da, letzte Saison hatte unser allseits geliebtes Nuss-Nugat-Testimonial im Vorruhestand ebenfalls doppelt eingenetzt am 1. Spieltag. Und was folgte dann? Eine übelst dahin gestümperte Bundesligasaison, wie sie sonst eben nur ein Kevin Kuranyi hinbekommt. Na dann – freuen wir uns schon auf die nächsten 33 Spieltage.
Hässlich II
Up to date wie man in der Bundesliga nun mal ist, passt man sich selbstverständlich auch den modischen Trends an. Und so sind die neuen Trikot-Kollektionen, mit denen die Merchandising-Experten den Fans mal wieder das Geld aus der Tasche ziehen wollen, natürlich abermals ultra tendy, total hipp oder auch einfach nur abgrundtief (herthaesk) hässlich. So zum Beispiel das neue lila-laune-bärige Torwarttrikot von Dortmund Roman Weidenfeller – ein offenkundiger Verstoß gegen den guten Geschmack und die Menschenwürde. Dagegen war selbst Uli Stielikes legendäres Karo-Sakko ein Ausbund an Anmut und Schönheit. Wer allerdings glaubt, es handle sich bei Weidis Fliederbluse um eine unbedachten Tritt in eines modisches Fettnäpfchen, der irrt. Nein, alles reines Kalkül. Das neue Towarttrikot ist ganz bewusst so abschreckend widerwärtig designt, dass es bei gegnerischen Stürmern jedwedes Ansinnen, sich irgendwann einmal dem Dortmunder Torhüter zu nähern, bereits im Keim erstickt. Eine perfide Taktik, die sich schon am 1. Spieltag bewährt hat: Die Spieler des 1. FC Köln haben bei ihrem Gastspiel in Dortmund während der 90 Minuten nicht ein einziges Mal die gegnerische Hälfte betreten – aus rein ästhetischen Gründen versteht sich!
Und was ist noch neu?
Raider heißt jetzt Twix. Und Premiere ist jetzt Sky. Und weil Sky irgendwie so nach modernem High-Tech-Fernsehen klingt, hat man das neue Studio in einem futuristischen azur-sky-himmelblau virtuell angepinselt. Um dem Ganzen noch eine surreale Stanley-Kubrick-Note zu verleihen, durfte Achorwoman Jessica Kastrop in einem blau-grünlichen Ballkleid moderieren, was, auch wenn der Name "Ballkleid" etwas anderes suggerieren mag, zum Fußballsport in etwa so gut passt wie Kaiser Franz zur Monogamie oder Torsten Frings zu Jogi Löw. Apropos: Am nächsten Mittwoch müssen Jogis Jungs gegen Bertis Aserbeidschaner ran. Und wenn Bertis Truppe nur doppelt so heißblütig auftritt wie ihr Trainer, dann sollten wir das Ding irgendwie gewinnen – auch ohne die unersetzliche Tante Frings. Meint übrigens auch der polygame Kaiser. In diesem Sinne: Schaun mer mal!
Ein kollektiver Seufzer der Erleichterung geht durch Deutschland. Nach einer quälenden Unendlichkeit von 76 Tagen hat die Bundesliga endlich wieder den Betrieb aufgenommen. Eine Sommerpause, so elendig lange wie ein Nebensatz von Mayer-Vorfelder. Doch die Bundesliga wäre nicht die geilste, attraktivste und modernste Liga der Welt, würde sie ihre Fans nicht mit einer ganzen Reihe total trendiger Innovationen überraschen. Ein Blick auf die schöne neue Liga:
Ach ja…
Die erste große Neuerung der Saison betraf das Eröffnungsspiel. Dachte man! Irgendwie rieb man sich nämlich doch ein wenig verwundert die Augen, als plötzlich die Wolfsburger als Heimteam das Spielfeld betraten. "Findet das Eröffnungsspiel nicht beim amtierenden Meister statt?" In diesem Moment meldete sich bei Millionen Fußballfans eine bittere Wahrheit zurück, die sie über zwei Monate erfolgreich verdrängt hatten: Der VfL Wolfsburg ist Deutscher Meister 2009 und geht erstmalig als Titelverteidiger in die neue Spielzeit. Und das kann man jetzt auch nicht mehr ändern.
Evil Uli
So richtig revolutionär ist man die neue Saison vor allem in München angegangen. Entgegen § 1 der im Jahre 1900 beschlossenen Vereinssatzung sitzt Bayern-Maskottchen Uli Hoeneß nicht mehr auf der Bank und verfolgt das Spielgeschehen nun aus der Perspektive des privilegierten Edelfans. Worunter sich zu Hoeneß' Leidwesen auch einige nonkonformistische Proletarier befinden, die auch schon mal die Frechheit besitzen, eine Spielszene anders zu bewerten als der für seine Objektivität gefürchtete Noch-Manager der Bayern. Jedenfalls wagte es ein in Ulis Stiernacken sitzender Hoffe-Fan doch tatsächlich, dem Tribünenneuling zu widersprechen. Ein Hoeneß lässt sich so etwas natürlich nicht bieten. Und so hielt Evil Uli dem übermütigen Hoffe-Fan erst mal eine gepfefferte Standpauke, bei der selbst Christoph Daum der Heiligschein in die Hose gerutscht wäre.
Schlechte Sicht
Die größte Neuerung beim Rekordmeister zeigt sich jedoch nicht neben, sondern auf dem Platz. Nach Klinsis Versuch einer taktikfreien Quadratur des Kreises will der jüngst verpflichtete Tulpen-Pythagoras das Bayernspiel jetzt in Dreiecke zerlegen. Wie das genau geht, haben bislang nur studierte Mathematiker verstanden. Immerhin, die trigonometrische Erfolgsformel ist bekannt: sin Gomez * cos Lahm = tan Ribéry. Oder so ähnlich. Gegen Hoffenheim hatte sich der geometriegeile Chefstratege aber gründlich verrechnet, wohl auch weil die Formel aufgrund Ribérys Ausfall nun wirklich eine Gleichung mit einer Unbekannten war. Zumindest konnte sich van Gaal auf eine alte Bekannte verlassen: Den Bayern-Dusel. Simunics Kopfball war – so haben GPS-Ortungen ergeben – weit jenseits der baden-württembergisch-hessischen Landesgrenze. Der Schiri gab den Treffer gleich wohl nicht. Babak Rafati und sein Assistent Frank Willenborg ist jedoch kein Vorwurf zu machen. Für sie war nun wirklich nicht erkennbar, dass der Ball hinter der Linie war. Das vor ihrer Nase baumelnde und jetzt auch in der Bundesliga übliche Headset hatte ihnen den Blick auf die Torlinie versperrt. Nix zu erkennen! Womit mal wieder bewiesen wäre: Technische Hilfsmittel bringen den Fußball einfach nicht weiter, eher im Gegenteil…
Berliner Republik
So gar nicht neu war hingegen das, was Sexy Favre mit seiner wieder mal total unerotischen Hertha auf den Rasen des Berliner Olympiastadions "zauberte". Ein ganz ekliges 1:0 mit spätem Siegtreffer. Wi!der!lich! Aber auch diese Saison lautet das Berliner Erfolgsmotto eben "Hässlich sein und doch gewinnen!". Übrigens hat sich dieses Prinzip in Berlin inzwischen rumgesprochen. Denn mit genau diesem Leitsatz will unsere Bundeskanzlerin ihre Wiederwahl erzwingen. Armes Berlin.
Kuranyi-Bashing reloaded
Die Slapstick-Einlage des 1. Spieltages lieferte Hannovers Jiri Stajner, der mit einem hambüchenesken Ausfallschritt auf der gegnerischen Torlinie für den bereits geschlagenen Hertha-Keeper rettete. Eine künstlerisch wertvolle aber sportlich sinnfreie Aktion, wie sie so wohl sonst nur ein charismatischer Schalker Sturmführer mit chronischer Rhetorikallergie hinbekommen hätte. Und dementsprechend wird Jiri Stajner jetzt der allseits begehrte "Kuranyi der Woche" zuteil. Herzlich Glückwunsch. Ach ja, und wer jetzt meint, das ginge nicht, von wegen Kuranyi mit seinen beiden Toren in Nürnberg. Der sei ja jetzt wieder top in Form, aktueller Torschützenkönig und so. Nix da, letzte Saison hatte unser allseits geliebtes Nuss-Nugat-Testimonial im Vorruhestand ebenfalls doppelt eingenetzt am 1. Spieltag. Und was folgte dann? Eine übelst dahin gestümperte Bundesligasaison, wie sie sonst eben nur ein Kevin Kuranyi hinbekommt. Na dann – freuen wir uns schon auf die nächsten 33 Spieltage.
Hässlich II
Up to date wie man in der Bundesliga nun mal ist, passt man sich selbstverständlich auch den modischen Trends an. Und so sind die neuen Trikot-Kollektionen, mit denen die Merchandising-Experten den Fans mal wieder das Geld aus der Tasche ziehen wollen, natürlich abermals ultra tendy, total hipp oder auch einfach nur abgrundtief (herthaesk) hässlich. So zum Beispiel das neue lila-laune-bärige Torwarttrikot von Dortmund Roman Weidenfeller – ein offenkundiger Verstoß gegen den guten Geschmack und die Menschenwürde. Dagegen war selbst Uli Stielikes legendäres Karo-Sakko ein Ausbund an Anmut und Schönheit. Wer allerdings glaubt, es handle sich bei Weidis Fliederbluse um eine unbedachten Tritt in eines modisches Fettnäpfchen, der irrt. Nein, alles reines Kalkül. Das neue Towarttrikot ist ganz bewusst so abschreckend widerwärtig designt, dass es bei gegnerischen Stürmern jedwedes Ansinnen, sich irgendwann einmal dem Dortmunder Torhüter zu nähern, bereits im Keim erstickt. Eine perfide Taktik, die sich schon am 1. Spieltag bewährt hat: Die Spieler des 1. FC Köln haben bei ihrem Gastspiel in Dortmund während der 90 Minuten nicht ein einziges Mal die gegnerische Hälfte betreten – aus rein ästhetischen Gründen versteht sich!
Und was ist noch neu?
Raider heißt jetzt Twix. Und Premiere ist jetzt Sky. Und weil Sky irgendwie so nach modernem High-Tech-Fernsehen klingt, hat man das neue Studio in einem futuristischen azur-sky-himmelblau virtuell angepinselt. Um dem Ganzen noch eine surreale Stanley-Kubrick-Note zu verleihen, durfte Achorwoman Jessica Kastrop in einem blau-grünlichen Ballkleid moderieren, was, auch wenn der Name "Ballkleid" etwas anderes suggerieren mag, zum Fußballsport in etwa so gut passt wie Kaiser Franz zur Monogamie oder Torsten Frings zu Jogi Löw. Apropos: Am nächsten Mittwoch müssen Jogis Jungs gegen Bertis Aserbeidschaner ran. Und wenn Bertis Truppe nur doppelt so heißblütig auftritt wie ihr Trainer, dann sollten wir das Ding irgendwie gewinnen – auch ohne die unersetzliche Tante Frings. Meint übrigens auch der polygame Kaiser. In diesem Sinne: Schaun mer mal!
Aufrufe: 8887 | Kommentare: 47 | Bewertungen: 75 | Erstellt:09.08.2009
ø 9.1
KOMMENTARE
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10.08.2009 | 15:35 Uhr
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Das neue Towarttrikot ist ganz bewusst so abschreckend widerwärtig designt, dass es bei gegnerischen Stürmern jedwedes Ansinnen, sich irgendwann einmal dem Dortmunder Torhüter zu nähern, bereits im Keim erstickt.
damit könntest du übrigens recht haben
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10.08.2009 | 16:39 Uhr
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oliver : ...
nun auch von mir: großes tennis wieder mal!! lese die liga-lehren mitterweile viel lieber als die alternativen listen ;)
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10.08.2009 | 16:41 Uhr
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0
10.08.2009 | 16:42 Uhr
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Voegi :
@ olida isse, die kucharski-koketterie. du wolltest doch immer wissen, was sie ist. jetzt hast du's! ;)
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10.08.2009 | 16:48 Uhr
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Torres9 :
"Nach Klinsis Versuch einer taktikfreien Quadratur des Kreises will der jüngst verpflichtete Tulpen-Pythagoras das Bayernspiel jetzt in Dreiecke zerlegen."Hahahaha!!!
An dieser Stelle muss ich erstmal weinen vor Lachen!
Das ist sooo gut!!!
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10.08.2009 | 17:21 Uhr
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xxlhonk :
@ Voegivoegi, voegi, voegi...
wo soll das mit dir bloß noch enden?
ruhm, ehre und reichtum.
das sind die dinge, die dir für deine LLs zuteil werden müssten.
immer wenn man denkt:
besser geht nicht.
Dann kommst du mit einer neuen LL um die Ecke.
Und reißt das Ruder rum.
Klasse.
Echt.
Super.
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10.08.2009 | 19:05 Uhr
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La_Pulga :
Da isser wieder, der Voegi!Gelungendes Comeback der Liga-Lehren, besser als die AL diesmal...
Und jetzt heißt es: "Weiter, immer weiter"!
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