22.08.2010 um 20:00 Uhr
Liga-Lehren I
Der Zwegat wird's schon richten
Die Bundesliga ist zurück. Die Liga-Lehren natürlich auch. Mit erleichtertem Aufatmen, professionellen Beratern, lyrischer Freude, einer ordentlichen Portion Loddar und vor allen Dingen einem neuen Liebling – das Ganze garantiert vuvuzelafrei:
Endlich
Nun also kräftig durchatmen. Endlich ist sie vorbei, die längste Sommerpause seit Schalkes letztem Meistertitel: 104 Tage, 3 Stunden und 15 Minuten hat sie gedauert. Das entspricht 9.007.200 Sekunden oder umgerechnet 1536 Calmund'schen Zwischenmahlzeiten, 107 Brisant-Interviews von Lonely Loddar, 63 Schalker Neuverpflichtungen oder exakt einem vollständigen Gedankengang von Andy Brehme – in jedem Falle definitiv zu lang.
Eröffnungslyrik
Und weil wir uns so freuen, dass es endlich wieder losgeht, begrüßen wir die neue Saison, wie wir die alte verabschiedet haben. In euphorisierter Alltagslyrik:
Beste Liga, die du bist,
was haben wir dich doch vermisst.
Doch nun, was uns sehr glücklich macht,
zeigst du dich in alter Pracht
mit Wolfsburgs Frust und Dusel-Bayern,
Paulianern, die wild feiern,
mit Ballack, Metze, und Raúl
Fehlpass, Grätsche, fiesem Foul,
und, auch das ist nicht grad neu,
Toren von van Nistelrooy,
mit Jupps gestylter Modebrille,
Torfabrik als Wunderpille,
mit Hoffe als Tabellenführer,
zwar ohne Özil und Khedira,
doch wie in alter Tradition
mit dem Effzeh in Depression.
Ach ja, du bleibst, du glaubst es kaum,
noch immer unser feuchter Traum.
Tradition
Als eher konservativer Beobachter der Bundesliga tut man sich schon schwer mit all den revolutionären Neuerungen, die einem zur neuen Saison so zugemutet werden: Bayern läuft jetzt im ultrahippen Bahnschranken-Outfit auf. Der FCK präsentiert sich mit einem Wappen als Ergebnis eines Zeichenwettbewerbs an pfälzischen Waldorf-Schulen. Und der HSV spielt plötzlich in der imtech-Arena, dem Stadion formerly known as Volkspark-Nordbank-AOL-Arena – oder so ähnlich. Zum Glück ist wenigstens auf Bremens Gute-Laune-Truppe Verlass, die in bewährter Tradition im Abwehrbereich eine Offenheit zeigt, wie wir so sonst nur von unserem Lothar bezüglich seiner gescheiterten Beziehungen kennen. 1:4 im Kraichgau! Da besteht Redebarf. Vielleicht sollten sich Schaaf & Co. also doch mit Kameruns Beinahe-Trainer beraten. Denn wenn der eines kann, dann ist es reden.
Preise
Zwischendurch eine kleine Preisverleihung: Yousi Mohamad wird für die schnellste Stadionflucht der Liga-Geschichte mit dem begehrten Lafontaine-Award ausgezeichnet und Tobias Sippel erhält für seinen aparten Assist zu Kölns 1:0 den Didi Hallervorden in Porzellan in der Kategorie "Beste Slapstick-Einlage männlich". Natürlich ist es etwas früh, bereits nach dem 1. Spieltag Preise verleihen zu wollen. Andererseits: Wir sind in Köln – und da hat man in der Halbzeitpause ja bereits den Champions-League-Einzug gefeiert. Kommende Woche wird allerdings dann der Abstieg besiegelt. Sofern es eine Niederlage gibt – im Abstiegsendspiel von Bremen.
LL's Next Liebling
Die Liga-Lehren sind ja wie Politikerkauderwelsch. Unverschämte Angriffe gegenüber Andersdenkenden, verpackt in aufgeblähten Allgemeinplätzen. Und ja, wenn es um das Bekenntnis zu eigenen Fehlern geht, fühlen wir uns der hohen Politik sehr verbunden. Da windet man sich, stammelt ein bisschen und weicht verschämt aus, nur um am Ende auszusehen wie Guido Westerwelle. Die Sünden der längst vergessenen Vergangenheit räumt man dagegen problemlos ein. In diesem Sinne bekennen wir nun freimütig: Nach dem traurigen Abgang von Lucy Favre fielen wir in ein Loch. Da fehlte einfach die Inspiration. Vergebens suchten wir nach einer Muse. Ein wenig mit Sleepy Soldo gegähnt und ab und zu Ouzo durch den Baileys gezogen. Aber sonst? Zum Glück kam die Sommerpause und endlich war er gefunden, der neue LL-Liebling. Hier ist er also: Steve McClaren, die knuffige Kreuzung aus Prinz Harry und John Cleese mit der Aura eines irischen Pub-Besitzers und dem Temperament eines niedersächsischen Schafzüchters, ist ab sofort der Favorit dieser Reihe. Nicht zuletzt weil wir im Fußball endlich das Joint Venture erleben, das uns in der Formel 1 bislang vorenthalten wurde: McClaren-Volkswagen. In dem Sinne fassen wir den Eröffnungskick aus Sicht von Sweet Steve zusammen: Start verpennt, zwischendurch fast die Traktionskontrolle verloren und überrundet wurden, in der Boxengasse neue Stall-Order ausgegeben, zum Überholmannöver angesetzt und dann doch auf der Zielgerade noch abgefangen. Don't worry, Steve. Next match, next chance. Or as we say: After the race is before the race.
Zwegat
Dass Schweini am Ende den Bayern-Stall zum Jubeln brachte, interessierte aber eigentlich keine Sau. Alles drehte sich nur um den stolzen Gaucho, dessen störrischer Ersatzbank-Streik Gerüchte über eine mögliche Trennung nährte. Doch das, so meinen wir, darf nicht sein. Das Bayern-Spiel braucht einfach dieses leise Moment des subtilen Wahnsinns. Und wer könnte dies besser verkörpern als der argentinische Klaus Kinski, von uns liebevoll nur noch Kamicoze genannt. Nichts sollte man unversucht lassen, um Bruder Leichtfrust in München zu halten. Zur Not einfach Peter Zwegat konsultieren. Der hat schließlich schon vielen geholfen, die Probleme mit der Bank hatten.
Suchtaufbau
Süchte kann man bekanntlich auf zwei Arten bekämpfen kann. Entweder abrupt und hart als kalter Entzug oder langsam und Schritt für Schritt im Sinne einer sanften Entwöhnung. Gleiches bietet sich unter umgekehrten Vorzeichen auch für den Sucht-Wiederaufbau an. Also entweder direkt wieder losquarzen wie Werner Lorant in der Räucherkammer oder nur ab und zu eine Genusskippe. Die DFL entschied sich für Modell 2, um die deutschen Bundesliga-Junkies wieder an die alte Droge heranzuführen. Heißt im Klartext: Ein Samstagnachmittag mit so anmutigen Betriebsunfällen wie Gladbach-Nürnberg oder Hanni96-Frankfurt. War aber doch ganz nett und hat auch gereicht. Wir hängen jedenfalls wieder an der Nadel, wie Loddar an der Lily.
Besserung
2:0 in Dortmund! Da müsste man eigentlich etwas Nettes über den Capitano sagen. Nur was? Versuchen wir es so: Sachsen-Mike hat Fortschritte gemacht. Seine hartnäckige Rechtsverteidiger-Allergie (mit Flip Lahm im Binden-Clich, Chrissy Lell in die Privatssphäre geballackt) scheint sich zu bessern. Mit Castro und Uwe Moyela lief's jedenfalls ganz cremig. Na immerhin doch was Positives.
Und was gab's sonst noch?
Nicht viel – aber unter der Woche ein paar nette Euro League-Showmatches unter dem Arbeitstitel "Deutschland gegen den Ural". Eine bezaubernde Einstimmung auf den Gladiatorenkampf gegen Bertis Buben in gut zwei Wochen. Ja, schon Anfang September. Denn dann macht unsere heiße Bundesliga schon wieder Pause. Und das finden wir, wie unser Korschenbroicher Stammel-Terrier sagen würde, sehr sehr traurig. Nächste Woche aber noch mal Buli. Sehr sehr schön.
Die Bundesliga ist zurück. Die Liga-Lehren natürlich auch. Mit erleichtertem Aufatmen, professionellen Beratern, lyrischer Freude, einer ordentlichen Portion Loddar und vor allen Dingen einem neuen Liebling – das Ganze garantiert vuvuzelafrei:
Endlich
Nun also kräftig durchatmen. Endlich ist sie vorbei, die längste Sommerpause seit Schalkes letztem Meistertitel: 104 Tage, 3 Stunden und 15 Minuten hat sie gedauert. Das entspricht 9.007.200 Sekunden oder umgerechnet 1536 Calmund'schen Zwischenmahlzeiten, 107 Brisant-Interviews von Lonely Loddar, 63 Schalker Neuverpflichtungen oder exakt einem vollständigen Gedankengang von Andy Brehme – in jedem Falle definitiv zu lang.
Eröffnungslyrik
Und weil wir uns so freuen, dass es endlich wieder losgeht, begrüßen wir die neue Saison, wie wir die alte verabschiedet haben. In euphorisierter Alltagslyrik:
Beste Liga, die du bist,
was haben wir dich doch vermisst.
Doch nun, was uns sehr glücklich macht,
zeigst du dich in alter Pracht
mit Wolfsburgs Frust und Dusel-Bayern,
Paulianern, die wild feiern,
mit Ballack, Metze, und Raúl
Fehlpass, Grätsche, fiesem Foul,
und, auch das ist nicht grad neu,
Toren von van Nistelrooy,
mit Jupps gestylter Modebrille,
Torfabrik als Wunderpille,
mit Hoffe als Tabellenführer,
zwar ohne Özil und Khedira,
doch wie in alter Tradition
mit dem Effzeh in Depression.
Ach ja, du bleibst, du glaubst es kaum,
noch immer unser feuchter Traum.
Tradition
Als eher konservativer Beobachter der Bundesliga tut man sich schon schwer mit all den revolutionären Neuerungen, die einem zur neuen Saison so zugemutet werden: Bayern läuft jetzt im ultrahippen Bahnschranken-Outfit auf. Der FCK präsentiert sich mit einem Wappen als Ergebnis eines Zeichenwettbewerbs an pfälzischen Waldorf-Schulen. Und der HSV spielt plötzlich in der imtech-Arena, dem Stadion formerly known as Volkspark-Nordbank-AOL-Arena – oder so ähnlich. Zum Glück ist wenigstens auf Bremens Gute-Laune-Truppe Verlass, die in bewährter Tradition im Abwehrbereich eine Offenheit zeigt, wie wir so sonst nur von unserem Lothar bezüglich seiner gescheiterten Beziehungen kennen. 1:4 im Kraichgau! Da besteht Redebarf. Vielleicht sollten sich Schaaf & Co. also doch mit Kameruns Beinahe-Trainer beraten. Denn wenn der eines kann, dann ist es reden.
Preise
Zwischendurch eine kleine Preisverleihung: Yousi Mohamad wird für die schnellste Stadionflucht der Liga-Geschichte mit dem begehrten Lafontaine-Award ausgezeichnet und Tobias Sippel erhält für seinen aparten Assist zu Kölns 1:0 den Didi Hallervorden in Porzellan in der Kategorie "Beste Slapstick-Einlage männlich". Natürlich ist es etwas früh, bereits nach dem 1. Spieltag Preise verleihen zu wollen. Andererseits: Wir sind in Köln – und da hat man in der Halbzeitpause ja bereits den Champions-League-Einzug gefeiert. Kommende Woche wird allerdings dann der Abstieg besiegelt. Sofern es eine Niederlage gibt – im Abstiegsendspiel von Bremen.
LL's Next Liebling
Die Liga-Lehren sind ja wie Politikerkauderwelsch. Unverschämte Angriffe gegenüber Andersdenkenden, verpackt in aufgeblähten Allgemeinplätzen. Und ja, wenn es um das Bekenntnis zu eigenen Fehlern geht, fühlen wir uns der hohen Politik sehr verbunden. Da windet man sich, stammelt ein bisschen und weicht verschämt aus, nur um am Ende auszusehen wie Guido Westerwelle. Die Sünden der längst vergessenen Vergangenheit räumt man dagegen problemlos ein. In diesem Sinne bekennen wir nun freimütig: Nach dem traurigen Abgang von Lucy Favre fielen wir in ein Loch. Da fehlte einfach die Inspiration. Vergebens suchten wir nach einer Muse. Ein wenig mit Sleepy Soldo gegähnt und ab und zu Ouzo durch den Baileys gezogen. Aber sonst? Zum Glück kam die Sommerpause und endlich war er gefunden, der neue LL-Liebling. Hier ist er also: Steve McClaren, die knuffige Kreuzung aus Prinz Harry und John Cleese mit der Aura eines irischen Pub-Besitzers und dem Temperament eines niedersächsischen Schafzüchters, ist ab sofort der Favorit dieser Reihe. Nicht zuletzt weil wir im Fußball endlich das Joint Venture erleben, das uns in der Formel 1 bislang vorenthalten wurde: McClaren-Volkswagen. In dem Sinne fassen wir den Eröffnungskick aus Sicht von Sweet Steve zusammen: Start verpennt, zwischendurch fast die Traktionskontrolle verloren und überrundet wurden, in der Boxengasse neue Stall-Order ausgegeben, zum Überholmannöver angesetzt und dann doch auf der Zielgerade noch abgefangen. Don't worry, Steve. Next match, next chance. Or as we say: After the race is before the race.
Zwegat
Dass Schweini am Ende den Bayern-Stall zum Jubeln brachte, interessierte aber eigentlich keine Sau. Alles drehte sich nur um den stolzen Gaucho, dessen störrischer Ersatzbank-Streik Gerüchte über eine mögliche Trennung nährte. Doch das, so meinen wir, darf nicht sein. Das Bayern-Spiel braucht einfach dieses leise Moment des subtilen Wahnsinns. Und wer könnte dies besser verkörpern als der argentinische Klaus Kinski, von uns liebevoll nur noch Kamicoze genannt. Nichts sollte man unversucht lassen, um Bruder Leichtfrust in München zu halten. Zur Not einfach Peter Zwegat konsultieren. Der hat schließlich schon vielen geholfen, die Probleme mit der Bank hatten.
Suchtaufbau
Süchte kann man bekanntlich auf zwei Arten bekämpfen kann. Entweder abrupt und hart als kalter Entzug oder langsam und Schritt für Schritt im Sinne einer sanften Entwöhnung. Gleiches bietet sich unter umgekehrten Vorzeichen auch für den Sucht-Wiederaufbau an. Also entweder direkt wieder losquarzen wie Werner Lorant in der Räucherkammer oder nur ab und zu eine Genusskippe. Die DFL entschied sich für Modell 2, um die deutschen Bundesliga-Junkies wieder an die alte Droge heranzuführen. Heißt im Klartext: Ein Samstagnachmittag mit so anmutigen Betriebsunfällen wie Gladbach-Nürnberg oder Hanni96-Frankfurt. War aber doch ganz nett und hat auch gereicht. Wir hängen jedenfalls wieder an der Nadel, wie Loddar an der Lily.
Besserung
2:0 in Dortmund! Da müsste man eigentlich etwas Nettes über den Capitano sagen. Nur was? Versuchen wir es so: Sachsen-Mike hat Fortschritte gemacht. Seine hartnäckige Rechtsverteidiger-Allergie (mit Flip Lahm im Binden-Clich, Chrissy Lell in die Privatssphäre geballackt) scheint sich zu bessern. Mit Castro und Uwe Moyela lief's jedenfalls ganz cremig. Na immerhin doch was Positives.
Und was gab's sonst noch?
Nicht viel – aber unter der Woche ein paar nette Euro League-Showmatches unter dem Arbeitstitel "Deutschland gegen den Ural". Eine bezaubernde Einstimmung auf den Gladiatorenkampf gegen Bertis Buben in gut zwei Wochen. Ja, schon Anfang September. Denn dann macht unsere heiße Bundesliga schon wieder Pause. Und das finden wir, wie unser Korschenbroicher Stammel-Terrier sagen würde, sehr sehr traurig. Nächste Woche aber noch mal Buli. Sehr sehr schön.
Aufrufe: 18386 | Kommentare: 33 | Bewertungen: 89 | Erstellt:22.08.2010
ø 9.5
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
22.08.2010 | 20:17 Uhr
-2
wunderkind :
Geht besser als gut los
4
22.08.2010 | 20:34 Uhr
-6
xxlhonk :
War schon mal besser.Diese Saison.
Bestimmt...
Nicht!
Starker Einstieg.
man sieht, dass DU es nicht verlernt hast.
Warum auch?
Wie auch?
Denn, wer kann, der kann
.-G
Schön, dass die Liga wieder am Start ist.
Und die LL auch.
5
22.08.2010 | 20:56 Uhr
-2
BubiRoni :
Endlich hat der Sonntag Abend wieder einen Sinn.Schön, dass die Ligalehren wieder da sind.
10P.
5
22.08.2010 | 21:07 Uhr
-2
Da hat sich in 9.007.200 Sekunden doch einiges angestaut!
LL's Next Liebling ist einfach nur
Danke und 10 pt.
5
22.08.2010 | 21:08 Uhr
-2
Ach ja, Klarer 10er
6
22.08.2010 | 21:18 Uhr
-2
In 9.007.200 Sekunden kann man übrigens 103.531 mal vom Platz fliegen - zumindest als Kölner
14
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