26.10.2008 um 19:40 Uhr
Liga-Lehren IX
Mit dem Zweiten hält man besser
Spieltag 9 ist schon wieder vorbei. Spannend war's und vor allem lehrreich:
Klinsis Philosophie
Fußball ist vor allem deshalb so beliebt, weil es so einfach ist. Und dementsprechend gibt es auch nur genau zwei Fußball-Philosophien. Die eine stammt von einem holländischen Defensiv-Weisen und lautet "Die Null muss stehen". Das Gegenmodell heißt "Stets mindestens ein Tor mehr schießen als der Gegner". Namhaftester Vertreter dieser Theorie ist ein 44jähriger Schwabe mit Bäcker-Ausbildung, der seit dieser Saison ganz große Brötchen backen darf und den deutschen Rekordmeister auf Erfolgskurs bringen soll. Das sonnige Gemüt des Trainer-Novizen, das ihm auch schon den Beinamen "Grinse-Klinsi" einbrachte, schlägt sich nun auch in seiner Fußball-Philosophie wieder: "Immer nur nach vorne, weil: Verteidigen ist langweilig". Und genau das war auch das Erfolgsrezept der Bayern an diesem Spieltag gegen Wolfsburg. Der einkalkulierte 0:2-Rückstand ließ den Bayern-Reformator denn auch ganz kalt. Lässig befahl er seinen Mannen, doch jetzt einfach Tore zu schießen, und zwar mindestens drei. Die taten, wie ihnen befohlen und gewannen am Ende ganz locker 4:2. Haken an der Sache: Die Niedersachen hätten gegen die Wackelpeter-Abwehr eigentlich auch noch wenigstens zwei Tore machen können oder müssen. Machten sie aber nicht. Und deshalb wird in München auch weiterhin das "Modell Bremen" praktiziert. Soll heißen: Stürmen, bis der Arzt kommt. Der ist allerdings längst da. Wird also Zeit, dass MüWo den Bayern-Kickern ein Abwehrmittel verschreibt. Wie wär's mit Disciplina defensiva – hilft immer gegen Morbus Klinsmann.
Alles neuer macht der Meyer
…heißt es nun seit einer Woche in Mönchengladbach. Oder nicht ganz. Denn tatsächlich hat der 65jährige Trainerfuchs und Reporter-Schrecken nicht alles anders gemacht, sondern wohl nur vieles besser. Denn kaum ist er da, läuft's wieder bei der Borussia. Und so wurde der KSC gleich mal mit einem 1:0-Kantersieg nach Hause geschickt. Hans Meyer ist eben die personifizierte Erfolgsgarantie und vermittelt allen Borussen das sichere Gefühl, dass es wieder aufwärts geht. Oder wie es der Meister der launischen Verbalattacke mit seinen Lieblingsformulierungen zum Ausdruck bringen würde: Gehen Sie ruhig davon aus, dass die Fohlen aber mal so richtig erfolgreich sein werden. Gehen wir, Hans, aber mal so richtig. So bleibt uns Meyer noch lange erhalten. Und das ist auch gut so. Denn Meyer macht nicht nur manches neuer und vieles besser, sondern die Liga auch sehr viel interessanter.
Der Tag der Zweiten
Der 9. Spieltag war auch der Tag der Ersatztorhüter. Fromlowitz, Vander, Eilhoff und Gospodarek sicherten ihren Teams mit ihren Paraden wichtige Punkte. Umgekehrt bot jede Mannschaft, die an diesem Spieltag verlor, ihren Stammtorhüter auf. Ob sich die Herren Kessler, Kornetzky, Piplica, Renno, Hesl und Lenz jetzt Hoffnungen machen dürfen? Eher unwahrscheinlich. Aber immerhin lernen wir daraus: Mit dem Zweiten hält man besser!
Immer wieder Hoffenheim
Hoffenheim mal wieder. Haut den HSV mal ganz locker 3:0 weg. Einfach mysteriös. Da sind alle Erklärungsversuche zum Scheitern verurteilt. Weil: Erklären kann man das nicht. Außer man heißt Udo Lattek. Der hat bislang noch jedes vermeintlich unerklärliche Fußballphänomen mittels einer verblüffend simplen Erklärung auf die Verständnisebene des naiven Fußball-Fans runtergebrochen. Also Udo, hilf. Wir verstehen es nicht mehr. Sind es nun die vielbeschworenen Automatismen oder ist es die mystischen Kraft der Erfolgserlebnisse oder aber die Euphoriewelle eines Aufsteigers? Also Udo, sag's uns! Wir sind ratlos!
Rheinische Rivalitäten
Bereits am Freitag fand das explosivste, heißeste, kribbeligste Derby der Welt statt. Bayer gegen den FC! Leverkusen und Köln, das ist ja wie Feuer und Wasser, wie Nitro und Glycerin, wie Ballack und Löw. Inzwischen nimmt man es mit der Rivalität aber nicht mehr so genau. Und so finden sich heute auf Seiten von Bayer mit dem hochsterilisierten Bruno und dem treffsicheren Patrick zwei ehemalige Kölner wieder. Auch beim FC setzt man auf Kräfte aus den Reihen des Erzrivalen und lässt die Spielerwaden nur noch von Miraculix Trzolek durchkneten. Trainieren darf die Mannschaft mit Christoph Daum ebenfalls ein Ex-Leverkusener. Der übrigens sollte nach dem Spiel zum Premiere-Interview erscheinen, blieb aber lieber in der Kabine, um sich dort – als Erinnerung an alte Leverkusener Zeiten – erstmal das Näschen zu pudern. Vielleicht war er aber auch einfach genervt – nach einer 2:0-Niederlage ist man ja schon mal… verschnupft!
Und da war doch nach was?
Genau! Der Nationalmannschaftszwist zwischen Bruce Löw und Michaela Ballack hing bleischwer über diesem Spieltag. Kein Interview ohne die ultimative Standardfrage nach einem Statement zum DFB-Kindergarten. Derzeit redet alle Welt über die beiden Streithähne, die vorerst aber nicht miteinander reden. Lassen wir dieses Thema daher beiseite und wenden uns lieber dem Topspiel dieses Wochenendes zu. Das endete 1:2. Gemeint ist natürlich das legendäre Lokalderby zwischen dem TuS Birk und dem FSV Neunkirchen-Seelscheid, dem das DSF an diesem Sonntag eine Live-Übertragung mit allem Pi, Pa und Po widmete. "Was soll der Spökes?" fragt sich da der Fußball-Freund ganz zu Recht. Vielleicht will der Gewinnspielsender mit diesem Ausflug an die Basis sein angeschlagenes Image aufpolieren. Und ganz nebenbei neue Kundschaft für das hauseigene Sport-Quiz akquirieren. Bald heißt es also nicht mehr "Automarken mit A", sondern "Kreisliga-Mannschaften mit B". Apropos A & B, das war's mit dem dieswöchigen Fußball-ABC.
Spieltag 9 ist schon wieder vorbei. Spannend war's und vor allem lehrreich:
Klinsis Philosophie
Fußball ist vor allem deshalb so beliebt, weil es so einfach ist. Und dementsprechend gibt es auch nur genau zwei Fußball-Philosophien. Die eine stammt von einem holländischen Defensiv-Weisen und lautet "Die Null muss stehen". Das Gegenmodell heißt "Stets mindestens ein Tor mehr schießen als der Gegner". Namhaftester Vertreter dieser Theorie ist ein 44jähriger Schwabe mit Bäcker-Ausbildung, der seit dieser Saison ganz große Brötchen backen darf und den deutschen Rekordmeister auf Erfolgskurs bringen soll. Das sonnige Gemüt des Trainer-Novizen, das ihm auch schon den Beinamen "Grinse-Klinsi" einbrachte, schlägt sich nun auch in seiner Fußball-Philosophie wieder: "Immer nur nach vorne, weil: Verteidigen ist langweilig". Und genau das war auch das Erfolgsrezept der Bayern an diesem Spieltag gegen Wolfsburg. Der einkalkulierte 0:2-Rückstand ließ den Bayern-Reformator denn auch ganz kalt. Lässig befahl er seinen Mannen, doch jetzt einfach Tore zu schießen, und zwar mindestens drei. Die taten, wie ihnen befohlen und gewannen am Ende ganz locker 4:2. Haken an der Sache: Die Niedersachen hätten gegen die Wackelpeter-Abwehr eigentlich auch noch wenigstens zwei Tore machen können oder müssen. Machten sie aber nicht. Und deshalb wird in München auch weiterhin das "Modell Bremen" praktiziert. Soll heißen: Stürmen, bis der Arzt kommt. Der ist allerdings längst da. Wird also Zeit, dass MüWo den Bayern-Kickern ein Abwehrmittel verschreibt. Wie wär's mit Disciplina defensiva – hilft immer gegen Morbus Klinsmann.
Alles neuer macht der Meyer
…heißt es nun seit einer Woche in Mönchengladbach. Oder nicht ganz. Denn tatsächlich hat der 65jährige Trainerfuchs und Reporter-Schrecken nicht alles anders gemacht, sondern wohl nur vieles besser. Denn kaum ist er da, läuft's wieder bei der Borussia. Und so wurde der KSC gleich mal mit einem 1:0-Kantersieg nach Hause geschickt. Hans Meyer ist eben die personifizierte Erfolgsgarantie und vermittelt allen Borussen das sichere Gefühl, dass es wieder aufwärts geht. Oder wie es der Meister der launischen Verbalattacke mit seinen Lieblingsformulierungen zum Ausdruck bringen würde: Gehen Sie ruhig davon aus, dass die Fohlen aber mal so richtig erfolgreich sein werden. Gehen wir, Hans, aber mal so richtig. So bleibt uns Meyer noch lange erhalten. Und das ist auch gut so. Denn Meyer macht nicht nur manches neuer und vieles besser, sondern die Liga auch sehr viel interessanter.
Der Tag der Zweiten
Der 9. Spieltag war auch der Tag der Ersatztorhüter. Fromlowitz, Vander, Eilhoff und Gospodarek sicherten ihren Teams mit ihren Paraden wichtige Punkte. Umgekehrt bot jede Mannschaft, die an diesem Spieltag verlor, ihren Stammtorhüter auf. Ob sich die Herren Kessler, Kornetzky, Piplica, Renno, Hesl und Lenz jetzt Hoffnungen machen dürfen? Eher unwahrscheinlich. Aber immerhin lernen wir daraus: Mit dem Zweiten hält man besser!
Immer wieder Hoffenheim
Hoffenheim mal wieder. Haut den HSV mal ganz locker 3:0 weg. Einfach mysteriös. Da sind alle Erklärungsversuche zum Scheitern verurteilt. Weil: Erklären kann man das nicht. Außer man heißt Udo Lattek. Der hat bislang noch jedes vermeintlich unerklärliche Fußballphänomen mittels einer verblüffend simplen Erklärung auf die Verständnisebene des naiven Fußball-Fans runtergebrochen. Also Udo, hilf. Wir verstehen es nicht mehr. Sind es nun die vielbeschworenen Automatismen oder ist es die mystischen Kraft der Erfolgserlebnisse oder aber die Euphoriewelle eines Aufsteigers? Also Udo, sag's uns! Wir sind ratlos!
Rheinische Rivalitäten
Bereits am Freitag fand das explosivste, heißeste, kribbeligste Derby der Welt statt. Bayer gegen den FC! Leverkusen und Köln, das ist ja wie Feuer und Wasser, wie Nitro und Glycerin, wie Ballack und Löw. Inzwischen nimmt man es mit der Rivalität aber nicht mehr so genau. Und so finden sich heute auf Seiten von Bayer mit dem hochsterilisierten Bruno und dem treffsicheren Patrick zwei ehemalige Kölner wieder. Auch beim FC setzt man auf Kräfte aus den Reihen des Erzrivalen und lässt die Spielerwaden nur noch von Miraculix Trzolek durchkneten. Trainieren darf die Mannschaft mit Christoph Daum ebenfalls ein Ex-Leverkusener. Der übrigens sollte nach dem Spiel zum Premiere-Interview erscheinen, blieb aber lieber in der Kabine, um sich dort – als Erinnerung an alte Leverkusener Zeiten – erstmal das Näschen zu pudern. Vielleicht war er aber auch einfach genervt – nach einer 2:0-Niederlage ist man ja schon mal… verschnupft!
Und da war doch nach was?
Genau! Der Nationalmannschaftszwist zwischen Bruce Löw und Michaela Ballack hing bleischwer über diesem Spieltag. Kein Interview ohne die ultimative Standardfrage nach einem Statement zum DFB-Kindergarten. Derzeit redet alle Welt über die beiden Streithähne, die vorerst aber nicht miteinander reden. Lassen wir dieses Thema daher beiseite und wenden uns lieber dem Topspiel dieses Wochenendes zu. Das endete 1:2. Gemeint ist natürlich das legendäre Lokalderby zwischen dem TuS Birk und dem FSV Neunkirchen-Seelscheid, dem das DSF an diesem Sonntag eine Live-Übertragung mit allem Pi, Pa und Po widmete. "Was soll der Spökes?" fragt sich da der Fußball-Freund ganz zu Recht. Vielleicht will der Gewinnspielsender mit diesem Ausflug an die Basis sein angeschlagenes Image aufpolieren. Und ganz nebenbei neue Kundschaft für das hauseigene Sport-Quiz akquirieren. Bald heißt es also nicht mehr "Automarken mit A", sondern "Kreisliga-Mannschaften mit B". Apropos A & B, das war's mit dem dieswöchigen Fußball-ABC.
Aufrufe: 3060 | Kommentare: 17 | Bewertungen: 22 | Erstellt:26.10.2008
ø 9.5
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
28.10.2008 | 09:35 Uhr
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Spalter :
hat spass gemacht dein blog zu lesen. aber die spuren die herr daum in leverkusen hinterlassen hat sind doch schnee von gestern und langsam nicht mehr richtig witzig, oder?
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28.10.2008 | 11:29 Uhr
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Josh9 :
"Bruce Löw und Michaela Ballack ""Außer man heißt Udo Lattek. Der hat bislang noch jedes vermeintlich unerklärliche Fußballphänomen mittels einer verblüffend simplen Erklärung auf die Verständnisebene des naiven Fußball-Fans runtergebrochen."
verdammt gut
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28.10.2008 | 12:33 Uhr
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Voegi : @EdHardy
Hab Haas ganz bewusst nicht in die Liste der Ersatzkeeper aufgenommen. Denn bei ihm kann man ja nicht sagen, dass er mit seinen Paraden seiner Mannschaft die drei Punkte geholt hat. Das haben Ibi-Oba-Ba schon ganz alleine geschafft!
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28.10.2008 | 12:35 Uhr
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28.10.2008 | 13:04 Uhr
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Voegi :
Stimmt auch wieder! Denn eines wissen wir ja: Uns Udo ist nie um eine Antwort verlegen!
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