18.10.2009 um 20:01 Uhr
Liga-Lehren IX
Poldi, Preise, Parodien
LL IX: Diesmal mit hanebüchenen Wortspielen, mystischen Logeleien, einer ganzen Menge Preise und einer leichten Prise Hertha:
Sense
Auch wenn man es nicht wahrhaben will: Tim Wiese (The Keeper formerly known as Gel-Enke) hat sich geändert. Er geht nur noch vier Mal pro Woche in die Kabelkaribik, futtert lediglich Salat und Tofu und gibt überhaupt einen ziemlich umgänglichen Zeitgenossen ab. Ja, der einst so schnöselige Tim ist inzwischen so lieb und nett, dass ihn unser Bundes-Jogi bedenkenlos als Nummer 3 mit zur WM nehmen würde. Was dem willigen Wiese aber irgendwie gar nicht so recht gefallen würde. Und so beförderte er Hoffes Maicosuel mit Ausfallschritt mal eben ganz geschmeidig in die Horizontale, um den anschließenden Elfer in Tim-Tarzan-Manier abzuwehren. Denn das macht Eindruck. Ein Wiese lässt sich eben nicht so einfach um-mähen und macht schon einmal selbst die Sense. Aber auch die Konkurrenz hat starke nominelle Argumente für sich: Ein Adler kann sehr gut fliegen, ein Rost ist halt doch aus Eisen, ein Butt schwimmt auch mal gegen den Strom, ein Lehmann verfügt über alle Kardinal-Tugenden, ein Neuer ist besser als ein Alter und diese ganzen Kalauer bringen uns irgendwie auch nicht weiter.
Fußballmystik
Wer das in Zeiten der Weltwirtschaftskrise gleichsam löbliche wie nachvollziehbare Vorhaben realisieren will, aus Scheiße Geld zu machen, wird schnell feststellen, wie erschreckend begrenzt die Möglichkeiten doch sind. So kann man entweder einen Quizspielsender eröffnen oder sich allsonntäglich in eine alkoholisierte Altherrenrunde am Münchener Flughafen setzen und im Dauer-Da-Capo Allgemeinplätze in die Republik posaunen. Oder aber man heißt Dieter Bohlen. Und wenn gar nichts mehr hilft, bleibt als letzter Ausweg nur noch die Veröffentlichung einer Zitatesammlung mit hinlänglich abgefeierten Fußballersprüchen, die allenfalls noch Weizen-Waldi für sein Comedy-Programm verwenden dürfte. In solch einem Büchlein findet man neben Möllers Mailand-Madrid-Klassiker und Dieter Eilts' geplatzter Currywurst gemeinhin auch Poldis legendäre Schach-Würfel-Metapher. Einziger Haken: Geistige Urheber des an sich so putzigen Vergleichs ist eben nicht der Prinz selbst, sondern sein Parodist Jan Böhmermann. Von nun an kann jedoch endlich ein echter Poldi in die fußballerische Zotenkollektion aufgenommen werden. Auf die Frage, ob nach dem mageren 1:1 gegen die Finnen nun Enttäuschung oder Erleichterung überwiege, stellte der lustige Lukas nämlich fest: "Am Ende überwog beides." Was sowohl nach den Gesetzen der Semantik als auch der Aussagenlogik auf ein verblüffendes Paradoxon hinausläuft. Nur die Regeln der Fußballmystik lassen eine solche ambivalente Feststellung ohne weiteres zu. Entsprechend zwiegespalten dürfte Kölns Vorzeigelogiker den ersten FC-Heimsieg dieser Saison zur Kenntnis genommen haben. Nach dem knappen 1:0 gegen die Mainzer überwog zu 60% die Freude und zu 50% die Zufriedenheit. Aber eigentlich war man nur halbwegs glücklich. Oder so ähnlich.
HLA
Am ultimativen Oktober-Kalauer kommen natürlich auch die Liga-Lehren nicht vorbei: Mit Herta geht's bergauf. Als Anerkennung des bislang Geleisteten und als Ansporn für das zukünftig zu Schaffende gab's zwischendurch mal eben einen schnuckeligen Literaturnobelpreis. Gemeint ist selbstverständlich nicht die leidende Fußball-Hertha, sondern die schreibende Müller-Herta. Und zwar ohne zweites "H". (Nur ignorante MySpox-Blogger verkennen diesen an sich so unübersehbaren Unterschied.) Die Berliner (Noch-)Buli-Hertha hat bislang nämlich weder was geleistet noch wird sie zukünftig irgendetwas zu Stande bringen. Preisverdächtig ist sie aber allemal. Die Goldene Himbeere, der Silberne Sargnagel, die Bronzene Mülltonne sowie die Klebrige Klobürste in Torf gehen diesmal kollektiv an unsere heitere Hauptstadt-Hertha , dessen amüsanter Auftritt beim 0:3 in Nürnberg abermals für große Begeisterung unter den Freunden des geliebten Antifußballs gesorgt hat. Und da das auf einmal ein bisschen zu viel des Guten ist, werden all die schönen Preise zusammengefasst zum Hertha-Lifetime-Award (HLA) als Auszeichnung für kollektives Unvermögen und dauerhafte Überforderung. Glückwunsch!
Nachwuchs-HLA
Und gleich noch ein Glückwunsch hinten dran. Diesmal an den sympathischen Schwabenclub aus Stuttgart, der momentan so unbeholfen agiert wie Little Lahm beim Bäumchenpflücken oder Torte Frings beim Rasieren. Schuld ist eine heimtückische Mischung aus Pech, Unfähigkeit, Lustlosigkeit und Babbel, bei der genau genommen alles überwiegt. Gewürdigt wird dieser hoffnungslose Anti-Lauf mit dem leider gänzlich undotierten Nachwuchs-HLA. Denn wer so tief in der Scheiße steckt, dass man ein Heimspiel durch ein regelkonformes (!) Kuranyi-Tor verliert, verdient nicht nur uns aller Mitgefühl, sondern eben auch einen Preis.
(Un-)beabsichtigt
Genaugenommen ist für die VfB-Krise allerdings einzig und allein der DFB verantwortlich, der Stuttgarts Trainer allwöchentlich ins Kölner Ausbildungscamp abkommandiert. Nicht dem DFB, sondern der DFL ist es hingegen zuzuschreiben, dass uns das würdelose Rumgewürge zwischen dem HSV und Bayer 04 als Spitzenspiel präsentiert wurde. Ein armseliges Ballgeschiebe mit der Dynamik eines ARTE-Themenabends , das die hemdsärmelige Henyckes-Elf am Ende beinahe vollkommen unbeabsichtigt gewonnen hätte, wenn die Kugel vom Schädel des finnischen Abwehr-Opas versehentlich ins Netz gerutscht wäre. Also, liebe DFL: Demnächst mal ein Hertha-Match als Samstagabendtopspiel ansetzen. Da fallen nämlich immer Tore. Und die kassiert die Hertha sogar mit voller Absicht.
Und natürlich…
…geht auch Du-Ri Cha nicht leer aus. Wer seinen Torhüter derart gekonnt verlädt und den Ball mit solch anmutiger Eleganz in den eigenen Kasten schiebt, muss mit einem Sonderpreis gewürdigt werden. In diesen Tagen gibt's (sorry, süße Hertha) dabei nur eine Option: Der komische Kaka. Ja, so ein Preis ist echt – ähm – scheiße.
Und sonst?
Die Quali ist geschafft. Und zur Feier der Woche nehmen wir einen tiefen Schluck aus der Phrasenpulle und stellen in Lattekscher Beschwingtheit fest: Die Deutschen haben eine Turniermannschaft. Wenn's drauf ankommt, sind wir da. Und überhaupt: Mit uns muss man immer rechnen. Selbst wenn man anders kalkuliert hat. Zudem wurde ein lang gehegtes Gerücht mit einem Mal in die Welt der Märchen verwiesen. Von wegen: Die Deutschen können's nur auf Gras. Wir gewinnen selbst auf Putins Plastikteppich. Und zur Not auch auf Treibsand, einem frischt gepflügten Kartoffelacker oder auch einem wildwuchernden Tulpenfeld. Gut zu wissen für das Jahr X, wenn sich die Fußball-WM in unser westliches Nachbarland verirrt. Dort ist man aber auch ganz gern auf Gras. Nun aber Schluss mit billigen Stereotypen, flachen Kalauern und wertlosen Preisen. Und mit den Liga-Lehren auch.
LL IX: Diesmal mit hanebüchenen Wortspielen, mystischen Logeleien, einer ganzen Menge Preise und einer leichten Prise Hertha:
Sense
Auch wenn man es nicht wahrhaben will: Tim Wiese (The Keeper formerly known as Gel-Enke) hat sich geändert. Er geht nur noch vier Mal pro Woche in die Kabelkaribik, futtert lediglich Salat und Tofu und gibt überhaupt einen ziemlich umgänglichen Zeitgenossen ab. Ja, der einst so schnöselige Tim ist inzwischen so lieb und nett, dass ihn unser Bundes-Jogi bedenkenlos als Nummer 3 mit zur WM nehmen würde. Was dem willigen Wiese aber irgendwie gar nicht so recht gefallen würde. Und so beförderte er Hoffes Maicosuel mit Ausfallschritt mal eben ganz geschmeidig in die Horizontale, um den anschließenden Elfer in Tim-Tarzan-Manier abzuwehren. Denn das macht Eindruck. Ein Wiese lässt sich eben nicht so einfach um-mähen und macht schon einmal selbst die Sense. Aber auch die Konkurrenz hat starke nominelle Argumente für sich: Ein Adler kann sehr gut fliegen, ein Rost ist halt doch aus Eisen, ein Butt schwimmt auch mal gegen den Strom, ein Lehmann verfügt über alle Kardinal-Tugenden, ein Neuer ist besser als ein Alter und diese ganzen Kalauer bringen uns irgendwie auch nicht weiter.
Fußballmystik
Wer das in Zeiten der Weltwirtschaftskrise gleichsam löbliche wie nachvollziehbare Vorhaben realisieren will, aus Scheiße Geld zu machen, wird schnell feststellen, wie erschreckend begrenzt die Möglichkeiten doch sind. So kann man entweder einen Quizspielsender eröffnen oder sich allsonntäglich in eine alkoholisierte Altherrenrunde am Münchener Flughafen setzen und im Dauer-Da-Capo Allgemeinplätze in die Republik posaunen. Oder aber man heißt Dieter Bohlen. Und wenn gar nichts mehr hilft, bleibt als letzter Ausweg nur noch die Veröffentlichung einer Zitatesammlung mit hinlänglich abgefeierten Fußballersprüchen, die allenfalls noch Weizen-Waldi für sein Comedy-Programm verwenden dürfte. In solch einem Büchlein findet man neben Möllers Mailand-Madrid-Klassiker und Dieter Eilts' geplatzter Currywurst gemeinhin auch Poldis legendäre Schach-Würfel-Metapher. Einziger Haken: Geistige Urheber des an sich so putzigen Vergleichs ist eben nicht der Prinz selbst, sondern sein Parodist Jan Böhmermann. Von nun an kann jedoch endlich ein echter Poldi in die fußballerische Zotenkollektion aufgenommen werden. Auf die Frage, ob nach dem mageren 1:1 gegen die Finnen nun Enttäuschung oder Erleichterung überwiege, stellte der lustige Lukas nämlich fest: "Am Ende überwog beides." Was sowohl nach den Gesetzen der Semantik als auch der Aussagenlogik auf ein verblüffendes Paradoxon hinausläuft. Nur die Regeln der Fußballmystik lassen eine solche ambivalente Feststellung ohne weiteres zu. Entsprechend zwiegespalten dürfte Kölns Vorzeigelogiker den ersten FC-Heimsieg dieser Saison zur Kenntnis genommen haben. Nach dem knappen 1:0 gegen die Mainzer überwog zu 60% die Freude und zu 50% die Zufriedenheit. Aber eigentlich war man nur halbwegs glücklich. Oder so ähnlich.
HLA
Am ultimativen Oktober-Kalauer kommen natürlich auch die Liga-Lehren nicht vorbei: Mit Herta geht's bergauf. Als Anerkennung des bislang Geleisteten und als Ansporn für das zukünftig zu Schaffende gab's zwischendurch mal eben einen schnuckeligen Literaturnobelpreis. Gemeint ist selbstverständlich nicht die leidende Fußball-Hertha, sondern die schreibende Müller-Herta. Und zwar ohne zweites "H". (Nur ignorante MySpox-Blogger verkennen diesen an sich so unübersehbaren Unterschied.) Die Berliner (Noch-)Buli-Hertha hat bislang nämlich weder was geleistet noch wird sie zukünftig irgendetwas zu Stande bringen. Preisverdächtig ist sie aber allemal. Die Goldene Himbeere, der Silberne Sargnagel, die Bronzene Mülltonne sowie die Klebrige Klobürste in Torf gehen diesmal kollektiv an unsere heitere Hauptstadt-Hertha , dessen amüsanter Auftritt beim 0:3 in Nürnberg abermals für große Begeisterung unter den Freunden des geliebten Antifußballs gesorgt hat. Und da das auf einmal ein bisschen zu viel des Guten ist, werden all die schönen Preise zusammengefasst zum Hertha-Lifetime-Award (HLA) als Auszeichnung für kollektives Unvermögen und dauerhafte Überforderung. Glückwunsch!
Nachwuchs-HLA
Und gleich noch ein Glückwunsch hinten dran. Diesmal an den sympathischen Schwabenclub aus Stuttgart, der momentan so unbeholfen agiert wie Little Lahm beim Bäumchenpflücken oder Torte Frings beim Rasieren. Schuld ist eine heimtückische Mischung aus Pech, Unfähigkeit, Lustlosigkeit und Babbel, bei der genau genommen alles überwiegt. Gewürdigt wird dieser hoffnungslose Anti-Lauf mit dem leider gänzlich undotierten Nachwuchs-HLA. Denn wer so tief in der Scheiße steckt, dass man ein Heimspiel durch ein regelkonformes (!) Kuranyi-Tor verliert, verdient nicht nur uns aller Mitgefühl, sondern eben auch einen Preis.
(Un-)beabsichtigt
Genaugenommen ist für die VfB-Krise allerdings einzig und allein der DFB verantwortlich, der Stuttgarts Trainer allwöchentlich ins Kölner Ausbildungscamp abkommandiert. Nicht dem DFB, sondern der DFL ist es hingegen zuzuschreiben, dass uns das würdelose Rumgewürge zwischen dem HSV und Bayer 04 als Spitzenspiel präsentiert wurde. Ein armseliges Ballgeschiebe mit der Dynamik eines ARTE-Themenabends , das die hemdsärmelige Henyckes-Elf am Ende beinahe vollkommen unbeabsichtigt gewonnen hätte, wenn die Kugel vom Schädel des finnischen Abwehr-Opas versehentlich ins Netz gerutscht wäre. Also, liebe DFL: Demnächst mal ein Hertha-Match als Samstagabendtopspiel ansetzen. Da fallen nämlich immer Tore. Und die kassiert die Hertha sogar mit voller Absicht.
Und natürlich…
…geht auch Du-Ri Cha nicht leer aus. Wer seinen Torhüter derart gekonnt verlädt und den Ball mit solch anmutiger Eleganz in den eigenen Kasten schiebt, muss mit einem Sonderpreis gewürdigt werden. In diesen Tagen gibt's (sorry, süße Hertha) dabei nur eine Option: Der komische Kaka. Ja, so ein Preis ist echt – ähm – scheiße.
Und sonst?
Die Quali ist geschafft. Und zur Feier der Woche nehmen wir einen tiefen Schluck aus der Phrasenpulle und stellen in Lattekscher Beschwingtheit fest: Die Deutschen haben eine Turniermannschaft. Wenn's drauf ankommt, sind wir da. Und überhaupt: Mit uns muss man immer rechnen. Selbst wenn man anders kalkuliert hat. Zudem wurde ein lang gehegtes Gerücht mit einem Mal in die Welt der Märchen verwiesen. Von wegen: Die Deutschen können's nur auf Gras. Wir gewinnen selbst auf Putins Plastikteppich. Und zur Not auch auf Treibsand, einem frischt gepflügten Kartoffelacker oder auch einem wildwuchernden Tulpenfeld. Gut zu wissen für das Jahr X, wenn sich die Fußball-WM in unser westliches Nachbarland verirrt. Dort ist man aber auch ganz gern auf Gras. Nun aber Schluss mit billigen Stereotypen, flachen Kalauern und wertlosen Preisen. Und mit den Liga-Lehren auch.
Aufrufe: 5049 | Kommentare: 21 | Bewertungen: 38 | Erstellt:18.10.2009
ø 9.1
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Und das nach dem Podolski Absatz... sehr schön!
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