21.09.2008 um 19:55 Uhr
Liga-Lehren V
Die Maß ist voll
Spieltag 5, überschattet durch Werders Sturm der Allianz-Arena, hat uns immerhin drei zukunftsweisende Erkenntnisse geliefert.
Trübe Aussichten
Lehre Nr. 1: Im Frühjahr 2009 herrscht Tristesse in der Düsseldorfer LTU-Arena. Was das mit diesem Bundesliga-Spieltag zu tun hat? Ganz einfach. Es gibt genau drei unabänderlich feststehende Naturgesetze, deren Geltungskraft in der Praxis zweifelsfrei nachgewiesen wurde:
1. Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe, solange keine von außen wirkenden Kräfte ihn zwingen, diesen Zustand zu ändern (sog. Prinzip Basler).
2. Je größer die Masse zweier Körper, desto stärker auch die zwischen ihnen wirkende Anziehungskraft (sog. Calmund-Hoeneß-Regel).
3. Bayer Leverkusen spielt in einer Bundesliga-Saison maximal eine gute Runde, verkorkst damit entweder die Hin- oder die Rückrunde (sog. Bayer-Axiom).
Da die Werkself mit dem beeindruckenden 4:0 gegen Hannover nachhaltig ihren Anspruch untermauert hat, diesmal eine erfolgreiche Hinrunde abzuliefern, wird die Labbadia-Elf zwangsläufig in der Rückserie mit Pauken und Trompeten untergehen. Und da sie wegen der Umbauarbeiten in der Bayer-Arena gezwungen ist, ihre Heimspiele andernorts auszutragen, nämlich – genau! – in der LTU-Arena, werden die Zuschauer in Düsseldorf wohl nur selten Freude mit dem Gastgeber haben. Alles in allem trübe Aussichten. Bis Mitte Dezember darf man sich bei Bayer 04 aber noch mit echtem Traumfußball trösten, so wie ihn diesen Spieltag Helmes, Renato Augusto & Co. zelebriert haben. Denn das hat schon schwer Spaß gemacht. Schade, bald ist es damit wieder vorbei.
Maßvolle Experimente
Lehre Nr. 2: Mit zwei Maß in der Birne kann man kein Fußball spielen. Ob Ministerpräsident Beckstein mit seiner These, man könne nach zwei Maß durchaus noch Auto fahren, Recht hat, ist bislang noch nicht abschließend geklärt. Die Münchener Defensive hat an diesem Spieltag aber den ultimativen Beweis angetreten, dass man nach dem Genuss von zwei Litern obergäriger Hopfen-Limo definitiv außerstande ist, halbwegs konzentriert gegen das Leder zu treten. Anders ist jedenfalls die Leistung, die Demichelis & Co. in der Partie gegen Werder Bremen abgeliefert haben, nicht zu erklären. Amüsant war er schon, der Komödienstadl in der Allianz-Arena. Regie: Ex-Hollywood-Star: Jürgen K.! Für die Bayern-Fans war's wohl eine Tragödie, die man nicht einmal mit den besagten zwei Maß so richtig ertragen konnte. An diesem Oktoberfesteröffnungssamstag gab es diesmal jedenfalls zwei erleichterte Juchzer im Münchener Stadtgebiet. Der eine um Punkt 12, als Bürgermeister Ude mit zwei Schlägen das erste Fass zum Fließen brachte, der andere etwa gegen 17.17 Uhr, als Schiedsrichter Kinhöfer dem – für Bayern – unwürdigen Schauspiel ein Ende bereitete: Obgepfiffen is!
Dreimal reicht
Lehre Nr. 3: Was dreimal dir gelingt, dich schnell mal um die Punkte bringt. Das hatte sich der HSV so schön ausgemalt. Mal locker die üblichen zwei Buden reinhauen lassen und dann ganz gepflegt die obligatorische Aufholjagd starten. Von wegen: Was dreimal klappt, geht auch viermal. Doch dann kam Grafite und Essig war's mit Aufholen. 3:0, das schafft selbst der HSV nicht. Für das nächste Spiel gegen die Gladbacher Borussia plant Trainer Jol nun einen gepflegten und ungefährdeten 2:0-Sieg. Das ist zwar langweilig, das kickt nicht, da fehlt der Thrill. Aber besser fehlender Thrill als fehlende Punkte. Sagt sich wohl der Jol. Sonst fehlen ihm bald die Argumente.
Komische Liga
Keine echte Lehre, sondern nüchterne Feststellung. Die Bundesliga 2008/2009 ist seltsam, undefinierbar, ohne Profil. Bislang hat keine Mannschaft komplett überzeugt. Selbst Tabellenführer Schalke spielt bis dato einen wenig beeindruckenden Ball. Jeder nimmt sich mal eine Auszeit. Und so kommt es, dass den Tabellenersten und den Zehnten gerade mal 3 Punkte trennen. Das sind übrigens Schalke und der BVB. Und dass der BVB einen 3er Rückstand gegen die Knappen ganz easy mal aufholen kann, haben wir ja jüngst gesehen. Also, alles geht noch. Wir stehen quasi wieder bei Null. Macht Lust auf mehr, diese komische Liga.
Und was war noch?
Nicht viel! Der Samstagnachmittag bot nämlich dank so sagenhaft unterhaltsamer Begegnungen wie Cottbus-Bochum oder Bielefeld-Köln insgesamt wenig Reizvolles. Auch eine Konsequenz der erstmalig praktizierten 1-5-3-Ansetzungen. Fünf Spiele am Samstag sind einfach zu wenig. Das macht nicht an, ist total unerotisch. Zum Glück dürften die Zeiten der drei Sonntagsspiele bald ein Ende haben. Denn dankenswerter Weise haben sich Borussia Dortmund und der Hamburger SV freiwillig dazu bereit erklärt, unverzüglich wieder aus dem Cup der Verlierer auszuscheiden. Und auch Werder Bremen hat versprochen, in der Todesgruppe C den 4. Platz hinter den Übermannschaften aus Mailand, Athen und irgendwo von Zypern zu belegen. Selbstlos nenne ich das! Ganz selbstlos räume ich jetzt auch den Platz. Bis die Tage!
Spieltag 5, überschattet durch Werders Sturm der Allianz-Arena, hat uns immerhin drei zukunftsweisende Erkenntnisse geliefert.
Trübe Aussichten
Lehre Nr. 1: Im Frühjahr 2009 herrscht Tristesse in der Düsseldorfer LTU-Arena. Was das mit diesem Bundesliga-Spieltag zu tun hat? Ganz einfach. Es gibt genau drei unabänderlich feststehende Naturgesetze, deren Geltungskraft in der Praxis zweifelsfrei nachgewiesen wurde:
1. Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe, solange keine von außen wirkenden Kräfte ihn zwingen, diesen Zustand zu ändern (sog. Prinzip Basler).
2. Je größer die Masse zweier Körper, desto stärker auch die zwischen ihnen wirkende Anziehungskraft (sog. Calmund-Hoeneß-Regel).
3. Bayer Leverkusen spielt in einer Bundesliga-Saison maximal eine gute Runde, verkorkst damit entweder die Hin- oder die Rückrunde (sog. Bayer-Axiom).
Da die Werkself mit dem beeindruckenden 4:0 gegen Hannover nachhaltig ihren Anspruch untermauert hat, diesmal eine erfolgreiche Hinrunde abzuliefern, wird die Labbadia-Elf zwangsläufig in der Rückserie mit Pauken und Trompeten untergehen. Und da sie wegen der Umbauarbeiten in der Bayer-Arena gezwungen ist, ihre Heimspiele andernorts auszutragen, nämlich – genau! – in der LTU-Arena, werden die Zuschauer in Düsseldorf wohl nur selten Freude mit dem Gastgeber haben. Alles in allem trübe Aussichten. Bis Mitte Dezember darf man sich bei Bayer 04 aber noch mit echtem Traumfußball trösten, so wie ihn diesen Spieltag Helmes, Renato Augusto & Co. zelebriert haben. Denn das hat schon schwer Spaß gemacht. Schade, bald ist es damit wieder vorbei.
Maßvolle Experimente
Lehre Nr. 2: Mit zwei Maß in der Birne kann man kein Fußball spielen. Ob Ministerpräsident Beckstein mit seiner These, man könne nach zwei Maß durchaus noch Auto fahren, Recht hat, ist bislang noch nicht abschließend geklärt. Die Münchener Defensive hat an diesem Spieltag aber den ultimativen Beweis angetreten, dass man nach dem Genuss von zwei Litern obergäriger Hopfen-Limo definitiv außerstande ist, halbwegs konzentriert gegen das Leder zu treten. Anders ist jedenfalls die Leistung, die Demichelis & Co. in der Partie gegen Werder Bremen abgeliefert haben, nicht zu erklären. Amüsant war er schon, der Komödienstadl in der Allianz-Arena. Regie: Ex-Hollywood-Star: Jürgen K.! Für die Bayern-Fans war's wohl eine Tragödie, die man nicht einmal mit den besagten zwei Maß so richtig ertragen konnte. An diesem Oktoberfesteröffnungssamstag gab es diesmal jedenfalls zwei erleichterte Juchzer im Münchener Stadtgebiet. Der eine um Punkt 12, als Bürgermeister Ude mit zwei Schlägen das erste Fass zum Fließen brachte, der andere etwa gegen 17.17 Uhr, als Schiedsrichter Kinhöfer dem – für Bayern – unwürdigen Schauspiel ein Ende bereitete: Obgepfiffen is!
Dreimal reicht
Lehre Nr. 3: Was dreimal dir gelingt, dich schnell mal um die Punkte bringt. Das hatte sich der HSV so schön ausgemalt. Mal locker die üblichen zwei Buden reinhauen lassen und dann ganz gepflegt die obligatorische Aufholjagd starten. Von wegen: Was dreimal klappt, geht auch viermal. Doch dann kam Grafite und Essig war's mit Aufholen. 3:0, das schafft selbst der HSV nicht. Für das nächste Spiel gegen die Gladbacher Borussia plant Trainer Jol nun einen gepflegten und ungefährdeten 2:0-Sieg. Das ist zwar langweilig, das kickt nicht, da fehlt der Thrill. Aber besser fehlender Thrill als fehlende Punkte. Sagt sich wohl der Jol. Sonst fehlen ihm bald die Argumente.
Komische Liga
Keine echte Lehre, sondern nüchterne Feststellung. Die Bundesliga 2008/2009 ist seltsam, undefinierbar, ohne Profil. Bislang hat keine Mannschaft komplett überzeugt. Selbst Tabellenführer Schalke spielt bis dato einen wenig beeindruckenden Ball. Jeder nimmt sich mal eine Auszeit. Und so kommt es, dass den Tabellenersten und den Zehnten gerade mal 3 Punkte trennen. Das sind übrigens Schalke und der BVB. Und dass der BVB einen 3er Rückstand gegen die Knappen ganz easy mal aufholen kann, haben wir ja jüngst gesehen. Also, alles geht noch. Wir stehen quasi wieder bei Null. Macht Lust auf mehr, diese komische Liga.
Und was war noch?
Nicht viel! Der Samstagnachmittag bot nämlich dank so sagenhaft unterhaltsamer Begegnungen wie Cottbus-Bochum oder Bielefeld-Köln insgesamt wenig Reizvolles. Auch eine Konsequenz der erstmalig praktizierten 1-5-3-Ansetzungen. Fünf Spiele am Samstag sind einfach zu wenig. Das macht nicht an, ist total unerotisch. Zum Glück dürften die Zeiten der drei Sonntagsspiele bald ein Ende haben. Denn dankenswerter Weise haben sich Borussia Dortmund und der Hamburger SV freiwillig dazu bereit erklärt, unverzüglich wieder aus dem Cup der Verlierer auszuscheiden. Und auch Werder Bremen hat versprochen, in der Todesgruppe C den 4. Platz hinter den Übermannschaften aus Mailand, Athen und irgendwo von Zypern zu belegen. Selbstlos nenne ich das! Ganz selbstlos räume ich jetzt auch den Platz. Bis die Tage!
Aufrufe: 2149 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 8 | Erstellt:21.09.2008
ø 9.6
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
21.09.2008 | 20:05 Uhr
0
Schuss_Tor_Hurra :
toller blog. macht richtig spass, so etwas zu lesen...
0
22.09.2008 | 10:55 Uhr
0
Schnipo : Da kannst nix machen!
Der is gut der Mann.
Kurz was zu Bayern: Ich halt das für einen Ausrutscher und gebe die Schuld den für Bayern absolut unglücklichen Spielverlauf.
Immer wenn sie grad richtig am Drücker wahren hat Bremen ne Kiste gemacht. Die letzten beiden gegentore von Bayern lass ich unkommentiert die ham sie sich dann selber reingelegt. Bitter war nur das die Bremer Fans beim 1:5 alle aufgeprungen sind Boro gefeiert haben und zum Zillertahler Hochzeitswalzer (der wird bei Bayerntoren immer eigespielt) abgedanced haben. Das war demütigend!!! Drum wurd er beim 2:5 auch nich mehr eingespielt!
0
22.09.2008 | 11:04 Uhr
0
FabianPramel : toll...
der blog ist super!@ schnippo:
das die bremer die bayern bei dem stand auf den arm nehmen ist doch klar! auch toll fand ich die rufe der bremer: "Jürgen Klinsmann!" und "Michael Rensing!" hehe wer so eine auf die fresse kriegt wird halt verarscht - erst recht wenn es der FCB ist ^^
0
22.09.2008 | 15:31 Uhr
0
Aber eine Sache muss ich anmerken: Zwei Mannschaften überzeugen sehr wohl:
Leverkusen, Niederlage gegen HSV durch Platzverweis und gegen Dortmund, da die Chancen nicht genutzt wurden.
Dazu kommt dann noch Hoffenheim, denen kann man auch nichts vorwerfen.
0
22.09.2008 | 16:11 Uhr
0
Voegi : @ EdHardy
Na ich will gar nicht abstreiten, dass Oli mich "inspiriert" hat! Zu Leverkusen: Klar, die spielen super Offensiv-Fußball. Aber so oder so auch schon 2 Niederlagen. Dennoch: Sie gehören auf jeden Fall zu den Top Teams. Aber wie gesagt: Bayer-Axiom. Irgendwann hat es sich...
Zu Hoffenheim: Stimmt. Viel mehr kann man von denen echt nicht erwarten. Die spielen absolut am oberen Limit. Andererseits: Wenn man sich die Tabelle anschaut, gibt's bislang eben noch nicht DIE Übermannschaft!
0
22.09.2008 | 17:37 Uhr
0
Dreumex : Super!
Voegi, dein Blog macht richtig Spaß. Super geschrieben!Und "leider" am besten gefiel mir mal folgendes Zitat von dir
"Denn dankenswerter Weise haben sich Borussia Dortmund und der Hamburger SV freiwillig dazu bereit erklärt, unverzüglich wieder aus dem Cup der Verlierer auszuscheiden."
Bin BVB-Fan, aber jeder der diese Leistung vom BVB z.B. gesehen hat, versteht, dass man da durchaus mal ein Witzchen draus machen darf.
In diesem Sinne, hoffe das ich noch mehr von dir lesen kann in Zukunft.
0
22.09.2008 | 21:19 Uhr
0
0
23.09.2008 | 09:37 Uhr
0
schlibbedewitz : jo
supergeiler blog,grosse klasse.... und zu werder..:: da wir ja letztens im weserstadion ganz freundlich 4:0 (!) gewonnen haben ist es völlig legitim wenn werder mal mit 3 toren unterschied in münchen gewinnt. wir sind halt gute gastgeber. ausserdem besser werder als der chemieverarbeitungsverein oder noch schlimmer der verein mit den spielernamen die sich keiner merken kann...
und zum verlierercup....: ist es nicht so dass wir uns schon jahrelang freiwillig frühzeitig verabschieden,egal mit welchem verein..? aber dass ist natürlich immer pech..
0
COMMUNITY LOGIN
Statistik