28.09.2008 um 20:08 Uhr
Liga-Lehren VI
Rotationen, Emotionen
Die Liga lebt! Der 6. Spieltag lieferte wiedermal allerbeste Unterhaltung. Klinsi rotiert und verliert, Scheibenschießen in Bremen und vieles mehr. Hier gibt's die Lehren des 6. Spieltags:
Er rotiert
Zwei Pleiten in Folge - bei den Bayern läuft's nicht rund. Und das obwohl Klinsmann rotiert. Klinsmann rotiert, das heißt auf Deutsch: Er dreht am Rad. Und zwar in jeder Hinsicht. Denn das, was Jürgen Klinsmann beim Gastspiel der Bayern in Hannover aufgeboten hat, hatte schon etwas von Harakiri: Ottl, Lell, Breno, Sosa… Vor allem Sosa treibt dem durchschnittlichen Bayern-Fan den Angstschweiß auf die Stirn. Sosa ist der fleischgewordene Nachweis für die verfehlte Einkaufspolitik der Bayern in Südamerika. Früher hießen sie Bernardo oder Mazinho, heutzutage sind es Santa Cruz, dos Santos oder eben Sosa. Und bereits jetzt werden Wetten abgeschlossen, wie der neue 17jährige Wunderstürmer heißt, den Bayerns Scouts demnächst in der Pampa Uruguays entdecken. Derzeitiger Favorit: Julio Ernesto Cruz. Wer so heißt, muss zum FC Bayern! Übrigens ist Sosa seinerzeit auf nachdrückliche Empfehlung des Ober-Beraters Paul Breitner an die Isar gekommen. Dieser hat ansonsten bislang nur durch eine Szene auf sich aufmerksam gemacht. Seine ehrfürchtige Begrüßung des neuen Trainers auf dem Trainingsgelände an der Säbener Straße. Derzeit jedoch ist das, was Klinsmann entgegenkommt, weniger Ehrfurcht, sondern eher Furcht. Furcht vor dem, was da noch kommen mag.
Unbekümmerter Aufsteiger
Was macht man, wenn man in Bremen mit 1:4 hinten liegt? Einfach weiter nach vorne spielen und drei Tore erzielen. Wie einfach das sein kann, hat Rangnicks Truppe an diesem Spieltag bewiesen und ganz locker mal drei Buden erzielt. Jugendliche Unbekümmertheit nennt man das wohl. Das macht Spaß, das ist schön anzusehen, aber das ist nicht immer erfolgreich. Denn jugendliche Unbekümmertheit schlägt schnell um in die kindliche Naivität. Die Hoffenheimer haben es bewiesen, als sie nach dem 4:4-Ausgleich einfach weiter schonungslos nach vorne gespielt und trotz Überzahl noch das 4:5 kassiert haben. Beschweren wollen wir uns darüber nicht. Immerhin hat dieser Aufsteiger einen Unterhaltungswert von 10 Cottbus oder 20 Duisburg. Ob man den Verein Hoffenheim nun mag oder nicht, die Mannschaft muss man gern haben.
Ein Pflänzlein in Köln
Die Stimmung im RheinEnergie-Stadion ist ohnehin mit das Beste, was diese Liga zu bieten hat. Aber der erste Bundesligaheimsieg nach gefühlten fünf Jahren Tristesse hat die Fans dann doch in echte Ekstase versetzt. Nicht zuletzt, weil man keinen Geringeren als Schalke 04 nach einer beeindruckenden Leistung bezwungen hatte. Daums Erfolgsrezept ist schnell beschrieben: Leidenschaft, Spielwitz, Disziplin – kurz LSD. Und davon hatte der Kölner Coach offenkundig eine Überdosis mitbekommen. Denn wie anders sind seine blumigen Worte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel zu erklären. Mit seiner Mannschaft sei das ja wie mit so einem Samenkorn. Das müsse man gießen und gießen und wartet dann, bis endlich ein Pflänzlein rauskommt. Bislang ist es noch ein zartes Pflänzlein. Denn so begeisternd der Auftritt am vergangenen Freitag auch war, so durchwachsen ist bislang noch die Punktebilanz: 7 Zähler stehen bis dato zu Buche. Und damit steht man momentan sogar noch hinter dem FC Bayern – in diesen Tagen fast ein Armutszeugnis.
Rugby-Brych
Wenn der Schiedsrichter einen Angriff auf den Torhüter abpfeift, heißt es hierzulande meist: "In England lässt man sowas laufen!" Muss den guten Felix Brych ziemlich genervt haben. Und darum ließ er Santanas Gesichtsmassage für Jens Lehmann mal ganz cool weiterlaufen. Fand der Lehmann natürlich nicht so lustig. Und in England hat man sich, so man denn Bundesliga schaut, schwer gewundert: "What a rough league is this?" Brych soll jedenfalls bereits ein Angebot aus England vorliegen – als Schiedsrichter für die dortige Rugby-Liga. Deckname Lucky Break!
Und was gab's noch?
Den Super Sunday. Und der lieferte genau das, was man sich von ihm versprochen hatte: Nicht viel. Besonders ermüdend die Partie zwischen Frankfurt und Bielefeld. Die Eintracht verliert allmählich den Boden unter den Füßen – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn nachdem zuletzt Madonna mit ihren Fans das Spielfeld demolierte, durchpflügten diesmal die Footballer den Frankfurter Rasen.
Da die beiden Sonntagspartien keinen allzu hohen Unterhaltungswert besaßen, sorgte wenigstens Stefan Effenberg für ein Highlight. Der Premiere-Experte ging einfach mal in die Vollen und empfahl Bayerns Kickern "Butterbrot und Peitsche". Ja, der Effe redet, wie er früher spielte. Volles Risiko und mit dem Mut zum Eigentor. Bei Effe heißt es immer "Bier oder Selters". Apropos: Ich hab Durst. Und damit Prost! Bis zur nächsten Woche!
Die Liga lebt! Der 6. Spieltag lieferte wiedermal allerbeste Unterhaltung. Klinsi rotiert und verliert, Scheibenschießen in Bremen und vieles mehr. Hier gibt's die Lehren des 6. Spieltags:
Er rotiert
Zwei Pleiten in Folge - bei den Bayern läuft's nicht rund. Und das obwohl Klinsmann rotiert. Klinsmann rotiert, das heißt auf Deutsch: Er dreht am Rad. Und zwar in jeder Hinsicht. Denn das, was Jürgen Klinsmann beim Gastspiel der Bayern in Hannover aufgeboten hat, hatte schon etwas von Harakiri: Ottl, Lell, Breno, Sosa… Vor allem Sosa treibt dem durchschnittlichen Bayern-Fan den Angstschweiß auf die Stirn. Sosa ist der fleischgewordene Nachweis für die verfehlte Einkaufspolitik der Bayern in Südamerika. Früher hießen sie Bernardo oder Mazinho, heutzutage sind es Santa Cruz, dos Santos oder eben Sosa. Und bereits jetzt werden Wetten abgeschlossen, wie der neue 17jährige Wunderstürmer heißt, den Bayerns Scouts demnächst in der Pampa Uruguays entdecken. Derzeitiger Favorit: Julio Ernesto Cruz. Wer so heißt, muss zum FC Bayern! Übrigens ist Sosa seinerzeit auf nachdrückliche Empfehlung des Ober-Beraters Paul Breitner an die Isar gekommen. Dieser hat ansonsten bislang nur durch eine Szene auf sich aufmerksam gemacht. Seine ehrfürchtige Begrüßung des neuen Trainers auf dem Trainingsgelände an der Säbener Straße. Derzeit jedoch ist das, was Klinsmann entgegenkommt, weniger Ehrfurcht, sondern eher Furcht. Furcht vor dem, was da noch kommen mag.
Unbekümmerter Aufsteiger
Was macht man, wenn man in Bremen mit 1:4 hinten liegt? Einfach weiter nach vorne spielen und drei Tore erzielen. Wie einfach das sein kann, hat Rangnicks Truppe an diesem Spieltag bewiesen und ganz locker mal drei Buden erzielt. Jugendliche Unbekümmertheit nennt man das wohl. Das macht Spaß, das ist schön anzusehen, aber das ist nicht immer erfolgreich. Denn jugendliche Unbekümmertheit schlägt schnell um in die kindliche Naivität. Die Hoffenheimer haben es bewiesen, als sie nach dem 4:4-Ausgleich einfach weiter schonungslos nach vorne gespielt und trotz Überzahl noch das 4:5 kassiert haben. Beschweren wollen wir uns darüber nicht. Immerhin hat dieser Aufsteiger einen Unterhaltungswert von 10 Cottbus oder 20 Duisburg. Ob man den Verein Hoffenheim nun mag oder nicht, die Mannschaft muss man gern haben.
Ein Pflänzlein in Köln
Die Stimmung im RheinEnergie-Stadion ist ohnehin mit das Beste, was diese Liga zu bieten hat. Aber der erste Bundesligaheimsieg nach gefühlten fünf Jahren Tristesse hat die Fans dann doch in echte Ekstase versetzt. Nicht zuletzt, weil man keinen Geringeren als Schalke 04 nach einer beeindruckenden Leistung bezwungen hatte. Daums Erfolgsrezept ist schnell beschrieben: Leidenschaft, Spielwitz, Disziplin – kurz LSD. Und davon hatte der Kölner Coach offenkundig eine Überdosis mitbekommen. Denn wie anders sind seine blumigen Worte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel zu erklären. Mit seiner Mannschaft sei das ja wie mit so einem Samenkorn. Das müsse man gießen und gießen und wartet dann, bis endlich ein Pflänzlein rauskommt. Bislang ist es noch ein zartes Pflänzlein. Denn so begeisternd der Auftritt am vergangenen Freitag auch war, so durchwachsen ist bislang noch die Punktebilanz: 7 Zähler stehen bis dato zu Buche. Und damit steht man momentan sogar noch hinter dem FC Bayern – in diesen Tagen fast ein Armutszeugnis.
Rugby-Brych
Wenn der Schiedsrichter einen Angriff auf den Torhüter abpfeift, heißt es hierzulande meist: "In England lässt man sowas laufen!" Muss den guten Felix Brych ziemlich genervt haben. Und darum ließ er Santanas Gesichtsmassage für Jens Lehmann mal ganz cool weiterlaufen. Fand der Lehmann natürlich nicht so lustig. Und in England hat man sich, so man denn Bundesliga schaut, schwer gewundert: "What a rough league is this?" Brych soll jedenfalls bereits ein Angebot aus England vorliegen – als Schiedsrichter für die dortige Rugby-Liga. Deckname Lucky Break!
Und was gab's noch?
Den Super Sunday. Und der lieferte genau das, was man sich von ihm versprochen hatte: Nicht viel. Besonders ermüdend die Partie zwischen Frankfurt und Bielefeld. Die Eintracht verliert allmählich den Boden unter den Füßen – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn nachdem zuletzt Madonna mit ihren Fans das Spielfeld demolierte, durchpflügten diesmal die Footballer den Frankfurter Rasen.
Da die beiden Sonntagspartien keinen allzu hohen Unterhaltungswert besaßen, sorgte wenigstens Stefan Effenberg für ein Highlight. Der Premiere-Experte ging einfach mal in die Vollen und empfahl Bayerns Kickern "Butterbrot und Peitsche". Ja, der Effe redet, wie er früher spielte. Volles Risiko und mit dem Mut zum Eigentor. Bei Effe heißt es immer "Bier oder Selters". Apropos: Ich hab Durst. Und damit Prost! Bis zur nächsten Woche!
Aufrufe: 1474 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 3 | Erstellt:28.09.2008
ø 7.0
KOMMENTARE
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28.09.2008 | 21:03 Uhr
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oliver : ...
wieder mal wirklich sehr gelungen, das!! 0
28.09.2008 | 21:51 Uhr
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28.09.2008 | 22:45 Uhr
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Voegi :
@ currywurstDu meinst wegen "Muss den guten Felix Brych ziemlich genervt haben. Und darum ließ er Santanas Gesichtsmassage für Jens Lehmann mal ganz cool weiterlaufen. Fand der Lehmann natürlich nicht so lustig. Und in England hat man sich, so man denn Bundesliga schaut, schwer gewundert:" ^^
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29.09.2008 | 13:46 Uhr
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ich finde auch allgemein die art wie ihr eure blogs schreibt geil
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29.09.2008 | 16:35 Uhr
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xxlhonk :
thanx for the great entertainment.oder wie die Deutschen zu sagen pflegen:
Großer Sport!
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