29.10.2008 um 23:15 Uhr
Liga-Lehren X
Englische Woche - very delicious!
Während uns eine Fastfood-Kette dieser Tage mal wieder mit "Los Wochos" erfreut, hat der DFB, die DFL, die Uefa, Kaiser Franz oder wer auch immer nun für die Spieltagsplanung zuständig ist (als konsumgeiler Fan blickt da ja nicht mehr durch…) seinen Alltime-Klassiker auf dem Programm: Englische Woche. Im Klartext: Solide Hausmannskost, ein bisschen Kicks & Tricks, dazu ein paar harte Checks gewürzt mit Dirty Talk. Alles very british. Wem das nicht zusagt, der kann sich bei einer der vielen Koch-&-Kick-Shows Appetit holen:
Franz kocht
…vor Wut. Das Karlsruher Abwehr-Enfant-terrible Maik Franz bot beim Heimspiel seiner Karlsruher gegen die Knappen die komplette Bandbreite menschlicher Emotionen dar. Erst Unbeherrschtheit, dann Leidensfähigkeit und kurz darauf Leidenschaft, sowie schließlich ungezügelte Wut. Aber der Reihe nach: Der KSC-Kapitän war ob des 2:0-Rückstandes seiner Mannschaft – verständlicherweise - ziemlich angesäuert und verlieh seinem Frust – unverständlicherweise - mit einem brutalen Bodycheck gegen den Schalker Farfan Ausdruck. Diese Aktion nun wertete Schiri Fandel – wiederum unverständlicherweise – als unvorsätzlichen Zusammenprall und ließ die fällige Rote Karte stecken. Wenig später dann revanchierte sich der zu Boden gecheckte Schalker bei Franz mit einer kleinen Kung-Fu-Einlage, die dieser ganz mannhaft wegsteckte, um sodann mit leidenschaftlichen Gesten das eigene Publikum zum Support zu animieren. Dies nun wiederum missfiel dem Referee so sehr, dass er – abermals unverständlicherweise –Karlsruhes Mr. 100.000 Volt die zweite Gelbe Karte zeigte und ihn folgerichtig des Platzes verwies. Jetzt endlich sah Franz also Rot. Genauer gesagt Gelb-Rot. Das war dem Abwehrchef jedoch gleichgültig, denn er sah jetzt tatsächlich Rot und demonstrierte sein sanguinisches Temperament, indem er – verständlicherweise – voller Wu(ch)t gegen einen Stuhl trat, der es gewagt hatte, sich in den Weg des heißblütigen Feldverwiesenen zu stellen. Und was lernen wir also daraus? Emotionen sind auf dem Fußballplatz nicht mehr gefragt, außer man haut seinem Gegenspieler mal so richtig eine rein. Vielleicht handelt es sich aber auch nur um die etwas eigenwillige Interpretation der Englischen Woche. So sieht also englische Härte aus.
Laber! Läster! Mecker!
…gibt's nicht mehr. Die neuartige Doku-Soap rund um schmollende Nationalkicker und gekränkte Eitelkeiten wurde bereits nach einer Woche wieder abgesetzt. Grund: Die Hauptdarsteller fanden sich in ihren Rollen nicht mehr zurecht und wollen stattdessen wieder ihre eigentlichen Talente beweisen. Obermotzer Ballack macht lieber einen auf kleinlaut, Mecker-Memme Frings konzentriert sich wieder aufs Kicken, ja, und selbst Mimosenhäufchen Kevin K. hat keinen Bock mehr aufs Rumnölen und Sich-aus-dem-Staub-Machen. Nein, Killer-Kevin geht dahin, wo's wehtut: Nach vorne! Und genau da hat der Schalker Sturmführer in Karlsruhe ein grandioses Spiel gemacht. Ein Tor, zwei Vorlagen, Mann des Spiels. Besser geht's nicht. Hach, Fußball kann so schön sein, wenn sich die Spieler nur aufs Wesentliche beschränken. In diesem Sinne: Einfach mal Klappe halten, dann klappt's auch mit dem Kicken.
Die Noch-Profis
Die alten Herren der Liga im Spätherbst ihrer Karriere haben den Jungen Wilden mal wieder gezeigt, wo der Hammer hängt. Schalkes Grand Seigneur Marcelo Bordon ließ hinten nichts anbrennen und schoss, weil es ihm im eigenen Strafraum ein wenig langweilig wurde, zur eigenen Unterhaltung ganz einfach mal das 1:0. Bei den Bayern beeindruckt derweil Opa Zé Roberto mit beispielloser Wandlungsfähigkeit und gab beim Gastspiel in Frankfurt zur Abwechslung einen gepflegten Linksverteidiger. Ja und selbst Herthas alte Tante Pante, mit 30 Jahren inzwischen auch dem Liga-Kindergarten entwachsen, stellte im Heimspiel gegen biedere 96er seine hervorstechende Eigenschaft unter Beweis: Torgefährlichkeit. Und da hat ein junger Bulgare namens Domovchyiski ganz genau hingeschaut und flugs einen auf Pante gemacht und den Ball im gegnerischen Kasten versenkt. Vorbildlich, diese alten Herren.
Labbadissimo
Hm! Hmm! Hmmm! Lecker! Ja, was der Bayer-Bruno Woche für Woche auf die Fußballtafel zaubert, ist ein echter Genuss für Feinschmecker. Ein absolut schmackhaftes und äußerst deliziöses 11-Gänge-Menü. Diesmal servierte er eine sortierte Viererkette an frischem Adler, dazu kleine, aber feine Offensiv-Amuse-Gueules auf luftig-leichter Mittefeld-Pastete. Nur den Bremern stieß diese fein abgestimmte Zusammenstellung auf den Magen. Kein Wunder, schließlich mussten sie die Rechnung für diesen Festschmaus zahlen – und die fiel mit 0:2 ziemlich happig aus. Der wahre Gourmet kann sich indes an Brunos kulinarischer Kick-Kunst gar nicht satt sehen. Doch Vorsicht: Leverkusens Fußball hat in Fachkreisen den gleichen schlechten Ruf wie die von Alfred Biolek vollmundig angepriesenen Küchenweine: Fruchtiges, vielversprechendes Bouquet, aber große Schwächen bei der Geschmacksentfaltung, gefolgt von einem zumeist ungenießbaren Abgang. Soll heißen: So schön und erfolgreich Bayer jetzt auch spielen mag, so trist könnte das sein, was uns die Werkself in der zweiten Saisonhälfte präsentiert. Aber warten wir es ab: Vielleicht ist Brunello 08/09 ja auch eine ganz besonders gelungene Spätlese…
Koch-Arena
…ist nicht nur der Name eines etwas skurrilen Cooking-Contests im Formel 1-Format, sondern taugt an sich aus als flapsige Bezeichnung für das Frankfurter Bundesligastadion. Deren Bau wurde immerhin zu knapp 10% mit Landesmitteln finanziert und darf somit auch irgendwie als Projekt des ehemaligen, noch amtierenden oder zukünftigen (in Hessen weiß man das selbst nicht so genau) Ministerpräsidenten Roland Koch gelten. In just dieser (Roland-)Koch-Arena durfte sich diesmal niemand Geringeres als der Deutsche Rekordmeister der Weltöffentlichkeit präsentieren und weißwurschtelte sich irgendwie zu einem knappen 2:1 durch. Aber zurück zu Roland Koch. So heißt auch der Sidekick von Christoph Daum (Diese Überleitung ist übrigens bereits für den Goldenen Delling nominiert!). Und eben dieser Daum musste mit ansehen, wie sein FC gegen den BVB ohne jede Chance war und auf wundersame Weise nur einen Gegentreffer kassierte. Noch verwunderlicher war jedoch, dass Schiri Fleischer Mohamads Monstergrätsche gegen Kuba mit einer läppischen Gelben Karte bedachte. Englische Härte? Dann lieber kontinentale Fairness.
Und zum Dessert
…gibt's mal wieder Hoffenheim. Die zarteste Versuchung, seit es Aufsteiger gibt. Cremig-weich und unwiderstehlich, was Rangnicks Jungs Spieltag für Spieltag bieten. Da kann man nur mit der Zunge schnalzen, zumal wenn Demba Ba den Ball mittels Hackentrick ins Tor zuckert. Deliziös. Ja, dieser Spieltag machte Appetit auf mehr. Am kommenden Wochenende heißt es dann wieder Essen fassen, denn dann steht Spieltag 11 auf der Menükarte. Njam!
Während uns eine Fastfood-Kette dieser Tage mal wieder mit "Los Wochos" erfreut, hat der DFB, die DFL, die Uefa, Kaiser Franz oder wer auch immer nun für die Spieltagsplanung zuständig ist (als konsumgeiler Fan blickt da ja nicht mehr durch…) seinen Alltime-Klassiker auf dem Programm: Englische Woche. Im Klartext: Solide Hausmannskost, ein bisschen Kicks & Tricks, dazu ein paar harte Checks gewürzt mit Dirty Talk. Alles very british. Wem das nicht zusagt, der kann sich bei einer der vielen Koch-&-Kick-Shows Appetit holen:
Franz kocht
…vor Wut. Das Karlsruher Abwehr-Enfant-terrible Maik Franz bot beim Heimspiel seiner Karlsruher gegen die Knappen die komplette Bandbreite menschlicher Emotionen dar. Erst Unbeherrschtheit, dann Leidensfähigkeit und kurz darauf Leidenschaft, sowie schließlich ungezügelte Wut. Aber der Reihe nach: Der KSC-Kapitän war ob des 2:0-Rückstandes seiner Mannschaft – verständlicherweise - ziemlich angesäuert und verlieh seinem Frust – unverständlicherweise - mit einem brutalen Bodycheck gegen den Schalker Farfan Ausdruck. Diese Aktion nun wertete Schiri Fandel – wiederum unverständlicherweise – als unvorsätzlichen Zusammenprall und ließ die fällige Rote Karte stecken. Wenig später dann revanchierte sich der zu Boden gecheckte Schalker bei Franz mit einer kleinen Kung-Fu-Einlage, die dieser ganz mannhaft wegsteckte, um sodann mit leidenschaftlichen Gesten das eigene Publikum zum Support zu animieren. Dies nun wiederum missfiel dem Referee so sehr, dass er – abermals unverständlicherweise –Karlsruhes Mr. 100.000 Volt die zweite Gelbe Karte zeigte und ihn folgerichtig des Platzes verwies. Jetzt endlich sah Franz also Rot. Genauer gesagt Gelb-Rot. Das war dem Abwehrchef jedoch gleichgültig, denn er sah jetzt tatsächlich Rot und demonstrierte sein sanguinisches Temperament, indem er – verständlicherweise – voller Wu(ch)t gegen einen Stuhl trat, der es gewagt hatte, sich in den Weg des heißblütigen Feldverwiesenen zu stellen. Und was lernen wir also daraus? Emotionen sind auf dem Fußballplatz nicht mehr gefragt, außer man haut seinem Gegenspieler mal so richtig eine rein. Vielleicht handelt es sich aber auch nur um die etwas eigenwillige Interpretation der Englischen Woche. So sieht also englische Härte aus.
Laber! Läster! Mecker!
…gibt's nicht mehr. Die neuartige Doku-Soap rund um schmollende Nationalkicker und gekränkte Eitelkeiten wurde bereits nach einer Woche wieder abgesetzt. Grund: Die Hauptdarsteller fanden sich in ihren Rollen nicht mehr zurecht und wollen stattdessen wieder ihre eigentlichen Talente beweisen. Obermotzer Ballack macht lieber einen auf kleinlaut, Mecker-Memme Frings konzentriert sich wieder aufs Kicken, ja, und selbst Mimosenhäufchen Kevin K. hat keinen Bock mehr aufs Rumnölen und Sich-aus-dem-Staub-Machen. Nein, Killer-Kevin geht dahin, wo's wehtut: Nach vorne! Und genau da hat der Schalker Sturmführer in Karlsruhe ein grandioses Spiel gemacht. Ein Tor, zwei Vorlagen, Mann des Spiels. Besser geht's nicht. Hach, Fußball kann so schön sein, wenn sich die Spieler nur aufs Wesentliche beschränken. In diesem Sinne: Einfach mal Klappe halten, dann klappt's auch mit dem Kicken.
Die Noch-Profis
Die alten Herren der Liga im Spätherbst ihrer Karriere haben den Jungen Wilden mal wieder gezeigt, wo der Hammer hängt. Schalkes Grand Seigneur Marcelo Bordon ließ hinten nichts anbrennen und schoss, weil es ihm im eigenen Strafraum ein wenig langweilig wurde, zur eigenen Unterhaltung ganz einfach mal das 1:0. Bei den Bayern beeindruckt derweil Opa Zé Roberto mit beispielloser Wandlungsfähigkeit und gab beim Gastspiel in Frankfurt zur Abwechslung einen gepflegten Linksverteidiger. Ja und selbst Herthas alte Tante Pante, mit 30 Jahren inzwischen auch dem Liga-Kindergarten entwachsen, stellte im Heimspiel gegen biedere 96er seine hervorstechende Eigenschaft unter Beweis: Torgefährlichkeit. Und da hat ein junger Bulgare namens Domovchyiski ganz genau hingeschaut und flugs einen auf Pante gemacht und den Ball im gegnerischen Kasten versenkt. Vorbildlich, diese alten Herren.
Labbadissimo
Hm! Hmm! Hmmm! Lecker! Ja, was der Bayer-Bruno Woche für Woche auf die Fußballtafel zaubert, ist ein echter Genuss für Feinschmecker. Ein absolut schmackhaftes und äußerst deliziöses 11-Gänge-Menü. Diesmal servierte er eine sortierte Viererkette an frischem Adler, dazu kleine, aber feine Offensiv-Amuse-Gueules auf luftig-leichter Mittefeld-Pastete. Nur den Bremern stieß diese fein abgestimmte Zusammenstellung auf den Magen. Kein Wunder, schließlich mussten sie die Rechnung für diesen Festschmaus zahlen – und die fiel mit 0:2 ziemlich happig aus. Der wahre Gourmet kann sich indes an Brunos kulinarischer Kick-Kunst gar nicht satt sehen. Doch Vorsicht: Leverkusens Fußball hat in Fachkreisen den gleichen schlechten Ruf wie die von Alfred Biolek vollmundig angepriesenen Küchenweine: Fruchtiges, vielversprechendes Bouquet, aber große Schwächen bei der Geschmacksentfaltung, gefolgt von einem zumeist ungenießbaren Abgang. Soll heißen: So schön und erfolgreich Bayer jetzt auch spielen mag, so trist könnte das sein, was uns die Werkself in der zweiten Saisonhälfte präsentiert. Aber warten wir es ab: Vielleicht ist Brunello 08/09 ja auch eine ganz besonders gelungene Spätlese…
Koch-Arena
…ist nicht nur der Name eines etwas skurrilen Cooking-Contests im Formel 1-Format, sondern taugt an sich aus als flapsige Bezeichnung für das Frankfurter Bundesligastadion. Deren Bau wurde immerhin zu knapp 10% mit Landesmitteln finanziert und darf somit auch irgendwie als Projekt des ehemaligen, noch amtierenden oder zukünftigen (in Hessen weiß man das selbst nicht so genau) Ministerpräsidenten Roland Koch gelten. In just dieser (Roland-)Koch-Arena durfte sich diesmal niemand Geringeres als der Deutsche Rekordmeister der Weltöffentlichkeit präsentieren und weißwurschtelte sich irgendwie zu einem knappen 2:1 durch. Aber zurück zu Roland Koch. So heißt auch der Sidekick von Christoph Daum (Diese Überleitung ist übrigens bereits für den Goldenen Delling nominiert!). Und eben dieser Daum musste mit ansehen, wie sein FC gegen den BVB ohne jede Chance war und auf wundersame Weise nur einen Gegentreffer kassierte. Noch verwunderlicher war jedoch, dass Schiri Fleischer Mohamads Monstergrätsche gegen Kuba mit einer läppischen Gelben Karte bedachte. Englische Härte? Dann lieber kontinentale Fairness.
Und zum Dessert
…gibt's mal wieder Hoffenheim. Die zarteste Versuchung, seit es Aufsteiger gibt. Cremig-weich und unwiderstehlich, was Rangnicks Jungs Spieltag für Spieltag bieten. Da kann man nur mit der Zunge schnalzen, zumal wenn Demba Ba den Ball mittels Hackentrick ins Tor zuckert. Deliziös. Ja, dieser Spieltag machte Appetit auf mehr. Am kommenden Wochenende heißt es dann wieder Essen fassen, denn dann steht Spieltag 11 auf der Menükarte. Njam!
Aufrufe: 3730 | Kommentare: 23 | Bewertungen: 12 | Erstellt:29.10.2008
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Bei deinem gekoche wird man ganz wirr :-D
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