Geschenke, Rätsel und Theater

Nach so einer Englischen Woche schwirrt einem irgendwie der Kopf. Kein Wunder also, dass manche Abwehrreihen diesmal unter schwerem Schwindel litten und ihre Gegner zum Toreschießen einluden:

Geschenke für den Ex
Erst Leverkusen, jetzt der VfB. Es ist Rückkehrwoche bei McDaum. Doch anders als die undankbaren Leverkusener, die ihren Ex-Trainer unlängst mit einem humorlosen 2:0 abspeisten, erinnerten sich die Stuttgarter der Dienste ihres einstigen Coachs und bedachten ihn mit zahlreichen Gast(geber)geschenken: Hitze köpfte den Ball ganz kühl in den Lauf von Novagoal, der das Ding dann ganz kaltschnäuzig versenke. Hilbert fand diese devote Geste so nachahmenswert schön, dass er das Spielgerät dem Kölner Petit im eigenen Strafraum auf dem Silbertablett servierte und ihn ganz höflich dazu einlud, doch noch einen weiteren Treffer für seine Mannschaft zu erzielen. Bevor es aber dazu kam, komplettierte Keeper Jens Lehmann den Geschenke-Hattrick, indem er vor dem heraneilenden Gegenspieler einen royalen Knicks vollführte und das Tor weit öffnete, so als wollte er sagen "Hier! Ist alles frei! Mach ihn nur rein!" Vor allem letztgenannte Aktion hatte Züge einer hallervordesken Slapstick-Einlage. Damit passte er sich jedoch nur dem Spiel seiner Mannschaft an. Schließlich war das, was die Schwaben über weite Strecken gegen den Aufsteiger aus dem Rheinland boten, vor allem eins: Nonstop Nonsens! Höhö!

Gäng Bäng in Bremen
Herthas Ersatzkeeper Christopher Gäng erlebte bei seiner Bundesliga-Premiere in Bremen sein ganz persönliches Gäng Bäng. Gleich elf Männern sah er sich gegenüber, die nur eines wollten: Zum Schuss kommen! Das taten sie denn auch. Gäng bekam den einen oder anderen ab, musste aber meist frustriert feststellen, wie es hinter ihm einschlug. Die Herthaner ihrerseits verspürten nur einen schwachen Offensiv-Trieb und kamen nur einmal – zu einem erfolgreichen Abschluss. Am Ende blieben befriedigte Gastgeber und ein frivoles Fazit: Die Bremer waren an diesem Tag einfach abgewichster.

Schwindelig und mysteriös
Was für eine Offensive: Obasevic, Ibasi , Salihosi, Dembavic! Oder so ähnlich?! Bei dem Hoffenheimer Sturmfeuerwerk wird einem ja ganz wuschig in der Birne. Und auch die Karlsruher Abwehr musste nach der 1:4-Klatsche beim Aufsteiger medizinisch behandelt werden – wegen akuten Drehwurms. Denn sie wussten nicht, wie ihnen geschah. Vielleicht hatte die KSC-Defensive bei diesen ganzen Osis, Asis, Bas und Vics auch schlicht die Orientierung verloren. Das wäre zumindest mal eine Erklärung für die Erfolgsserie der Rangnick-Elf. Da Udo Lattek auf den Hilferuf der Vorwoche bislang noch nicht reagiert hat, müssen wir uns vorerst mit solch halbgaren Interpretationsversuchen zufrieden geben. Doch irgendwie kann's das auch nicht sein. Denn immerhin praktizieren die lausigen Lausitzer in dieser Saison ja exakt die gleiche nominelle Schwindelspieltaktik. Mit wenig Erfolg. Radeljic, Pavicevic, Cvitanovic, Rivic & Co. haben bislang gerade mal sechs Treffer erzielt, das ist weniger als die Hälfte der Buden, die alleine Ibisevic (jetzt hab ich's wieder mit den Namen) fürs Hopps Hoffis geschossen hat. Cottbus ist abgeschlagener Letzter, Hoffenheim gefühlter Herbstmeister. Mysteriös, rätselhaft, unglaublich! Auch uns Udo sagt da nix, das ist ein Fall für Akte X!

Tierisches Theater
Das Cottbuser Stadion der Freundschaft ist bekannt für Kampf und Krampf, für Kick & Rush, für Holzen und Treten, kurzum für unerträgliche Schweinespiele. Neuerdings fühlen sich aber auch Vögel hier zu Hause. Denn vor gut anderthalb Jahren war der Aachener Dum so hundsgemein, dem Referee mittels eindeutiger Zeigefinger-Geste zu signalisieren, was er von ihm und seiner Pfeifkunst so hielt. Diesmal nun gab der Schalker Engelaar das Rindviech und ließ mal eber die Sau raus. Denn ganz unfein machte er einen auf Dum(m) und zeigt dem Assistenten einen Vogel, um dann lammfromm um Vergebung zu betteln. Doch Schiedsrichter Weiner ist, auch wenn der Name anderes vermuten lässt, kein Kind von Traurigkeit und zückte Rot. Schließlich ist Cottbus noch kein Vogelschutzgebiet, mag es hier zuweilen auch tierisch zugehen. Man darf gespannt sein, was bei den Gastspielen der Gladbacher und Bremer in der Lausitz noch passiert. Die kommen schließlich mit Scha(a)f und Ziege.

Remis beim BVB
6 Heimspiele, 5 Unentschieden. Das ist die ernüchternde Bilanz des BVB in dieser Saison. Von Ramba-Zamba à la Kloppo ist bislang noch nichts zu merken. Dabei gilt der ehemalige Mainzer Coach als Meister der Motivation, dem es stets gelingt, auf wundersame Weise das Optimum aus seiner Mannschaft herauszuholen. Manche glaubten gar, Kloppo würde seine Mannen mit Hochprozentigem auf Touren halten. Falls ja, scheint er beim BVB vor allem auf Cognac zu setzen – Marke "Remis Martin".

Und was war noch?
Floskel-Show mit Effe: Bayerns Ex-Kapitän und heutiger Doku-Soap-Star Stefan Effenberg durfte an der Seite von Premiere-Moderator Jan Henkel mal wieder sein Fußballfachwissen zum Besten geben. Das heißt: Viel Platz für Allgemeinplätze. Gegen eine Mannschaft wie Bochum müsse man gewinnen, Bochum hingegen habe nichts zu verlieren und "wenn er rauskommt, muss er den Ball haben". Uah! Effe, erzähl uns was Neues! Im DSF könnte man mit Effes Floskeln ganze Phrasenschweinställe füllen, bei Premiere finanziert man so den luxuriösen Lebensstil eines exaltierten Ex-Profis.
Und natürlich das Thema der Woche: Jogi und Mike sind auf Schmusekurs und haben sich wieder so ganz dolle lieb. So richtig schön idyllisch und harmonisch. Hach, wie schön! Und überhaupt, die bösen Buben von gestern sind alle wieder ganz brav. Poldi setzt sich kleinlaut auf die Bank und macht nach seiner Einwechslung ein prima Spiel, Diego kommt jetzt immer pünktlich zum Training und kickt wieder wie ein junger Gott und überhaupt: Friede, Freude, Eierkuchen. Fehlt jetzt nur noch, dass Bad Boy Frings ein paar Stündchen mit Jogi kuschelt. Apropos kuschelig, ich kusch mich jetzt. Bis zum nächsten Mal!