23.11.2008 um 19:38 Uhr
Liga-Lehren XIV
Weil Fußball so ist
34 Tore, 3 Platzverweise und eine große Portion Unterhaltung. Auch der 14. Spieltag hatte es in sich. Und der Autor hat diesmal zu viel Werbung gesehen!
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Abends halb neun in Deutschland. Eine Nation zittert vor Irmela, dem ultimativen Schneesturm, der droht, das ganze Land zurück in die Eiszeit zu versetzen. Eiszeit hin oder her, in Karlsruhe hat man viel dringendere Sorgen: Kann das Freitagsspiel stattfinden? Auch die Premiere-Reporter sind heller Aufregung und folgen dem Beispiel der Konkurrenz: Mittendrin und nicht nur dabei. Präsentieren die besorgniserregende Prognose der Wetterwarte Pforzheim-Ost: Sturm! Schnee! Vollmond! Alles pünktlich um 21:31 Uhr Ortszeit! Gott gütiger, wo soll das enden? Dieter Nickles, ganz kreidebleich, steht der Schrecken ins Gesicht geschrieben. In solchen Krisensituationen hilft nur die Stimme der Vernunft: Eugen Strigel, der Beckenbauer der Regelkunde, wird interviewt: Wann darf angepfiffen werden? Wann muss abgepfiffen werden? Und steht Pulverschnee eigentlich auf der Doping-Liste? Fragen über Fragen. Ratlosigkeit im Karlsruher Wildpark. Und dann platzt auch noch die geplante Live-Schalte zu Wetter-Guru Kachelmann. Panik! Angst! Wie soll das nur weiter gehen? Doch da geschieht das Unglaubliche: Peter Gagelmann pfeift das Spiel an! Einfach so! Von wegen: Scheiß auf das Wetter! Just do it! Und mit was? Mit Recht! Denn der vermeintliche Monstersturm entpuppt sich als laues Lüftchen. Übrigens genauso wie die Offensivbemühungen des Gastgebers. Der liegt durch einen Zidan-Abstauber nach Maßflanke Hajnal ("Wenn der kleine Ungar kommt") 1:0 zurück und könnte wohl noch Stunden weiter spielen können, ohne auch nur ein einziges Tor zu erzielen. Warum? Na: Weil Fußball so ist!
Ribéry. Wer sonst?
Schreckmomente auch am Samstagnachmittag in der Allianz-Arena. Der erste um kurz vor vier, als Cottbus' Skela seine Mannschaft mit 1:0 in Führung bringt, und zwar trotz einer Unterlegenheit, wie man sie zuletzt nur von Amerikanisch Samoa im Spiel gegen Australien kannte. Das nächste, wesentlich dramatischere Ereignis dann um zwanzig vor vier. Miro Klose köpft ein zum 3:1 für die Bayern. Was für ein Schock! Denn das, was alle vermeiden wollten, ist eingetreten: Die verfluchte, klinsmännisch nicht zu verteidigende Zwei-Tore-Führung. Rätselraten bei Spielern und Offiziellen. Was nun? Einen zweiten Torhüter einwechseln? Spielabbruch provozieren? Oder einfach aufgeben? Die nackte Angst geht um. Nur der unerschrockene Italo-Casanova ("It's not a trick, it's a Toni") gibt sich gelassen: "Isch abe gar keine Angst". Und zack! 4:1! Zwei-Tore-Führung vorbei, Drops gelutscht, Spiel gewonnen. Der wahre Matchwinner für die Bayern war an diesem Nachmittag jedoch abermals der freche Franzose. Dem ging der Rückstand derart auf den Zeiger, dass er das Heft selbst in die Hand nahm. Motto: "Mach dein Ding". Machte er dann auch. Setzte zu einem unbekümmerten Sprint an. Freistoß rausgeholt. Kugel in den Winkel gezimmert. Magnifique! Ribéry beließ es nicht dabei. Wirbelte weiter so unwiderstehlich durch die gegnerischen Abwehrreichen, dass den Gästen aus lauter Ehrfurcht die Kinnlade runterging: Technik, die begeistert. Der König unter den Kickern dribbelte sich die Füße so wund, dass sogar die Schuhe in leuchtendem Rosa erstrahlten und brachte es schließlich auf 125 Ballkontakte – auf so viel kommt Kevin Kuranyi nicht einmal in einem dreimonatigen Trainingslager. Auch die Zuschauer waren begeistert und johlten ihrem Idol ein anerkennendes "Merci" entgegen. Merci, dass es dich gibt! Franck Ribéry – man sagt, er habe magische Kräfte.
FC! Da werden sie geholfen
Nicht immer, aber immer wieder. Hoffenheim! Auch in Köln gab sich der Aufsteiger keine Blöße und siegte fast im Vorbeigehen. So wie bei Ibisevics 3:1. Und zwar dank tatloser Unterstützung der Kölner Hintermannschaft. Vor allem der Portugiese Petit machte mit seiner Defensivleistung seinem Namen alle Ehre: Klein, aber oh weh! Wie kein anderer verinnerlichte er an diesem Nachmittag das Kölner Spielprinzip "Wir machen den Weg frei" und eskortierte den Hoffenheimer Ibisevic interventionsfrei zum eigenen Strafraum. Dort angekommen lud er diesen mit einem devoten "Come in and find out" zum Torschuss ein. Der Balkan-Bomber ließ sich nicht zweimal bitten ("Ich bin doch nicht blöd"), drosch das Leder zur Entscheidung in die Maschen ("Da weiß man, was man hat") und kam mit seinem 16. Saisontor der Einstellung des ewigen Torrekords ein Stückchen näher ("Alles Müller oder was"). Überschattet wurde der Kick in Köln-Müngersdorf allerdings von nachträglichen Verbalattacken des FC-Trainers, für den die kollektive Empörung der Gäste-Bank nach McKennas Schenkel-Schere "das Unfairste" war, was er "je in einem Stadion gesehen" hatte. Und überhaupt habe das Saubermann-Image der Hoffenheimer ja jetzt wohl einen Flecken bekommen. Meinte Christoph Daum, der selbst von einem Saubermann-Image so weit entfernt ist wie Simon Rolfes von der ersten Nassrasur seines Lebens. Die Schimpftirade des Däumlings jedenfalls war nicht die feine englische Art. Und sehr schlau war sie auch nicht. Es geht auch klüger.
Stehst du noch oder fliegst du schon?
Nach seinen furiosen Auftritten der letzten Monate gönnte sich Leverkusens Keeper nunmehr eine kleine Schaffenspause. Von wegen: Die Freiheit nehm ich mir! Und flog gegen die Arminia – nomen est omen – einfach mal ganz vogelwild durch den eigenen Strafraum. Bielefelds Halfar fand das nicht nur sehr sympathisch, sondern praktisch, gut und köpfte die Murmel ins Netz. Adlers Freiflug bescherte der Bayer-Elf hingegen nicht nur eine 2:1-Niederlage, sondern zog auch einen Wechsel an der Tabellenspitze nach sich. Soll vorkommen. Because change happens. Und shit eben auch. Sagte sich der bescheidene Bayer-Goalie, der seinen Fehler ganz unaufgeregt eingestand. Vorbildlich, dieser Adler. Er soll so bleiben, wie er ist.
Hotte räumt den Laden auf
Armin Veh plädierte für eine Aufstockung der Liga! Fühlte sich vor dem Spieltag als Tabellenneunzehnter und nach dem 1:4 mindestens als Dreißigster. Beim Tabellenelften schlug es daraufhin dreizehn. Horst Heldt machte kurze Fünfzehn und gab dem gefühlsduseligen Trainer kurz nach zehn den Laufpass. War auch schon fünf vor zwölf. Und Vertrauen? Geht nicht, gibt's nicht.
Gut. Besser. Herthaner.
Und was gab's noch? Olic' Sonntagsschuss, Farfans Ribéry-Gedächtnis-Lupfer und eine beeindruckend konstante Hertha. Gewinnt 3:2 in Bochum und hat weiter Bayern-Tuchfühlung. Statt frustrierte Pfiffen gegen die eigene Mannschaft hört man in der Hauptstadt neuerdings: "Berlin, du bist so wunderbar, Berlin!" Immer ganz konzentriert, die Hertha, wenn's um die Wurst geht. Und daher heißt es dem Slogan des Hauptsponsors entsprechend: Die Hertha kommt! Die Liga-Lehren gehen aber jetzt. Das war's für diese Woche!
34 Tore, 3 Platzverweise und eine große Portion Unterhaltung. Auch der 14. Spieltag hatte es in sich. Und der Autor hat diesmal zu viel Werbung gesehen!
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Abends halb neun in Deutschland. Eine Nation zittert vor Irmela, dem ultimativen Schneesturm, der droht, das ganze Land zurück in die Eiszeit zu versetzen. Eiszeit hin oder her, in Karlsruhe hat man viel dringendere Sorgen: Kann das Freitagsspiel stattfinden? Auch die Premiere-Reporter sind heller Aufregung und folgen dem Beispiel der Konkurrenz: Mittendrin und nicht nur dabei. Präsentieren die besorgniserregende Prognose der Wetterwarte Pforzheim-Ost: Sturm! Schnee! Vollmond! Alles pünktlich um 21:31 Uhr Ortszeit! Gott gütiger, wo soll das enden? Dieter Nickles, ganz kreidebleich, steht der Schrecken ins Gesicht geschrieben. In solchen Krisensituationen hilft nur die Stimme der Vernunft: Eugen Strigel, der Beckenbauer der Regelkunde, wird interviewt: Wann darf angepfiffen werden? Wann muss abgepfiffen werden? Und steht Pulverschnee eigentlich auf der Doping-Liste? Fragen über Fragen. Ratlosigkeit im Karlsruher Wildpark. Und dann platzt auch noch die geplante Live-Schalte zu Wetter-Guru Kachelmann. Panik! Angst! Wie soll das nur weiter gehen? Doch da geschieht das Unglaubliche: Peter Gagelmann pfeift das Spiel an! Einfach so! Von wegen: Scheiß auf das Wetter! Just do it! Und mit was? Mit Recht! Denn der vermeintliche Monstersturm entpuppt sich als laues Lüftchen. Übrigens genauso wie die Offensivbemühungen des Gastgebers. Der liegt durch einen Zidan-Abstauber nach Maßflanke Hajnal ("Wenn der kleine Ungar kommt") 1:0 zurück und könnte wohl noch Stunden weiter spielen können, ohne auch nur ein einziges Tor zu erzielen. Warum? Na: Weil Fußball so ist!
Ribéry. Wer sonst?
Schreckmomente auch am Samstagnachmittag in der Allianz-Arena. Der erste um kurz vor vier, als Cottbus' Skela seine Mannschaft mit 1:0 in Führung bringt, und zwar trotz einer Unterlegenheit, wie man sie zuletzt nur von Amerikanisch Samoa im Spiel gegen Australien kannte. Das nächste, wesentlich dramatischere Ereignis dann um zwanzig vor vier. Miro Klose köpft ein zum 3:1 für die Bayern. Was für ein Schock! Denn das, was alle vermeiden wollten, ist eingetreten: Die verfluchte, klinsmännisch nicht zu verteidigende Zwei-Tore-Führung. Rätselraten bei Spielern und Offiziellen. Was nun? Einen zweiten Torhüter einwechseln? Spielabbruch provozieren? Oder einfach aufgeben? Die nackte Angst geht um. Nur der unerschrockene Italo-Casanova ("It's not a trick, it's a Toni") gibt sich gelassen: "Isch abe gar keine Angst". Und zack! 4:1! Zwei-Tore-Führung vorbei, Drops gelutscht, Spiel gewonnen. Der wahre Matchwinner für die Bayern war an diesem Nachmittag jedoch abermals der freche Franzose. Dem ging der Rückstand derart auf den Zeiger, dass er das Heft selbst in die Hand nahm. Motto: "Mach dein Ding". Machte er dann auch. Setzte zu einem unbekümmerten Sprint an. Freistoß rausgeholt. Kugel in den Winkel gezimmert. Magnifique! Ribéry beließ es nicht dabei. Wirbelte weiter so unwiderstehlich durch die gegnerischen Abwehrreichen, dass den Gästen aus lauter Ehrfurcht die Kinnlade runterging: Technik, die begeistert. Der König unter den Kickern dribbelte sich die Füße so wund, dass sogar die Schuhe in leuchtendem Rosa erstrahlten und brachte es schließlich auf 125 Ballkontakte – auf so viel kommt Kevin Kuranyi nicht einmal in einem dreimonatigen Trainingslager. Auch die Zuschauer waren begeistert und johlten ihrem Idol ein anerkennendes "Merci" entgegen. Merci, dass es dich gibt! Franck Ribéry – man sagt, er habe magische Kräfte.
FC! Da werden sie geholfen
Nicht immer, aber immer wieder. Hoffenheim! Auch in Köln gab sich der Aufsteiger keine Blöße und siegte fast im Vorbeigehen. So wie bei Ibisevics 3:1. Und zwar dank tatloser Unterstützung der Kölner Hintermannschaft. Vor allem der Portugiese Petit machte mit seiner Defensivleistung seinem Namen alle Ehre: Klein, aber oh weh! Wie kein anderer verinnerlichte er an diesem Nachmittag das Kölner Spielprinzip "Wir machen den Weg frei" und eskortierte den Hoffenheimer Ibisevic interventionsfrei zum eigenen Strafraum. Dort angekommen lud er diesen mit einem devoten "Come in and find out" zum Torschuss ein. Der Balkan-Bomber ließ sich nicht zweimal bitten ("Ich bin doch nicht blöd"), drosch das Leder zur Entscheidung in die Maschen ("Da weiß man, was man hat") und kam mit seinem 16. Saisontor der Einstellung des ewigen Torrekords ein Stückchen näher ("Alles Müller oder was"). Überschattet wurde der Kick in Köln-Müngersdorf allerdings von nachträglichen Verbalattacken des FC-Trainers, für den die kollektive Empörung der Gäste-Bank nach McKennas Schenkel-Schere "das Unfairste" war, was er "je in einem Stadion gesehen" hatte. Und überhaupt habe das Saubermann-Image der Hoffenheimer ja jetzt wohl einen Flecken bekommen. Meinte Christoph Daum, der selbst von einem Saubermann-Image so weit entfernt ist wie Simon Rolfes von der ersten Nassrasur seines Lebens. Die Schimpftirade des Däumlings jedenfalls war nicht die feine englische Art. Und sehr schlau war sie auch nicht. Es geht auch klüger.
Stehst du noch oder fliegst du schon?
Nach seinen furiosen Auftritten der letzten Monate gönnte sich Leverkusens Keeper nunmehr eine kleine Schaffenspause. Von wegen: Die Freiheit nehm ich mir! Und flog gegen die Arminia – nomen est omen – einfach mal ganz vogelwild durch den eigenen Strafraum. Bielefelds Halfar fand das nicht nur sehr sympathisch, sondern praktisch, gut und köpfte die Murmel ins Netz. Adlers Freiflug bescherte der Bayer-Elf hingegen nicht nur eine 2:1-Niederlage, sondern zog auch einen Wechsel an der Tabellenspitze nach sich. Soll vorkommen. Because change happens. Und shit eben auch. Sagte sich der bescheidene Bayer-Goalie, der seinen Fehler ganz unaufgeregt eingestand. Vorbildlich, dieser Adler. Er soll so bleiben, wie er ist.
Hotte räumt den Laden auf
Armin Veh plädierte für eine Aufstockung der Liga! Fühlte sich vor dem Spieltag als Tabellenneunzehnter und nach dem 1:4 mindestens als Dreißigster. Beim Tabellenelften schlug es daraufhin dreizehn. Horst Heldt machte kurze Fünfzehn und gab dem gefühlsduseligen Trainer kurz nach zehn den Laufpass. War auch schon fünf vor zwölf. Und Vertrauen? Geht nicht, gibt's nicht.
Gut. Besser. Herthaner.
Und was gab's noch? Olic' Sonntagsschuss, Farfans Ribéry-Gedächtnis-Lupfer und eine beeindruckend konstante Hertha. Gewinnt 3:2 in Bochum und hat weiter Bayern-Tuchfühlung. Statt frustrierte Pfiffen gegen die eigene Mannschaft hört man in der Hauptstadt neuerdings: "Berlin, du bist so wunderbar, Berlin!" Immer ganz konzentriert, die Hertha, wenn's um die Wurst geht. Und daher heißt es dem Slogan des Hauptsponsors entsprechend: Die Hertha kommt! Die Liga-Lehren gehen aber jetzt. Das war's für diese Woche!
Aufrufe: 2567 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 20 | Erstellt:23.11.2008
ø 9.1
KOMMENTARE
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23.11.2008 | 20:46 Uhr
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La_Pulga :
1A! 10 Punkte!
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23.11.2008 | 20:59 Uhr
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LFC :
Vor allem Kuranyi's Ballkontakte im Trainingslager waren grandios ^^
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24.11.2008 | 12:03 Uhr
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LU_Town :
So schön, alle reden über Bayer, Bayern, Hoffenheim usw usf, und Hertha kann sich im Schatten schön weiter entwickeln. Wunderbar!
Hertha ist dieses Jahr (nicht nur diese Saison!!) wirklich beeindruckend konstant, in den 31BuLi Spiele 2008 hat man 51Punkte geholt, Platz 4 in der Jahreswertung!!! Vor Leverkusen, Werder oder HSV :)
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24.11.2008 | 12:12 Uhr
0
LU_Town :
@Josh9: Doch, ich sag das, auch wenn ich deinen Einwand verstehe!! Nur auf dem Teppich bleiben und UEFA-Cup anvisieren.
Aber Hauptsache ich kann einige verwirren, was, nee, kann nicht sein, wirklich, Hertha, dacht die sind erst diese Saison stark...achh, ich liebe es für Verwirrung zu sorgen :))
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24.11.2008 | 12:16 Uhr
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Die kennen doch alle nur Rütli, Nord-Neukölln und Massiv
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24.11.2008 | 15:36 Uhr
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chr1st14n : @LU Town
Ich glaube Josh meinte du sollst es net sagen, weil sonst doch noch wer aufmerksam wird Und Voegi mal wieder Grandios! 10!
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