31.01.2010 um 20:05 Uhr
Liga-Lehren XX
Blogwerk Orange
Die Liga-Lehren diesmal mit dem Fokus auf deutsch-holländischen Befindlichkeiten, unästhetischen Ärgernissen und der Faszination des FC:
Einmal FC
Um das Selbstwertgefühl der deutschen Fußballgemeinde ist es erwiesenermaßen nicht gut bestellt: Der letzte WM-Titel datiert noch vor dem Dreißigjährigen Krieg, in der Euro-Wertung liegen wir irgendwo zwischen Rumänien und Nord-Georgien und seit Jahren quält uns die erschütternde Erkenntnis, dass der erfolgsreichste Fußballlehrer des Landes ein promillefreudiger Stammtischbruder mit unheilbarer Profilneurose ist. Kurzum: Bedrückend. Umso gieriger lechzt die deutsche Fußballseele nach allem, was dem angeschlagenen Selbstbewusstsein Auftrieb verleiht. So wie die jüngste Nachricht, dass "Van the Man", das größte Torungeheuer der nördlichen Hemisphäre, in die Bundesliga wechselt. Zwar mit Klumpfuß und fortgeschrittenem Gelenkrheuma, aber immer noch irgendwie Weltstar. Was dann doch die Fragen nach dem Motiv aufwarf: Will sich die alte Hollen-Tolle beim wohlfrisierten Brüno ein paar Tipps in Sachen Föhnfrisur holen? Oder doch nur heitere Abzockermentalität, von wegen Funny Stehl-Roy (höhö)? Nix da, die klumpfüßige Grachten-Diva lüftete das Geheimnis höchst selbst: "Ich will gegen Köln spielen". Da haben wir es also: Gegen Köln spielen! Wer will das nicht?! Ganze Heerscharen internationaler Topprofis hat es deshalb schon in die deutsche Eliteliga verschlagen: Einmal das unvergleichlich orgiastische Gefühl eines Bundesligaspiels gegen den amüsanten Geißbockclub verspüren. Vor lauter Freude haut man sich da die Kugel auch schon mal in den eigenen Kasten. Selbst wenn man die Partie dadurch verliert. Hauptsache FC.
Der Holländer an sich
Halten wir also fest: Der Holländer an sich ist ein merkwürdiges Geschöpf und dem betulichen deutschen Habitus vollständig fremd. Der Holländer an sich liebt bewegliche Gartenhäuschen, mag Wasser in Straßen und Gemüse, toleriert öffentlichen Rauschmittelgenuss und legt keinen Wert auf eine ästhetische Sprache. Eh wir uns aber weiter in hinreichend abgefeierten Stereotypen verlieren, hier noch schnell eine wohlwollende Feststellung: Der Holländer an sich ist erfrischend uneitel. Er scheut sich nicht, selbst unter Beobachtung von Millionen Zuschauern seine blassen Schenkel mit modisch fragwürdigen Strampelhöschen zu zieren und vor bitterer Kälte zu schützen. Siehe Strapsen-Robben, der auf dem Laufsteg sicher keine Figur abgeben würde. Auf dem Spielfeld allerdings schon. Zum Leidwesen mauernder Mainzer und eines traumatisierten Trainers mit Robben-Jubel-Phobie. Der Holländer an sich ist eben nicht nur erfrischend uneitel, sondern auch erschreckend schreckhaft.
Unästhetisch I
Aber noch mal zurück zum Selbstverständnis der deutschen Fußballzunft. Da sieht es – abgesehen von Mitleidsstippvisiten holländischer Vorruheständler – eben nicht so gut aus. Weil unsere Bundesliga ab und an so richtig geil und faszinierend rüberkommt, sich zumeist aber ganz eklig, fies und unappetitlich präsentiert. Da gibt es dann so menschenunwürdige Kleckerkicks wie Hertha gegen Bochum. Ein offenkundiger Verstoß gegen die Genfer Konventionen. So unästhetisch wie der mitleidserregende Versuch des neuen EU-Kommissars Günter Oettinger, einen ansatzweise korrekten Laut in englischer Sprache von sich zu geben. Mit dem 0:0 gegen den VfL hat die Hertha aber immerhin einen Punkt auf den Club gut gemacht. Was Friedhelm Funkel nach dem Match als echten Erfolg bezeichnete. Soll noch einer sagen, der Deutsche habe keinen Galgenhumor. Oder in schwanglophoner Diktion: We are all sitting in one boat, even if it goes under.
Unästhetisch II
Apropos unästhetisch: Rolf Töpperwien, der abgewrackte Harry Hirsch vom Lerchenberg, quält uns seit Beginn des Jahres mit einer Video-Blog-Reihe, in der er nach Stammtischart die Resultate des Wochenendes zu prophezeien versucht. Zumeist mit mäßigem Erfolg. Diesmal lief's besser. Selbst das unvorhersehbare Last-Minute-1:1 im Nordderby hatte Tequila-Töppi genau! so! vorhergesehen. Nach einem Blick in die frisch geleerte Pulle. Weitere Details zur Person Töpperwien und zur besagten Blog-Reihe ersparen wir uns aber – aus ästhetischen Gründen.
Komplexe
Sollte jetzt irgendjemand noch immer nicht nachvollziehen können, woraus sich der germanische Minderwertigkeitskomplex denn nun eigentlich genau speist, bleibt nur der verschämte Verweis auf den Werkssportclub aus Randzonenniedersachen. Denn auch wenn wir es gerne leugnen würden: Das ist unser Meister. Mit einem Manager, den selbst ein designierter Zweitligist nicht mehr gebrauchen konnte, einem Trainer der Schaffstallschen Postmoderne und einer Taktik Marke Beton Wolgograd. Wie in der 2. Halbzeit. Dass der HSV zwar eine ziemlich gepflegte Kugel spielte, mangels Konzentration aber beinah keine Bude gemacht hätte, lässt sich indes leicht erklären. Brunos Burschen waren gedanklich bereits beim nächsten Spiel. Dann geht's – genau – gegen den geilen FC.
No-Go
Ach Werder, ganz ehrlich: Wenn du uns nicht so furchtbar sympathisch wärst, würden wir dich ja nach allen Regeln der Kuranyi-Kunst mal wonnevoll durchbashen. Weil du im Laufe der letzten Jahre Linksverteidiger in einer Größenordnung vom Magaths Mammutkader verschlissen hast. Weil du uns allen endlich beweisen willst, dass Bundesliga auch ohne Abwehr geht, aber schon an Boringrussia scheiterst. Weil du eine sonnenverwöhnte Wiese hast, die jederzeit einen prolligen Türsteher abgibt, und manchmal einen drolligen Torwächter. Genau deshalb würden wir dich gerne mal so ein bisschen durch den Kakao ziehen. Machen wir aber nicht. Wir mögen dich einfach viel zu sehr.
Und was gab's noch?
Rheuma-Kay zu Hanni 96? Ente! Laut Schmadtke gab's zwar Kontakt. Doch allenfalls wegen paar Tütchen Gehirndünger. Oder wegen Strumpfhosen. Mehr aber auch nicht. Denn auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen: Auch der Holländer an sich hat eine Würde.
Und dann noch: Eine neue Episode aus der Reihe "Scherben einer Ex-Ehe" mit Uli und Jürgen. Da wollte man das mit dem Nachtreten ja einfach sein lassen. Weil das meist ja noch unschöner ist als Hertha-Bochum oder Oettes Denglisch. Und weil das ja auch irgendwie ja auch nichts bringt. Aber gute Vorsätze sind bekanntlich wie schweres Gepäck: Man gibt sie gerne auf. Erst stichelten Kalle und Uli also ein bisschen gegen den futuristischen Projekttrainer. Dann schmollte der futuristische Projekttrainer beim WWM-Günther. Und jetzt gab der Neu-Präses zu dieser Kroos-Geschichte ein ganz zufriedenes Statement ab: Dass das ja ziemlich traumhaft sei, dass so ein Spieler, den der blinde Klinsmann ja nicht mal in der Verbandsliga hätte spielen lassen, jetzt auf einmal aufblühe. Das ist aber weder Spott noch Häme, sondern pure Freude über Kroos' Entwicklung. Meinen die Liga-Lehren. Aber die nehmen's mit der Wahrheit eh nicht so genau – und das bleibt auch so.
Die Liga-Lehren diesmal mit dem Fokus auf deutsch-holländischen Befindlichkeiten, unästhetischen Ärgernissen und der Faszination des FC:
Einmal FC
Um das Selbstwertgefühl der deutschen Fußballgemeinde ist es erwiesenermaßen nicht gut bestellt: Der letzte WM-Titel datiert noch vor dem Dreißigjährigen Krieg, in der Euro-Wertung liegen wir irgendwo zwischen Rumänien und Nord-Georgien und seit Jahren quält uns die erschütternde Erkenntnis, dass der erfolgsreichste Fußballlehrer des Landes ein promillefreudiger Stammtischbruder mit unheilbarer Profilneurose ist. Kurzum: Bedrückend. Umso gieriger lechzt die deutsche Fußballseele nach allem, was dem angeschlagenen Selbstbewusstsein Auftrieb verleiht. So wie die jüngste Nachricht, dass "Van the Man", das größte Torungeheuer der nördlichen Hemisphäre, in die Bundesliga wechselt. Zwar mit Klumpfuß und fortgeschrittenem Gelenkrheuma, aber immer noch irgendwie Weltstar. Was dann doch die Fragen nach dem Motiv aufwarf: Will sich die alte Hollen-Tolle beim wohlfrisierten Brüno ein paar Tipps in Sachen Föhnfrisur holen? Oder doch nur heitere Abzockermentalität, von wegen Funny Stehl-Roy (höhö)? Nix da, die klumpfüßige Grachten-Diva lüftete das Geheimnis höchst selbst: "Ich will gegen Köln spielen". Da haben wir es also: Gegen Köln spielen! Wer will das nicht?! Ganze Heerscharen internationaler Topprofis hat es deshalb schon in die deutsche Eliteliga verschlagen: Einmal das unvergleichlich orgiastische Gefühl eines Bundesligaspiels gegen den amüsanten Geißbockclub verspüren. Vor lauter Freude haut man sich da die Kugel auch schon mal in den eigenen Kasten. Selbst wenn man die Partie dadurch verliert. Hauptsache FC.
Der Holländer an sich
Halten wir also fest: Der Holländer an sich ist ein merkwürdiges Geschöpf und dem betulichen deutschen Habitus vollständig fremd. Der Holländer an sich liebt bewegliche Gartenhäuschen, mag Wasser in Straßen und Gemüse, toleriert öffentlichen Rauschmittelgenuss und legt keinen Wert auf eine ästhetische Sprache. Eh wir uns aber weiter in hinreichend abgefeierten Stereotypen verlieren, hier noch schnell eine wohlwollende Feststellung: Der Holländer an sich ist erfrischend uneitel. Er scheut sich nicht, selbst unter Beobachtung von Millionen Zuschauern seine blassen Schenkel mit modisch fragwürdigen Strampelhöschen zu zieren und vor bitterer Kälte zu schützen. Siehe Strapsen-Robben, der auf dem Laufsteg sicher keine Figur abgeben würde. Auf dem Spielfeld allerdings schon. Zum Leidwesen mauernder Mainzer und eines traumatisierten Trainers mit Robben-Jubel-Phobie. Der Holländer an sich ist eben nicht nur erfrischend uneitel, sondern auch erschreckend schreckhaft.
Unästhetisch I
Aber noch mal zurück zum Selbstverständnis der deutschen Fußballzunft. Da sieht es – abgesehen von Mitleidsstippvisiten holländischer Vorruheständler – eben nicht so gut aus. Weil unsere Bundesliga ab und an so richtig geil und faszinierend rüberkommt, sich zumeist aber ganz eklig, fies und unappetitlich präsentiert. Da gibt es dann so menschenunwürdige Kleckerkicks wie Hertha gegen Bochum. Ein offenkundiger Verstoß gegen die Genfer Konventionen. So unästhetisch wie der mitleidserregende Versuch des neuen EU-Kommissars Günter Oettinger, einen ansatzweise korrekten Laut in englischer Sprache von sich zu geben. Mit dem 0:0 gegen den VfL hat die Hertha aber immerhin einen Punkt auf den Club gut gemacht. Was Friedhelm Funkel nach dem Match als echten Erfolg bezeichnete. Soll noch einer sagen, der Deutsche habe keinen Galgenhumor. Oder in schwanglophoner Diktion: We are all sitting in one boat, even if it goes under.
Unästhetisch II
Apropos unästhetisch: Rolf Töpperwien, der abgewrackte Harry Hirsch vom Lerchenberg, quält uns seit Beginn des Jahres mit einer Video-Blog-Reihe, in der er nach Stammtischart die Resultate des Wochenendes zu prophezeien versucht. Zumeist mit mäßigem Erfolg. Diesmal lief's besser. Selbst das unvorhersehbare Last-Minute-1:1 im Nordderby hatte Tequila-Töppi genau! so! vorhergesehen. Nach einem Blick in die frisch geleerte Pulle. Weitere Details zur Person Töpperwien und zur besagten Blog-Reihe ersparen wir uns aber – aus ästhetischen Gründen.
Komplexe
Sollte jetzt irgendjemand noch immer nicht nachvollziehen können, woraus sich der germanische Minderwertigkeitskomplex denn nun eigentlich genau speist, bleibt nur der verschämte Verweis auf den Werkssportclub aus Randzonenniedersachen. Denn auch wenn wir es gerne leugnen würden: Das ist unser Meister. Mit einem Manager, den selbst ein designierter Zweitligist nicht mehr gebrauchen konnte, einem Trainer der Schaffstallschen Postmoderne und einer Taktik Marke Beton Wolgograd. Wie in der 2. Halbzeit. Dass der HSV zwar eine ziemlich gepflegte Kugel spielte, mangels Konzentration aber beinah keine Bude gemacht hätte, lässt sich indes leicht erklären. Brunos Burschen waren gedanklich bereits beim nächsten Spiel. Dann geht's – genau – gegen den geilen FC.
No-Go
Ach Werder, ganz ehrlich: Wenn du uns nicht so furchtbar sympathisch wärst, würden wir dich ja nach allen Regeln der Kuranyi-Kunst mal wonnevoll durchbashen. Weil du im Laufe der letzten Jahre Linksverteidiger in einer Größenordnung vom Magaths Mammutkader verschlissen hast. Weil du uns allen endlich beweisen willst, dass Bundesliga auch ohne Abwehr geht, aber schon an Boringrussia scheiterst. Weil du eine sonnenverwöhnte Wiese hast, die jederzeit einen prolligen Türsteher abgibt, und manchmal einen drolligen Torwächter. Genau deshalb würden wir dich gerne mal so ein bisschen durch den Kakao ziehen. Machen wir aber nicht. Wir mögen dich einfach viel zu sehr.
Und was gab's noch?
Rheuma-Kay zu Hanni 96? Ente! Laut Schmadtke gab's zwar Kontakt. Doch allenfalls wegen paar Tütchen Gehirndünger. Oder wegen Strumpfhosen. Mehr aber auch nicht. Denn auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen: Auch der Holländer an sich hat eine Würde.
Und dann noch: Eine neue Episode aus der Reihe "Scherben einer Ex-Ehe" mit Uli und Jürgen. Da wollte man das mit dem Nachtreten ja einfach sein lassen. Weil das meist ja noch unschöner ist als Hertha-Bochum oder Oettes Denglisch. Und weil das ja auch irgendwie ja auch nichts bringt. Aber gute Vorsätze sind bekanntlich wie schweres Gepäck: Man gibt sie gerne auf. Erst stichelten Kalle und Uli also ein bisschen gegen den futuristischen Projekttrainer. Dann schmollte der futuristische Projekttrainer beim WWM-Günther. Und jetzt gab der Neu-Präses zu dieser Kroos-Geschichte ein ganz zufriedenes Statement ab: Dass das ja ziemlich traumhaft sei, dass so ein Spieler, den der blinde Klinsmann ja nicht mal in der Verbandsliga hätte spielen lassen, jetzt auf einmal aufblühe. Das ist aber weder Spott noch Häme, sondern pure Freude über Kroos' Entwicklung. Meinen die Liga-Lehren. Aber die nehmen's mit der Wahrheit eh nicht so genau – und das bleibt auch so.
Aufrufe: 10090 | Kommentare: 42 | Bewertungen: 52 | Erstellt:31.01.2010
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KOMMENTARE
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01.02.2010 | 21:14 Uhr
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aber lieber voegi. auch diese woche hast du die AL übertroffen. daher sei dir dieser borussia-ausrutscher vergeben!
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Ich hab auch nichts dagegen, wenn hier Gladbach gebasht wird.
Aber das verstehe ich einfach nicht!:
"Weil du uns allen endlich beweisen willst, dass Bundesliga auch ohne Abwehr geht, aber schon an Boringrussia scheiterst."
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In Gladbach-spielen sind bisher die 2. meistern Tore gefallen! Vonwegen boring!
Aber wie gesagt, sehr gut.