01.03.2009 um 20:20 Uhr
Liga-Lehren XXII
Chili-Fußball
Allmählich begibt sich die Bundesliga in ihre heiße Phase. Die Nerven liegen blank, die Grätschen werden härter, die Spiele immer enger. Kurz: Es ist eine Menge Pfeffer drin. Fein gewürzt und gut abgeschmeckt – die Lehren des 22. Spieltags:
Schmidtleid
Beginnen wir diesmal mit einem kleinen Exkurs in Sachen Schiedsrichterkunde und widmen uns dem Unparteiischen der Begegnung Bochum gegen Cottbus. Der hieß Markus Schmidt und besitzt den zweifelhaften Ruf, von Fußball in etwa so viel zu verstehen wie Stefan Effenberg von deutscher Grammatik oder der Kaiser von Verhütung. Markus Schmidt und Regelkunde das ist wie Zucker und Salz – zwei Welten prallen aufeinander. Und da der schwächliche Schwabe seine Kritiker nur ungern Lügen straft, pfiff Schmidt in Bochum einen Elfmeter für die Gastgeber, den selbst Lutz Wagner (-> Wagner-Bashing) mit verbundenen Augen nie gegeben hätte. Apropos Wagner: Der hatte dem VfL eine Woche zuvor einen glasklaren Strafstoß verweigert. Ausgleichende Gerechtigkeit? Ironie des Schicksals? Dann wohl doch eher Philosophie des DFB: Wenn dank Lutz die Punkte schwinden, schick' ma gleich den nächsten Blinden!
Chili & Co.
Beim Blick auf die Begegnungen dieses Spieltags konnte man schon ins Schwärmen kommen. Vor allem die Freitagspaarung trieb einem vor lauter Zungeschnalzen glatt einen Knoten ins Leck-Lasso: Köln gegen Bielefeld! Delikater Klasse-Kick! Oder wie man in München-Giesing neuerdings sagt: Chili-Fußball at its Best! Das 1:1 war letztlich jedoch nichts für Feinschmecker, bestenfalls solide Hausmannkost. Irgendwie fehlte der richtige Pfeffer. Zum Glück fielen wenigstens zwei Treffer und damit exakt doppelt so viel wie zu vor in drei Zweitligaspielen. Und Tore sind eben doch das Salz in der Suppe.
Paprika, Paprika
Ein scharfes Spielchen versprach man sich hingegen vom Aufeinandertreffen in Dortmund: Die feurige Borussia gegen heißblütige Hoffenheimer, das roch nach Peperoni-Pässen und Tabasco-Toren. Heraus kam zumindest ein herzhaftes 0:0. Dabei bewies Paprika-Pygmäe Tamas Hajnal mit einigen delikaten Aktionen, dass in ihm mehr steckt als nur ein edelsüßer Maggi-are (dieses würzige Wortspiel wurde übrigens schon vorab mit dem Silbernen Poschi ausgezeichnet!). Für eine pikante Note sorgte zudem Schiedsrichter Herbert Fandel, der der Partie mit skurrilen Platzverweisen und seltsamen Fehlentscheidungen Farbe und Würze verlieh. Bleibt die Frage, wie ausgerechnet Deutschlands Vorzeige-Referee in einem Spiel derart oft daneben liegen kann. Es war natürlich der Alkohol! Denn Herbert Fandel wurde am Vortag die größte Auszeichnung verliehen, die einem als Sportler in deutschen Landen zuteil werden kann: Er gewann die Sportlerwahl des Trierischer Volksfreund 2008! Wahrlich ein Grund, um einmal (zu) tief ins Sektglas zu schauen…
Vertrocknetes Graubrot
Arnd Zeigler, König der Fußball-Humoristen, sucht seit neuestem in seiner wunderbaren Welt des Fußballs Ebenbilder deutscher Fußball-Größen. Mit Vorliebe arbeitet er sich dabei an Borussen-Trainer Hans Meyer ab und ist in einer schwarz gewandeten Nonne und einer Steinskulptur vom Bodensee fündig geworden. Doch auch Zeigler dürfte das Halbzeit-Szenario im Berliner Olympiastadion vor eine große Herausforderung stellen. Noch Minuten nach dem Pausenpfiff kauerte Meyer auf seinem Trainerstuhl, fuhr sich hadernd ob der Unfähigkeit seiner Mannschaft durch den Thüringer Seitenscheitel und bildete Gesichtsfurchen aus, tiefer als die moralischen Abgründe eines Christoph Daum. Ein Bild des Jammers, das einem seltsam bekannt vorkam. Doch woher? Wir wollen Zeigler helfen und meinen, es erinnert einen entweder an The Wrestler vor seinem letzten Kampf oder Uschi Glas nach ihrem letzten Face-Lifting oder aber eine vertrocknete Scheibe Graubrot. Wir gehen ruhig davon aus, dass Hans Meyer solcherlei Vergleiche aber gar nicht gefallen – so wie das Spiel seiner Mannschaft in der ersten Hälfte.
Eine Prise gegen die Krise
Majoran ist ein Gewürz, dem eine stark aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird und das den Bayern dieser Tage ganz gut tun würde. Denn denen fehlt, wie Tim Borowski nach dem Bremen-Spiel richtigerweise bemerkte, derzeit die letzte Geilheit. Was Trainer Klinsmann auf eindrucksvolle Weise bestätigte, indem er trotz des enttäuschenden 0:0 und vier Punkten Rückstand auf die Hertha resümierte, nicht unzufrieden zu sein. Oh hilf, Majoran! Wenigstens wissen wir jetzt, wieso es in der Champions League für die Münchener sehr viel besser läuft. Da werden sie nämlich von Sternekoch Alfons Schuhbeck bekocht – und der betreibt nebenher, genau, einen Gewürzladen!
Der Schuldige
Eine bemerkenswert weise Feststellung lieferte Schalkes Kapitän Marcelo Bordon unter der Woche ab: "Wenn wir verlieren, ist immer Kuranyi schuld". Dazu gibt es nur dreierlei zu sagen: "Ja!", "Ja!" und "Ja!". Recht hat er, auch wenn er abermals beweist, dass die mangelnde Beherrschung des Konjunktivs noch immer die wahrhaftigsten Erkenntnisse zu Tage fördert. Finanzkrise, Ozonloch, Arbeitslosigkeit – es gibt nur einen Sündenbock: Kevin Kuranyi! In diesem Sinne halten wir fest: Torarmut in Dortmund, Fandels Sektlaune, Werder-Krise – alles geht auf Kevins Kappe. Für den 2:1-Sieg der Schalker in Frankfurt kann man Kuranyi hingegen nicht verantwortlich machen – das ginge nun wirklich zu weit.
Und was gab's noch?
Die erneute Bestätigung einer bitteren Erkenntnis: Deutsche Teams im UEFA-Cup, das ist wie mit der morgendlichen Verdauung: Frühes Ausscheiden höchstwahrscheinlich. Bloß nicht zurückschauen. Eh alles sch…! Es ist das alte Lied, und zwar das von den zehn kleinen Negerlein. Da waren's nur noch zwei. Gerüchten zu folge – der bildhafte Beweis wurde dem deutschen Fußballfan vorenthalten – soll sich darunter auch Werder Bremen befinden, dessen Spieler ob der aktuellen Erfolglosigkeit schon für das nächste Dschungelcamp angemeldet wurden. In Mailand aber geschah angeblich das Unfassbare: Werder holte einen zwei-Tore-Rückstand auf und steht allem Anschein nach nun im Achtelfinale des UEFA-Cups. Und als wäre das nicht schon Trost genug, bat der Rekordmeister in Lissabon um eine kleine Krisenaufbauspritze und bedankte sich artig mit fünf Treffern. Star des Abends war wieder einmal Franck Ribéry, dessen scharfes Tor für den meisten Gesprächsstoff sorgte. Nach einem Zucker-Solo durch Lissabons Abwehr drohte Luca Toni dem flinken Franzosen den Ball abzuluchsen, um ihn eiskalt Richtung linke Eckfahne zu semmeln. Der Flügelflitzer sah das Unheil kommen und signalisierte mit unmissverständlicher Geste "Au ab! Mach isch allein!". Toni, selbst Meister nonverbaler Kommunikation, verstand und verzichtete auf den Sabotage-Akt. Und was lernen wir daraus? Wer Erfolg haben will, muss klare Zeichen geben. Nicht wahr, Herr Klinsmann…
Allmählich begibt sich die Bundesliga in ihre heiße Phase. Die Nerven liegen blank, die Grätschen werden härter, die Spiele immer enger. Kurz: Es ist eine Menge Pfeffer drin. Fein gewürzt und gut abgeschmeckt – die Lehren des 22. Spieltags:
Schmidtleid
Beginnen wir diesmal mit einem kleinen Exkurs in Sachen Schiedsrichterkunde und widmen uns dem Unparteiischen der Begegnung Bochum gegen Cottbus. Der hieß Markus Schmidt und besitzt den zweifelhaften Ruf, von Fußball in etwa so viel zu verstehen wie Stefan Effenberg von deutscher Grammatik oder der Kaiser von Verhütung. Markus Schmidt und Regelkunde das ist wie Zucker und Salz – zwei Welten prallen aufeinander. Und da der schwächliche Schwabe seine Kritiker nur ungern Lügen straft, pfiff Schmidt in Bochum einen Elfmeter für die Gastgeber, den selbst Lutz Wagner (-> Wagner-Bashing) mit verbundenen Augen nie gegeben hätte. Apropos Wagner: Der hatte dem VfL eine Woche zuvor einen glasklaren Strafstoß verweigert. Ausgleichende Gerechtigkeit? Ironie des Schicksals? Dann wohl doch eher Philosophie des DFB: Wenn dank Lutz die Punkte schwinden, schick' ma gleich den nächsten Blinden!
Chili & Co.
Beim Blick auf die Begegnungen dieses Spieltags konnte man schon ins Schwärmen kommen. Vor allem die Freitagspaarung trieb einem vor lauter Zungeschnalzen glatt einen Knoten ins Leck-Lasso: Köln gegen Bielefeld! Delikater Klasse-Kick! Oder wie man in München-Giesing neuerdings sagt: Chili-Fußball at its Best! Das 1:1 war letztlich jedoch nichts für Feinschmecker, bestenfalls solide Hausmannkost. Irgendwie fehlte der richtige Pfeffer. Zum Glück fielen wenigstens zwei Treffer und damit exakt doppelt so viel wie zu vor in drei Zweitligaspielen. Und Tore sind eben doch das Salz in der Suppe.
Paprika, Paprika
Ein scharfes Spielchen versprach man sich hingegen vom Aufeinandertreffen in Dortmund: Die feurige Borussia gegen heißblütige Hoffenheimer, das roch nach Peperoni-Pässen und Tabasco-Toren. Heraus kam zumindest ein herzhaftes 0:0. Dabei bewies Paprika-Pygmäe Tamas Hajnal mit einigen delikaten Aktionen, dass in ihm mehr steckt als nur ein edelsüßer Maggi-are (dieses würzige Wortspiel wurde übrigens schon vorab mit dem Silbernen Poschi ausgezeichnet!). Für eine pikante Note sorgte zudem Schiedsrichter Herbert Fandel, der der Partie mit skurrilen Platzverweisen und seltsamen Fehlentscheidungen Farbe und Würze verlieh. Bleibt die Frage, wie ausgerechnet Deutschlands Vorzeige-Referee in einem Spiel derart oft daneben liegen kann. Es war natürlich der Alkohol! Denn Herbert Fandel wurde am Vortag die größte Auszeichnung verliehen, die einem als Sportler in deutschen Landen zuteil werden kann: Er gewann die Sportlerwahl des Trierischer Volksfreund 2008! Wahrlich ein Grund, um einmal (zu) tief ins Sektglas zu schauen…
Vertrocknetes Graubrot
Arnd Zeigler, König der Fußball-Humoristen, sucht seit neuestem in seiner wunderbaren Welt des Fußballs Ebenbilder deutscher Fußball-Größen. Mit Vorliebe arbeitet er sich dabei an Borussen-Trainer Hans Meyer ab und ist in einer schwarz gewandeten Nonne und einer Steinskulptur vom Bodensee fündig geworden. Doch auch Zeigler dürfte das Halbzeit-Szenario im Berliner Olympiastadion vor eine große Herausforderung stellen. Noch Minuten nach dem Pausenpfiff kauerte Meyer auf seinem Trainerstuhl, fuhr sich hadernd ob der Unfähigkeit seiner Mannschaft durch den Thüringer Seitenscheitel und bildete Gesichtsfurchen aus, tiefer als die moralischen Abgründe eines Christoph Daum. Ein Bild des Jammers, das einem seltsam bekannt vorkam. Doch woher? Wir wollen Zeigler helfen und meinen, es erinnert einen entweder an The Wrestler vor seinem letzten Kampf oder Uschi Glas nach ihrem letzten Face-Lifting oder aber eine vertrocknete Scheibe Graubrot. Wir gehen ruhig davon aus, dass Hans Meyer solcherlei Vergleiche aber gar nicht gefallen – so wie das Spiel seiner Mannschaft in der ersten Hälfte.
Eine Prise gegen die Krise
Majoran ist ein Gewürz, dem eine stark aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird und das den Bayern dieser Tage ganz gut tun würde. Denn denen fehlt, wie Tim Borowski nach dem Bremen-Spiel richtigerweise bemerkte, derzeit die letzte Geilheit. Was Trainer Klinsmann auf eindrucksvolle Weise bestätigte, indem er trotz des enttäuschenden 0:0 und vier Punkten Rückstand auf die Hertha resümierte, nicht unzufrieden zu sein. Oh hilf, Majoran! Wenigstens wissen wir jetzt, wieso es in der Champions League für die Münchener sehr viel besser läuft. Da werden sie nämlich von Sternekoch Alfons Schuhbeck bekocht – und der betreibt nebenher, genau, einen Gewürzladen!
Der Schuldige
Eine bemerkenswert weise Feststellung lieferte Schalkes Kapitän Marcelo Bordon unter der Woche ab: "Wenn wir verlieren, ist immer Kuranyi schuld". Dazu gibt es nur dreierlei zu sagen: "Ja!", "Ja!" und "Ja!". Recht hat er, auch wenn er abermals beweist, dass die mangelnde Beherrschung des Konjunktivs noch immer die wahrhaftigsten Erkenntnisse zu Tage fördert. Finanzkrise, Ozonloch, Arbeitslosigkeit – es gibt nur einen Sündenbock: Kevin Kuranyi! In diesem Sinne halten wir fest: Torarmut in Dortmund, Fandels Sektlaune, Werder-Krise – alles geht auf Kevins Kappe. Für den 2:1-Sieg der Schalker in Frankfurt kann man Kuranyi hingegen nicht verantwortlich machen – das ginge nun wirklich zu weit.
Und was gab's noch?
Die erneute Bestätigung einer bitteren Erkenntnis: Deutsche Teams im UEFA-Cup, das ist wie mit der morgendlichen Verdauung: Frühes Ausscheiden höchstwahrscheinlich. Bloß nicht zurückschauen. Eh alles sch…! Es ist das alte Lied, und zwar das von den zehn kleinen Negerlein. Da waren's nur noch zwei. Gerüchten zu folge – der bildhafte Beweis wurde dem deutschen Fußballfan vorenthalten – soll sich darunter auch Werder Bremen befinden, dessen Spieler ob der aktuellen Erfolglosigkeit schon für das nächste Dschungelcamp angemeldet wurden. In Mailand aber geschah angeblich das Unfassbare: Werder holte einen zwei-Tore-Rückstand auf und steht allem Anschein nach nun im Achtelfinale des UEFA-Cups. Und als wäre das nicht schon Trost genug, bat der Rekordmeister in Lissabon um eine kleine Krisenaufbauspritze und bedankte sich artig mit fünf Treffern. Star des Abends war wieder einmal Franck Ribéry, dessen scharfes Tor für den meisten Gesprächsstoff sorgte. Nach einem Zucker-Solo durch Lissabons Abwehr drohte Luca Toni dem flinken Franzosen den Ball abzuluchsen, um ihn eiskalt Richtung linke Eckfahne zu semmeln. Der Flügelflitzer sah das Unheil kommen und signalisierte mit unmissverständlicher Geste "Au ab! Mach isch allein!". Toni, selbst Meister nonverbaler Kommunikation, verstand und verzichtete auf den Sabotage-Akt. Und was lernen wir daraus? Wer Erfolg haben will, muss klare Zeichen geben. Nicht wahr, Herr Klinsmann…
Aufrufe: 5516 | Kommentare: 24 | Bewertungen: 31 | Erstellt:01.03.2009
ø 9.0
KOMMENTARE
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02.03.2009 | 22:40 Uhr
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Ja danach staunt man wie du das doch jede Woche wieder hinbekommst. Schon wieder diese Idee mit den gewürzen, das ist einfach unfassbar kreativ und beeindruckend.
Vor allem gehst du spielend leicht mit einer immer größer gewordenen Erwartungshaltung um und irgendwie werden die Liga Lehren, obwohl man es kaum glaubt, besser.
So, jetzt lege ich mir einen zweiten Nick zu und gib dir mit dem auch nochmal 10 Punkte Du hättest es jedenfalls verdient...
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02.03.2009 | 23:36 Uhr
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Voegi :
Das sind nun wirklich sehr nette Kommentare!Vielen Dank! Ja, und mehr fällt mir jetzt nicht ein!
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03.03.2009 | 19:48 Uhr
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freu mich schon auf den nächsten.
10 points. of course
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