15.03.2009 um 19:52 Uhr
Liga-Lehren XXIV
Spiel(be)trieb
Über den Stellenwert der beliebtesten Ballsportart mag man lange streiten. Fakt ist: Fußball ist noch immer ein Spiel, wenn auch ein ernstes. Die Lehren des 24. Spieltags, diesmal ganz verspielt:
Rätsel
Es gibt genau drei Rätsel, die die Wissenschaft dieser Tage vor unlösbare Probleme stellen:
1. Warum ist dunkle Materie im Universum nicht sichtbar?
2. Wie konnten die Mayas Schädel aus Kristallstein schaffen?
3. Wieso führt Hertha BSC trotz eines Kaders mit dem Klang einer bulgarischen Oberligamannschaft auch nach dem 24. Spieltag die Tabelle mit vier Punkten Vorsprung an?
Zumindest das letztgenannte Puzzle dürfte in absehbarer Zeit gelöst werden, wenn Mastermind Lucien Favre endlich sein Schweigen bricht. Noch aber befindet sich Herthas eidgenössischer Temperamentslegastheniker in orgiastischen Dauerfeierlichkeiten, die unmittelbar nach dem Abpfiff des 1:0 gegen Brunos Rückrundenloser ihren Ausgang nahmen. Denn da Hüpfing Hoeneß diesmal nicht die rechte Lust verspürte, sich zum Gespött von Fans, Medien und Tanzlehrern zu machen, musste nun Funny Favre ran und gab sein Bestes. Im Kreise der Spieler schwang Lucky Lucy übermütig seine Keulen und reckte frivol die Zeigefinger in die Luft, als wolle er sagen: "Ier kommt die Ertha. Eusch auen wir alle weg!" Wohl wahr – doch wie? Also, Du betörender Traumtänzer, sag uns: Wie machst Du das? Uns ist das einfach zu kniffelig.
Schachmatt
Der FC und die Borussia, das ist mehr als Rivalität, eine echte Hassliebe nur eben ohne Liebe. Das Verhältnis der beiden Vereine ist in etwa so gestört wie Rudi Völlers Beziehung zu seinem Frisör, des Kaisers Haltung zur Monogamie oder David Jarolims Gleichgewichtssinn. Kein Wunder also, dass das Aufeinandertreffen der beiden Clubs von einem großen Sicherheitsaufgebot der Polizei begleitet wurde. Die beiden Teams hielten hingegen nichts von Sicherheitsdenken und ließen es mit sechs Toren so richtig krachen. Der alte Stratege Hans Meyer, der ein Fußballspiel wie eine Partie Schach durchdenkt, wählte dabei diesmal die niederrheinische Öffnung (ein bisschen Hin, ein bisschen Her) und startete die ersten Angriffe über Springer Marin, Läufer Baumjohann und Turm Friend. Und mit ein paar Zügen war Daums Bauerntruppe Schachmatt. Ungeklärt blieb nur die Rolle von Trainer Meyer in dieser neuartigen Rasenschach-Variante: Launische Diva mit Starallüren (und damit Dame) oder aber doch unangefochtener Herrscher im Borussen-Reich (und somit König)? Nachfragen bitte an Gladbachs Präsidenten. Der muss es wissen. Ist nämlich selber ein König(s).
Vier gewinnt
"Qui tacet, consentire videtur", heißt so viel wie "Sähste nix, isset okay". Felix Magath sagte auch nichts, als ihm Premiere-Moderator Jan "Il tedesco" Henkel die Möglichkeit bot, den aufkommenden Vermutungen über ein Engagement beim Schalker Chaos-Club mittels eindeutigen Dementis einen Riegel vorzuschieben: Er habe zu viel zu tun, als dass er auch noch zu jedem Gerücht Stellung nehmen könne. Was nach BILD-Recherche-Grundsätzen so viel heißt wie: "Nächste Woche unterschreibe ich bei Schalke". Magath jedenfalls schwieg und begab sich in Richtung Trainerbank, von wo er genüsslich schweigend die Offensivgala von Grafite & Co. beobachtete, die Rüttens Abwehrhaufen in seine Einzelteile zerlegten. Apropos Haufen: So wirklich schwierig war das Toreschießen gegen die Königsblauen an diesem Abend nun wirklich nicht. Stammkeeper Manuel Neuer hing wegen Margen-Darm auf der Keramik und hatte seine Mitspieler wohl angesteckt. Die jedenfalls hatten mächtig die Hosen voll. Und so reichten auch drei Treffer nicht mal zu einem Punkterfolg. Wolfsburg erzielte nämlich derer vier und bekanntlich gilt ja: Vier gewinnt.
Zwickmühle
Die niedersächsisch-westfälische Torflut setzte sich am Sonnabend mit einem atemberaubenden 4:4 zwischen Heckings Humpelhumpen und Kloppos Klitschenkicker fort. Da fielen die Tore nur so wie beim Tipp-Kick. Weidenfeller und Enke spielten – ohne Erfolg – "Fang den Ball" und Frei & Co. pfefferten die Murmel mit spielerischer Leichtigkeit in die Maschen, während die Abwehrreihen abermals einen Ordnungssinn wie beim Mikado bewiesen. Und so reichte auch eine vermeintlich sichere 4:2-Führung nicht zum Sieg. Happy Kloppo (Lebensmotto "Mensch ärgere dich nicht!") verzweifelte nicht, dürfte angesichts fortwährender Sieglosigkeit jedoch bald in eine echte Zwickmühle geraten. Inzwischen soll es unter BVB-Fans sogar so etwas wie eine Sehnsucht nach Thomas Doll geben! Nein, nicht falsch gelesen: Thomas Doll, der goldige Wolllocken-Westerwelle, bei dem Fußballspiele den Unterhaltungswert von Hallen-Halma besitzen. Dolle Aussichten…
Kartenspiele
Über das Privatleben von Michael Weiner, den gestrengen Unparteiischen aus Niedersachsen, ist selbst eingefleischten Bulischianti*-Freunden nicht allzu viel bekannt. Seine Liga-Auftritte lassen zumindest Rückschlüsse auf seine Freizeit-Vorlieben zu. Evil Mike muss danach ein passionierter Kartenspieler sein. Denn allzu gern zückt der Giesener Polizeibeamte auf dem grünen Rasen Rote und Gelbe Karten. So auch an diesem Spieltag bei Bayerns Gastspiel in Grönemeyer-Town, als Sheriff Weiner Bochums Pfertzel nach Notbremse kraft amtlicher Anordnung in die Kabine verwies. Bayern passte sich dem fröhlichen Kartenspiel des Schwarzen Peter nahtlos an und spielte seine Trümpfe konsequent aus. Nur Mau-Mau-Meister Poldi machte da nicht mit: Lässig semmelte er seinen Elfer am Kasten vorbei. Zu hoch gepokert!
Zieh nicht über Los
In Bremen hat man es derzeit nicht so mit dem Fußball, da spielt man lieber gepflegt eine Runde Monopoly. Motto: "So viel mitnehmen wie möglich" bzw. "Zieh nicht über Los, gehe ins Gefängnis". Das mag born-iert klingen, ist aber so. Die Zeche für Werders Finanzdilemma durfte an diesem Sonntag der VfB zahlen. 4:0 – ein teurer Abend für die Lehman(n) Brothers.
Und was gab's noch?
Einen herben Verlust! Schalkes charismatischer Manager mit der Ausstrahlung einer unplakatierten Litfasssäule musste seine Koffer packen. Andy Müller, das fleischgewordene "Menno", die mäkelige Mimosen-Memme, kurz der Andy Möller mit "ü" wurde vor die Tür gesetzt – und fehlt uns schon jetzt. Keine kleinlauten Kampfansagen und kein infantiles Geschmolle mehr – alles vorbei. Der Inbegriff von emotionaler Eloquenz und eloquenter Emotionalität hat die Bundesligabühne verlassen. Gut nur, dass zumindest Kevin Kuranyi, der für Emotionalität und Eloquenz genauso gefürchtet ist wie für Torgefährlichkeit und Dynamik, der Liga erhalten bleibt. Beinahe wäre Schalkes lahmende Dampflok zur Lokomotive nach Moskau gewechselt. Doch Klein-Kevin wollte nicht. Spielt lieber weiter mit der Holzeisenbahn. Der Pate von Schalke, Rudi Assauer, bringt es auf den Punkt: "Zustände wie bei einem Würfelabend oder eine Lotterie". Oder um es frei nach Lukas Podolski auszudrücken: Fußball ist wie Würfeln, nur ohne Schläger!**
Über den Stellenwert der beliebtesten Ballsportart mag man lange streiten. Fakt ist: Fußball ist noch immer ein Spiel, wenn auch ein ernstes. Die Lehren des 24. Spieltags, diesmal ganz verspielt:
Rätsel
Es gibt genau drei Rätsel, die die Wissenschaft dieser Tage vor unlösbare Probleme stellen:
1. Warum ist dunkle Materie im Universum nicht sichtbar?
2. Wie konnten die Mayas Schädel aus Kristallstein schaffen?
3. Wieso führt Hertha BSC trotz eines Kaders mit dem Klang einer bulgarischen Oberligamannschaft auch nach dem 24. Spieltag die Tabelle mit vier Punkten Vorsprung an?
Zumindest das letztgenannte Puzzle dürfte in absehbarer Zeit gelöst werden, wenn Mastermind Lucien Favre endlich sein Schweigen bricht. Noch aber befindet sich Herthas eidgenössischer Temperamentslegastheniker in orgiastischen Dauerfeierlichkeiten, die unmittelbar nach dem Abpfiff des 1:0 gegen Brunos Rückrundenloser ihren Ausgang nahmen. Denn da Hüpfing Hoeneß diesmal nicht die rechte Lust verspürte, sich zum Gespött von Fans, Medien und Tanzlehrern zu machen, musste nun Funny Favre ran und gab sein Bestes. Im Kreise der Spieler schwang Lucky Lucy übermütig seine Keulen und reckte frivol die Zeigefinger in die Luft, als wolle er sagen: "Ier kommt die Ertha. Eusch auen wir alle weg!" Wohl wahr – doch wie? Also, Du betörender Traumtänzer, sag uns: Wie machst Du das? Uns ist das einfach zu kniffelig.
Schachmatt
Der FC und die Borussia, das ist mehr als Rivalität, eine echte Hassliebe nur eben ohne Liebe. Das Verhältnis der beiden Vereine ist in etwa so gestört wie Rudi Völlers Beziehung zu seinem Frisör, des Kaisers Haltung zur Monogamie oder David Jarolims Gleichgewichtssinn. Kein Wunder also, dass das Aufeinandertreffen der beiden Clubs von einem großen Sicherheitsaufgebot der Polizei begleitet wurde. Die beiden Teams hielten hingegen nichts von Sicherheitsdenken und ließen es mit sechs Toren so richtig krachen. Der alte Stratege Hans Meyer, der ein Fußballspiel wie eine Partie Schach durchdenkt, wählte dabei diesmal die niederrheinische Öffnung (ein bisschen Hin, ein bisschen Her) und startete die ersten Angriffe über Springer Marin, Läufer Baumjohann und Turm Friend. Und mit ein paar Zügen war Daums Bauerntruppe Schachmatt. Ungeklärt blieb nur die Rolle von Trainer Meyer in dieser neuartigen Rasenschach-Variante: Launische Diva mit Starallüren (und damit Dame) oder aber doch unangefochtener Herrscher im Borussen-Reich (und somit König)? Nachfragen bitte an Gladbachs Präsidenten. Der muss es wissen. Ist nämlich selber ein König(s).
Vier gewinnt
"Qui tacet, consentire videtur", heißt so viel wie "Sähste nix, isset okay". Felix Magath sagte auch nichts, als ihm Premiere-Moderator Jan "Il tedesco" Henkel die Möglichkeit bot, den aufkommenden Vermutungen über ein Engagement beim Schalker Chaos-Club mittels eindeutigen Dementis einen Riegel vorzuschieben: Er habe zu viel zu tun, als dass er auch noch zu jedem Gerücht Stellung nehmen könne. Was nach BILD-Recherche-Grundsätzen so viel heißt wie: "Nächste Woche unterschreibe ich bei Schalke". Magath jedenfalls schwieg und begab sich in Richtung Trainerbank, von wo er genüsslich schweigend die Offensivgala von Grafite & Co. beobachtete, die Rüttens Abwehrhaufen in seine Einzelteile zerlegten. Apropos Haufen: So wirklich schwierig war das Toreschießen gegen die Königsblauen an diesem Abend nun wirklich nicht. Stammkeeper Manuel Neuer hing wegen Margen-Darm auf der Keramik und hatte seine Mitspieler wohl angesteckt. Die jedenfalls hatten mächtig die Hosen voll. Und so reichten auch drei Treffer nicht mal zu einem Punkterfolg. Wolfsburg erzielte nämlich derer vier und bekanntlich gilt ja: Vier gewinnt.
Zwickmühle
Die niedersächsisch-westfälische Torflut setzte sich am Sonnabend mit einem atemberaubenden 4:4 zwischen Heckings Humpelhumpen und Kloppos Klitschenkicker fort. Da fielen die Tore nur so wie beim Tipp-Kick. Weidenfeller und Enke spielten – ohne Erfolg – "Fang den Ball" und Frei & Co. pfefferten die Murmel mit spielerischer Leichtigkeit in die Maschen, während die Abwehrreihen abermals einen Ordnungssinn wie beim Mikado bewiesen. Und so reichte auch eine vermeintlich sichere 4:2-Führung nicht zum Sieg. Happy Kloppo (Lebensmotto "Mensch ärgere dich nicht!") verzweifelte nicht, dürfte angesichts fortwährender Sieglosigkeit jedoch bald in eine echte Zwickmühle geraten. Inzwischen soll es unter BVB-Fans sogar so etwas wie eine Sehnsucht nach Thomas Doll geben! Nein, nicht falsch gelesen: Thomas Doll, der goldige Wolllocken-Westerwelle, bei dem Fußballspiele den Unterhaltungswert von Hallen-Halma besitzen. Dolle Aussichten…
Kartenspiele
Über das Privatleben von Michael Weiner, den gestrengen Unparteiischen aus Niedersachsen, ist selbst eingefleischten Bulischianti*-Freunden nicht allzu viel bekannt. Seine Liga-Auftritte lassen zumindest Rückschlüsse auf seine Freizeit-Vorlieben zu. Evil Mike muss danach ein passionierter Kartenspieler sein. Denn allzu gern zückt der Giesener Polizeibeamte auf dem grünen Rasen Rote und Gelbe Karten. So auch an diesem Spieltag bei Bayerns Gastspiel in Grönemeyer-Town, als Sheriff Weiner Bochums Pfertzel nach Notbremse kraft amtlicher Anordnung in die Kabine verwies. Bayern passte sich dem fröhlichen Kartenspiel des Schwarzen Peter nahtlos an und spielte seine Trümpfe konsequent aus. Nur Mau-Mau-Meister Poldi machte da nicht mit: Lässig semmelte er seinen Elfer am Kasten vorbei. Zu hoch gepokert!
Zieh nicht über Los
In Bremen hat man es derzeit nicht so mit dem Fußball, da spielt man lieber gepflegt eine Runde Monopoly. Motto: "So viel mitnehmen wie möglich" bzw. "Zieh nicht über Los, gehe ins Gefängnis". Das mag born-iert klingen, ist aber so. Die Zeche für Werders Finanzdilemma durfte an diesem Sonntag der VfB zahlen. 4:0 – ein teurer Abend für die Lehman(n) Brothers.
Und was gab's noch?
Einen herben Verlust! Schalkes charismatischer Manager mit der Ausstrahlung einer unplakatierten Litfasssäule musste seine Koffer packen. Andy Müller, das fleischgewordene "Menno", die mäkelige Mimosen-Memme, kurz der Andy Möller mit "ü" wurde vor die Tür gesetzt – und fehlt uns schon jetzt. Keine kleinlauten Kampfansagen und kein infantiles Geschmolle mehr – alles vorbei. Der Inbegriff von emotionaler Eloquenz und eloquenter Emotionalität hat die Bundesligabühne verlassen. Gut nur, dass zumindest Kevin Kuranyi, der für Emotionalität und Eloquenz genauso gefürchtet ist wie für Torgefährlichkeit und Dynamik, der Liga erhalten bleibt. Beinahe wäre Schalkes lahmende Dampflok zur Lokomotive nach Moskau gewechselt. Doch Klein-Kevin wollte nicht. Spielt lieber weiter mit der Holzeisenbahn. Der Pate von Schalke, Rudi Assauer, bringt es auf den Punkt: "Zustände wie bei einem Würfelabend oder eine Lotterie". Oder um es frei nach Lukas Podolski auszudrücken: Fußball ist wie Würfeln, nur ohne Schläger!**
Aufrufe: 4895 | Kommentare: 34 | Bewertungen: 50 | Erstellt:15.03.2009
ø 8.0
KOMMENTARE
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15.03.2009 | 20:39 Uhr
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jasi2106 :
Schade, dass wenn Stuttgart mal in den Ligalehren vorkommt (jedenfalls die letzten Male kamen sie nicht so häufig vor), dass sie dann so hoch verloren haben. Sonst aber super Blog!!!! 10P
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15.03.2009 | 21:15 Uhr
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15.03.2009 | 22:14 Uhr
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midget :
wie immer meisterhaft!voegi - "the hero of entertainment! " ....wirklich.
die hater kotzen mich gerade so richtig an, nicht dass ich damit nicht umgehen könnte, aber in letzter zeit drücken dir nur sinnlos drauf ohne was zu lesen, geschweige denn verstanden zu haben!
naja die diskussion hatten wir ja schon... schwachmaten!
wie immer super LL ... und den Vollidioten der hier ne 1geben, EUCH mach ich alle
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15.03.2009 | 22:16 Uhr
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Kann man das nicht irgendwie ändern hier mit der Bewertungsabgabe? Irgendwie dass man was dazu schreiben muss? Dann weiß man wenigstens welcher Spinner das gemacht hat.
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15.03.2009 | 22:22 Uhr
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** Und eh es hier Proteststürme gibt: Das in Bezug genommene Zitat "Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel" stammt natürlich nicht von Lukas Podolski selbst. Urheber ist vielmehr Podolski-Imitator Jan Böhmermann. Aber manchmal muss man es der Dramaturgie halber mit der BILD halten und es mit der Realität nicht so ernst nehmen.