14.03.2010 um 20:03 Uhr
Liga-Lehren XXVI
Alles nur ein großes Hä
Auch diesmal heißt es wieder: Schulterzucken, Hände in die Luft und dabei wild mit dem Kopf schütteln. Denn diese Liga verstehe, wer will. Die Liga-Lehren jedenfalls nicht:
Topspiel
Verstehe einer zum Beispiel die DFL mit ihren irrwitzigen Ansetzungen: Bayern vs. Freiburg = Samstagabendtopspiel ist denn doch eine ziemlich sinnfreie Terminierungsgleichung. Dabei gab es an diesem Spieltag doch so herrlich spektakuläre Partien: Hannover gegen Frankfurt zum Beispiel. An sich so trostlos wie eine Gartenparty bei Berti Vogts. War aber doch eine bunte Geschichte. Weil Maik mal wieder um sich franzte und Selim den Ball – ganz frei von der Teber weg – einfach mal manuell bearbeitete. Topspiel eben.
Kuba-Krise
So sehr sich aber Evil Franz und Manual Teber auch mühten, es reichte jeweils nur für klägliches Gelb-Rot. Glatt Rot geht nun mal anders. Entweder á la Bance den Ellenbogen sanft in den Thorax des Hintermanns einmassieren oder wie Bochums Maric zärtlich die Wangenpartie des Gegenspielers abtasten. Sollte der denn auch noch Kuba heißen, kann man schon mal die Flucht antreten. Wissen selbst die soccerresistenten Amis: Wenn man Kuba zu nahe kommt, gibt's Stress.
Valium
Rational nicht nachvollziehbar war natürlich auch die Leistung der Geißbock-Elf im ultimativen Jeckenduell. Nulleins in personeller Überzahl und unter weitgehendem Verzicht auf Torchancen. Unerklärlich. Für die ersehnte Aufklärung sorgte schließlich aber doch der FC-Coach, als er in dem inzwischen auch von Psychotherapeuten zur Blitzhypnose eingesetzten Soldo-Duktus bilanzierte: "Ich hab Gefühl gehabt, dass die Kölner noch einen Platzverweis kriegen können, hätte nix gebracht". Da haben wir es also: Sleepy Soldo hatte einfach die Mannschaften verwechselt. Kann ja mal passieren, wenn man sich mit Valium die Zähne putzt. Erklärt alles.
Hilfsverben für Hertha
Ach Herthalein, wir sind ratlos. Wie du gegen den Club mal wieder alles versucht hast, um am Ende doch wie üblich an dir selbst zu scheitern, das war ergreifend, herzzerreißend, und, ja, das hat der modernen Tragikomödie des 21. Jahrhunderts eine neue ungeahnte Tiefe verliehen. Sollen sich also Dramatiker deiner annehmen. Uns literarischen Laien fallen im Antlitz deines oh trüben Seins nur abgedroschene Konditionalsätze ein. Zum Beispiel: Wenn's scheiße läuft, läuft's scheiße. Wenn man die Tore nicht schießt, schießt sie halt der Gegner. Oder aber: Wenn du zwar willst, weil du ja musst, aber nicht kannst, dann darf das doch nicht wahr sein. Aber mit Hilfsverben ist dir natürlich nicht geholfen. Braucht man nicht schön zu reden. Ist so. Und wird auch nix mehr. Sollte halte nicht sein.
Innovativ
Die Begegnung mit fremden Kulturen erfordert bekanntlich Einfühlungsvermögen und und eine Menge Geduld. Irgendwann ist aber doch der Punkt erreicht, an dem man ernüchtert vor den Scherben der gescheiterten Integration steht und schulterzuckend feststellt: Wir haben es ja versucht. Aber wir verstehen ihn einfach nicht. So lässt sich in etwa die interkulturelle Annäherung zwischen deutscher Fußballwelt und holländischem Trainergott bilanzieren. Neuester Beweis für die deutsch-holländische Inkompatibilität: van Gaals 95 Thesen zur Revolution des Fußballsports. Aber was waren das auch für ulkige Reformvorschläge: Passives Abseits – versteht doch keiner! Elfmeterschießen – nervt! Schiedsrichter – hat eh keine Ahnung! Ball – fliegt doch nur blöd durch die Gegend! Zuschauer – stören die Ruhe! Also: Endlich weg damit! Das war dann doch zu viel für deutschen Reaktionärsgeist. Allein LvGs couragierte Zielsetzung, Spiele auch ohne Abwehr zu gewinnen, stieß bei Deutschlands Fußballfreunden auf Zuspruch. Und gegen Freiburg bewies der Fußballrevoluzzer dann sogar, dass das Ganze auch ohne Angriff klappt. Bum-Bum Robben sei Dank, der als einziger Akteur den komplexen Verlauf des innovativen Experiments verinnerlicht hatte. Aber kein Wunder, Robben ist ja auch Holländer. Da versteht man sowas.
Chaos
Apropos deutsch-holländische Kommunikationsdefizite: So wie Lieschenroy die Murmel letzt aus gefühltem 180-Grad-Winkel in die Kiste vanbastente, können die Gesetze der Trigonometrie jenseits des Tulpen-Äquators keine Geltung beanspruchen. In Leverkusen stand Ruud aber dann zumeist nur im toten Winkel und konnte keine mathematisch relevanten Erkenntnisse liefern. Aber immerhin erbrachten René und Sami mit ihrer modernen Interpretation des unelastischen Stoßes den finalen Beweis der Chaostheorie. Oder wie soll man sich das sonst erklären, dass wenn ein Finne im Rheinland mit einem Adler zusammenprallt, plötzlich ein Brasilianer jubelt? Chaostheorie eben.
Subtil
Auch Felix Magath muss man wohl in die Kategorie "Mysterium" einstufen. Denn wie man bei einem Kader mit der Dimension einer türkischen Hochzeitsgesellschaft und der Spielkultur eines Darmverschlusses so viel Erfolg haben kann, wird wohl das ewige Geheimnis des Aschaffenburger Verbalerotikers bleiben. Das Schalker 2:1 gegen einen der gefühlt 17 Magathschen Ex-Clubs in der Liga hat uns des Rätsels Lösung jedenfalls nicht entscheidend näher gebracht. Oder doch? Denn da jetzt auch noch die Spieler treffen, die der mystische Magath gerade einmal eine Minute vorher eingewechselt hat ("Ey Du!"), muss es wohl die einzigartige Kombination aus der Vorahnung eines Nostradamus, der Weisheit des Dalai Lama und der Weitsicht eines Helmut Schmidt sein, die ihn so einmalig macht. Und wenn man sich das Orakel von Schalke einmal ganz genau besieht, wird man irgendwann auch subtile Ähnlichkeiten zu den genannten Herren entdecken. So subtil wie die Schalker Offensivbemühungen in dieser Saison. Für das menschliche Auge mithin nicht sichtbar.
Wieder da
Passend zur Schumi-Rückkehr gab auch ein alter Weggefährte sein Comeback: Oliver Villeneuve ist wieder da. Gladbachs schmerzlich vermisste Zaubermaus. Und was war das für ein begnadeter Auftritt: In 26 Minuten Leerlauf die gleiche Trefferquote wie Nati-Stammstürmer Cacau in 90 Minuten einen Tag zuvor. Nur hoffentlich hat das Jogi Löw nicht gesehen. Sonst kommt der noch auf dumme Gedanken…
Und was gab's sonst?
Bayerns höchst eigenwillige und letztlich misslungene Interpretation des Klassikers "Vom Winde verweht". In den Hauptrollen: Mad Butt-ler und Daniel O'Hara-kiri, die alles in ihrer Kraft Stehende taten, um den bayrischen Europapokalträumen im Taifun von Florenz ein Ende zu bereiten. Das ambitionierte künstlerische Vorhaben scheiterte gleichwohl an zwei stürmenden Holländern, die vom kulturellen Tuten und Blasen einfach keine Ahnung haben. Und wer das jetzt ein wenig anstößig findet, der irrt. Denn Bayern ist eben nicht ausgeschieden – da gibt's nix zum Anstoßen. Bleibt nur die Hoffnung, dass diese mehr oder minder subtile Anspielung auf mehr Verständnis trifft als die bizarren Geschichten unserer Liga. Denn die verstehe wer will…
Auch diesmal heißt es wieder: Schulterzucken, Hände in die Luft und dabei wild mit dem Kopf schütteln. Denn diese Liga verstehe, wer will. Die Liga-Lehren jedenfalls nicht:
Topspiel
Verstehe einer zum Beispiel die DFL mit ihren irrwitzigen Ansetzungen: Bayern vs. Freiburg = Samstagabendtopspiel ist denn doch eine ziemlich sinnfreie Terminierungsgleichung. Dabei gab es an diesem Spieltag doch so herrlich spektakuläre Partien: Hannover gegen Frankfurt zum Beispiel. An sich so trostlos wie eine Gartenparty bei Berti Vogts. War aber doch eine bunte Geschichte. Weil Maik mal wieder um sich franzte und Selim den Ball – ganz frei von der Teber weg – einfach mal manuell bearbeitete. Topspiel eben.
Kuba-Krise
So sehr sich aber Evil Franz und Manual Teber auch mühten, es reichte jeweils nur für klägliches Gelb-Rot. Glatt Rot geht nun mal anders. Entweder á la Bance den Ellenbogen sanft in den Thorax des Hintermanns einmassieren oder wie Bochums Maric zärtlich die Wangenpartie des Gegenspielers abtasten. Sollte der denn auch noch Kuba heißen, kann man schon mal die Flucht antreten. Wissen selbst die soccerresistenten Amis: Wenn man Kuba zu nahe kommt, gibt's Stress.
Valium
Rational nicht nachvollziehbar war natürlich auch die Leistung der Geißbock-Elf im ultimativen Jeckenduell. Nulleins in personeller Überzahl und unter weitgehendem Verzicht auf Torchancen. Unerklärlich. Für die ersehnte Aufklärung sorgte schließlich aber doch der FC-Coach, als er in dem inzwischen auch von Psychotherapeuten zur Blitzhypnose eingesetzten Soldo-Duktus bilanzierte: "Ich hab Gefühl gehabt, dass die Kölner noch einen Platzverweis kriegen können, hätte nix gebracht". Da haben wir es also: Sleepy Soldo hatte einfach die Mannschaften verwechselt. Kann ja mal passieren, wenn man sich mit Valium die Zähne putzt. Erklärt alles.
Hilfsverben für Hertha
Ach Herthalein, wir sind ratlos. Wie du gegen den Club mal wieder alles versucht hast, um am Ende doch wie üblich an dir selbst zu scheitern, das war ergreifend, herzzerreißend, und, ja, das hat der modernen Tragikomödie des 21. Jahrhunderts eine neue ungeahnte Tiefe verliehen. Sollen sich also Dramatiker deiner annehmen. Uns literarischen Laien fallen im Antlitz deines oh trüben Seins nur abgedroschene Konditionalsätze ein. Zum Beispiel: Wenn's scheiße läuft, läuft's scheiße. Wenn man die Tore nicht schießt, schießt sie halt der Gegner. Oder aber: Wenn du zwar willst, weil du ja musst, aber nicht kannst, dann darf das doch nicht wahr sein. Aber mit Hilfsverben ist dir natürlich nicht geholfen. Braucht man nicht schön zu reden. Ist so. Und wird auch nix mehr. Sollte halte nicht sein.
Innovativ
Die Begegnung mit fremden Kulturen erfordert bekanntlich Einfühlungsvermögen und und eine Menge Geduld. Irgendwann ist aber doch der Punkt erreicht, an dem man ernüchtert vor den Scherben der gescheiterten Integration steht und schulterzuckend feststellt: Wir haben es ja versucht. Aber wir verstehen ihn einfach nicht. So lässt sich in etwa die interkulturelle Annäherung zwischen deutscher Fußballwelt und holländischem Trainergott bilanzieren. Neuester Beweis für die deutsch-holländische Inkompatibilität: van Gaals 95 Thesen zur Revolution des Fußballsports. Aber was waren das auch für ulkige Reformvorschläge: Passives Abseits – versteht doch keiner! Elfmeterschießen – nervt! Schiedsrichter – hat eh keine Ahnung! Ball – fliegt doch nur blöd durch die Gegend! Zuschauer – stören die Ruhe! Also: Endlich weg damit! Das war dann doch zu viel für deutschen Reaktionärsgeist. Allein LvGs couragierte Zielsetzung, Spiele auch ohne Abwehr zu gewinnen, stieß bei Deutschlands Fußballfreunden auf Zuspruch. Und gegen Freiburg bewies der Fußballrevoluzzer dann sogar, dass das Ganze auch ohne Angriff klappt. Bum-Bum Robben sei Dank, der als einziger Akteur den komplexen Verlauf des innovativen Experiments verinnerlicht hatte. Aber kein Wunder, Robben ist ja auch Holländer. Da versteht man sowas.
Chaos
Apropos deutsch-holländische Kommunikationsdefizite: So wie Lieschenroy die Murmel letzt aus gefühltem 180-Grad-Winkel in die Kiste vanbastente, können die Gesetze der Trigonometrie jenseits des Tulpen-Äquators keine Geltung beanspruchen. In Leverkusen stand Ruud aber dann zumeist nur im toten Winkel und konnte keine mathematisch relevanten Erkenntnisse liefern. Aber immerhin erbrachten René und Sami mit ihrer modernen Interpretation des unelastischen Stoßes den finalen Beweis der Chaostheorie. Oder wie soll man sich das sonst erklären, dass wenn ein Finne im Rheinland mit einem Adler zusammenprallt, plötzlich ein Brasilianer jubelt? Chaostheorie eben.
Subtil
Auch Felix Magath muss man wohl in die Kategorie "Mysterium" einstufen. Denn wie man bei einem Kader mit der Dimension einer türkischen Hochzeitsgesellschaft und der Spielkultur eines Darmverschlusses so viel Erfolg haben kann, wird wohl das ewige Geheimnis des Aschaffenburger Verbalerotikers bleiben. Das Schalker 2:1 gegen einen der gefühlt 17 Magathschen Ex-Clubs in der Liga hat uns des Rätsels Lösung jedenfalls nicht entscheidend näher gebracht. Oder doch? Denn da jetzt auch noch die Spieler treffen, die der mystische Magath gerade einmal eine Minute vorher eingewechselt hat ("Ey Du!"), muss es wohl die einzigartige Kombination aus der Vorahnung eines Nostradamus, der Weisheit des Dalai Lama und der Weitsicht eines Helmut Schmidt sein, die ihn so einmalig macht. Und wenn man sich das Orakel von Schalke einmal ganz genau besieht, wird man irgendwann auch subtile Ähnlichkeiten zu den genannten Herren entdecken. So subtil wie die Schalker Offensivbemühungen in dieser Saison. Für das menschliche Auge mithin nicht sichtbar.
Wieder da
Passend zur Schumi-Rückkehr gab auch ein alter Weggefährte sein Comeback: Oliver Villeneuve ist wieder da. Gladbachs schmerzlich vermisste Zaubermaus. Und was war das für ein begnadeter Auftritt: In 26 Minuten Leerlauf die gleiche Trefferquote wie Nati-Stammstürmer Cacau in 90 Minuten einen Tag zuvor. Nur hoffentlich hat das Jogi Löw nicht gesehen. Sonst kommt der noch auf dumme Gedanken…
Und was gab's sonst?
Bayerns höchst eigenwillige und letztlich misslungene Interpretation des Klassikers "Vom Winde verweht". In den Hauptrollen: Mad Butt-ler und Daniel O'Hara-kiri, die alles in ihrer Kraft Stehende taten, um den bayrischen Europapokalträumen im Taifun von Florenz ein Ende zu bereiten. Das ambitionierte künstlerische Vorhaben scheiterte gleichwohl an zwei stürmenden Holländern, die vom kulturellen Tuten und Blasen einfach keine Ahnung haben. Und wer das jetzt ein wenig anstößig findet, der irrt. Denn Bayern ist eben nicht ausgeschieden – da gibt's nix zum Anstoßen. Bleibt nur die Hoffnung, dass diese mehr oder minder subtile Anspielung auf mehr Verständnis trifft als die bizarren Geschichten unserer Liga. Denn die verstehe wer will…
Aufrufe: 5324 | Kommentare: 29 | Bewertungen: 46 | Erstellt:14.03.2010
ø 9.0
KOMMENTARE
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15.03.2010 | 10:04 Uhr
0
gartenzwerg :
Extraklasse Voegi!
0
15.03.2010 | 10:30 Uhr
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chr1st14n : made my day^^
Großes Tennis meine Damen und Herren, was wir hier sehen ist ganz großes Tennis!"Denn wie man bei einem Kader mit der Dimension einer türkischen Hochzeitsgesellschaft und der Spielkultur eines Darmverschlusses so viel Erfolg haben kann, wird wohl das ewige Geheimnis des Aschaffenburger Verbalerotikers bleiben.."
Allein dafür schon 10 Punkte.
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15.03.2010 | 13:22 Uhr
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10 Points Aus Niederbayern...!
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15.03.2010 | 14:09 Uhr
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Siled :
"Sollte der denn auch noch Kuba heißen, kann man schon mal die Flucht antreten. Wissen selbst die soccerresistenten Amis: Wenn man Kuba zu nahe kommt, gibt's Stress." Danke + 10 Punkte, mehr braucht man nicht sagen!!!!
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15.03.2010 | 16:37 Uhr
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Kuniniho : einfach klasse!
ich würd sagen diese ll gehören zu den top 3 der saison! einfach nur geil ... weiter so - ich lach mich jetzt noch schlapp
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15.03.2010 | 17:00 Uhr
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15.03.2010 | 17:07 Uhr
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Siled :
Naja, "Mut zur Lücke" sag ich da bloß, könnte aber durchaus ein lustiger Kick werden^^
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