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21.03.2010 um 19:33 Uhr
Liga-Lehren XXVII
Spekulativ und interaktiv

Manchmal muss man mangels eigener Beobachtungen einfach spekulativ wilde Theorien in den Raum werfen. Ist mit Journalistenethos zwar nicht vereinbar, entspricht aber dem selbst verordneten Dogma von BILD-Zeitung und Udo Lattek. Geht also in Ordnung, zumal dank Leser-Unterstützung zumindest der Anschein fundierter Recherche aufkommt:

Trauma
So ein Psychotrauma ist bekanntlich eine für den Betroffenen ziemlich belastende Seelenwunde. Scherze verbieten sich daher. Lassen wir somit auch bleiben und tragen lieber etwas zum medizinischen Fortschritt bei. Denn dass Traumata zu Dissoziationsstörungen und überfallartigen Flashbackreaktionen führen können, war bekannt. Dass Betroffene im Angesicht des Grauens die Neigung entwickeln, das Geschehen detailgetreu zu reproduzieren, ist hingegen ein neues Phänomen. Zuerst beobachtet am Beispiel einer bayrischen Laienspielgruppe, die – qua Auslosung mit dem eigenen Trauma konfrontiert – am Folgetag wie selbstverständlich dazu überging, das Elernd noch einmal im Kleinen durchzuspielen. Das ist die wissenschaftliche noch nicht verifizierte Hypothese zur Erklärung des Frankfurter 2:1 gegen den FCB. Sogenanntes Solskjaer-Sheringham-Syndrom – geht auch mit Fenin und – dem anderen da.

Sweet
Andere mögen vielleicht dazu tendieren, die Erklärung bei einem 17jährigen auf links gedrehten Ösi zu suchen. Machen die Liga-Lehren nicht und suchen stattdessen nach einem musikalischen Trost für Klein-David. Ist ja irgendwie auch süß, der Junge. In dem Sinne hätten wir da: "Sweet Dreams", "Sweet Seventeen" oder – zwecks obligatorischer Kalauerverwurstung – "Sweet Hope Alaba". Süß.

Kompetenz
Tabellenführer ist und bleibt aber: Unsere Traumatruppe aus München. Weil Bayerkusen in Dortmund unvermittelt zu rückrunden begann. Und weil Brüno zwar vieles nicht verstanden hat, das mit-den-eigenen-Waffen-Schlagen aber schon. Zumindest eine Halbzeit lang. Gegen Schalke einfach mal schalke spielen. Fasste S04-Freund midget dann so zusammen: Aus dem Nichts mit nem Standard und so. Sieht Schalke mal wie sich so was anfühlt. Auf xxlhonk-isch klingt das dann so: Die Halbzeitführung von 1-0 ist ein Tor zu hoch. Womit er genau so richtig lag wie mit seiner Bewertung der genialen Schlussphasen Pitroipa-Taktik: Jetzt wird es verzweifelt. Pitroipa der Mega-Knipser spielt. Das wird böse für S04. Was beweist: Sarkasmus und Fachkompetenz sind manchmal doch ein und dasselbe.

Gespenster
Das Streichelzoo-Derby (Geißbock vs. Fohlen) war, da braucht man nicht lange zu spekulieren, eine ganz hitzig-feurig-rassige Angelegenheit. Weil Sleepy Soldo schon vor dem Anpfiff wider die eigene Natur irgendwas erzählte von Emotionen und Leidenschaft. War aber genau genommen so leidenschaftlich wie sedierter Pfefferminztee. Und dabei ging es, wie Dr_D erkannt hat, doch so ein bisschen gegen Abstieg: Denn seit einigen Tagen gibt es in Köln einen neuen Bewohner namens Gespenst, Vorname Abstieg. Ist aus einer Familie von Mietnomaden. Sie tauchen einfach auf, bleiben eine Weile, und sind spätestens am Saisonende verschwunden. Bei Bielefeld & Co. sind sie fast Stammgast, bei anderen kommen sie plötzlich und unerwartet vorbei, wie dieses Jahr in Berlin. In Köln und Berlin sollen jetzt demnächst auch noch "Geisterspiele" stattfinden, da sich die "Burgbewohner" nicht benehmen konnten. Da fühlen sich die Abstiegsgespenster natürlich extrem wohl. Übrigens gab es beim Derby am Freitagabend keinerlei bemerkenswerte Randale, was owohl so bemerkenswert ist, dass man beim WDR in den Nachricten darauf hinwies.
Bemerkenswert war auch folgende Meldung: In Hamburg haben sich Wildschweine in die U-Bahn verirrt. Erobert sich also die Natur die Städte zurück? Und warum gerade in der zweitgrößten Stadt der Republik? Kann mal jemand in Hoffenheim nachschauen, falls es Hoffenheim noch gibt. Nicht dass das Dörfchen das gleiche Schicksal wie die Trabantenstadt erlitten hat.


Traumhaft
Apropos Pfefferminztee. Weinaxmann fand das Derby dann auch eher ermüdend. Er sah gleichwohl Traumfußball der Kölner – und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Die Mannschaft setzt einfach nur genau das um, was ihr Trainer ihnen vorlebt. Soldo legt in Interviews das Temperament eines Braunbären im Januar an den Tag legt und seine Mannschaft kopiert dies eins zu eins auf den Platz.
Da schafft es der einstige Top-Torschütze Novakovic doch tatsächlich komplett überrascht zu sein, dass er plötzlich den Ball kurz vor dem Tor vor die Füße bekommt. Kann beim Effzeh aber auch schon mal vorkommen. Passiert halt nicht so oft. Den letzten Beweis für eine Versoldoierung der Mannschaft kam dann in der 55. Minute.
Alles schläft und keiner wacht,
den Marko freut's, er hat's gemacht.
Dass Soldo bisher noch kein Spiel seiner Mannschaft verschlafen hat, ist indes genau so verwunderlich wie der Kölner Punktgewinn.


Scherz
Der Hans Meyer in Acryl für den Scherz der Woche geht diesmal an Wolfsburgs Gentner, der sich nach dem Euro-League-2:1 mal wieder in Trance floskelte. Und auf die fuhrmanneske Frage nach nächtlichen Feierlichkeiten den altbewährten Trainerbesänftigungsklassiker runterleierte: "Wir haben am Sonntag ein sehr schweres Spiel!". Hertha? Schweres Spiel? Brüller! Saukomisch. Und am Ende doch nur eine selbsterfüllende Prophezeiung, die keine satirische Überhöhung erlaubt. Denn wenn der amtierende Deutsche Meister gegen einen gefühlten Regionalligisten einsfünf verunfallt, ist das schon eine Pointe in sich.

Weltklasse
Muss also so ziemlich der geilste Spieltag seit Ouzos Zweitkommunion gewesen sein. So liest sich jedenfalls die Analyse von xxlhonk, dem Meister der präzisen Kurzusammenfassung: Die Bundesligastadien sind die schönsten weltweit. Und auch unsere Kicker zeigen immer wieder, dass sie in der besten Liga der Welt spielen. Mindestens. Das was der Messi am Mittwoch gezeigt hat, kann bei uns ein 19jähriger Reus aus Gladbach. Genauso gut und besser, schließt Reus seinen 40- Meter-Alleingang immerhin gegen die beste IV der Liga und damit der Welt mit einem Treffer ab. Messi hat sein Tor nur gegen Lehmann gemacht. Auch der Welttorjäger Barrios zeigt den Leverkusenern, wie man Steilvorlagen wirklich verwertet und nicht am eigenen Unvermögen scheitert. Wobei das in Leverkusen am Ende nur die Taktik des weltbesten Trainers Don Jupp ist. Die wollen erst am letzten Spieltag wieder vorne stehen – aus dramaturgischen Gründen.

Und da war ja noch...
Stuttgarts Meilenstein auf der ehrgeizigen Mission "Was Bayern kann, können wir schon lange". 4:0 bei Messis Lakaien. Und das Ganze ohne Klinsmann. Und vor allem ohne Lell! Beeindruckend. Trotzdem eine verteufelt echte Bayern-Blaupause. Vielleicht hatte der VfB-Auftritt in Nou Camp aber auch ganz andere Motive. Doch dies wäre mal wieder nur: Reine Spekulation.
Aufrufe: 8458 | Kommentare: 21 | Bewertungen: 44 | Erstellt:21.03.2010
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KOMMENTARE
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Werderkater
23.03.2010 | 12:14 Uhr
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23.03.2010 | 12:14 Uhr
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Also von mir bekommste 9 Punkte. Sweet hope Alaba und Pitroipa der Mega-Knipser fand ich dann schon sehr gut.
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