03.05.2009 um 20:04 Uhr
Liga-Lehren XXX
Trainer lügen nicht
Eine Bundesligawoche liegt hinter uns, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Jürgen geht, Jupp kommt, Felix wechselt – die Liga-Lehren diesmal mit Augenmerk auf die Männer an der Seitenlinie.
Die jungen Wilden
Intime Kenner der Bayern-Szene unterstellen der Vereinsführung doch tatsächlich eine gewisse Nähe zur Partei von Stammel-Stoiber. Oder deutlicher formuliert: Der FC Bayern ist so konservativ wie eine Schwarzwälder Kuckucksuhr. Umso überraschender kam seinerzeit die Entscheidung für Revoluzzer-Klinsi. War aber reines Kalkül. Klinsmanns Scheitern sollte einen neuen Retro-Kurs legitimieren. Der kühne Plan ging auf und Hoeneß & Co. suchten sich – nach klassischem Konzept – einen neuen Mann aus dem Kreise ehemaliger Angestellter. Doch Hitzfeld (zu mathematisch), Magath (zu machtgeil), Lerby (zu dänisch), Trapattoni (versteht niemand), Rehhagel (mag niemand ), Beckenbauer (braucht niemand) konnten gleich wieder gestrichen werden. Blieb also nur Jupp Heynckes, der charismatische Fußballpionier vom Niederrhein. Gibt mit Hungry Hermann für vier Wochen jetzt die jungen Wilden beim FCB. Aber wer kommt danach? Mit Loddar wäre der absolute Wunschkandidat wieder frei, der sich zumindest als Greenkeeper der Trainingsplätze eignet. Top-Favorit ist aber die graue Eminenz der Kölner Brauhausmeile: Udo Lattek! Keiner steht so für den modernen Fußball des 21. Jahrhunderts wie der dösige Doppelpass-Dozent. Und seit Mario Basler wissen wir ja: Glasige Augen und wirre Gedanken sind für das Traineramt wahrlich kein Hindernis.
9-0-1
Vorerst aber sind Heyni & Gerry am Ruder und präsentieren Fußball in klassischer Interpretation: Zé gibt den Spielmacher, Lucio mimt den Libero und Schweini macht auf linken Läufer. Modern ist anders – aber sicher nicht so wie Meyers Borussen-Catenaccio. 9-0-1, drei Dreierketten und ein einsamer Stürmer – da kriegt selbst Trapattoni eine feuchte Hose. Auch Landsmann Luca Toni schien schwer beeindruckt. Statt die Murmel aus fünf Metern ins Tor zu köpfen, zog er den Schädel einfach mal ganz ehrfürchtig zurück. Ganz feine Kopfball-Finte. Sah scheiße aus, war aber ungemein effektiv. Und passt irgendwie zu Heynckes' Erfolgsrezept: Hässlich spielen, knapp gewinnen. Klassisch!
Des Kaisers neue Brille
Auch vor der Lichtgestalt hat die bayrische Retrowelle nicht Halt gemacht. Zehn Monate Klinsmann fordern nun mal ihren Tribut. Ständiges Augenreiben schadet einfach dem Sehvermögen. Bei 12 Dioptrien auf den Glubschern durfte sich der Kaiser nun wieder ein neues Kassengestell aussuchen und entschied sich – konservativ wie man in München ist – für das klassische Design, Modell "Herbert Zimmermann". Aber wie das so ist mit einem neuen Nasenfahrrad: Plötzlich hat man wieder den Durchblick. Und so lieferte Fielmann-Franz wieder gestochen scharfe Analysen. Unter anderem die bahnbrechende Erkenntnis, dass das Rumgewürge des KSC nicht allein mit Pech zu tun haben könne, das müsse schon Unvermögen sein. Wohl wahr. Wenn man den Ball acht Meter vor dem Tor Richtung Schlossplatz holzt, kann das wirklich nichts mit Pech zu tun haben. Das kann nur Unvermögen sein. Oder Morbus Kapllani. Danke Franz für diese Weitsicht! Aber mal ehrlich: Das hätte uns Udo auch gewusst – und zwar ganz ohne Schieleisen.
Carla Bruno
Bei Bayer Leverlusen ist mal wieder Rätselraten angesagt. In der Hinrunde wie AC Mailand und jetzt nur noch Turbine Potsdam. Kann ja nur am Trainer liegen. Der süße Brünette mit dem südländischen Charme hat sich mal wieder hochsterilisiert und seiner "Mann"schaft den nötigen femininen Feinschliff verliehen. Dank Carla Bruno spielt Bayer No. 4 derzeit wie eine Tupper-Party auf Eierlikör – siehe Simone Rolfes (trägt die Binde auch unter der Woche), Manuela Friedrich (lackiert sich vor jedem Spiel die Nägel) und Steffi Kießling (nimmt die Lockenwickler nur zum Duschen raus). Gegen die Schalker lief das natürlich ganz anders. Die werden schließlich von drei Testosteron-Trainern gecoacht, die das verführerische Antlitz von Carla Bruno schwer beeindruckt hat. Ganz gentlenmanlike haben sie ihren Jünglingen aufgetragen: Finger weg von den Bayer-Ischen, lasst die mal laufen. Haben Pander & Co. natürlich auch genauso umgesetzt. Patricia Helmes und Renate Augusto hat's gefreut.
Wunder geschehen
Das Wunder schlechthin ist geschehen! Die größte Sensation im deutschen Profi-Fußball. Nein, Jogi Löw hat nicht den Frisör gewechselt. Und nein, Lucien Favre hat sich nicht als heterosexuell geoutet. Nee: Hannover 96 hat ein Auswärtsspiel gewonnen. Richtig: Auswärtsspiel! 2:0, dank Enke. Ok, war nur der VfL Bochum. Da hat selbst der 1. FC Köln schon gewonnen. Andererseits: Wer hätte denn auch nur einen Cent darauf gesetzt, dass Heckings Auswärtslegastheniker diese Saison mal auf Gegners Platz siegen. Ist ja fast so absurd, als würden die Bayern einen Ex-Trainer aus den 80ern reaktivieren. Albern!
Kinderquatsch
Rolf Töpperwien, der Harry Hirsch vom Lerchenberg, ist schon ein drolliges Kerlchen. Meist ein bisschen neben der Spur und stets mit loddareskem Fremdschämpotential. Aber irgendwie doch liebenswert. Da verwunderte es auch nicht, dass Stoney M., die investigative Dauerwelle vom Sportstudio, das Publikum nach der dritten verkorksten Töppi-Schalte aufforderte, den verzweifelten Reporter doch mit einem wohlmeinenden Applaus ein wenig aufzumuntern. Hatte was von Kinderquatsch mit Michael "Nun macht dem Rölfchen doch was Mut!". Rölfchen schlug sich wacker und kommentierte seinen Bericht von den Dzeko-Festspielen tapfer zu Ende – trotz eines zwischenzeitlichen Störanrufs auf seinem Mobiltelefon (Mama Töpperwien wollte ihren Jungen nur ein wenig aufbauen). Harter Tag für Töppi, der aber mit einer Weltpremiere entschädigt wurde: Ein herzhaftes Lachen von Maso-Magath vor laufenden Kameras.
Und was gab's noch?
Die goldene Wasserflasche für Hungry Hermann, der silberne Mill für Rosenberg und das Gerücht, das so definitiv ist, dass es eigentlich nur eine Vermutung sein kann: Felix Magath wechselt nach der Saison von Wolfsburg zu Schalke. Warum nur? Geht ihm die Düse vor der Champions League? Hat ihm VW das Weihnachtsgeld gestrichen? Oder reizt ihn der mondäne Charme von Gelsenkirchen? Nix dergleichen, Magath war es einfach satt, nicht alles alleine entscheiden zu können. In Schalke kann er endlich schalten und walten wie er will, als: Trainer, Manager, Geschäftsführer, Präsident, Sportdirektor, Busfahrer, Masseur, Stadionsprecher, Zeugwart und – der DFB hat sein Okay gegeben – Linienrichter bei Heimspielen. Spielen sollen vorerst aber elf andere…
Und da gab's natürlich noch unseren allwöchentlichen Nordschlager, Episode 2. Diesmal 1:0 für den HSV. Troche traf –mit der Birne! Muss man ja dazu sagen. Schließlich ist ein Kopfballtor von Pygmäen-Piotr so selten wie ein Witz von Thomas Schaaf. Oder ein nüchternes Fazit von Ouzo Lattek.
Eine Bundesligawoche liegt hinter uns, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Jürgen geht, Jupp kommt, Felix wechselt – die Liga-Lehren diesmal mit Augenmerk auf die Männer an der Seitenlinie.
Die jungen Wilden
Intime Kenner der Bayern-Szene unterstellen der Vereinsführung doch tatsächlich eine gewisse Nähe zur Partei von Stammel-Stoiber. Oder deutlicher formuliert: Der FC Bayern ist so konservativ wie eine Schwarzwälder Kuckucksuhr. Umso überraschender kam seinerzeit die Entscheidung für Revoluzzer-Klinsi. War aber reines Kalkül. Klinsmanns Scheitern sollte einen neuen Retro-Kurs legitimieren. Der kühne Plan ging auf und Hoeneß & Co. suchten sich – nach klassischem Konzept – einen neuen Mann aus dem Kreise ehemaliger Angestellter. Doch Hitzfeld (zu mathematisch), Magath (zu machtgeil), Lerby (zu dänisch), Trapattoni (versteht niemand), Rehhagel (mag niemand ), Beckenbauer (braucht niemand) konnten gleich wieder gestrichen werden. Blieb also nur Jupp Heynckes, der charismatische Fußballpionier vom Niederrhein. Gibt mit Hungry Hermann für vier Wochen jetzt die jungen Wilden beim FCB. Aber wer kommt danach? Mit Loddar wäre der absolute Wunschkandidat wieder frei, der sich zumindest als Greenkeeper der Trainingsplätze eignet. Top-Favorit ist aber die graue Eminenz der Kölner Brauhausmeile: Udo Lattek! Keiner steht so für den modernen Fußball des 21. Jahrhunderts wie der dösige Doppelpass-Dozent. Und seit Mario Basler wissen wir ja: Glasige Augen und wirre Gedanken sind für das Traineramt wahrlich kein Hindernis.
9-0-1
Vorerst aber sind Heyni & Gerry am Ruder und präsentieren Fußball in klassischer Interpretation: Zé gibt den Spielmacher, Lucio mimt den Libero und Schweini macht auf linken Läufer. Modern ist anders – aber sicher nicht so wie Meyers Borussen-Catenaccio. 9-0-1, drei Dreierketten und ein einsamer Stürmer – da kriegt selbst Trapattoni eine feuchte Hose. Auch Landsmann Luca Toni schien schwer beeindruckt. Statt die Murmel aus fünf Metern ins Tor zu köpfen, zog er den Schädel einfach mal ganz ehrfürchtig zurück. Ganz feine Kopfball-Finte. Sah scheiße aus, war aber ungemein effektiv. Und passt irgendwie zu Heynckes' Erfolgsrezept: Hässlich spielen, knapp gewinnen. Klassisch!
Des Kaisers neue Brille
Auch vor der Lichtgestalt hat die bayrische Retrowelle nicht Halt gemacht. Zehn Monate Klinsmann fordern nun mal ihren Tribut. Ständiges Augenreiben schadet einfach dem Sehvermögen. Bei 12 Dioptrien auf den Glubschern durfte sich der Kaiser nun wieder ein neues Kassengestell aussuchen und entschied sich – konservativ wie man in München ist – für das klassische Design, Modell "Herbert Zimmermann". Aber wie das so ist mit einem neuen Nasenfahrrad: Plötzlich hat man wieder den Durchblick. Und so lieferte Fielmann-Franz wieder gestochen scharfe Analysen. Unter anderem die bahnbrechende Erkenntnis, dass das Rumgewürge des KSC nicht allein mit Pech zu tun haben könne, das müsse schon Unvermögen sein. Wohl wahr. Wenn man den Ball acht Meter vor dem Tor Richtung Schlossplatz holzt, kann das wirklich nichts mit Pech zu tun haben. Das kann nur Unvermögen sein. Oder Morbus Kapllani. Danke Franz für diese Weitsicht! Aber mal ehrlich: Das hätte uns Udo auch gewusst – und zwar ganz ohne Schieleisen.
Carla Bruno
Bei Bayer Leverlusen ist mal wieder Rätselraten angesagt. In der Hinrunde wie AC Mailand und jetzt nur noch Turbine Potsdam. Kann ja nur am Trainer liegen. Der süße Brünette mit dem südländischen Charme hat sich mal wieder hochsterilisiert und seiner "Mann"schaft den nötigen femininen Feinschliff verliehen. Dank Carla Bruno spielt Bayer No. 4 derzeit wie eine Tupper-Party auf Eierlikör – siehe Simone Rolfes (trägt die Binde auch unter der Woche), Manuela Friedrich (lackiert sich vor jedem Spiel die Nägel) und Steffi Kießling (nimmt die Lockenwickler nur zum Duschen raus). Gegen die Schalker lief das natürlich ganz anders. Die werden schließlich von drei Testosteron-Trainern gecoacht, die das verführerische Antlitz von Carla Bruno schwer beeindruckt hat. Ganz gentlenmanlike haben sie ihren Jünglingen aufgetragen: Finger weg von den Bayer-Ischen, lasst die mal laufen. Haben Pander & Co. natürlich auch genauso umgesetzt. Patricia Helmes und Renate Augusto hat's gefreut.
Wunder geschehen
Das Wunder schlechthin ist geschehen! Die größte Sensation im deutschen Profi-Fußball. Nein, Jogi Löw hat nicht den Frisör gewechselt. Und nein, Lucien Favre hat sich nicht als heterosexuell geoutet. Nee: Hannover 96 hat ein Auswärtsspiel gewonnen. Richtig: Auswärtsspiel! 2:0, dank Enke. Ok, war nur der VfL Bochum. Da hat selbst der 1. FC Köln schon gewonnen. Andererseits: Wer hätte denn auch nur einen Cent darauf gesetzt, dass Heckings Auswärtslegastheniker diese Saison mal auf Gegners Platz siegen. Ist ja fast so absurd, als würden die Bayern einen Ex-Trainer aus den 80ern reaktivieren. Albern!
Kinderquatsch
Rolf Töpperwien, der Harry Hirsch vom Lerchenberg, ist schon ein drolliges Kerlchen. Meist ein bisschen neben der Spur und stets mit loddareskem Fremdschämpotential. Aber irgendwie doch liebenswert. Da verwunderte es auch nicht, dass Stoney M., die investigative Dauerwelle vom Sportstudio, das Publikum nach der dritten verkorksten Töppi-Schalte aufforderte, den verzweifelten Reporter doch mit einem wohlmeinenden Applaus ein wenig aufzumuntern. Hatte was von Kinderquatsch mit Michael "Nun macht dem Rölfchen doch was Mut!". Rölfchen schlug sich wacker und kommentierte seinen Bericht von den Dzeko-Festspielen tapfer zu Ende – trotz eines zwischenzeitlichen Störanrufs auf seinem Mobiltelefon (Mama Töpperwien wollte ihren Jungen nur ein wenig aufbauen). Harter Tag für Töppi, der aber mit einer Weltpremiere entschädigt wurde: Ein herzhaftes Lachen von Maso-Magath vor laufenden Kameras.
Und was gab's noch?
Die goldene Wasserflasche für Hungry Hermann, der silberne Mill für Rosenberg und das Gerücht, das so definitiv ist, dass es eigentlich nur eine Vermutung sein kann: Felix Magath wechselt nach der Saison von Wolfsburg zu Schalke. Warum nur? Geht ihm die Düse vor der Champions League? Hat ihm VW das Weihnachtsgeld gestrichen? Oder reizt ihn der mondäne Charme von Gelsenkirchen? Nix dergleichen, Magath war es einfach satt, nicht alles alleine entscheiden zu können. In Schalke kann er endlich schalten und walten wie er will, als: Trainer, Manager, Geschäftsführer, Präsident, Sportdirektor, Busfahrer, Masseur, Stadionsprecher, Zeugwart und – der DFB hat sein Okay gegeben – Linienrichter bei Heimspielen. Spielen sollen vorerst aber elf andere…
Und da gab's natürlich noch unseren allwöchentlichen Nordschlager, Episode 2. Diesmal 1:0 für den HSV. Troche traf –mit der Birne! Muss man ja dazu sagen. Schließlich ist ein Kopfballtor von Pygmäen-Piotr so selten wie ein Witz von Thomas Schaaf. Oder ein nüchternes Fazit von Ouzo Lattek.
Aufrufe: 5202 | Kommentare: 22 | Bewertungen: 29 | Erstellt:03.05.2009
ø 9.7
KOMMENTARE
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04.05.2009 | 22:49 Uhr
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Voegi :
Ja, switch ist großartig und Giermann/Kessler sind einfach nur genial!
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04.05.2009 | 22:55 Uhr
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Wie herrlich der Klinsmann grinst.
"Eine unheimlich spannende Situation. Ich muss wieder lernen, ohne einen Cent auszukommen hrhr. Eine große Herausforderung, der ich mich gerne stelle" :-D
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