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10.05.2009 um 19:40 Uhr
Liga-Lehren XXXI
Familienbande

Lobgesänge auf Tante Käthe, Schmusekurs mit Opa Hopp und Prognosen von Onkel Franz – die Bundesliga zeigt zum Ende der Saison familiäre Gefühle:

So is dat
Für das Fernsehen ist eine Spielverschiebung ja die Hölle. Das alte Dilemma: Wie zum Teufel füllt man die Zeit bis zum Anpfiff? Die dreißigminütige Verzögerung des Freitagsspiels stellte für Premiere hingegen kein Problem dar. War ja Bayer-Heimspiel. Da ist Calli verfügbar, das adipöse Phrasenschwein met Hätz. Der rheinische Schwaadlappe ließ sich nicht lange bitten und setzte an zu einer (gefühlt) viertelstündigen Lobeshymne auf Tante Käthe. Aussagehalt wie üblich: Kerner zum Quadrat. Quassel-Cali jedenfalls schwafelte sich in einen minutenlangen Lobhudelrausch, um dann in dem ihm eigenen Ductus zu bilanzieren: "So is dä Rudddi!". Übrigens, Fußball wurde irgendwann auch noch gespielt. Bayer kam mal wieder nicht über ein Unentschieden hinaus. Mickriges 2:2 gegen die Ballakrobaten aus Bielefeld. Ganz lustloses Rumgekicke. Oder wie unser Vierfachzentner mit Käse sagen würde: "So is Levverkuse!".

Flötenspiele
Das Leben in Deutschland hat schon so seine Vorzüge. Abwrackprämie, Schweinebraten, Mallorca und das nicht zu unterschätzende Privileg, stets zu wissen, wer die einzig unantastbare Autorität im Lande ist. Bevor jetzt irgendjemand ins Zweifeln gerät: Es ist natürlich Onkel Franz, die nachwuchsfreudige Lichtgestalt aus dem Süden. Dessen Kompetenz zeigt sich auch, aber nicht ausschließlich, im Fußball. Seine punktgenauen Prognosen sind genauso gefürchtet wie seine expeditionsfreudige Flöte. So sagte Deutschlands Fußballweiser zielsicher wie eh und je voraus, dass die Wolfsburger in Stuttgart mindestens ein Unentschieden holen würden. Eine Niederlage wäre ja geradezu absurd. Eine Vorhersage, die angesichts eines denkbar knappen 4:1 als nahezu exakt eingeordnet werden muss. Wer konnte denn auch schon ahnen, dass Mario Gomez gleich vier Buden macht? Der trifft ja sonst nie gegen Nationaltürhüter! Für Wolfsburgs Zaccardo, der auf beeindruckende Weise den Anti-Gomez gab, hatte dann das frivole Fränzchen dann noch den ultimativen Rat parat: "Spiel Flöte!". Was auch immer das in der kaiserlichen Metaphorik bedeuten mag…

Ehrenrettung
Um bei aller berechtigter Ironie nicht einen falschen Eindruck zu erwecken: Der Kaiser ist und bleibt natürlich der Experte schlechthin. Schließlich hatte er für das Gastspiel seiner Bayern in Cottbus auf ein glasklares 2:2 getippt. Was ja rein toremäßig eine absolut präzise Voraussage war. Nur bei der Verteilung haperte es ein wenig. Kann ja passieren, wenn man intellektuell noch in der klinsmännischen Vergangenheit verharrt. Außerdem: Hätte Sosa nicht zufällig der 23. Spielminute am Elfmeterpunkt gestanden, wäre Heynckes nicht auf die blöde Idee mit dem Ribéry gekommen und hätte der blinde Poldi nicht ausgerechnet in Cottbus seine Tor-Allergie überwunden… Ach Schluss mit dem Firle-Franz. Scheiß auf den Konjunktiv: Der Typ hat einfach keine Ahnung!

Drei Männer und ein Baby
Harmonie in Hoffenheim: Der sympathische Familienbetrieb aus dem Kraichgau hat nach den Querelen der vergangenen Tage endlich die Friedensflagge gehisst. Familienkrach? Quatsch, alles in bester Ordnung. Von wegen Forderungen nach neuen Spielern und Drohung mit Weggang . Hatte Stiefsohn Ralle natürlich alles nicht so gemeint und erklärte jetzt ganz kleinlaut "Letztlich ist diese Mannschaft doch das Baby von Herrn Hopp, Jan Schindelmeiser und mir". Ist das nicht schön? Wenn ein familiär geführter Traditionsverein, in dem Geld nun wirklich kein Rolle spielt, voller Stolz die Familienehre hochhält, kann man schon mal ein Tränchen der Rührung verdrücken.Trotzdem bleiben Fragen: Opa Didi, Söhnchen Ralle und Enkel Janni haben ein Baby gezeugt? Hm, uns ist wohl bewusst, dass die Fortpflanzungsprotagonisten in ländlichen Gegenden auch schon mal verwandtschaftliche Beziehungen pflegen. Aber in dieser Form haben wir das noch nicht gehört. Sei's drum, wir bleiben im Bilde und stellen fest: Dem zuletzt von allerlei Kinderkrankheuten gebeutelten Hoffe-Würmchen geht es seit diesem Wochenende deutlich besser. Der bewährten FC-Aufbauspritze sei Dank. Hilft immer – beim heimtückischen Virus Bayer, bei der fiesen Fohlengrippe und eben bei Kraichgauer Kinderkrankheiten.

Hulk vs. Shrek
Richtig schief hing der Haussegen dagegen in Bremen. Von wegen böses Werder. Lässt die Liga schleifen, Wettbewerbsverzerrung und so. Hieß es. Kann Tommy Schaaf natürlich gar nicht hören und metamorphosierte umgehend zum Hulk. Heraus kam einer der allseits gefürchteten Wutausbrüche des grünen Monsters von der Weser. So übelst unkontrolliert und mit ganz ganz bösen Schimpfwörtern. Beim Werder-Hulk klingt das dann so "Ich kann es nicht mehr hören, uns wird permanent etwas unterstellt, das einfach nicht wahr ist". Fehlte nur das obligatorische Menno. Hat aber irgendwie doch gewirkt. Denn Tommys Kicker waren beim UEFA-Rückspiel gegen den HSV heiß wie eine friesische Dampfsauna und leidenschafteten sich ins Finale. Und da den Werder-Kickern vor ihrer bösen Bestie mächtig die Düse geht, siegten sie einfach mal wieder in der Liga. Ohne Zuhilfenahme fieser Papierkugeln, aber natürlich gegen den HSV, dessen grünes Trainermonster in diesen Tagen irgendwie so gar nicht furchteinflößend ist: Der Shrek lässt nach.

Und was gab's noch?
Eine faustdicke Überraschung: Felix Magath wird Trainager auf Schalke! Mal ehrlich, wer hätte das vor einer Woche noch für möglich gehalten? Es gibt ja Trainerwechsel, die sich irgendwie abzeichnen. So mit Andeutungen aus gut unterrichten Kreisen und mit von der Konkurrenz lancierten Meldungen.Und das Schweigen der Beteiligten, die tagelang wie kleine Kinder rumdrucksen, gilt schnell als Bestätigung dessen, was eh schon jeder weiß. Aber hier? Nichts von alledem. Geheimhaltungsstufe 10. Code: Kingblue! Keiner hatte auch nur irgendetwas mitbekommen. Und dann platzt diese Meldung mit dem Überraschungseffekt eines Tsunami über Deutschland hinein. Die alte Diva Schalke mit dem fetzigen Funky Felix – das kann nicht lange gut gehen. Spontanehen mit großem Altersunterschied haben einfach keine Perspektive. Das steht schon in der Bibel. Matthäus 10, Vers 0815…
Zum Schluss noch ein Blick auf eine Liga, in der deutsche Teams so viel zu suchen haben wie Opa Hopp bei Aldi: Die Champions League. Da flog Chelsea also durch ein Tor in der Nachspielzeit gegen Barca raus. Und manche einer glaubte doch tatsächlich, dass da der norwegische Schiri seine Finger im Spiel hatte. Sah Michael Ballack ganz genauso und versuchte, seine leisen Bedenken Herrn Övrebö ganz behutsam mitzuteilen. Also so behutsam, wie wir Deutsche das für gewöhnlich nun mal tun: Brüllend, keifend und mit einer Hand an der Gurgel. Doch Mad Mikes Popularität dürfte durch Gurgel-Gate in England nicht gelitten haben. Im Gegenteil: They love Crazy Krauts, don't they?
Aufrufe: 2859 | Kommentare: 11 | Bewertungen: 26 | Erstellt:10.05.2009
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Liverpool9
12.05.2009 | 16:43 Uhr
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Liverpool9 : 
12.05.2009 | 16:43 Uhr
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