06.10.2011 um 02:19 Uhr
Literarische Übersteiger (II)
Rubrik „Klassiker":
„Feuchtgebiete": Ein mit Buchpreisen überhäuftes Werk, welches an eine deutsche Fußballlegende erinnert. Fritz Walter philosophiert über das nach ihm benannte Wetter. Es gibt zweifellos keinen größeren Experten, was nasse und ekelhaft vermatschte Fußballfelder angeht. Nichts für Zartbesaitete.
„Die drei Musketiere": Ein legendäres Trio kämpft um Ruhm und Ehre. Bobic, Balakov, Elber: Die Abgesandten aus dem Schwabenländle zerlegen im Alleingang übermächtige Defensivreihen. Messerscharfe und tödliche Pässe in die Schnittstellen der Abwehrformationen, abgeschlossen durch den finalen Stoß ins gegnerische Gehäuse. Brilliante Charaktere in einem Fußballjahrzehnt, das seinen Reiz bis heute nicht verloren hat. Absolut zeitlose Lektüre.
Rubrik „Sachbücher":
„Bis zum Morgengrauen": Ein Guide für junge Leute. Skandalprofi Rafinha verschafft einen Überblick über die besten Diskotheken und Kneipen im Ruhrpott sowie in Genua und München. Mehrmals wöchentlich zog er dafür durch das Nachtleben – von der Happy Hour bis zum letzten Song des Abends. Wo gibt es Sangria aus Eimern? Wo kann man heutzutage noch vor einem Pflichtspiel zum Flatrate-Tarif bechern? Mit viel Liebe zum Thema erweist sich Rafinha als literarisches Feierbiest.
„Im Westen nichts Neues": Gesammelte Erlebnisberichte aus über einem halben Jahrhundert königsblauer Meisterschaftsabstinenz. Spieler und Trainer berichten über ihre schönsten „Meisterschaften der Herzen". Die Erklärungen reichen von schlotternden Knien bis hin zu höheren Mächten (Dr. Markus Merk). Mit einem Vorwort von Patrik Andersson.
„Die unendliche Geschichte": Zweitklassige Zweitliga-Literatur: Die Verantwortlichen von der Spielvereinigung Greuter Fürth beschreiben ihre Leidensgeschichte. Seit einer gefühlten Ewigkeit jedes Jahr unter den Top 5 der Zweiten Liga, gelingt ihnen nie der große Sprung. Als Bonus: Die coolsten Stadionnamen aller Zeiten – vom „Playmobil-Stadion" bis hin zur „Trolli Arena".
Rubrik „International":
„Ali im Wunderland": Ein Iraner lebt seinen Traum. Nach einem Lebensabschnitt als Bayern-Maskottchen und der Rückkehr in die Heimat schläft er während einer Ansprache seines Teheran-Trainers ein. In der Folge wird es fantastisch: Er trifft blau-weiße Kaninchen,die Grinsekatze Angelos sowie einen Felix Magath, der Ali trotz dessen Karriereknicks nochmal in den europäischen Spitzenfußball hievt. Der Autor beweist seine fast unverschämte Fantasie.
„Der kleine Hobbit": Kurzweiliger Bildband über den tapferen Halbling Lionel Messi. Die große Last des Weltfußballs wirkt auf den schmalen Schultern Messis wie ein nicht zu stemmendes Gewicht. Doch mit Hilfe kampfstarker katalanischer Weggenossen und der Wirkung von Wachstumshormonen meistert er die hohe Bürde. Ein Abenteuer für die ganze Familie.
„Der englische Patient": Ein beklemmendes Drama, das ans Gemüt geht. Owen Hargreaves zeichnet anhand ärztlicher Gutachten seine Karriere nach. Mit einem großem Herz marschiert er auf seinem Leidensweg, auf dem ihm sein eigener Körper immer wieder Steine weg legt. Dr. Müller-Wohlfahrt mit einem Gast-Kommentar. Beeindruckend.
„Moby Dick": Eine Kultfigur plaudert aus dem Nähkästchen. Toni Ailton berichtet über seine Reisen. Aus dem Weltfußball bis nach Uerdingen und Oberneuland – kaum ein Profi hat mehr von der Welt gesehen. Folgen Sie Ihm auf seine Kurztrips, die - nach offizeller Stellungnahme der Vereine - dann doch stets als „großes (und kostspieliges, Anm. d. Red.) Missverständnis" enden.
„Die Bibel – Das Neuste Testament": Die Biografie von Cristiano Ronaldo, die höchstens Neider (sprich: Schlechterverdienende/ Schlechteraussehende/ Schlechteremenschen) nicht in ihrem Bücherschrank in Ehren halten. Gewohnt bescheiden spricht „CR7" über sein Leben: Wie er vom Himmel gefallen ist, wie er Hans Sarpei getunnelt und Chuck Norris die Freundin ausgespannt hat – das heilige Buch lässt keine Details aus. Ronaldo verliert dabei nie die Bodenhaftung. Ein literarischer Übersteiger.
In dieser kleinen Auswahl sollte eigentlich für jeden etwas dabei gewesen sein. Ob spannender Krimi, buntes Bilderbuch oder aufregendes Abenteuer – die literarischen Scheinschreiberlinge decken quasi den gesamten Markt ab. Nun fragt Ihr euch vielleicht, welche Schreiberqualitäten man von Kickern erwarten kann, die in einem Interview froh sind, wenn sie Subjekt, Prädikat und Objekt in korrekter Reihenfolge zu einem Satz formen konnten. Dazu bleibt mir nur ein weiser Spruch eines tschechischen Schriftstellers, der da sagte: „Ein Buch sollte immer ein wenig schlauer sein als der Autor." In dieser Hoffnung schalte ich nun die Leselampe an und versuche herauszufinden, ob dem ein oder anderen zumindest beim Schreiben (oder Schreibenlassen) ein Licht aufgegangen ist. Lesen soll ja bilden, habe ich gehört...
P.S.: Unkommentiert noch eine passende TV-Empfehlung.
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„Feuchtgebiete": Ein mit Buchpreisen überhäuftes Werk, welches an eine deutsche Fußballlegende erinnert. Fritz Walter philosophiert über das nach ihm benannte Wetter. Es gibt zweifellos keinen größeren Experten, was nasse und ekelhaft vermatschte Fußballfelder angeht. Nichts für Zartbesaitete.
„Die drei Musketiere": Ein legendäres Trio kämpft um Ruhm und Ehre. Bobic, Balakov, Elber: Die Abgesandten aus dem Schwabenländle zerlegen im Alleingang übermächtige Defensivreihen. Messerscharfe und tödliche Pässe in die Schnittstellen der Abwehrformationen, abgeschlossen durch den finalen Stoß ins gegnerische Gehäuse. Brilliante Charaktere in einem Fußballjahrzehnt, das seinen Reiz bis heute nicht verloren hat. Absolut zeitlose Lektüre.
Rubrik „Sachbücher":
„Bis zum Morgengrauen": Ein Guide für junge Leute. Skandalprofi Rafinha verschafft einen Überblick über die besten Diskotheken und Kneipen im Ruhrpott sowie in Genua und München. Mehrmals wöchentlich zog er dafür durch das Nachtleben – von der Happy Hour bis zum letzten Song des Abends. Wo gibt es Sangria aus Eimern? Wo kann man heutzutage noch vor einem Pflichtspiel zum Flatrate-Tarif bechern? Mit viel Liebe zum Thema erweist sich Rafinha als literarisches Feierbiest.
„Im Westen nichts Neues": Gesammelte Erlebnisberichte aus über einem halben Jahrhundert königsblauer Meisterschaftsabstinenz. Spieler und Trainer berichten über ihre schönsten „Meisterschaften der Herzen". Die Erklärungen reichen von schlotternden Knien bis hin zu höheren Mächten (Dr. Markus Merk). Mit einem Vorwort von Patrik Andersson.
„Die unendliche Geschichte": Zweitklassige Zweitliga-Literatur: Die Verantwortlichen von der Spielvereinigung Greuter Fürth beschreiben ihre Leidensgeschichte. Seit einer gefühlten Ewigkeit jedes Jahr unter den Top 5 der Zweiten Liga, gelingt ihnen nie der große Sprung. Als Bonus: Die coolsten Stadionnamen aller Zeiten – vom „Playmobil-Stadion" bis hin zur „Trolli Arena".
Rubrik „International":
„Ali im Wunderland": Ein Iraner lebt seinen Traum. Nach einem Lebensabschnitt als Bayern-Maskottchen und der Rückkehr in die Heimat schläft er während einer Ansprache seines Teheran-Trainers ein. In der Folge wird es fantastisch: Er trifft blau-weiße Kaninchen,die Grinsekatze Angelos sowie einen Felix Magath, der Ali trotz dessen Karriereknicks nochmal in den europäischen Spitzenfußball hievt. Der Autor beweist seine fast unverschämte Fantasie.
„Der kleine Hobbit": Kurzweiliger Bildband über den tapferen Halbling Lionel Messi. Die große Last des Weltfußballs wirkt auf den schmalen Schultern Messis wie ein nicht zu stemmendes Gewicht. Doch mit Hilfe kampfstarker katalanischer Weggenossen und der Wirkung von Wachstumshormonen meistert er die hohe Bürde. Ein Abenteuer für die ganze Familie.
„Der englische Patient": Ein beklemmendes Drama, das ans Gemüt geht. Owen Hargreaves zeichnet anhand ärztlicher Gutachten seine Karriere nach. Mit einem großem Herz marschiert er auf seinem Leidensweg, auf dem ihm sein eigener Körper immer wieder Steine weg legt. Dr. Müller-Wohlfahrt mit einem Gast-Kommentar. Beeindruckend.
„Moby Dick": Eine Kultfigur plaudert aus dem Nähkästchen. Toni Ailton berichtet über seine Reisen. Aus dem Weltfußball bis nach Uerdingen und Oberneuland – kaum ein Profi hat mehr von der Welt gesehen. Folgen Sie Ihm auf seine Kurztrips, die - nach offizeller Stellungnahme der Vereine - dann doch stets als „großes (und kostspieliges, Anm. d. Red.) Missverständnis" enden.
„Die Bibel – Das Neuste Testament": Die Biografie von Cristiano Ronaldo, die höchstens Neider (sprich: Schlechterverdienende/ Schlechteraussehende/ Schlechteremenschen) nicht in ihrem Bücherschrank in Ehren halten. Gewohnt bescheiden spricht „CR7" über sein Leben: Wie er vom Himmel gefallen ist, wie er Hans Sarpei getunnelt und Chuck Norris die Freundin ausgespannt hat – das heilige Buch lässt keine Details aus. Ronaldo verliert dabei nie die Bodenhaftung. Ein literarischer Übersteiger.
In dieser kleinen Auswahl sollte eigentlich für jeden etwas dabei gewesen sein. Ob spannender Krimi, buntes Bilderbuch oder aufregendes Abenteuer – die literarischen Scheinschreiberlinge decken quasi den gesamten Markt ab. Nun fragt Ihr euch vielleicht, welche Schreiberqualitäten man von Kickern erwarten kann, die in einem Interview froh sind, wenn sie Subjekt, Prädikat und Objekt in korrekter Reihenfolge zu einem Satz formen konnten. Dazu bleibt mir nur ein weiser Spruch eines tschechischen Schriftstellers, der da sagte: „Ein Buch sollte immer ein wenig schlauer sein als der Autor." In dieser Hoffnung schalte ich nun die Leselampe an und versuche herauszufinden, ob dem ein oder anderen zumindest beim Schreiben (oder Schreibenlassen) ein Licht aufgegangen ist. Lesen soll ja bilden, habe ich gehört...
P.S.: Unkommentiert noch eine passende TV-Empfehlung.
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Aufrufe: 8103 | Kommentare: 29 | Bewertungen: 35 | Erstellt:06.10.2011
ø 9.7
KOMMENTARE
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08.10.2011 | 18:57 Uhr
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skrtel37 :
Bin echt sprachlos, was will man dazu noch sagen ??Einer der Top 3 Blogs die ich je auf Spox gelesen hab.
Bist du im Blogpokal dabei ??
2x10 Punkte
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08.10.2011 | 19:49 Uhr
0
Zac :
Danke für die warmen Worte, Männer! @Amicaro: Also wenn du "hohe Bürde" googlest, bekommst du zahlreiche Hits (auch aus Zeitungen etc., die müssten's ja eigentlich wissen ). "Groß" und "schwer" geht aber mindestens genauso gut!
@skrtel
Im Blogpokal bin ich in diesem Jahr nicht dabei. Im letzten Jahr hatte ich einige Blogpokal-Beiträge bei den Schalkern. Schaffe es berufsbedingt aber auch immer nur unregelmäßig zum Bloggen. Daher bin ich in der aktuellen Auflage nicht dabei. Ich versuche in nächster Zeit aber öfters mal wieder zu bloggen. So eine große Resonanz ist durchaus eine große Motivation!
0
08.10.2011 | 21:59 Uhr
0
flow1991 :
"Blogging at its best". Mit das beste was ich jemals hier gelesen habe. Respekt und selbstverständlich 10 Pkt. für das unterhaltenende Meisterwerk.
1
09.10.2011 | 03:36 Uhr
0
T3H0Wn3r :
10 Pkt.Das Warum?
Wenns die Laien nicht verstehen, wen interessierts, Derjenige der es erkennt wird wissen wieso!
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09.10.2011 | 12:13 Uhr
0
LafierO : Das neuste testament ....
ab ...."Gewohnt bescheiden spricht „CR7" über sein Leben: Wie er vom Himmel gefallen ist, wie er Hans Sarpei getunnelt und Chuck Norris die Freundin ausgespannt hat" und vorallem "Ronaldo verliert dabei nie die Bodenhaftung" gings garnicht mehr :) ganz stark geschrieben 10/10
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11.10.2011 | 11:19 Uhr
-1
Hallo!? :-D
Nach Teil 1 dachte ich, bitte lass Teil 2 nicht das Niveau dieses Blogs runterziehen. Du hast aber dein Level konstant gehalten und rausgekommen ist einer der besten Blogs, die ich hier lesen durfte.
Ganz großes Tennis!
1
18.10.2011 | 18:27 Uhr
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