26.10.2007 um 22:06 Uhr
London
Diese Woche habe ich mir einen kleinen Trip nach London gegönnt und dabei einen Champions League-Doubleheader mitgenommen, rein privat im übrigen. Am Dienstag war ich bei Arsenal gegen Slavia Prag und bevor ich ins Schwärmen kommen nur so viel: es war ein grandioses Spiel. Schön zu sehen, dass ein Trainer trotz 3:0 Pausenführung seine Jungs nicht zurück pfeift und sie ihren Spaß am Fußball zelebrieren lässt. Schön für uns, nicht so schön für Slavia. Beeindruckender als ihre Mannschaft waren die Gästefans. Die haben trotz historischer Pleite ihre Mannschaft durchgehend gefeiert und am Ende noch vor ihre Fankurve zitiert und beklatscht. Pfiffe gegen das eigene Team: 0. In Liverpool und eine Woche später gegen Man U folgen für Arsenal allerdings echte Prüfstein. In der Vorsaison waren die Spiele gegen die anderen großen drei aber genau die Partien in denen die Londoner gut aussahen (das 1:4 in Liverpool 'mal ausgenommen). Die Punkte hat Arsenal gegen Bolton oder Sheffield United vergeigt.
Liverpool hat momentan allerdings so seine Probleme: nur ein Punkt in drei Spielen in der Champions League, die amerikanischen Teambesitzer fordern die Meisterschaft und Rafa Benitez hat es gewagt, seinen Kapitän Steven Gerrard im Derby gegen Everton auszuwechseln. Die englische Presse überschlägt sich angesichts dieser Respektlosigkeit des Trainers, aber ich habe das Spiel ja am letzten Wochenende kommentiert. Ganz ehrlich: Benitez hätte Gerrard mit Fug und Recht schon zur Pause runter nehmen können und nicht erst nach 70 Minuten. Wer taktisch so disziplinlos spielt wie Gerrard, der muss einfach die Konsequenzen zu spüren bekommen. Benitez hatte seinen Kapitän im rechten Mittelfeld aufgestellt, wo er aber praktisch nie zu finden war. Statt dessen tobte er sich offensiv in der Mitte und auf dem linken Flügel aus und defensiv liess er Evertons Linksverteidiger Joleon Lescott ein ums andere Mal ungestört attackieren. Eine dieser Attacken brachte Everton den Eckstoß ein, den sie zur Führung nutzten. Gerade als Kapitän darf Gerrard die Anweisungen seines Trainer nicht so offensichtlich missachten. Und: nach Gerrards Auswechselung gewann Liverpool das Spiel noch (wenn auch mit ganz viel Glück). Nach der Niederlage in der Türkei am Mittwoch ist die Stimmung an der Merseyside aber ganz schön angespannt. Man hat den Eindruck, dass die Reds mehr unter Druck stehen als Arsenal.
Mittwoch war ich dann bei Chelseas Sieg gegen Schalke. Der wurde in der englischen Presse als Schritt weg vom Ergebnisfußball und hin zu einer attraktiveren Spielweise gefeiert. Das habe ich allerdings nicht so gesehen. Chelsea ging früh in Führung, konnte dann abwarten, was der Gegner so bietet, und kurz nach der Pause gnadenlos mit dem 2:0 zuschlagen. Wann in den letzten drei Jahren haben die denn anders gespielt? Zum Feindbild der englischen Presse wird immer mehr Innenverteidiger Alex, den ich gar nicht so schlecht fand ('mal abgesehen von seinem Foul gegen Larsen kurz vor Schluß, für das er als letzter Mann hätte Rot sehen müssen). Aber da stimmt der Maßstab auch nicht. Chelsea hatte über Jahre die beste Innenverteidigung der Liga (Welt?) mit Terry und Carvalho. Da brannte ja wirklich nie etwas an. Nur gemessen an diesem (fast übermenschlichen) Standard, kann man ernsthaft behaupten, Chelsea hätte gegen Schalke schlecht verteidigt. Die defensive Disziplin der Mittelfeldspieler ist wirklich beeindruckend und Schalke hat den Gegner nie nach einem Ballverlust defensiv in der Unterzahl erwischt.
Am Samstag geht's in einem echten Spitzenspiel gegen das Überraschungsteam Manchester City. für die Gäste ist es ein echter Härtetest. Wo sind eigentlich die Eriksson-Kritiker abgeblieben, die nach dem WM-Aus dem Schweden ja jedes Fünkchen Intelligenz abgesprochen hatten. Das ist übrigens ein echter Tipp: jeder, der gerne in der Öffentlichkeit zum totalen Idioten und Versager erklärt wird, sollte sich dringend um den Job als englischer Nationaltrainer bewerben (der Posten wird ja möglicherweise bald frei). Masochisten bevorzugt!
Und dann gibt's am Sonntag in Wembley ja auch noch ein Gastspiel der NFL. Ich werde zwar nicht da sein (weil kein deutschsprachiger Sender das Spiel überträgt), aber die Hütte wird natürlich trotzdem voll. Vermutlich voll mit den Leuten, die seit Jahren im Internet verkündet haben, das Schicksal der NFL Europa sei ihnen wurscht, Hauptsache die richtige NFL komme für ein Spiel pro Jahr zu Besuch. Da ist sie also, die richtige NFL und der Quarterback der Miami Dolphins ist ein gewisser Cleo Lemon. 2002 war Lemon im Practice Squad von ...Berlin Thunder. Das Ticket in London kostet übrigens etwas mehr als eines in Berlin damals. Allen die hinreisen: viel Spaß und hoffentlich wird es nicht so einseitig wie man befürchten muss. Nächstes Jahr soll es dann ja auch ein Spiel in Deutschland geben, mit Beteiligung der Kansas City Chiefs. Angeblich reisen acht Verteter deutscher Städte nach Wembley, in der Hoffnung, das Deutschland-Spiel in ihre Stadt zu holen. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass sich die NFL für Stadien interessiert, die weniger als 60,000 Zuschauer fassen. Schließlich muss Kohle reinkommen. Und das reduziert die Auswahl dann doch beträchtlich.
So viel für diese Woche. Andreas
Liverpool hat momentan allerdings so seine Probleme: nur ein Punkt in drei Spielen in der Champions League, die amerikanischen Teambesitzer fordern die Meisterschaft und Rafa Benitez hat es gewagt, seinen Kapitän Steven Gerrard im Derby gegen Everton auszuwechseln. Die englische Presse überschlägt sich angesichts dieser Respektlosigkeit des Trainers, aber ich habe das Spiel ja am letzten Wochenende kommentiert. Ganz ehrlich: Benitez hätte Gerrard mit Fug und Recht schon zur Pause runter nehmen können und nicht erst nach 70 Minuten. Wer taktisch so disziplinlos spielt wie Gerrard, der muss einfach die Konsequenzen zu spüren bekommen. Benitez hatte seinen Kapitän im rechten Mittelfeld aufgestellt, wo er aber praktisch nie zu finden war. Statt dessen tobte er sich offensiv in der Mitte und auf dem linken Flügel aus und defensiv liess er Evertons Linksverteidiger Joleon Lescott ein ums andere Mal ungestört attackieren. Eine dieser Attacken brachte Everton den Eckstoß ein, den sie zur Führung nutzten. Gerade als Kapitän darf Gerrard die Anweisungen seines Trainer nicht so offensichtlich missachten. Und: nach Gerrards Auswechselung gewann Liverpool das Spiel noch (wenn auch mit ganz viel Glück). Nach der Niederlage in der Türkei am Mittwoch ist die Stimmung an der Merseyside aber ganz schön angespannt. Man hat den Eindruck, dass die Reds mehr unter Druck stehen als Arsenal.
Mittwoch war ich dann bei Chelseas Sieg gegen Schalke. Der wurde in der englischen Presse als Schritt weg vom Ergebnisfußball und hin zu einer attraktiveren Spielweise gefeiert. Das habe ich allerdings nicht so gesehen. Chelsea ging früh in Führung, konnte dann abwarten, was der Gegner so bietet, und kurz nach der Pause gnadenlos mit dem 2:0 zuschlagen. Wann in den letzten drei Jahren haben die denn anders gespielt? Zum Feindbild der englischen Presse wird immer mehr Innenverteidiger Alex, den ich gar nicht so schlecht fand ('mal abgesehen von seinem Foul gegen Larsen kurz vor Schluß, für das er als letzter Mann hätte Rot sehen müssen). Aber da stimmt der Maßstab auch nicht. Chelsea hatte über Jahre die beste Innenverteidigung der Liga (Welt?) mit Terry und Carvalho. Da brannte ja wirklich nie etwas an. Nur gemessen an diesem (fast übermenschlichen) Standard, kann man ernsthaft behaupten, Chelsea hätte gegen Schalke schlecht verteidigt. Die defensive Disziplin der Mittelfeldspieler ist wirklich beeindruckend und Schalke hat den Gegner nie nach einem Ballverlust defensiv in der Unterzahl erwischt.
Am Samstag geht's in einem echten Spitzenspiel gegen das Überraschungsteam Manchester City. für die Gäste ist es ein echter Härtetest. Wo sind eigentlich die Eriksson-Kritiker abgeblieben, die nach dem WM-Aus dem Schweden ja jedes Fünkchen Intelligenz abgesprochen hatten. Das ist übrigens ein echter Tipp: jeder, der gerne in der Öffentlichkeit zum totalen Idioten und Versager erklärt wird, sollte sich dringend um den Job als englischer Nationaltrainer bewerben (der Posten wird ja möglicherweise bald frei). Masochisten bevorzugt!
Und dann gibt's am Sonntag in Wembley ja auch noch ein Gastspiel der NFL. Ich werde zwar nicht da sein (weil kein deutschsprachiger Sender das Spiel überträgt), aber die Hütte wird natürlich trotzdem voll. Vermutlich voll mit den Leuten, die seit Jahren im Internet verkündet haben, das Schicksal der NFL Europa sei ihnen wurscht, Hauptsache die richtige NFL komme für ein Spiel pro Jahr zu Besuch. Da ist sie also, die richtige NFL und der Quarterback der Miami Dolphins ist ein gewisser Cleo Lemon. 2002 war Lemon im Practice Squad von ...Berlin Thunder. Das Ticket in London kostet übrigens etwas mehr als eines in Berlin damals. Allen die hinreisen: viel Spaß und hoffentlich wird es nicht so einseitig wie man befürchten muss. Nächstes Jahr soll es dann ja auch ein Spiel in Deutschland geben, mit Beteiligung der Kansas City Chiefs. Angeblich reisen acht Verteter deutscher Städte nach Wembley, in der Hoffnung, das Deutschland-Spiel in ihre Stadt zu holen. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass sich die NFL für Stadien interessiert, die weniger als 60,000 Zuschauer fassen. Schließlich muss Kohle reinkommen. Und das reduziert die Auswahl dann doch beträchtlich.
So viel für diese Woche. Andreas
Aufrufe: 2561 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 6 | Erstellt:26.10.2007
ø 9.8
KOMMENTARE
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27.10.2007 | 19:12 Uhr
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Redskin : NFLE
Bin ich froh , das in Frankfurt keine 60.00 reinpassen,keiner will nach Auflösung der NFLE, hier ein Spiel sehen .Keiner in Frankfurt will Hr.Goddell und seine NFL Teams hier haben.
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PS: Zu Schade, dass Premiere damals die Rechteverhandlungen in den Sand gesetzt hat, denn eure Übertragungen waren immer ziemlich gut!