Abgefrühstückt vom 25.08.08

Da war schon bisschen Tristesse heute Morgen in der Redaktion, als ich reinkam und Regelmann nicht da war. Normal saß der da ja immer mit viereckigen, unterlaufenen Augen, weil er sich die ganze Nacht Olympia reingezogen hat. Doch das ist vorbei, Regelmann muss jetzt seinen Biorhythmus komplett umstellen, das ist für mich erstmal die unmittelbarste Erkenntnis.

Und das ist natürlich dürftig, bisschen mehr Fazit darf schon sein, also klick ich mich durchs Netz, was die anderen so meinen.

In der Süddeutschen schreibt Holger Gertz ziemlich viel über das Feuer und dass das jetzt aus ist, und zwischendrin gibt's bisschen Kritik an den Verhältnissen in China, aber halt nur so bisschen, ganz sachte, und dass Jaques Rogge gesagt hat, die Welt hätte nun also mehr über China gelernt, wertet Holger Gertz als durchaus kritische Andeutung des IOC-Präsidenten, und da hab ich die Süddeutsche gleich wieder zu gemacht.

Ein biederes Fazit schreibt Christian Gödecke auf Spiegel Online. Klar: Zensur, Doping, und die ganzen Verhältnisse da, das hat er alles drin in seinem Text, aber alles irgendwie sehr soft, immer nur bisschen am Rande, hauptsächlich leiert er ja dröge Statistiken und Zitate runter, und dann freut er sich noch über Matthias Steiner und die ganzen tollen Geschichten abseits des Sports, und da hab ich auch diesen Text zugemacht.

Viel deutlicher wird da schon Michael Horeni in der FAS, in seinem Text stehen jede Menge Sachen, die mir a) nicht bewusst waren bisher und die mich b) ziemlich schockiert haben. Zum Beispiel, dass es eine chinesische Gewichtheberin gab, die von ihrem Trainer erst nach ihrem Olympiasieg erfahren hat, dass ihre Mutter schon Monate zuvor gestorben ist. Und leider stehen da noch paar mehr solche Geschichten.

In der Sport Bild schreibt Sven Beckedahl einen Kommentar, und der klingt leider ganz anders als der, den Pit Gottschalk vor den Spielen geschrieben hat. Beckedahl findet, es wäre andere Spiele geworden als erwartet, dass das zwar Fassade und Teil einer gigantischen Staatspropaganda gewesen sein MAG, dass man aber auch die Worte von Heiner Brandt (!) berücksichtigen solle: "So viel Begeisterung, so viel Freundlichkeit kann man nicht von oben befehlen."

Bei Sport1 finde ich gar keinen Kommentar, da geht's nur um den Sport, Michael Schwartz stellt Abschlusszeugnisse aus, für alle Sportarten, und Gewichtheben bekommt da zum Beispiel eine 1, "auch wegen der Dramaturgie", und da schau ich noch beim Kicker, und da find ich auch nichts, nur ne Fotostrecke zur Feier und nen mutmaßlichen Agenturtext mit ungefähr den Infos, die auch Christian Gödecke in seinem Text verbraten hat.

Also kurz noch, hilft ja nichts, zur BILD, und die nennt fünf Gründe, warum wir uns auf London 2012 freuen können, und neben "keine Zensur" und "Menschenrechte werden geachtet" steht da, dass ja dann die Stadien voll wären, die Stimmung super sei und dass alles live zur besten Sendezeit übertragen würde und dass es da außerdem mehr Humor statt Perfektion geben würde, und dann hab ich auch keine Lust mehr auf Olympia-Fazits.

Also klicke ich auf das große bunte Bild von der Feier der Hockeyherren, und da muss ich zum ersten Mal lachen. Denn der Bericht der Feier (feucht-fröhlich, tolle Cocktails, viele Playboy-Schönheiten, am Ende kam der Notarzt) hat rund 2.100 Zeichen und 24 Sätze (ich habe das nachgezählt), und oben drüber stehen genau acht Autoren. Acht. Was dann also drei Sätze pro Nase macht. Die haben echt ein super Leben, diese Jungs.

So wünsch ich mir das auch mal für das SPOX-Blog. Vielleicht frag ich morgen den Regelmann. Kann ja auch mal paar Absätze übernehmen. Hat ja wieder Zeit jetzt.