09.06.2009 um 18:24 Uhr
Mach's gut, Herbert!
Ich muss mich an dieser Stelle erst einmal entschuldigen. Denn ich habe unserem unterhaltsamsten Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner und vor allem dem Deutschen Fußball-Bund in der Vergangenheit viel Unrecht angetan. Ich habe den DFB heftigst dafür attackiert, dass er dem beliebten Referee aus Hofheim zum Ende der Karriere den verdienten Abschied verweigert hat. Ich habe dem guten Lutz mit einer Prise Sarkasmus zur Nominierung als Vierter Mann für das Pokalendspiel gratuliert und darin das Ende einer nicht immer überzeugenden Laufbahn gesehen. Ich habe Krokodilstränen geweint angesichts des bevorstehenden Ausscheidens von Wagner.
Und was muss ich nun feststellen? Lutz Wagner hört gar nicht auf. Zumindest steht dies noch gar nicht fest. Er muss sich das alles noch mal durch sein hessisches Köpfchen gehen lassen. Kann sein, dass er geht. Vielleicht aber bleibt er noch ein Jährchen. Und mir tut das jetzt alles ziemlich leid. Von wegen Vorverurteilung, Fehlinformation und so. Da muss ich jetzt erstmal ganz schwer Abbitte leisten. Beim DFB, beim Lutz persönlich und natürlich bei allen LLen-Lesern. Aber so ist das, wenn man sich auf die Berichterstattung des Kicker verlässt. Also großes Sorry!
Und so leid wie mir das alles tut, so schwer trifft mich auch die Nachricht, die die Schiedsrichterfreunde zu Beginn dieser Woche ereilte: Herbert Fandel, der erfahrenste und wohl beste deutsche Schiedsrichter, hängt die Pfeife an den Nagel. Von Jetzt auf Gleich. Schluss! Und das ist jetzt kein Gerücht, keine Vermutung, keine unbestätigte Insider-Info, nein, das ist Fakt. Irrtum ausgeschlossen. Und damit muss man jetzt erst einmal klar kommen.
Sage und schreibe 14 Jahre war Herbert Fandel, der seiner Schiedsrichterleidenschaft zu Liebe auf eine Weltkarriere als Pianist verzichtete, nun als Unparteiischer in der Bundesliga aktiv und hatte in dieser Zeit insgesamt 247 Partien in der deutschen Eliteliga gepfiffen. Auch international kam er zu Ruhm und Ehren, stand dabei aber die größte Zeit im Schatten des populären Dr. Markus Merk. Eine Nominierung für eine Fußball-Weltmeisterschaft war Fandel nicht vergönnt. Trösten konnte er sich aber mit der Leitung des Champions-League-Endspiels 2007 zwischen dem AC Mailand und dem FC Liverpool.
Seine nationale Bedeutung zeigte sich nicht zuletzt darin, dass er entgegen der sonstigen Praxis des DFB für zwei Pokal-Endspiele nominiert wurde. Eine Entscheidung, die der Deutsche Fußball-Bund ausdrücklich als besondere Anerkennung für die großen Verdienste Fandels verstanden haben wollte. Zudem wurde Fandel insgesamt vier Mal als Deutschlands Schiedsrichter des Jahres ausgezeichnet (01, 05, 07, 08) und 2007 auch zum Vize-Weltschiedsrichter gekürt.
Die Klasse des Eifeler Referees, der neben seinem Wirken als Pianist als Leiter der Musikschule Bitburg tätig ist, ist inzwischen unbestritten. Dies sah zu Beginn seiner Karriere noch anders aus. Damals "klammerte" sich Fandel, wie er rückblickend selbst einräumt, stets "am Gesetzbuch fest" und scheute die beschwichtigende Kommunikation mit den Spielern. Längst legendär ist seine Leitung der Partie Rostock gegen Ulm im September 1999, als er insgesamt vier Spieler der Gastmannschaft des Feldes verwies. "Allesamt regeltechnisch korrekt", stellt der stets ein wenig unnahbar wirkende Unparteiische noch heute fest, allerdings auch nicht zwingend erforderlich.
Fandel hat im Laufe seiner Karriere lernen müssen, dass allein die Beherrschung des Regelwerks noch keinen guten Schiedsrichter ausmacht. Unmissverständliche Zeichensprache und bestimmtes Auftreten wurden gleichermaßen zu seinem Markenzeichen und Erfolgsrezept. Fandel stand nie im Verdacht, sich von den Akteuren auf der Nase herumtanzen zu lassen. Im Gegenteil, seine fast schon erhabene Statur hatte zuweilen regelrecht respekteinflößende, wenn nicht gar nicht einschüchternde Wirkung. So berichtet Ex-Bundesliga-Profi Jens Nowotny heute, dass bei einer Partie unter Fandels Leitung besondere Aufmerksamkeit geboten war. "Pass auf! Der Fandel pfeift!". Das wohl größte Kompliment für einen Schiedsrichter, der stets darauf bedacht war, nie die Kontrolle über das Match zu verlieren.
Fandels Auftreten wurde aber nicht immer positiv begutachtet. Sein kompromissloses Gebaren, das hier und da die Grenze zur Selbstgefälligkeit zu überschreiten schien, brachte ihm des Öfteren den Vorwurf der Arroganz ein. Eine Kritik mit der Fandel leben kann, gehört sie doch, wie er meint, zu den klassischen Problemen des Schiedsrichterdaseins.
Die Schiedsrichterkarriere des zweifachen Familienvaters verlief kontinuierlich nach oben. Nur die Nichtberücksichtigung für die Weltmeisterschaft im eigenen Land hat Fandel nachhaltig getroffen – der einzige echte Makel in einer sonst so makellosen Laufbahn, in der er (fast) alles erreicht hat, was sich ein Unparteiischer zum Ziel gesetzt hat. Der Mangel an weiteren Herausforderungen hat ihn denn auch dazu veranlasst, zwei Jahre vor Erreichen der Altersgrenze einen Schlussstrich zu ziehen. Hinzu kam ein eine hartnäckige Fußverletzung, die zuletzt nur noch wenige Einsätze in der Bundesliga zugelassen hat. "Es war einfach der richtige Moment gekommen" bilanziert Fandel denn auch entsprechend nüchtern.
Sein Rücktritt hinterlässt eine große Lücke, die aber von den zahlreichen hochklassigen Referees im deutschen Fußball geschlossen werden kann. Dem Schiedsrichterwesen bleibt Fandel als Mitglied des Schiedsrichterausschusses erhalten. Die große Fußball-Bühne hat der Kyllburger zwar nunmehr verlassen. Dafür wird er aber demnächst die Kinoleinwand erobern. Am 11. Juni läuft "Spielverderber" in den deutschen Kinos an – ein humvorvoller Dokumentarfilm über den Job des Schiedsrichters – natürlich mit Herbert Fandel.
Abgepfiffen - Herbert Fandel beendet seine Karriere.
Und was muss ich nun feststellen? Lutz Wagner hört gar nicht auf. Zumindest steht dies noch gar nicht fest. Er muss sich das alles noch mal durch sein hessisches Köpfchen gehen lassen. Kann sein, dass er geht. Vielleicht aber bleibt er noch ein Jährchen. Und mir tut das jetzt alles ziemlich leid. Von wegen Vorverurteilung, Fehlinformation und so. Da muss ich jetzt erstmal ganz schwer Abbitte leisten. Beim DFB, beim Lutz persönlich und natürlich bei allen LLen-Lesern. Aber so ist das, wenn man sich auf die Berichterstattung des Kicker verlässt. Also großes Sorry!
Und so leid wie mir das alles tut, so schwer trifft mich auch die Nachricht, die die Schiedsrichterfreunde zu Beginn dieser Woche ereilte: Herbert Fandel, der erfahrenste und wohl beste deutsche Schiedsrichter, hängt die Pfeife an den Nagel. Von Jetzt auf Gleich. Schluss! Und das ist jetzt kein Gerücht, keine Vermutung, keine unbestätigte Insider-Info, nein, das ist Fakt. Irrtum ausgeschlossen. Und damit muss man jetzt erst einmal klar kommen.
Sage und schreibe 14 Jahre war Herbert Fandel, der seiner Schiedsrichterleidenschaft zu Liebe auf eine Weltkarriere als Pianist verzichtete, nun als Unparteiischer in der Bundesliga aktiv und hatte in dieser Zeit insgesamt 247 Partien in der deutschen Eliteliga gepfiffen. Auch international kam er zu Ruhm und Ehren, stand dabei aber die größte Zeit im Schatten des populären Dr. Markus Merk. Eine Nominierung für eine Fußball-Weltmeisterschaft war Fandel nicht vergönnt. Trösten konnte er sich aber mit der Leitung des Champions-League-Endspiels 2007 zwischen dem AC Mailand und dem FC Liverpool.
Seine nationale Bedeutung zeigte sich nicht zuletzt darin, dass er entgegen der sonstigen Praxis des DFB für zwei Pokal-Endspiele nominiert wurde. Eine Entscheidung, die der Deutsche Fußball-Bund ausdrücklich als besondere Anerkennung für die großen Verdienste Fandels verstanden haben wollte. Zudem wurde Fandel insgesamt vier Mal als Deutschlands Schiedsrichter des Jahres ausgezeichnet (01, 05, 07, 08) und 2007 auch zum Vize-Weltschiedsrichter gekürt.
Die Klasse des Eifeler Referees, der neben seinem Wirken als Pianist als Leiter der Musikschule Bitburg tätig ist, ist inzwischen unbestritten. Dies sah zu Beginn seiner Karriere noch anders aus. Damals "klammerte" sich Fandel, wie er rückblickend selbst einräumt, stets "am Gesetzbuch fest" und scheute die beschwichtigende Kommunikation mit den Spielern. Längst legendär ist seine Leitung der Partie Rostock gegen Ulm im September 1999, als er insgesamt vier Spieler der Gastmannschaft des Feldes verwies. "Allesamt regeltechnisch korrekt", stellt der stets ein wenig unnahbar wirkende Unparteiische noch heute fest, allerdings auch nicht zwingend erforderlich.
Fandel hat im Laufe seiner Karriere lernen müssen, dass allein die Beherrschung des Regelwerks noch keinen guten Schiedsrichter ausmacht. Unmissverständliche Zeichensprache und bestimmtes Auftreten wurden gleichermaßen zu seinem Markenzeichen und Erfolgsrezept. Fandel stand nie im Verdacht, sich von den Akteuren auf der Nase herumtanzen zu lassen. Im Gegenteil, seine fast schon erhabene Statur hatte zuweilen regelrecht respekteinflößende, wenn nicht gar nicht einschüchternde Wirkung. So berichtet Ex-Bundesliga-Profi Jens Nowotny heute, dass bei einer Partie unter Fandels Leitung besondere Aufmerksamkeit geboten war. "Pass auf! Der Fandel pfeift!". Das wohl größte Kompliment für einen Schiedsrichter, der stets darauf bedacht war, nie die Kontrolle über das Match zu verlieren.
Fandels Auftreten wurde aber nicht immer positiv begutachtet. Sein kompromissloses Gebaren, das hier und da die Grenze zur Selbstgefälligkeit zu überschreiten schien, brachte ihm des Öfteren den Vorwurf der Arroganz ein. Eine Kritik mit der Fandel leben kann, gehört sie doch, wie er meint, zu den klassischen Problemen des Schiedsrichterdaseins.
Die Schiedsrichterkarriere des zweifachen Familienvaters verlief kontinuierlich nach oben. Nur die Nichtberücksichtigung für die Weltmeisterschaft im eigenen Land hat Fandel nachhaltig getroffen – der einzige echte Makel in einer sonst so makellosen Laufbahn, in der er (fast) alles erreicht hat, was sich ein Unparteiischer zum Ziel gesetzt hat. Der Mangel an weiteren Herausforderungen hat ihn denn auch dazu veranlasst, zwei Jahre vor Erreichen der Altersgrenze einen Schlussstrich zu ziehen. Hinzu kam ein eine hartnäckige Fußverletzung, die zuletzt nur noch wenige Einsätze in der Bundesliga zugelassen hat. "Es war einfach der richtige Moment gekommen" bilanziert Fandel denn auch entsprechend nüchtern.
Sein Rücktritt hinterlässt eine große Lücke, die aber von den zahlreichen hochklassigen Referees im deutschen Fußball geschlossen werden kann. Dem Schiedsrichterwesen bleibt Fandel als Mitglied des Schiedsrichterausschusses erhalten. Die große Fußball-Bühne hat der Kyllburger zwar nunmehr verlassen. Dafür wird er aber demnächst die Kinoleinwand erobern. Am 11. Juni läuft "Spielverderber" in den deutschen Kinos an – ein humvorvoller Dokumentarfilm über den Job des Schiedsrichters – natürlich mit Herbert Fandel.
Abgepfiffen - Herbert Fandel beendet seine Karriere.
Aufrufe: 3513 | Kommentare: 25 | Bewertungen: 21 | Erstellt:09.06.2009
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KOMMENTARE
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11.06.2009 | 15:14 Uhr
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Truumshk :
Felix Brych ist also das Schirialien?
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12.06.2009 | 05:00 Uhr
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12.06.2009 | 11:12 Uhr
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Torres9 :
Ich hatte das "Vergnügen" letzten Sommer in Offenbach mal von Lutz Wagner gepfiffen zu werden.Also, dass dieser Mann Bundesliga Schiedsrichter ist, war mir danach erst Recht ein Rätsel
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12.06.2009 | 11:30 Uhr
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Aber an einen kommt selbst er nicht heran:
Manuel Gräfe. Nicht wegen seinen Entscheidungen, sondern primär wegen seiner abscheulichen Wichtigtuerei, aufgrund der er jede Entscheidung dem Spieler 10 min lang erklären muss, um dann am Ende genau bei 90:00 ohne eine Sekunde Nachspielzeit abzupfeiffen...wenn ich dem sein Gesicht schon sehe bekomme ich einen Hassanfall
Jetzt mal zum Blog: Wie eigentlich immer bei dir super schön zu lesen, da kanns nur 10 Punkte geben.
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13.06.2009 | 02:21 Uhr
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Weil der Brych aus München ist, darf er ja keine Bayern-Spiele pfeiffen und das sind genau die, die sich Fußballalien immer anschaut.
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