29.11.2007 um 14:18 Uhr
Mission Real
Soso, der Zirkus ist also in der Stadt. Robinho, Raul, van Nistelrooy, die ganz Großen des gepflegten Ballspiels. Also nix wie hin und vielleicht ein, zwei Fragen loswerden. Was man eben immer schon mal wissen wollte.
Des Portugiesischen und des Holländischen bin ich zwar nicht mächtig, aber mein Englisch ist passabel und mein Spanisch ausreichend, um mich verständlich zu machen.
Das Unterfangen beginnt gut, weil neben mir im Stadion ein brasilianischer Kollege sitzt, mit dem ich ein angeregtes Gespräch führe, warum Brasilianern in Deutschland eigentlich immer so sau kalt ist. Der bemitleidenswerte Marcelo ist der zitternde Beweis auf dem Platz. Der Typ neben mir hat Kaffee zum Aufwärmen, Marcelo nicht.
Das beste am Gespräch: Der Brasilianer, Leo heißt er, verspricht mir nach dem Spiel das für mich unverständliche Geblubber der brasilianischen Spieler zu übersetzen, wenn denn einer so frei ist, sich mit uns zu unterhalten. Läuft - zumindest in der Theorie.
Das Areal, wo man mit den Spielern kommunizieren kann, nennt sich reichlich abstrakt "Mixed-Zone". In Bremen ist diese Mixed-Zone eigentlich ein Busparkplatz und befindet sich unter der Tribüne direkt hinter der Eckfahne. Zu beiden Enden ist die Mixed-Zone offen - heißt im Klartext: An einem 28. November um kurz vor Mitternacht pfeift der Wind dir dort die Wärme aus dem Gesicht. Und wenn man Fußballer ist, gerade gegen eine B-Elf verloren hat und mit nassen Haaren aus der Dusche kommt, ist bei schnuckeligen 3 Grad mit Journalisten das eigene Versagen zu erörtern nicht gerade Option Nummer eins für jedermann.
Die spanischen Journalisten wissen das, deswegen ist der Kampf um die Pole Position, den Platz ganz vorne in der Mixed Zone, heiß umkämpft. Mit ihren Mikrofonen hängen die Jungs vom Radio wie die Affen am Zaun und recken jedem Realo, der missmutig aus dem Kabinentrakt gestapft kommt, ihre vokale Keule ins Gesicht. Iker Casillas ist der erste der sich blicken lässt. Aber irgendwie scheint der Keeper die zeitweise Arbeitsverweigerung seiner Kollegen persönlich genommen zu haben. Wie ein beleidigter Junge auf dem Schulweg schlurft er kommentarlos vorbei, steigt in den Bus und lümmelt sich mit iPod-Kopfhörern bestückt in seinen Sitz. Das war schon mal nix.
Als nächstes kommt van Nistelrooy. Der bleibt kurz stehen, spricht zwei, drei belanglose Sätze auf Spanisch ins Mikro der am Zaun hängenden Kollegen und hüpft weiter. Bei Raul kann man zwei Minuten später vor lauter Kameras nur noch den schwarzen Schopf der Real-Ikone erahnen.
Arjen Robben wendet derweil den alten Handytrick an. Man nimmt das Handy ans Ohr, wenn man aus der Kabine kommt, signalisiert dann der Journallie im Vorbeigehen, man halte gerade ein wichtiges Gespräch, nur um das Mobilfunkgerät beim Betreten des Busses sofort aus der Hand zu legen. Schweini macht das übrigens auch sehr gerne.
Leo hat sich mittlerweile neben mir eingefunden und winkt Marcelo zu sich. Der kommt etwas zögerlich herangetapst und ich fühle mich unweigerlich an den Streichelzoo erinnert. Das ist irgendwie wie mit Brotrinde locken. Naja, sei's drum. Leo schnackt kurz mit seinem Landsmann und übersetzt dann. Tatsache: Die üblichen "Leider-hat's-nicht-gereicht"-Phrasen gibt's auch im Portugiesischen.
Irgendwie wird das nichts mehr. Metze war kurz da, aber Metze ist eigentlich immer da und parliert brav. Sehr vorbildlich der Mann. Sollten sich die anderen ein Beispiel nehmen. Pepe ist auch so ein Kandidat. Der quatscht zwar kurz mit Leo, läuft aber mitten in die zweite Frage einfach davon. Dank Leo weiß ich jetzt auch, wie man auf Portugiesisch flucht.
Ich lasse den Blick hoffnungslos schweifen und sehe van Nistelrooy hinter dem Bus in einer Ecke stehen. Er unterhält sich mit einem Kerl, den ich nicht kenne, und Robben steht auch daneben. Na gut, dann schlurf ich da mal hin und frag mal vorsichtig. Gerade als ich mich räuspern will, um mich bemerkbar zu machen, schnappt sich der Ruud ohne hinzusehen eiskalt Zettel und Stift, die ich in der Hand halte, und kritzelt mir ein Autogramm auf den Schmierzettel. Das war jetzt echt der Tiefpunkt.
Ich kläre ihn mit leichtem Unbehagen kurz auf, dass ich das zwar sehr nett finde, aber eigentlich ein paar ernsthafte Fragen an ihn hätte. "Was für Fragen?" - "Naja, interviewmäßig eben (hallo?). Für ne deutsche Internetseite." Ruud trocken: "Die Mixed-Zone ist das vorne und da bin ich schon durch. Hier beantworte ich keine Fragen" Was ist noch mal die Steigerung von Tiefpunkt?
Des Portugiesischen und des Holländischen bin ich zwar nicht mächtig, aber mein Englisch ist passabel und mein Spanisch ausreichend, um mich verständlich zu machen.
Das Unterfangen beginnt gut, weil neben mir im Stadion ein brasilianischer Kollege sitzt, mit dem ich ein angeregtes Gespräch führe, warum Brasilianern in Deutschland eigentlich immer so sau kalt ist. Der bemitleidenswerte Marcelo ist der zitternde Beweis auf dem Platz. Der Typ neben mir hat Kaffee zum Aufwärmen, Marcelo nicht.
Das beste am Gespräch: Der Brasilianer, Leo heißt er, verspricht mir nach dem Spiel das für mich unverständliche Geblubber der brasilianischen Spieler zu übersetzen, wenn denn einer so frei ist, sich mit uns zu unterhalten. Läuft - zumindest in der Theorie.
Das Areal, wo man mit den Spielern kommunizieren kann, nennt sich reichlich abstrakt "Mixed-Zone". In Bremen ist diese Mixed-Zone eigentlich ein Busparkplatz und befindet sich unter der Tribüne direkt hinter der Eckfahne. Zu beiden Enden ist die Mixed-Zone offen - heißt im Klartext: An einem 28. November um kurz vor Mitternacht pfeift der Wind dir dort die Wärme aus dem Gesicht. Und wenn man Fußballer ist, gerade gegen eine B-Elf verloren hat und mit nassen Haaren aus der Dusche kommt, ist bei schnuckeligen 3 Grad mit Journalisten das eigene Versagen zu erörtern nicht gerade Option Nummer eins für jedermann.
Die spanischen Journalisten wissen das, deswegen ist der Kampf um die Pole Position, den Platz ganz vorne in der Mixed Zone, heiß umkämpft. Mit ihren Mikrofonen hängen die Jungs vom Radio wie die Affen am Zaun und recken jedem Realo, der missmutig aus dem Kabinentrakt gestapft kommt, ihre vokale Keule ins Gesicht. Iker Casillas ist der erste der sich blicken lässt. Aber irgendwie scheint der Keeper die zeitweise Arbeitsverweigerung seiner Kollegen persönlich genommen zu haben. Wie ein beleidigter Junge auf dem Schulweg schlurft er kommentarlos vorbei, steigt in den Bus und lümmelt sich mit iPod-Kopfhörern bestückt in seinen Sitz. Das war schon mal nix.
Als nächstes kommt van Nistelrooy. Der bleibt kurz stehen, spricht zwei, drei belanglose Sätze auf Spanisch ins Mikro der am Zaun hängenden Kollegen und hüpft weiter. Bei Raul kann man zwei Minuten später vor lauter Kameras nur noch den schwarzen Schopf der Real-Ikone erahnen.
Arjen Robben wendet derweil den alten Handytrick an. Man nimmt das Handy ans Ohr, wenn man aus der Kabine kommt, signalisiert dann der Journallie im Vorbeigehen, man halte gerade ein wichtiges Gespräch, nur um das Mobilfunkgerät beim Betreten des Busses sofort aus der Hand zu legen. Schweini macht das übrigens auch sehr gerne.
Leo hat sich mittlerweile neben mir eingefunden und winkt Marcelo zu sich. Der kommt etwas zögerlich herangetapst und ich fühle mich unweigerlich an den Streichelzoo erinnert. Das ist irgendwie wie mit Brotrinde locken. Naja, sei's drum. Leo schnackt kurz mit seinem Landsmann und übersetzt dann. Tatsache: Die üblichen "Leider-hat's-nicht-gereicht"-Phrasen gibt's auch im Portugiesischen.
Irgendwie wird das nichts mehr. Metze war kurz da, aber Metze ist eigentlich immer da und parliert brav. Sehr vorbildlich der Mann. Sollten sich die anderen ein Beispiel nehmen. Pepe ist auch so ein Kandidat. Der quatscht zwar kurz mit Leo, läuft aber mitten in die zweite Frage einfach davon. Dank Leo weiß ich jetzt auch, wie man auf Portugiesisch flucht.
Ich lasse den Blick hoffnungslos schweifen und sehe van Nistelrooy hinter dem Bus in einer Ecke stehen. Er unterhält sich mit einem Kerl, den ich nicht kenne, und Robben steht auch daneben. Na gut, dann schlurf ich da mal hin und frag mal vorsichtig. Gerade als ich mich räuspern will, um mich bemerkbar zu machen, schnappt sich der Ruud ohne hinzusehen eiskalt Zettel und Stift, die ich in der Hand halte, und kritzelt mir ein Autogramm auf den Schmierzettel. Das war jetzt echt der Tiefpunkt.
Ich kläre ihn mit leichtem Unbehagen kurz auf, dass ich das zwar sehr nett finde, aber eigentlich ein paar ernsthafte Fragen an ihn hätte. "Was für Fragen?" - "Naja, interviewmäßig eben (hallo?). Für ne deutsche Internetseite." Ruud trocken: "Die Mixed-Zone ist das vorne und da bin ich schon durch. Hier beantworte ich keine Fragen" Was ist noch mal die Steigerung von Tiefpunkt?
Aufrufe: 4086 | Kommentare: 18 | Bewertungen: 14 | Erstellt:29.11.2007
ø 9.5
KOMMENTARE
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29.11.2007 | 14:20 Uhr
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FlorianBogner : Nachtrag
Wer Interesse an ein van-Nistelrooy-Autogramm auf der Rückseite eines Schmierzettels hat, sagt Bescheid! Sieht ein bisschen so aus, wie wenn man probiert, ob der Kugelschreiber funktioniert. Den einzigen Buchstaben, den man erkennen kann, ist ein "m". Wo zum Teufel kommt in "Ruud van Nistelrooy" ein "m" vor?
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29.11.2007 | 14:49 Uhr
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WeberMax : Ich würds schon nehmen...
... und dann vielleicht den Koeman machen!
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30.11.2007 | 11:27 Uhr
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oliver : ich muss es auch ...
... hier nochmal schreiben: ein ganz wundervolles blog. ich hoffe, du hast ruud ordentlich eine gelangt. der spinnt wohl! und wenn er sagt, er gibt nur in der mixed-zone interviews, hättest du ihn prompt am ärmel packen und rüberzerren sollen. ich dachte bisher immer, der wär cool. tse!
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30.11.2007 | 12:53 Uhr
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ScaryCary : mensch, bogi
dreh dochmal den zettel um. vielleicht ist das kein "m" sondern 2 u's sensationeller blog! da wär ich mal gern dabei gewesen.
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30.11.2007 | 12:54 Uhr
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oliver : bogi??
ähem ... *hüstl* ... nenn dich jetzt auch nur noch bogi, hihi
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30.11.2007 | 13:03 Uhr
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obwohl, was hättest du ihn auch fragen sollen nach seinem unauffälligen 15-min-intermezzo ...
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30.11.2007 | 14:38 Uhr
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säftsäck : Olivers Gedanke ist...
gar nicht mal so schlecht. Das nächste Mal gibste ihm ne kurze Linke damit er angeknockt ist. Versuch ihn dann gleich in den Schwitzkasten zu kriegen, nach einem kleinen "Hin & Her" hat er keine Lust mehr sich zu wehren und antwortet auf jede Frage. Falls doch nicht, drohe ihm deinen Kugelschreiber in die Nase zu stecken. Bei meinen Mitschülern klappt das auch immer.
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30.11.2007 | 14:48 Uhr
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oliver : sehr, sehr schöne idee ...
aber ist der ruud denn nicht ein bisschen zu kantig, um ihn in den schwitzkasten zu nehmen? das mit dem kugelschreiber find ich aber auch ganz hübsch...
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