Schalke 04 ist in der Qualifikation zur Champions League an Atletico Madrid gescheitert. Bitte jetzt alle die Hand heben, die etwas anderes erwartet haben. Ihr da drüben! Ach, Ihr seid Schalke-Fans? Dachte ich mir.

Dass die Schalker gegen Atletico wahrscheinlich auf verlorenem Posten stehen würden, das musste jedem klar sein, als die Auslosung zur 3. Runde der Champions League feststand. Denn die Wahrheit lautet: Gegen die besten vier Mannschaften aus England, Spanien und Italien hat bestenfalls der FC Bayern eine vernünftige Chance auf ein Weiterkommen. Und auch der nur vielleicht.

Das soll nicht heißen, dass man nicht irgendwann, wenn Ostern und Weihnachten auf den gleichen Tag fallen, vielleicht mal einen solchen Gegner aus dem Wettbewerb kegeln kann. Aber erwarten darf man das nicht. Dafür fehlt es unseren deutschen Klubs nämlich schlicht und einfach an der nötigen Klasse. Damit meine ich, dass sich Ernst und Kuranyi gegenseitig frei vor dem Tor behindern. Dass Altintop lieber aus der Drehung einen Kullerball in Richtung Tor schickt, statt den besser platzierten Asamoah anzuspielen.

Von der Abwehr will ich erst gar nicht anfangen. Was da an kopflosem Chaos zu sehen war, wenn die Spanier schnell spielten, grausam. Aber der entscheidende Punkt ist: Die Jungs können gar nichts dafür. Sie sind so etwas aus der Bundesliga einfach nicht gewohnt.

Nun wird manch einer (vollkommen zu Recht) darauf hinweisen, dass Schalke im Hinspiel deutlich überlegen war, nur nicht die entscheidenden Tore gemacht hat. Richtig. Und auch das ist Klasse (oder vielmehr mangelnde Klasse). Denn die Qualität, die Madrid in der Offensive mit Simao, Agüero und Forlan zu bieten hat, die fehlt bei Schalke. Die Wahrheit ist: Diese Klasse kann sich Schalke nicht leisten. Die kostet nämlich richtig viel Geld.

Atletico Madrid kann sie sich im Übrigen auch nicht leisten. Allerdings ist es dort nur eine Randnotiz, wenn ein Fußballklub mit 200 Millionen Euro (oder mehr) verschuldet ist. Bei Atletico waren es vor knapp vier Jahren angeblich 385 Millionen Euro Miese. Dass man seitdem einen rigorosen Sparkurs eingeschlagen hätte, kann man kaum behaupten. Über die Gründe, warum in Spanien die Gläubiger offensichtlich eine Engelsgeduld haben, können wir nur spekulieren. Bei uns ist das anders.

Und das ist auch gut so. Allerdings muss der Realitätssinn gewahrt bleiben. Den Anspruch, dass ein deutsches Team die Champions League gewinnt, darf man nicht stellen. Ganz ehrlich: Wenn Werder Bremen die Vorrunde übersteht, dann ist das ein Erfolg. Mit Lospech (wie vor zwei Jahren - Chelsea und Barcelona) reicht es nicht einmal dafür. Und der FC Bayern kann hochzufrieden sein, wenn er das Halbfinale erreicht. Das ist nichts Neues, ich weiß. Aber bevor es richtig losgeht, sollten wir uns das noch einmal vergegenwärtigen.

Denn die Unterschiede liegen ja nicht nur in den Fernsehgeldern. In Deutschland dürfen potentiell finanzkräftige Investoren auch nicht mehr als 49% von einem Klub besitzen (Auch das ist gut so. Wer ein abschreckendes Beispiel sucht: Googelt doch einfach mal den Namen Thaksin Shinawatra). Dazu kommt, dass deutsche Klubs im Schnitt einen deutlich geringeren Anteil ihres Umsatzes in Spielergehälter investieren als beispielsweise die Engländer. Wir Deutschen sind eben sparsam. Nimmt man dazu noch die gesellschaftliche Duldung des Schuldenmachens in England, Italien und Spanien, dann ergibt sich ein eindeutiges Fazit: Da können wir nicht mithalten und wir sollten es auch nicht wollen.

Für alle Bayern-Fans, die für diese Saison den Gewinn der Champions League fest eingeplant hatten, hätte ich doch noch einen kleinen Hoffnungsschimmer zu bieten: Vielleicht fallen ja Weihnachten 2008 und Ostern 2009 doch noch auf einen Tag.

Bis bald,
Andreas