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17.10.2012 um 17:21 Uhr
Nationalmannschaft
An Joachim Löw und der Nationalmannschaft ist eine Menge unsachlicher Kritik geübt worden. Angefangen von „ Ballack-Rausschmiss", über „ Nationalhymnen-Singen", bis hin zur „Führungsspieler-Debatte".

Mir kommt es vor, dass ein unsachlicher, aber lautstarker Teil der Kritik in Blogs und Onlinedebatten und vor allem in den Medien genau auf diese unsachliche und zum Teil niveaulose Art und Weise geführt wird.
Löw hat das zu Recht nach der WM in einer Pressekonferenz zur Sprache gebracht.

Besonders ärgerlich an dieser Art der Kritik ist aber die Konsequenz auf Löws Verhalten.

Frei nach dem Motto :

Die ganze Welt ist gegen uns, deshalb Schotten wir uns von Ihr ab, und bleiben unserem eingeschlagenen Wege treu.

Diese „Wagenburg"- Mentalität, ist schon von Jürgen Klinsmann eingeführt worden, um den damals wirklich notwendigen Umbruch in der Nationalmannschaft einzuleiten und mit aller Entschlossenheit durchzuführen. Das war erfolgreich.

Die Ziele, die damals öffentlich formuliert wurden lauteten sinngemäß:

Wir wollen, dass die Mannschaft offensiv spielt. Wir wollen nach Ballgewinn nicht mehr den Ball querspielen und langsam das Spiel aufbauen, sondern im höchsten Tempo umschalten und angreifen. Wir wollen durch spektakulären Fußball eine Euphorie entfachen und das Publikum begeistern.

Diese Zielsetzung resultierte aus den schwachen Leistungen der Nationalmannschaft im Jahrzehnt zuvor. Von einem Titelgewinn als Ziel war damals nicht die Rede. Es ging darum die verkrusteten Strukturen aufzubrechen, und die Grundlagen für einen besseren Fußball zu schaffen.
Jeder wird mit mir übereinstimmen, dass diese Ziele allesamt erreicht wurden. Ich danke Jürgen Klinsmann und Joachim Löw für diese Entwicklung.

Nun ist es im Fußball oft so, dass Trainer Ihre Stärken und Schwächen haben. Nicht jeder Trainer ist in der Lage eine Mannschaft mit Stars und gestandenen Spielern zu führen (Louis van Gaal). Auf der anderen Seite gibt es Trainer die mit jungen Mannschaften nicht so gut umgehen können(Otto Rehhagel). Es gibt Trainer die bevorzugt offensiv spielen lassen(Thomas Schaf) und andere die eine defensivere Mannschaft zum Erfolg führen können( Fabio Capello). Und dann gibt es wenige Trainer die scheinbar mit fast allen Mannschaften erfolgreich sein können(Mourinho).

Die deutsche Nationalmannschaft hat eine wichtige Entwicklungsphase erfolgreich abgeschlossen. Alle formulierten Ziele wurden erreicht, die Mannschaft hat eine Offensive von Weltniveau und kann als Mannschaft, wenn sie ins Rollen kommt perfekt angreifen. Für diese Phase war Joachim Löw der perfekte Trainer.

Wenn man versucht objektiv auf das Gesamtbild zu schauen, fallen neben dieser einen erlernten Fähigkeit, der alles niederspielenden Offensivwalze, die Defizite sofort ins Auge. Beängstigend ist, dass die Liste der Defizite nicht gerade kurz ist.

Die Mannschaft ist nicht in der Lage geschlossen zu Verteidigen. Standardsituationen führen kaum zu Toren Es fehlt insgesamt die Balance zwischen Offensive und Defensive
.
Das Schlimmste sind aber zwei Dinge:

1. Die Mannschaft spielt Fußball als körperloses Spiel.

Diese Mannschaft ist was die Körperlichkeit angeht, auf einem erschreckenden Niveau. Und das nicht erst seit dem Ausscheiden bei der EM. Das ist schon seit einigen Jahren der Fall. Jede Mannschaft die es schafft, durch aggressives Spiel den Spielaufbau Deutschlands zu stören, hat gute Chancen. Auf der anderen Seite hat diese Mannschaft es noch nie geschafft nach einem Rückschlag, durch aggressive Zweikampfführung wieder ins Spiel zu kommen. Das einzige was in solchen Situationen versucht wird, ist es, sich spielerisch zu lösen

2. Die Mannschaft spielt immer in einem Tempo

Diese Mannschaft kennt nur einen Weg: Es wird selbst bei einer 4:0 Führung versucht weiter einen Angriff nach dem anderen zu spielen. Wozu soll das gut sein? Warum versucht man nicht einfach bei einer komfortablen Führung das Ergebnis zu verwalten in dem man lernt sicher in der Abwehr zu stehen?

Ich erinnere noch einmal an die Zielsetzung von Jürgen Klinsmann, die wie erwähnt längst erreicht wurde, und möchte sagen:

Jungs hört auf, Ihr habt bereits alle diese offensiven Ziele erreicht und wir wissen, dass ihr permanent nach Vorne spielen könnt. Ihr habt die Kritiker bereits auf eure Seite gebracht und das Publikum begeistert. Diese Phase ist endgültig abgeschlossen. Es ist an der Zeit sich das nächste Ziel zu setzten, und alles dafür tun, es zu erreichen.

Das nächste Ziel kann nur lauten, die Schwächen dieser Mannschaft abzustellen. Allen voran die Abschaffung des körperlosen Spiels, Tempovariation, Einüben von Standards, Das Finden einer gesunden Balance von Angriff und Verteidigung.

Es wurde behauptet intern sei alles zur Sprache gebracht worden, und die Richtigen Schlüsse aus dem EM- Abschneiden seien gezogen. Ich hoffe, es wurden auch die unangenehmeren Dinge angesprochen, wie die Defizite die ich hier beschrieben habe, aber auch die taktischen Unzulänglichkeiten von Joachim Löw vor allem beim Spiel gegen Italien. Man weiß es nicht.

Ein einziger Hinweis kam von Joachim Löw, als er sagte, es fehle noch an letzten Kleinigkeiten, in Zukunft müsse die Mannschaft lernen, nach Ballverlust den Ball sofort wieder zu erobern. So ungefähr wie es Barcelona Spanien und Dortmund machen.

Das ist also die Konsequenz, Kein Wort von weiterhin vorhandenen Defiziten, taktischen Unzulänglichkeiten, zu offensivem Aufstellen der Mannschaft. All diese Punkte wurden in den Spielen seit der WM nicht angegangen.

Grundaussage: Das Grundgerüst steht sozusagen, wir arbeiten an der Feinjustierung.

Keine Formulierung von neuen Zielen, sondern reines Festhalten an längt erreichten Zielsetzungen, mit kosmetischen Korrekturen à la Barcelona. Und diese Korrekturen sollen dazu führen die titellose Durststrecke endlich zu überwinden?

Ich bin da doch eher skeptisch, nicht das in ein paar Jahren irgendein ehemaliger Spieler plötzlich Nationaltrainer wird und beginnt die Nationalmannschaft radikal umzukrempeln mit der Zielsetzung:

Wir wollen, dass die Mannschaft defensiv gut steht, Wir wollen nach Ballgewinn nicht mehr sofort das Spiel schnell machen und mit der ganzen Mannschaft offensiv den Abschluss suchen. Wir wollen durch guten aber ergebnisorientierten Fußball eine Euphorie entfachen und das Publikum durch einen Titel begeistern.


Noch ist es nicht soweit, aber das gestrige Spiel war ein Schlüsselmoment.

Wenn Joachim Löw irgendwann nicht mehr Bundestrainer sein wird, werden die Menschen auf dieses Spiel zurückblicken.
Sie werden sagen:
In diesem einen Spiel ist uns allen die ganze positive Herrlichkeit und gleichzeitig die Dimension der Schrecklichkeit der Ära Löw aufgezeigt worden.

Ich hoffe sie werden sagen:
Löw hat sich nach diesem Spiel konsequent an die Arbeit gemacht, die Fehler abgestellt, und die Nationalmannschaft zum Erfolg geführt.

Ich hoffe.
Aufrufe: 11303 | Kommentare: 33 | Bewertungen: 26 | Erstellt:17.10.2012
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KOMMENTARE
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Schnumbi
19.10.2012 | 16:10 Uhr
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Schnumbi : 
19.10.2012 | 16:10 Uhr
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Schnumbi : 
@ riquelminho: ja das ist leider ein trend der schon länger festzustellen ist. fußball verkommt zur nebensachhe.

es ist traurig das solche dinge: wie groß sind die kopfhörer, wer singt alles mit, wer hat welchen werbedeal, wer hat wieviele tore in welchem spiel geschossen oder aktuell warum sagt sammer was, was heynckes angeblich nicht weis, wichtiger sind als auf das spiel selber einzu gehen. tja armes deutschland.

der vorbericht bei länderspielen geht meistens 45 min. pass mal auf wieviel minuten es da um das jeweilige spiel geht. schweden bestand ja auch nur aus ibrahimovic. klassisches eigentor der medien
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riquelminho
MODERATOR
19.10.2012 | 16:19 Uhr
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19.10.2012 | 16:19 Uhr
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@Schnumbi

Genau

Zumindest ist die Zeit vorbei, wo in Vorberichten deplazierte Popstars vor windiger Ostseeküste und freudlosem Publikum mit ihrem Playback und Haaren kämpfen.

Aber spätestens zur WM wird der Samba-Knopf gedrückt und ZDF do Brasil haut einen neuen raus.
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Jugendförderer
30.10.2012 | 13:14 Uhr
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30.10.2012 | 13:14 Uhr
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Den Blog finde ich generell echt stark, ich denke aber das wir als Fans immer noch viel zu selten interne und externe Kommunikation durcheinander werfen. Die unterscheidet sich nämlich teilweise extrem. Nur weil Löw sagt er sei mit allem zufrieden heißt das nicht das intern die Themen nicht besprochen werden und bearbeitet werden.

Was hier in den Kommentaren teilweise passiert ist wieder diese unsachliche Ebene die du am Anfang ansprichst.
In einem Turnier (speziell in einem Länderspiel Turnier) ist Tagesform extrem wichtig.

Schon allein wenn man sich das Italien Spiel anschaut, Ballotelli hat im Turnier alles verschossen was irgendwie nach Torchance aussah und gegen uns trifft er den Ball zweimal perfekt. Unabhängig von den Fehlern in diesem Spiel muss man mal klar sagen das er an diesem Tag einfach extrem gut drauf war.

Also zusammenfassend, es gibt viele dinge an denen gearbeitet werden muss, dass weiß auch Löw. Das er das ganze runterspielt ist normal im den öffentlichen Aussagen.
So Sprüche wie "mit Löw kann man eh nichts gewinnen" oder "Löw versagt seit Jahren" sind einfach Bullshit, wir sind seit 2006 hinter Italien und Spanien die beste Nation und fals Löw einen Titel gewinnt werden sie ganzen Sprüche eh um 100% gedreht ohne das er sich oder sein Spiel groß geändert hat...

Edit: ich sehe gerade das Thema ist alt und wurde schien vernünftig diskutiert...
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