21.06.2012 um 02:14 Uhr
Nicolas, der trotzige Gallier 3
Im Nachhinein wird Anelka zu einer Sperre von 18 Spielen bei den „Bleus" verdonnert. Als waschechter Diplomat der er ist, verkündet er beim Urteil, dass er sich „totgelacht" hat und die Verbandsfunktionäre "Clowns" seien. Da er bereits vor der WM Domenech seinen Rücktritt verkündet hatte, kann man die entspannt-provokative Reaktion verstehen. Er brauche die Nationalmannschaft nicht, da er jedes Wochenende in einem blauen Trikot auflaufe. Deeskalation geht anders und vor allem ohne Anelka. Er für seinen Teil wäre abgereist, wenn „Evra oder Abidal gefeuert wären worden".
Die große Überfahrt
Auch bei Chelsea wird es nach der WM langsam ungemütlicher, befindet sich die Mannschaft doch in einem Verjüngungsprozess. Statt den Weg in die 2. Mannschaft anzutreten, wählt er China und vor allem den hochdotierten letzten Vertrag. Asterix ist an den Rand der Welt gekommen und hat Gurugurus entdeckt. Anelka entdeckt die chinesische Liga und den nächsten Trainer: Jean Tigana. Laut dem Figaro in Berufung auf chinesische Medien initiiert er in bester Knysna-Manier nach kurzer Zeit einen Bus-Streik und sorgt für die Ablösung Tiganas und übernimmt gleich seinen Posten. Anelka als Spieler-Trainer mutet skurril an. Wem wirft er was vor? Wem gibt er die Schuld? China an sich kann ihn auch nicht so recht begeistern. Nachdem sich der Verein nach einem neuen Trainer umsieht, fühlt er sich wieder hintergangen und bringt gleich eine mögliche Rückkehr nach England ins Spiel, wirbt zeitgleich aber für eine Verpflichtung seines Freundes Drogba.
Anelka bei Chelsea
Nicolas, der Gallier
Seine Karriere mutet wie ein nicht eingehaltenes Versprechen voller Versprecher an. Ein Junge der in den Zaubertrank fiel, aber das Potenzial nicht völlig ausschöpfen konnte. Ein Missverständnis der Öffentlichkeit, die Erwartungen schürt denen nicht jeder entsprechen will. Er mag zweifelhafte Beratung erhalten haben, mangelhafte Medienarbeit, ein Überbleibsel der Zeit in der Spieler noch nicht ab dem 15ten Lebensjahr an Image und Kontakten arbeiteten. Er hatte unabstreitbare Qualitäten. Einen präzisen Schuss, starke Technik, eine sehr hohe Schnelligkeit mit und ohne Ball und den Torinstinkt. Ein Junge, der einfach Fußball spielen und Titel gewinnen will und mit dem Drumherum nichts am Hut hat, aber sich selbst jederzeit behaupten will und von sich und seiner Vorstellung überzeugt ist. Wie ein rebellierender Teenager kompromisslos in seinem Trotz vor Autoritäten. Dem sicheren Schutz eines "Ist mir egal!", das nur Jungen zwischen Bestimmtheit und Unsicherheit zum Reflex mutieren lassen können. Ein Rebell, der nie erwachsen geworden ist und gelernt hat, dass man in bestimmten Situationen auch einen diplomatischen Weg gehen und zurückstecken sollte. Respekt zu fordern ohne respektvoll zu sein mag als Teenager dazuzugehören, als 30jähriger ist es irritierend.
Doch trotz aller Negativschlagzeilen und Reibereien kommt man nicht umhin ihm durchaus Recht zu geben und seinen Aussagen Glauben zu schenken, hat er doch nie vor Konsequenzen zurückgeschreckt. Er hat immer betont sich niemals Gedanken über sein Image gemacht zu haben. Manche Profis hätten ihre Karriere auf der Freundschaft zu Sportjournalisten aufgebaut. Das sei niemals sein Ding gewesen. Der Erfolg gibt ihm teilweise Recht, doch das einzig legitime ist wohl, dass er sich aus seiner Sicht immer treu geblieben ist. Ein Wettkampf, den nicht jeder gewinnt, besonders in exponierten Lebensläufen wie dem eines Jahrhunderttalents. Friedenstauben hat er selten aufsteigen lassen, auch wenn seine mit der Zeit etablierte Jubelgeste an einen fliegenden Vogel erinnert. Was es mit den Händen vor seiner Brust auf sich hat, weiß man nicht. Das sei "eine Sache zwischen meinen Freunden und mir. Ich möchte nicht weiter darüber reden."
Die Frage nach rund 15 Jahren Profikarriere muss dennoch sein, wer am Ende des Tages am Tisch sitzt, wenn das ganze Dorf seinen Abschied feiert. Viele Leute aus dem Fußball-Business abseits ehemaliger Mitspieler werden es wohl nicht sein. Ihm wird es mal wieder egal sein. Beim Viertelfinale am Samstag wird er wohl nicht vor dem Fernseher sitzen.
Hier geht's zurück zu Teil 1
Die große Überfahrt
Auch bei Chelsea wird es nach der WM langsam ungemütlicher, befindet sich die Mannschaft doch in einem Verjüngungsprozess. Statt den Weg in die 2. Mannschaft anzutreten, wählt er China und vor allem den hochdotierten letzten Vertrag. Asterix ist an den Rand der Welt gekommen und hat Gurugurus entdeckt. Anelka entdeckt die chinesische Liga und den nächsten Trainer: Jean Tigana. Laut dem Figaro in Berufung auf chinesische Medien initiiert er in bester Knysna-Manier nach kurzer Zeit einen Bus-Streik und sorgt für die Ablösung Tiganas und übernimmt gleich seinen Posten. Anelka als Spieler-Trainer mutet skurril an. Wem wirft er was vor? Wem gibt er die Schuld? China an sich kann ihn auch nicht so recht begeistern. Nachdem sich der Verein nach einem neuen Trainer umsieht, fühlt er sich wieder hintergangen und bringt gleich eine mögliche Rückkehr nach England ins Spiel, wirbt zeitgleich aber für eine Verpflichtung seines Freundes Drogba.
Anelka bei Chelsea
Nicolas, der Gallier
Seine Karriere mutet wie ein nicht eingehaltenes Versprechen voller Versprecher an. Ein Junge der in den Zaubertrank fiel, aber das Potenzial nicht völlig ausschöpfen konnte. Ein Missverständnis der Öffentlichkeit, die Erwartungen schürt denen nicht jeder entsprechen will. Er mag zweifelhafte Beratung erhalten haben, mangelhafte Medienarbeit, ein Überbleibsel der Zeit in der Spieler noch nicht ab dem 15ten Lebensjahr an Image und Kontakten arbeiteten. Er hatte unabstreitbare Qualitäten. Einen präzisen Schuss, starke Technik, eine sehr hohe Schnelligkeit mit und ohne Ball und den Torinstinkt. Ein Junge, der einfach Fußball spielen und Titel gewinnen will und mit dem Drumherum nichts am Hut hat, aber sich selbst jederzeit behaupten will und von sich und seiner Vorstellung überzeugt ist. Wie ein rebellierender Teenager kompromisslos in seinem Trotz vor Autoritäten. Dem sicheren Schutz eines "Ist mir egal!", das nur Jungen zwischen Bestimmtheit und Unsicherheit zum Reflex mutieren lassen können. Ein Rebell, der nie erwachsen geworden ist und gelernt hat, dass man in bestimmten Situationen auch einen diplomatischen Weg gehen und zurückstecken sollte. Respekt zu fordern ohne respektvoll zu sein mag als Teenager dazuzugehören, als 30jähriger ist es irritierend.
Doch trotz aller Negativschlagzeilen und Reibereien kommt man nicht umhin ihm durchaus Recht zu geben und seinen Aussagen Glauben zu schenken, hat er doch nie vor Konsequenzen zurückgeschreckt. Er hat immer betont sich niemals Gedanken über sein Image gemacht zu haben. Manche Profis hätten ihre Karriere auf der Freundschaft zu Sportjournalisten aufgebaut. Das sei niemals sein Ding gewesen. Der Erfolg gibt ihm teilweise Recht, doch das einzig legitime ist wohl, dass er sich aus seiner Sicht immer treu geblieben ist. Ein Wettkampf, den nicht jeder gewinnt, besonders in exponierten Lebensläufen wie dem eines Jahrhunderttalents. Friedenstauben hat er selten aufsteigen lassen, auch wenn seine mit der Zeit etablierte Jubelgeste an einen fliegenden Vogel erinnert. Was es mit den Händen vor seiner Brust auf sich hat, weiß man nicht. Das sei "eine Sache zwischen meinen Freunden und mir. Ich möchte nicht weiter darüber reden."
Die Frage nach rund 15 Jahren Profikarriere muss dennoch sein, wer am Ende des Tages am Tisch sitzt, wenn das ganze Dorf seinen Abschied feiert. Viele Leute aus dem Fußball-Business abseits ehemaliger Mitspieler werden es wohl nicht sein. Ihm wird es mal wieder egal sein. Beim Viertelfinale am Samstag wird er wohl nicht vor dem Fernseher sitzen.
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Aufrufe: 3101 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 13 | Erstellt:21.06.2012
ø 9.8
KOMMENTARE
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26.06.2012 | 20:31 Uhr
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LeFab :
gut geschrieben. war nett zu lesen. ein wirklich "verrückter" fußballer.
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27.06.2012 | 10:21 Uhr
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B0B81 :
Interessant ist auch, dass Anelka nach einem gewissen Ibrahimovic der Spieler ist, für den in der Summe das meiste Geld bezahlt worden ist.Ibrahimovic:
148.100.000 €
Anelka:
134.060.000 €
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27.06.2012 | 14:15 Uhr
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Achilleus : Toller Blog
Schön mal wieder an diesen super Fussballer erinnert zu werden und Wahnsinn für wieviel Vereine Anelka gespielt hat.Er war unheimlich schnell und es gibt wohl kaum jemanden der in dieser Geschwindigkeit mit dem Ball am Fuß noch so gute Körpertäuschungen macht und dann immer eiskalt und trocken vollstreckt. Ein Torjäger ohne brotlose Kunst und immer brandgefährlich.
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