09.02.2008 um 22:12 Uhr
Noch mehr Probleme...
...aber das ist nicht die Lösung!
Der 1. FC Kaiserslautern entlässt Trainer Kjetil Rekdal. Dazu fällt mir Folgendes ein: AAARGH!
Nun habe ich vor ca. zwei Monaten schon einiges zum Thema geschrieben, was ich nicht noch einmal wiederholen will. Was die Sache so frustrierend macht: ich dachte, nach der Entscheidung vor der Winterpause pro Rekdal und contra Toppmöller wäre das Thema ausgestanden.
Betrachten wir die Sache doch einmal nüchtern: In der Hinrunde erzielte der FCK unterirdische Ergebnisse und spielte phasenweise katastrophal schlecht. Das ist unbestritten. Doch die spielerischen Fortschritte in den letzten Wochen und Monaten waren unübersehbar. Rekdal hat versucht, seine Mannschaft modernen Raumdeckungsfußball à la Mainz 05 spielen zu lassen. Das funktionierte anfangs unter anderem deshalb nicht so gut, weil er seinen Jungs die Grundlagen neu beibringen musste. Denn in der Vergangenheit haben weder Profi- noch Juniorenmannschaft des FCK eben diese Grundlagen erlernt. Diese Umstellung dauert ihre Zeit, war aber nötig. Denn wer kein Geld hat, um Top-Spieler zu kaufen, sollte dem Gegner zumindest taktisch überlegen oder mindestens ebenbürtig sein.
Schauen wir nur einmal auf die letzten zwei Spiele. Der FCK (auf einem Abstiegsplatz) musste zu Spitzenreiter Mönchengladbach und empfing mit 1860 München ein weiteres Spitzenteam. Jedem musste vorher klar sein, dass da wenig bis gar nicht zu holen sein würde. Und das kam dabei raus: Gegen Aufstiegsfavorit Gladbach war die Mannschaft mindestens ebenbürtig, erkämpfte sich mit toller Moral in Unterzahl noch einen Punkt. Gegen 60 dominierte der FCK die erste Hälfte, im zweiten Durchgang waren die Münchner besser. Auch hier waren die Lauterer ebenbürtig. Zwei Spiele gegen Topteams, zwei gute Leistungen.
Trotzdem wird der Trainer gefeuert. Dabei kann ein Trainer nicht anderes machen, als dafür zu sorgen, dass die Mannschaft gut spielt. Der Trainer ist völlig unschuldig, wenn der Torwart beim Herauslaufen am Ball vorbei säbelt oder ein Spieler einen Elfmeter vergeigt.
Und da kommen wir zum Problem bei der Sache: wer beurteilt die Arbeit des Trainers? Antwort: Viel zu oft geltungssüchtige Fußballenthusiasten, die den Unterschied zwischen Mann- und Raumdeckung nicht erkennen, wenn man sie mit der Nase darauf stößt. Die können Ergebnisse und Tabellen lesen, sonst aber nichts. Dabei läuft es so: erst leistet der Trainer gute Arbeit, dann spielt die Mannschaft guten Fußball und am Ende stimmen dann hoffentlich die Ergebnisse. Der FCK war auf dem richtigen Weg.
Wirklich himmelschreiend und unverzeihlich ist aber, dass man diesen Schritt zwei Spieltage nach der Winterpause vollzieht . Wenn es vor der Winterpause nur den geringsten Zweifel am Trainer gab, hätte man ihn sofort feuern müssen. So hat Rekdal die Wintervorbereitung gemacht, neue Spieler verpflichtet und muss nun gehen. Sein Nachfolger möchte vermutlich ein anderes System spielen und hätte die Winterpause zur Grundlagenarbeit dringend gebraucht. Vermutlich hätte er auch ganz andere Spieler holen wollen.
Zu diesem Zeitpunkt den Trainer feuern bedeutet: man versteht gar nicht, dass Trainer heutzutage mit unterschiedlichen Spielsystemen arbeiten, die man der Mannschaft erst vermitteln muss. Ein Trainerwechsel bedeutet eine Eingewöhnungszeit und die hat der FCK nicht mehr. Aber der Vorstand glaubt vermutlich ohnehin, ein Trainer mache nichts anderes als bei Training 5 gegen 2 spielen zu lassen und vor dem Spiel an den Kampfgeist der Jungs zu appellieren. So wie früher eben. Circa 1954.
Am Ende zahlt Rekdal den Preis für die Vorstandspannen der Vergangenheit und Gegenwart. Erst wurde das Geld verprasst, dann der Verein mit panischen Trainerwechseln in den Abgrund getrieben. Alles „zum Wohl des Vereins", versteht sich. Der FCK „zieht die Reißleine" und erreicht damit zwei Dinge: Der Vorstand demonstriert mangelndes Verständnis vom Fußball. Und der FCK ist dem Abstieg einen großen Schritt näher gekommen.
Bis bald,
Andreas
Der 1. FC Kaiserslautern entlässt Trainer Kjetil Rekdal. Dazu fällt mir Folgendes ein: AAARGH!
Nun habe ich vor ca. zwei Monaten schon einiges zum Thema geschrieben, was ich nicht noch einmal wiederholen will. Was die Sache so frustrierend macht: ich dachte, nach der Entscheidung vor der Winterpause pro Rekdal und contra Toppmöller wäre das Thema ausgestanden.
Betrachten wir die Sache doch einmal nüchtern: In der Hinrunde erzielte der FCK unterirdische Ergebnisse und spielte phasenweise katastrophal schlecht. Das ist unbestritten. Doch die spielerischen Fortschritte in den letzten Wochen und Monaten waren unübersehbar. Rekdal hat versucht, seine Mannschaft modernen Raumdeckungsfußball à la Mainz 05 spielen zu lassen. Das funktionierte anfangs unter anderem deshalb nicht so gut, weil er seinen Jungs die Grundlagen neu beibringen musste. Denn in der Vergangenheit haben weder Profi- noch Juniorenmannschaft des FCK eben diese Grundlagen erlernt. Diese Umstellung dauert ihre Zeit, war aber nötig. Denn wer kein Geld hat, um Top-Spieler zu kaufen, sollte dem Gegner zumindest taktisch überlegen oder mindestens ebenbürtig sein.
Schauen wir nur einmal auf die letzten zwei Spiele. Der FCK (auf einem Abstiegsplatz) musste zu Spitzenreiter Mönchengladbach und empfing mit 1860 München ein weiteres Spitzenteam. Jedem musste vorher klar sein, dass da wenig bis gar nicht zu holen sein würde. Und das kam dabei raus: Gegen Aufstiegsfavorit Gladbach war die Mannschaft mindestens ebenbürtig, erkämpfte sich mit toller Moral in Unterzahl noch einen Punkt. Gegen 60 dominierte der FCK die erste Hälfte, im zweiten Durchgang waren die Münchner besser. Auch hier waren die Lauterer ebenbürtig. Zwei Spiele gegen Topteams, zwei gute Leistungen.
Trotzdem wird der Trainer gefeuert. Dabei kann ein Trainer nicht anderes machen, als dafür zu sorgen, dass die Mannschaft gut spielt. Der Trainer ist völlig unschuldig, wenn der Torwart beim Herauslaufen am Ball vorbei säbelt oder ein Spieler einen Elfmeter vergeigt.
Und da kommen wir zum Problem bei der Sache: wer beurteilt die Arbeit des Trainers? Antwort: Viel zu oft geltungssüchtige Fußballenthusiasten, die den Unterschied zwischen Mann- und Raumdeckung nicht erkennen, wenn man sie mit der Nase darauf stößt. Die können Ergebnisse und Tabellen lesen, sonst aber nichts. Dabei läuft es so: erst leistet der Trainer gute Arbeit, dann spielt die Mannschaft guten Fußball und am Ende stimmen dann hoffentlich die Ergebnisse. Der FCK war auf dem richtigen Weg.
Wirklich himmelschreiend und unverzeihlich ist aber, dass man diesen Schritt zwei Spieltage nach der Winterpause vollzieht . Wenn es vor der Winterpause nur den geringsten Zweifel am Trainer gab, hätte man ihn sofort feuern müssen. So hat Rekdal die Wintervorbereitung gemacht, neue Spieler verpflichtet und muss nun gehen. Sein Nachfolger möchte vermutlich ein anderes System spielen und hätte die Winterpause zur Grundlagenarbeit dringend gebraucht. Vermutlich hätte er auch ganz andere Spieler holen wollen.
Zu diesem Zeitpunkt den Trainer feuern bedeutet: man versteht gar nicht, dass Trainer heutzutage mit unterschiedlichen Spielsystemen arbeiten, die man der Mannschaft erst vermitteln muss. Ein Trainerwechsel bedeutet eine Eingewöhnungszeit und die hat der FCK nicht mehr. Aber der Vorstand glaubt vermutlich ohnehin, ein Trainer mache nichts anderes als bei Training 5 gegen 2 spielen zu lassen und vor dem Spiel an den Kampfgeist der Jungs zu appellieren. So wie früher eben. Circa 1954.
Am Ende zahlt Rekdal den Preis für die Vorstandspannen der Vergangenheit und Gegenwart. Erst wurde das Geld verprasst, dann der Verein mit panischen Trainerwechseln in den Abgrund getrieben. Alles „zum Wohl des Vereins", versteht sich. Der FCK „zieht die Reißleine" und erreicht damit zwei Dinge: Der Vorstand demonstriert mangelndes Verständnis vom Fußball. Und der FCK ist dem Abstieg einen großen Schritt näher gekommen.
Bis bald,
Andreas
Aufrufe: 4070 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 8 | Erstellt:09.02.2008
ø 9.0
KOMMENTARE
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10.02.2008 | 11:46 Uhr
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MisterX : Panik?
ja, das hat meiner Meinung nach schon etwas Panik, was die Verantwortlichen da in der Pfalz zeigen. Nach nur zwei Spieltagen den Trainer zu feuern... Und wie du schon schreibst: es waren nicht irgendwelche Gegner zum Auftakt der Rückrunde, und dieses Auftaktprogramm war allen vorher schon bekannt. Dieses Handeln ist irgendwie bezeichnend für die ganze Situation in der die Lauterer wohl derzeit stecken...Chaos pur, oder?Wenn es denn nun zum Absturz aus Liga 2 kommt: Bin gespannt wie das finanziell aussehen wird! Was die Lizenz angeht muss man sich als Lautern-Fan wohl auch Sorgen machen...
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10.02.2008 | 12:47 Uhr
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Die Trainerentlassung kommt zum falschen Zeitpunkt, ja. Aber wenn eine Fußballmannschaft nach der Winterpause noch genau die selben hammerharten Fehler macht wie zuvor und der Trainer hat groß angekündigt, dass man diese in der Pause einstellen wird, dann hat er seine Aufgabe nicht erfüllt. Dazu kommen Fehleinkäufe ohne Ende, die der Trainer zumindest mitgetragen hat und in Sachen Hansen sogar alleine zu verantworten hat.
Seit Otto Rehagel weg ist wurden Fehler über Fehler gemacht. Anti-Trainer wie Breme oder Henke wurden geholt und gegangen. Doch sogar bei denen war ein wenig Handschrift zu erkennen. Bei Rekdal wurde es von Spiel zu Spiel schlechter. Die Spieler des FCK brauchen nun keinen Trainer mehr, sondern einen Psychologen.
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10.02.2008 | 13:53 Uhr
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AndreasRenner : Re: Südpfalzteufel
Hallo Teufel!
Meiner Meinung nach ist es eben nicht von Spiel zu Spiel schlechter geworden. Zuletzt ebenbürtig gegen zwei Aufstiegskandidaten, viel mehr kann man doch nicht verlangen. Dazu: ich finde, Rekdals Handschrift konnte man gerade langsam sehen. Und kein Trainer der Welt kann dafür sorgen, dass ein Fehler wie der von Sippel nicht passiert. Dass Schönheim den zweiten Elfer verschiesst ist ebenfalls nicht die Schuld des Trainers. Das ist neulich sogar Diego passiert.
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11.02.2008 | 14:03 Uhr
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AndreasRenner : Zusatz Montag:
Mittlerweile weiß man ja ein bißchen mehr über das Warum. Neben der Niederlage gegen 60 gab es wohl Differenzen zwischen dem neuen Teammanager Fritz Fuchs und Rekdal.
Fuchs bevorzugt im Mittelfeld eine Raute, Rekdal ließ eine flache vier spielen. Einen "Spielmacher" wollte Rekdal nicht haben. Fuchs nach der Entlassung: "Rekdals System bringt uns um. Wir mussten handeln." Dummerweise ist Rekdals System das Gleiche, das z.B. die deutsche Nationalmannschaft spielt. Und da läuft es ja ganz gut.
Außerdem wollte Fuchs in der Winterpause Ailton verpflichten, Rekdal lehnte ab. Verständlicherweise, denke ich.
Vorstandssprecher Bauckhage in der Presse: "Rekdal war beratungsresistent." Hoffen wir 'mal, dass Fußballexperte Bauckhage nicht beleidigt war, weil der Trainer seine Weisheiten nicht hören wollte. Aber vermutlich war es Fuchs, der sich beim Vorstand darüber beklagt hatte, dass der Trainer nicht auf ihn hört.
Und da haben wir wieder das ganze Problem des FCK: der Vorstand hat keine sportliche Vision und erst Recht keine Vorstellung davon, wie man eine solche Vision verwirklichen könnte. Da wird mitten in der Saison zwei Mal ein Sportchef/Teamchef verpflichtet, der die Fußballphilosophie des Trainers nicht teilt und gegen ihn arbeitet. Fröhlich in den Untergang hinein.
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11.02.2008 | 21:57 Uhr
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Homer82 : Wie wahr, wie wahr
Hallo Andreas,super Beitrag von dir und ich kann und muss dir leider in allem zustimmen :(
Die Inkompetenz des Vorstands ist kaum zu übersehen und der Trainer war in diesem Fall leider einmal mehr nur das Opfer.
Wenn ich den Weg mit einem anderen Trainer und einem anderen System gehe will, dann muss ich das vor der Winterpause machen. Nur so können die Änderungen zum Start greifen und der Trainer kann am Kader was umstricken.
Ich fand das Festhalten an Rekdal ein gutes Zeichen und hoffte auf Kontinuität, aber da wurde ich leider entäuscht. Den vor dir angesprochenen Trend haben viele gesehen, aber leider mal wieder nicht die Verantwortlichen. Macht Schönheim den Elfer rein, sprechen alle von der Wende und so ist plötzlich alles schlecht. Der Trainer hat diese "Fehler" nicht selbst gemacht, man kann ihm das späte Wechseln ankreiden, doch er hat auch keine Alternativen die sich aufdrängen. Ein Reinert spielte eine starke letzte Saison, doch nun schafft er es nicht sich aufzudrängen.
Ich hoffe und bete, dass wir im Abstiegskampf irgendwie überleben werden. Doch im Sommer müssen Köpfe im Vorstand rollen, sonst gehts entgültig den Bach runter.
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12.02.2008 | 18:36 Uhr
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mongo : Sportevolution
Der alte Fußballdino FCK geht seinem Ende entgegen , jeder der jetzt nicht unbedingt die FCK-Vereinsbrille auf hat konnte dies schon seit langem kommen sehen. Traditon ist ein Gut das pfleglich und mit Anstand behandelt werden muss, in Kaiserslautern aber wurde schon seit Atze Friederichs Zeiten nur Schindluder damit getrieben.Problemverschärfend kommt noch hinzu das es sich bei Kaiserslautern um eine Randzonengegend handelt die sich bisher vorwiegend im öffentlichen Erscheinungsbild über den FCK definierte.Hier gilt es eine Lücke , achwas einen Krater aufzufüllen wenn der FCK als Identifikationsidol ausfallen wird.Ich hoffe die Sportskameraden vom Rugbyclub Kaiserslautern nutzen die Gunst der Stunde und versuchen mit ihren bescheiden Mitteln für Kaiserslautern ein Alternative für die Stunde Null aufzuzeigen. Den sportdarwinistisch ist der FCK schon Tod nur wissen es die Verantwortlichen noch nicht!
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und noch was finde ich stark: am Samstag erst Premier League für Premiere, dann Rugby im DSF und schließlich in der Freizeit noch Bloggen bei SPOX - klasse und Hut ab vor der Einstellung zu deinem Beruf!