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18.02.2012 um 15:30 Uhr
Nur die Gegenwart zählt
Von Henning Klefisch

Bob WM: Kiriasis erkennt Chance zur Wiedergutmachung. Deutsche Piloten gelten als Favoriten

Als Hellseherin hat Sandra Kiriasis bisher nicht so wirklich viel getaugt. Eine Lehre konnte sie jedoch in den letzten zwölf Jahren aus dem Bobsport ziehen: „Die zwei kommenden Tage sind wichtig. Nach allem, was davor war, fragt dann keiner mehr," so erklärt die 37-Jährige mit funkelnden Augen. Die Saison ist bisher keinesfalls nach ihrem Geschmack gelaufen. Ob die Weltcup-Saison, die Entthronung nach neun Gesamtweltcup-Siegen in Folge. All die Negativerlebnisse möchte die gebürtige Sächsin abhaken. Ihr Anspruch bleibt trotz der bisher Sieglos-Serie, dass sie ihre Stärke auf der Bahn demonstrieren möchte. Zeigen, dass sie die Beste im Bob-Sport ist und auch bleiben wird. Die bisherige Saisonbilanz ist unter dem umgedrehten Slogan „immer dabei statt mittendrin" zu klassifizieren. Drei zweite, zwei Dritte Plätze, im Gesamtklassement Rang drei, dies waren ihre guten, aber keinesfalls überragenden Ergebnisse in der bisherigen Saison. Dementsprechend fällt auch ihr derzeitiges Fazit auf die bisherige Saison angesprochen aus: „Ich bin sicherlich nicht zufrieden mit dem Saisonverlauf, aber auch nicht unzufrieden." Aufgrund ihrer kleinen sportlichen Schwächen zuletzt musste sie auch den zehnten Gesamtsieg in Folge abhaken. Und das bereits nach der dritten Weltcup-Station in Altenberg.
Trotz allem bleibt Deutschland eine absolute Bob-Nation. Auch in diesem Jahr gehen die deutschen Starter als absolute Favoriten auf den Gesamtsieg in Lake Placid an den Start. Die Erwartungshaltung wird enorm hoch sein. Der Grund dafür könnte an der Vorjahresbilanz von zwei Siegen und zwei Silbermedaillen liegen. So erklärt Titelfavorit Langen seinen eigenen hohen Anspruch: „Jeder, der für Deutschland startet, muss die Möglichkeit haben, zu gewinnen." Jedoch wollte der mittlerweile 49-Jährige keine konkrete Erwartungshaltung abgeben: „Gold wollen wir doch sowieso immer." Zugleich schockt er die Konkurrenz: „Wir sind zu 120 Prozent vorbereitet." Die Erfolgsbilanz des Bob- und Schlittensportverbandes ist in dieser Saison ausgezeichnet. Bereits 14 Mal wurde die deutsche Fahne als Siegerfahne gehisst. Besonders Europameister Maximilian Arndt war für viele goldene Momente verantwortlich. Für Langen ist diese unglaubliche Erfolgsbilanz nicht alltäglich: „Es hat mich wirklich überrascht," gibt er zu. Langen hat bereits drei Saisonsiege, genauso wie der amtierende Vierer-Weltmeister Manuel Machata (Berchtesgarden). Nach teils überragenden Leistungen in dieser Saison gelten die beiden als große Favoriten auf der 1.455 Meter langen und extrem ruppigen Bahn. Der entscheidende Wendepunkt schien für Machata im Weltcup-Finale in Calgary gewesen zu sein. Dort konnte er sich mehr als eindrucksvoll mit einem Sieg (Vierer) und einem zweiten Platz (Zweier) in der Weltspitze zurückmelden. Sein Kumpel Langen bestätigt: „Jetzt ist er in Topform."
Auch der Nachwuchs lässt auf goldene Zeiten in den Rodeldisziplinen hoffen. So können die Ausfälle der beiden Weltklasseathleten Karl Angerer und Thomas Florschütz nicht ganz so schwer, da mit dem Junioren-Weltmeister Francesco Friedrich (Oberbärenburg) ein neuer Kandidat für die Weltspitze heranreift. Langen analysiert die Situation: „Manu hatte zu kämpfen in dieser Saison. Aber nun kann und will er alles, was er falsch gemacht hat, richtig machen."
Die Rekordfrau im internationalen Bobsport Sandra Kiriasis dagegen, versucht die gesamte Situation nicht mehr so verbissen zu sehen: „Es war klar, dass der Moment kommen wird, an dem ich nicht mehr jedes Rennen gewinne," so die 43-malige Weltcup-Siegerin. So könnte ihre elfte EM eine Riesen-Chance für sie wahren. Denn erfahrungsgemäß war die Bahn in Lake Placid für sie immer eine Bahn der Extreme. So konnte sie die letzten beiden Weltcup-Rennen gewinnen. Dies war im Dezember 2010. Trotzdem kann sie noch immer nicht hellsehen und hofft auf eine mögliche Überraschung. Was auch Langen tut, der mit seiner Bärenruhe alles auf sich zukommen lässt: „Ich lass mich überraschen. Das klappt immer."
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