12.03.2012 um 14:31 Uhr
Nuthin' but a ball thang I/III
Sie sind überall. In der Kabine, im Bus, beim Hotel-CheckIn – ständig sieht man die dicken Kopfhörer. Entweder lässig um den Hals oder auf den Ohren der Spieler. Ein Accessoire hat Einzug gehalten. Waren es vor ein paar Jahren noch normale Ohrstöpsel, so haben die Marketing-Abteilungen der Hersteller die Spieler als Testimonials endeckt. Besonders die auffälligen, meist weißen, „beats by Dr. Dre" scheinen bei den jungen Kickern beliebt. Und nicht selten sind es gerade HipHop-Beats wie die des Produzenten Dr. Dre, die den Takt zwischen Trainingseinheit und Spiel geben. Ein Streifzug durch das Europa des rappenden Kickers oder kickenden Rappers – mit dem „Godfather of Gangsta Rap" himself, aight!
„Ob Hacke, Kopf oder Reingeschlenzt, wir wollen Tore - (yeah) - denn wir sind Fans!" Zur WM 2006 wird anders analysiert in der ARD. Rapper assistieren Netzer und Delling. Nicht irgendwelche natürlich! Es ist ja öffentlich-rechtlich und damals gewinnt man noch keinen Integrationspreis ohne das Gewisse „Etwas" im Text. Die Münchner Band „Blumentopf" lässt zum immergleichen Beat die Spiele und das Drumherum Revue passieren und rappt die deutsche Mannschaft Richtung Titel. Seit 2006 wurden auch alle weiteren Großturniere mit Beats und Rhymes beschallt. Möglich gemacht hat es ein Freund des Band-Mitglieds Schu, der in der Chefetage des WDRs arbeitet. Nach der Feuertaufe bei der 1:4-Blamage gegen den späteren Weltmeister Italien sind die ARD-Granden von der Idee angetan. Die „RAPortagen" lösen Bon Jovi, Ricky Martin und Konsorten ab. Rap hält Einzug in Deutschlands Fußball-Mainstream und selbst Dr. Dre neben mir wippt mit. Er zieht die weißen Hörer vom Kopf: „Nice, man! But they sound a little too „white middle class"!" Willkommen in Europa, Dre!
RAPortagen WM 2010 (Quelle: ARD)
Dass Rap auch weniger spaßig und feingeistig sein kann, das weiß wohl mittlerweile jeder. Konnte man zur Jahrtausend-Wende noch ruhigen Gewissens Rap verteidigen, so gerät man mittlerweile doch in Erklärungsnöte, warum Rap als einzige Disziplin des HipHops so stark nachgelassen hat, ja eigentlich geradezu peinlich ist. Genauso fragwürdig sind dann auch viele Raps mit Fußball-Bezug. Besonders die Notwendigkeit der, von diversen Ultras-Gruppen gerne als Oden an die eigene Mannschaft, veröffentlichten Songs, ist oftmals nicht direkt erkenntlich. Viel Herzblut und wenig Können machen leider noch keinen Meister. Das weiß der Doktor aus LA und verzieht beim stöbern in Youtube sein Gesicht, und auch der nächste MC, der bisher noch keinen Meistertitel feiern durfte. Doch müsste ich tippen, ob im Rappen oder am Ball: Spontanes und blindes „All-In" für „Deutscher Fußballmeister".
Christian Pander kommt dennoch eine große Ehre zuteil. Ist er doch einer der wenigen, die es als Fußball-Profi geschafft haben. Aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit hat er jedoch genug Zeit, sein Hobby ein wenig zu verfeinern. Zumindest hat er genug Geld um sich das richtige Equipment zu besorgen. Ein wenig mehr Textarbeit hätte es in den Monaten aber auch sein dürfen. Herausgekommen ist ein Rap-Lied, dass soviel Flow besitzt wie Oli P., aber immer noch realer daherkommt als die deutschen „Gangster"-Rapper à la Bushido. Das Stück „Meine Story" erzählt etwas holprig von seinem Leben. Die Krönung ist natürlich sein Künstlername: „Funky Pee". Lothar Matthäus hätte das Fettnäpfchen nicht treffender anvisieren können. Für den Mut und das „Scheiß egal" gibt es ein „Respect, yo"! Für den Rest hätte ihm Dr. Dre wohl ein „stets bemüht" ins Rapzeugnis getagged, aber der lacht sich immer noch über den Namen schlapp.
Funky Pee
Dass es auch genau andersherum gehen kann, zeigt das Beispiel des Rostockers Marten Laciny aka Marteria aka Marsimoto. Als großes Talent spielte er in der Jugend bei Hansa Rostock und schaffte es sogar bis in den U17-Kader Deutschlands. Bevor es jedoch Richtung Profi-Karriere ging, wechselte er ins Model-Business. „Vielleicht der größte Fehler meines Lebens" wird er später mehrfach sagen. Fehlentscheidung also und zurück nach Rostock. Das mit dem Profi-Fußball ist dann auch schon vorbei, also Rückbesinnung auf sein Hobby: Rap. Herausgekommen ist eine Mischung aus Rap und Electro-Beats, ziemlich am Puls der Zeit. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Ich schau zu Dre rüber, doch der schaut nur komisch. Alter Ego? Sind wir Slim Shady? Kopfschütteln mit leichtem Bounce bei der Rap-Größe.
Marteria - Endboss
Während in Deutschland die Zahl der nachweislich am Ball und am Mic hochbegabten Rapper eher niedrig ausfällt, wagen wir den Blick in die Nachbarländer und zu einem Skandal aus dem letzten Jahr. Der Doc horcht auf. Für Rap-Skandale hat er mit der Einführung des Gangsta-Raps und seiner ehemaligen Combo „N.W.A.", den „Niggaz with Attitude" schließlich einen Namen. Der hochtalentierte Nikon Jevtic spielt nach einer Odyssee durch halb Europa schlussendlich beim wenig glamourösen SC Wiener Neustadt. Zuvor war der in London geborene Serbe bereits u.a. bei Austria Wien, Valencia und Schalke. Seiner Profi-Karriere am Ball hat er aber selber den Stecker gezogen, als er sich entschließt, seine Meinung in einem Rap-Lied kundzutun. Als „El Maestro" stößt ihm die Kritik der US-Talkmasterin Chelsea Handler übel auf. Dre weiß Bescheid und erklärt mir, dass er die Komikerin von den MTV Video Music Awards 2010 kennt. Sie habe als erste Frau nach 16 Jahren eben diese moderieren dürfen. Aha...
Hier zu Teil 2 von 3
„Ob Hacke, Kopf oder Reingeschlenzt, wir wollen Tore - (yeah) - denn wir sind Fans!" Zur WM 2006 wird anders analysiert in der ARD. Rapper assistieren Netzer und Delling. Nicht irgendwelche natürlich! Es ist ja öffentlich-rechtlich und damals gewinnt man noch keinen Integrationspreis ohne das Gewisse „Etwas" im Text. Die Münchner Band „Blumentopf" lässt zum immergleichen Beat die Spiele und das Drumherum Revue passieren und rappt die deutsche Mannschaft Richtung Titel. Seit 2006 wurden auch alle weiteren Großturniere mit Beats und Rhymes beschallt. Möglich gemacht hat es ein Freund des Band-Mitglieds Schu, der in der Chefetage des WDRs arbeitet. Nach der Feuertaufe bei der 1:4-Blamage gegen den späteren Weltmeister Italien sind die ARD-Granden von der Idee angetan. Die „RAPortagen" lösen Bon Jovi, Ricky Martin und Konsorten ab. Rap hält Einzug in Deutschlands Fußball-Mainstream und selbst Dr. Dre neben mir wippt mit. Er zieht die weißen Hörer vom Kopf: „Nice, man! But they sound a little too „white middle class"!" Willkommen in Europa, Dre!
RAPortagen WM 2010 (Quelle: ARD)
Dass Rap auch weniger spaßig und feingeistig sein kann, das weiß wohl mittlerweile jeder. Konnte man zur Jahrtausend-Wende noch ruhigen Gewissens Rap verteidigen, so gerät man mittlerweile doch in Erklärungsnöte, warum Rap als einzige Disziplin des HipHops so stark nachgelassen hat, ja eigentlich geradezu peinlich ist. Genauso fragwürdig sind dann auch viele Raps mit Fußball-Bezug. Besonders die Notwendigkeit der, von diversen Ultras-Gruppen gerne als Oden an die eigene Mannschaft, veröffentlichten Songs, ist oftmals nicht direkt erkenntlich. Viel Herzblut und wenig Können machen leider noch keinen Meister. Das weiß der Doktor aus LA und verzieht beim stöbern in Youtube sein Gesicht, und auch der nächste MC, der bisher noch keinen Meistertitel feiern durfte. Doch müsste ich tippen, ob im Rappen oder am Ball: Spontanes und blindes „All-In" für „Deutscher Fußballmeister".
Christian Pander kommt dennoch eine große Ehre zuteil. Ist er doch einer der wenigen, die es als Fußball-Profi geschafft haben. Aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit hat er jedoch genug Zeit, sein Hobby ein wenig zu verfeinern. Zumindest hat er genug Geld um sich das richtige Equipment zu besorgen. Ein wenig mehr Textarbeit hätte es in den Monaten aber auch sein dürfen. Herausgekommen ist ein Rap-Lied, dass soviel Flow besitzt wie Oli P., aber immer noch realer daherkommt als die deutschen „Gangster"-Rapper à la Bushido. Das Stück „Meine Story" erzählt etwas holprig von seinem Leben. Die Krönung ist natürlich sein Künstlername: „Funky Pee". Lothar Matthäus hätte das Fettnäpfchen nicht treffender anvisieren können. Für den Mut und das „Scheiß egal" gibt es ein „Respect, yo"! Für den Rest hätte ihm Dr. Dre wohl ein „stets bemüht" ins Rapzeugnis getagged, aber der lacht sich immer noch über den Namen schlapp.
Funky Pee
Dass es auch genau andersherum gehen kann, zeigt das Beispiel des Rostockers Marten Laciny aka Marteria aka Marsimoto. Als großes Talent spielte er in der Jugend bei Hansa Rostock und schaffte es sogar bis in den U17-Kader Deutschlands. Bevor es jedoch Richtung Profi-Karriere ging, wechselte er ins Model-Business. „Vielleicht der größte Fehler meines Lebens" wird er später mehrfach sagen. Fehlentscheidung also und zurück nach Rostock. Das mit dem Profi-Fußball ist dann auch schon vorbei, also Rückbesinnung auf sein Hobby: Rap. Herausgekommen ist eine Mischung aus Rap und Electro-Beats, ziemlich am Puls der Zeit. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Ich schau zu Dre rüber, doch der schaut nur komisch. Alter Ego? Sind wir Slim Shady? Kopfschütteln mit leichtem Bounce bei der Rap-Größe.
Marteria - Endboss
Während in Deutschland die Zahl der nachweislich am Ball und am Mic hochbegabten Rapper eher niedrig ausfällt, wagen wir den Blick in die Nachbarländer und zu einem Skandal aus dem letzten Jahr. Der Doc horcht auf. Für Rap-Skandale hat er mit der Einführung des Gangsta-Raps und seiner ehemaligen Combo „N.W.A.", den „Niggaz with Attitude" schließlich einen Namen. Der hochtalentierte Nikon Jevtic spielt nach einer Odyssee durch halb Europa schlussendlich beim wenig glamourösen SC Wiener Neustadt. Zuvor war der in London geborene Serbe bereits u.a. bei Austria Wien, Valencia und Schalke. Seiner Profi-Karriere am Ball hat er aber selber den Stecker gezogen, als er sich entschließt, seine Meinung in einem Rap-Lied kundzutun. Als „El Maestro" stößt ihm die Kritik der US-Talkmasterin Chelsea Handler übel auf. Dre weiß Bescheid und erklärt mir, dass er die Komikerin von den MTV Video Music Awards 2010 kennt. Sie habe als erste Frau nach 16 Jahren eben diese moderieren dürfen. Aha...
Hier zu Teil 2 von 3
Aufrufe: 5078 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 6 | Erstellt:12.03.2012
ø 8.5
KOMMENTARE
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14.03.2012 | 11:09 Uhr
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DONDO :
Scheiß GEMA!
4
14.03.2012 | 12:36 Uhr
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____________
Dann hör dir mal Vega an!
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14.03.2012 | 12:47 Uhr
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14.03.2012 | 17:39 Uhr
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14.03.2012 | 18:33 Uhr
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Wobei er dort nie wirklich gespielt hat, sondern im Trainingszentrum war und für diesen einen Einjahresvertrag erhalten hat, der ihm nicht sonderlich gefiel. Hinzu kam eine verschleppte Knieverletzung und bevor er durchstarten konnte, war er auch schon wieder daheim... Das ist auf jeden Fall mein Wissen!
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