20.01.2012 um 02:29 Uhr
Pablo y Andrés III/III
Cold Turkey
Andrés qualifiziert sich mit Kolumbien souverän für die WM 1994 und begeistert sogar Pélé, der behauptet Kolumbien sei sein Favorit auf den Titel. Getragen von der Euphorie und einem angeblichen Angebot von AC Mailand geht es in die Vorbereitung. In Kolumbien selbst bricht erneut das Chaos aus. Entführungen stehen an der Tagesordnung. Das kleine Kind des Verteidigers Luis Fernando Herrera wird entführt und freigekauft. Drohungen werden laut, der Druck wächst parallel zur Vorfreude. Die Erwartungen steigen an. Das erste Spiel soll die Richtung vorgeben. Gegen Rumänien startet man gut, verliert aber trotzdem mit 1:3. Am Abend wird erneut Herrera vom Trainer unterrichtet, dass sein Bruder in Medellín umgebracht wurde. Andrés überzeugt in zu bleiben und weiterzuspielen. Das entscheidende zweite Gruppenspiel gegen den Gastgeber USA steht an. Beim Team-Meeting teilt Trainer Maturana der Mannschaft mit, dass das gesamte Team Morddrohungen erhalten habe. In den Nachrichten wird berichtet, dass wenn Gabriel Jaime Gómez spielen würde, würden alle Spieler sterben. Der Trainer beugt sich dem Druck und verzichtet auf Gómez, der daraufhin entscheidet dieser seine Fußballkarriere definitiv zu beenden. „La mano negra" hat zugeschlagen und wird die Spieler nicht mehr loslassen. In der 35. Minute verlieren die Kolumbianer fahrlässig den Ball an der Mittellinie. Der Ball kommt zu Eric Wynalda, der Richtung Tort stürmt und den Ball hart in die Mitte spielt. Andrés rutscht dazwischen, rettet vor dem US-Stürmer und schießt doch sein zweites Tor im gelben Trikot. Auch hier bleibt zunächst ein Foto: Andrés mit dem Rücken auf dem Boden, der Ball auf dem Weg ins Tor und Keeper Óscar Córdoba auf dem falschen Fuß, wie er den Kopf in den Nacken wirft und wie getroffen in die Knie geht. Verewigte Verzweiflung! Andrés steht auf, kann die Situation nicht erfassen und ist allein auf der Welt. Und diese weiß, dass damit das Ausscheiden Kolumbiens besiegelt ist.
Wieder zurück in Medellín zieht er sich zurück, ist deprimiert. Er versteht nicht, wie ausgerechnet ihm ein Eigentor, laut Aussage seiner Verlobten das erste seiner Karriere, passieren konnte. Er schreibt eine Kolumne, die mit den Worten „La vida no termina aqui!" (Das Leben endet nicht hier!") endet und traurige Berühmtheit erlangen wird. Ein paar Tage später geht er mit Freunden feiern. Was am Ende mit Andrés passiert ist wie bei Pablo nicht ganz klar. Im Club wird er plötzlich angegangen und verhöhnt. Seine Freunde und er entschließen sich zu gehen, doch sie werden von den Provokateuren weiter verfolgt. Andrés wird als „Schwuchtel" beschimpft. Statt wegzufahren, fährt er zu den Fremden und fordert Respekt ein. Stattdessen bekommt er sechs Kugeln. Andere Quellen sprechen von 12.
Die Gerüchte fangen an. In der Sonderausgabe der Nachrichten wird berichtet, die Täter hätten bei jedem Schuss „Goal" geschrien. Eine Vermutung ist, dass es ein „gewöhnlicher", zufälliger Mord ist, wie es in dieser Nacht laut dem Journalisten Richard Sanders 39 andere in Medellín gab. Eine andere weitverbreitete bringt die Wettmafia und Rachemotive ins Spiel. Schließlich führen Augenzeugen-Berichte zu den Gallón-Brüdern. Beide sind Drogenhändler und nach Pablos Tod auf dem Vormarsch. Für Pablos rechte Hand, waren die Gallon-Brüder nur größenwahnsinnig und konnten keine Widerrede dulden. Andere behaupten, sie haben hohe Gelder verwettet. Andere sagen, wäre Pablo noch dort gewesen, wäre es nicht passiert. Ihr Chauffeur, Humberto Munoz Castro, gesteht, Andrés ermordet zu haben. Er wird zunächst zu 43 Jahren Gefängnis verurteilt. Eine Strafe, die später auf 26 Jahre reduziert wurde. Schlussendlich bleibt er 11 Jahre hinter Gittern. Es wird mal wieder von Korruption gesprochen. Andrés kriegt sein letztes Geleit von überlieferten 120.000 Menschen, die seinen Namen skandieren. Was bleibt ist eine Schwester und ein Vater, die drei Familienmitglieder verloren haben
Schillernde Figuren des kolumbianischen Fußballs wie Faustino Asprilla und René Higuita haben überlebt. Beide wurden mehrmals mit Kokain, bei ersterem sogar bis hin zum Handel, in Verbindung gebracht. Während das Land eine Art Bürgerkrieg austrug, verdienten sich die Fußballer eine goldene Nase und profitierten vom Chaos. Die Geschichte von Pablo und Andrés hat zwar das Land, aber nicht den Fußball in Kolumbien verändert. Viele Klubs stehen nach deren Tod zwar kurz vor dem Bankrott. Doch 2010 gerät der Hauptstadt-Verein Independiente Santa Fé ins Visier der Staatsanwaltschaft, gefolgt von weiteren Vereinen, die der Geldwäscherei der Drogenbosse dienen sollen. Kolumbien kämpft gegen die Vergangenheit und um einen guten Ruf. Doch leider sind Feinde von damals, die Feinde von heute. Es gibt auch genügend Gute. Nur heißen sie nicht Pablo und Andrés Escobar.
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Andrés qualifiziert sich mit Kolumbien souverän für die WM 1994 und begeistert sogar Pélé, der behauptet Kolumbien sei sein Favorit auf den Titel. Getragen von der Euphorie und einem angeblichen Angebot von AC Mailand geht es in die Vorbereitung. In Kolumbien selbst bricht erneut das Chaos aus. Entführungen stehen an der Tagesordnung. Das kleine Kind des Verteidigers Luis Fernando Herrera wird entführt und freigekauft. Drohungen werden laut, der Druck wächst parallel zur Vorfreude. Die Erwartungen steigen an. Das erste Spiel soll die Richtung vorgeben. Gegen Rumänien startet man gut, verliert aber trotzdem mit 1:3. Am Abend wird erneut Herrera vom Trainer unterrichtet, dass sein Bruder in Medellín umgebracht wurde. Andrés überzeugt in zu bleiben und weiterzuspielen. Das entscheidende zweite Gruppenspiel gegen den Gastgeber USA steht an. Beim Team-Meeting teilt Trainer Maturana der Mannschaft mit, dass das gesamte Team Morddrohungen erhalten habe. In den Nachrichten wird berichtet, dass wenn Gabriel Jaime Gómez spielen würde, würden alle Spieler sterben. Der Trainer beugt sich dem Druck und verzichtet auf Gómez, der daraufhin entscheidet dieser seine Fußballkarriere definitiv zu beenden. „La mano negra" hat zugeschlagen und wird die Spieler nicht mehr loslassen. In der 35. Minute verlieren die Kolumbianer fahrlässig den Ball an der Mittellinie. Der Ball kommt zu Eric Wynalda, der Richtung Tort stürmt und den Ball hart in die Mitte spielt. Andrés rutscht dazwischen, rettet vor dem US-Stürmer und schießt doch sein zweites Tor im gelben Trikot. Auch hier bleibt zunächst ein Foto: Andrés mit dem Rücken auf dem Boden, der Ball auf dem Weg ins Tor und Keeper Óscar Córdoba auf dem falschen Fuß, wie er den Kopf in den Nacken wirft und wie getroffen in die Knie geht. Verewigte Verzweiflung! Andrés steht auf, kann die Situation nicht erfassen und ist allein auf der Welt. Und diese weiß, dass damit das Ausscheiden Kolumbiens besiegelt ist.
Wieder zurück in Medellín zieht er sich zurück, ist deprimiert. Er versteht nicht, wie ausgerechnet ihm ein Eigentor, laut Aussage seiner Verlobten das erste seiner Karriere, passieren konnte. Er schreibt eine Kolumne, die mit den Worten „La vida no termina aqui!" (Das Leben endet nicht hier!") endet und traurige Berühmtheit erlangen wird. Ein paar Tage später geht er mit Freunden feiern. Was am Ende mit Andrés passiert ist wie bei Pablo nicht ganz klar. Im Club wird er plötzlich angegangen und verhöhnt. Seine Freunde und er entschließen sich zu gehen, doch sie werden von den Provokateuren weiter verfolgt. Andrés wird als „Schwuchtel" beschimpft. Statt wegzufahren, fährt er zu den Fremden und fordert Respekt ein. Stattdessen bekommt er sechs Kugeln. Andere Quellen sprechen von 12.
Die Gerüchte fangen an. In der Sonderausgabe der Nachrichten wird berichtet, die Täter hätten bei jedem Schuss „Goal" geschrien. Eine Vermutung ist, dass es ein „gewöhnlicher", zufälliger Mord ist, wie es in dieser Nacht laut dem Journalisten Richard Sanders 39 andere in Medellín gab. Eine andere weitverbreitete bringt die Wettmafia und Rachemotive ins Spiel. Schließlich führen Augenzeugen-Berichte zu den Gallón-Brüdern. Beide sind Drogenhändler und nach Pablos Tod auf dem Vormarsch. Für Pablos rechte Hand, waren die Gallon-Brüder nur größenwahnsinnig und konnten keine Widerrede dulden. Andere behaupten, sie haben hohe Gelder verwettet. Andere sagen, wäre Pablo noch dort gewesen, wäre es nicht passiert. Ihr Chauffeur, Humberto Munoz Castro, gesteht, Andrés ermordet zu haben. Er wird zunächst zu 43 Jahren Gefängnis verurteilt. Eine Strafe, die später auf 26 Jahre reduziert wurde. Schlussendlich bleibt er 11 Jahre hinter Gittern. Es wird mal wieder von Korruption gesprochen. Andrés kriegt sein letztes Geleit von überlieferten 120.000 Menschen, die seinen Namen skandieren. Was bleibt ist eine Schwester und ein Vater, die drei Familienmitglieder verloren haben
Schillernde Figuren des kolumbianischen Fußballs wie Faustino Asprilla und René Higuita haben überlebt. Beide wurden mehrmals mit Kokain, bei ersterem sogar bis hin zum Handel, in Verbindung gebracht. Während das Land eine Art Bürgerkrieg austrug, verdienten sich die Fußballer eine goldene Nase und profitierten vom Chaos. Die Geschichte von Pablo und Andrés hat zwar das Land, aber nicht den Fußball in Kolumbien verändert. Viele Klubs stehen nach deren Tod zwar kurz vor dem Bankrott. Doch 2010 gerät der Hauptstadt-Verein Independiente Santa Fé ins Visier der Staatsanwaltschaft, gefolgt von weiteren Vereinen, die der Geldwäscherei der Drogenbosse dienen sollen. Kolumbien kämpft gegen die Vergangenheit und um einen guten Ruf. Doch leider sind Feinde von damals, die Feinde von heute. Es gibt auch genügend Gute. Nur heißen sie nicht Pablo und Andrés Escobar.
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Aufrufe: 3666 | Kommentare: 16 | Bewertungen: 23 | Erstellt:20.01.2012
ø 9.6
KOMMENTARE
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02.02.2012 | 10:49 Uhr
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Betge :
Das ist ne 10 wie sie im Buche steht!Zwar nicht immer ganz flüssig aber inhaltlich und vom zeitlichen Ablauf her super!
Hab den Blog eigtl. wegen Pablo aufgerufen und mich gleichzeitig gefragt, was hat der Name Escobar mit Spox.com zu tun!
Vielen Dank, jetzt weiß ich es!
Gruß an den Dr. Sommer des Fußballs XD
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02.02.2012 | 15:25 Uhr
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Falark :
Erstmal: Ein wahnsinnig guter und umfangreicher Blog, auch sehr interessant, daher sind die 10 Punkte natürlich absolut klarAllerdings bin ich hin und wieder über nicht fertige Sätze etc. gestolpert, eben so Sachen die beim Schreiben eines langen Textes passieren...vielleicht das nächste Mal nochmal probelesen lassen bevor dus online stellst ;)
Aber natürlich nichtsdestotrotz grandios!
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02.02.2012 | 20:05 Uhr
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10 Punkte sind nicht genug :)