23.10.2008 um 13:18 Uhr
Pal und der Wein
Ich bin - auch wenn ich einige Jahre dort gelebt habe - nun wirklich kein ausgewiesener Herthafan. Habe versucht, mich in diesen Verein zu verlieben, um mit Mitmenschen diskutieren, leiden, hoffen und feiern zu können.
Entstanden ist: Nichts. Irgendwie wollte die Flamme nicht zünden. Der Verein, der eigentlich über ein Potenzial wie kaum ein anderer Club verfügt (allein wegen des Hauptstadt-Flairs) bekommt seit Jahren kein Gesicht. Spieler wie Alves, Daei und wie auch immer sie hießen, kamen und gingen und was blieb, war am Ende der Saison ein ratloses Gesicht von Dieter Hoeneß.
Kurze Zeit, da schien der hoffenheimeske Plan aufzugehen: Die Hertha spielte sich zum Ende des vergangenen Jahrtausends von der Zweiten Liga direkt bis in die Champions League. Doch was davon geblieben ist, ist vor allem eines: Grau. Dieser Punkt lässt sich an einem aktuellen Beispiel verdeutlichen: Hat schon irgendjemand mitbekommen, dass die Hertha derzeit auf Platz 4 ist...? Ich zumindest bis eben nicht.
Vielleicht liegt mein misslungener Verliebensversuch daran, dass der Verein zumindest aus meiner Sicht kein wirkliches Profil besitzt. Nach Preetz bzw. Marcelinho gab es keine wirkliche Identifikationsfigur, keinen Spieler, den die Fans vergöttern konnten. Niemanden, der die Massen ins Stadion zieht. Denn: Auch das ist Teil des Hertha-Problems: Es entwickelt sich kein zwölfter Mann. Das Stadion ist meist eher durchschnittlich gefüllt und die Stimmung eher mittelprächtig. Was jetzt wovon die Ursache ist und ob das Eine (fehlendes Gesicht) von dem Anderen (fehlende Stimmung) abhängt oder andersherum, bleibt eine andere Frage.
Zahlreiche Glamourisierungsversuche hat es gegeben - und mich hätte es nicht gewundert, wenn man in diesem Zuge Ailton verpflichtet hätte - eine stete Konstante hat dabei seit 1997 (!) Pal Dardai dargestellt. Ein Spieler, der so glamourös ist wie Oka Nikolov und der dennoch eine wichtige Komponente in der Beziehung Fans vs. Hertha darstellt. Ein unscheinbar wirkender Spieler, der so oft abgeschrieben war und sich immer wieder auf den Spielbögen wiedergefunden hat. Ein Mann, der gerne von vermeintlichen Bayernofferten spricht, aber dem man das nicht übel nehmen kann, weil er vor allem eines verkörpert: Authentizität.
Nun hat eben dieser Pal Dardai der Berliner Zeitung "Tagesspiegel" ein bemerkenswertes Interview gegeben. Er spricht da von zu hohen Ticketpreisen, von antreibenden Zuschauermassen als Motivationsquelle und einem Geheimrezept für gute Leistungen: Ungarischem Rotwein.
Dardais Ansichten sind erfrischend in einer Zeit, in der darüber diskutiert wird, ob verdiente Nationalspieler auf die Bank dürfen, ob Jungstars auf der Tribüne versauern oder ob die Welt eine Scheibe ist. Seine Ausführungen zeugen nämlich vor allem von einer Sache: Einer gesunden Einstellung gegenüber seinem Beruf, die nicht von Verbissenheit geprägt ist, sondern von Eifer und ausgewogener Selbsteinschätzung.
Und ich gehe jede Wette ein: Auch in der nächsten Saison heißt der Mittelfeldmotor von Hertha BSC Pal Dardai. Egal, ob die Neuzugänge Deco oder Makalele heißen.
Entstanden ist: Nichts. Irgendwie wollte die Flamme nicht zünden. Der Verein, der eigentlich über ein Potenzial wie kaum ein anderer Club verfügt (allein wegen des Hauptstadt-Flairs) bekommt seit Jahren kein Gesicht. Spieler wie Alves, Daei und wie auch immer sie hießen, kamen und gingen und was blieb, war am Ende der Saison ein ratloses Gesicht von Dieter Hoeneß.
Kurze Zeit, da schien der hoffenheimeske Plan aufzugehen: Die Hertha spielte sich zum Ende des vergangenen Jahrtausends von der Zweiten Liga direkt bis in die Champions League. Doch was davon geblieben ist, ist vor allem eines: Grau. Dieser Punkt lässt sich an einem aktuellen Beispiel verdeutlichen: Hat schon irgendjemand mitbekommen, dass die Hertha derzeit auf Platz 4 ist...? Ich zumindest bis eben nicht.
Vielleicht liegt mein misslungener Verliebensversuch daran, dass der Verein zumindest aus meiner Sicht kein wirkliches Profil besitzt. Nach Preetz bzw. Marcelinho gab es keine wirkliche Identifikationsfigur, keinen Spieler, den die Fans vergöttern konnten. Niemanden, der die Massen ins Stadion zieht. Denn: Auch das ist Teil des Hertha-Problems: Es entwickelt sich kein zwölfter Mann. Das Stadion ist meist eher durchschnittlich gefüllt und die Stimmung eher mittelprächtig. Was jetzt wovon die Ursache ist und ob das Eine (fehlendes Gesicht) von dem Anderen (fehlende Stimmung) abhängt oder andersherum, bleibt eine andere Frage.
Zahlreiche Glamourisierungsversuche hat es gegeben - und mich hätte es nicht gewundert, wenn man in diesem Zuge Ailton verpflichtet hätte - eine stete Konstante hat dabei seit 1997 (!) Pal Dardai dargestellt. Ein Spieler, der so glamourös ist wie Oka Nikolov und der dennoch eine wichtige Komponente in der Beziehung Fans vs. Hertha darstellt. Ein unscheinbar wirkender Spieler, der so oft abgeschrieben war und sich immer wieder auf den Spielbögen wiedergefunden hat. Ein Mann, der gerne von vermeintlichen Bayernofferten spricht, aber dem man das nicht übel nehmen kann, weil er vor allem eines verkörpert: Authentizität.
Nun hat eben dieser Pal Dardai der Berliner Zeitung "Tagesspiegel" ein bemerkenswertes Interview gegeben. Er spricht da von zu hohen Ticketpreisen, von antreibenden Zuschauermassen als Motivationsquelle und einem Geheimrezept für gute Leistungen: Ungarischem Rotwein.
Dardais Ansichten sind erfrischend in einer Zeit, in der darüber diskutiert wird, ob verdiente Nationalspieler auf die Bank dürfen, ob Jungstars auf der Tribüne versauern oder ob die Welt eine Scheibe ist. Seine Ausführungen zeugen nämlich vor allem von einer Sache: Einer gesunden Einstellung gegenüber seinem Beruf, die nicht von Verbissenheit geprägt ist, sondern von Eifer und ausgewogener Selbsteinschätzung.
Und ich gehe jede Wette ein: Auch in der nächsten Saison heißt der Mittelfeldmotor von Hertha BSC Pal Dardai. Egal, ob die Neuzugänge Deco oder Makalele heißen.
Aufrufe: 1271 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 5 | Erstellt:23.10.2008
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KOMMENTARE
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23.10.2008 | 17:34 Uhr
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midget :
Ich verstehe nur nicht ganz warum die Hertha, diese graue Maus,so eine exzellente Jugendabteilung hat, aus der jedes Jahr Juwelen hervorgehen; Hoeness die aber alle verscherbelt.Was Dejarga in Wolfsburg macht ist doch stark.
Stattdessen kauft der Dieter dann ein paar Brasilianer, die nur Ärger machen.
@Donluka
Ich lebe als gebürtiger Kölner nun auch schon 8 Jahre in der Hauptstadt, man könnte einen eigenen Blog über die Beziehung Hertha und ihre Einwohner verfassen.
Ich stimme dir in allem zu, wenn es schon für einen Berliner schwer ist mit der Hertha klar zu kommen, wie soll es dann einem Kölner gehen.
Ohne den Vereinen nahetreten zu wollen, aber Mannschaft wie Hertha, Wolfsburg, Hannover guck ich mir nicht gerne an.
Ich kann gar nicht wirklich erklären wodran das liegt, es fehlt der Kick irgendwie.
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24.10.2008 | 03:12 Uhr
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Bratseth : Hertha, schneller, weiter!
Klasse Blog zum wohl grausten aller grauen Vereine.Und richtig, auch mir ist bis heute nicht bewusst gewesen, dass die Hertha aktuell knapp unter einem CL-Platz in der Tabelle rangiert.
Aber was mir auch beim UEFA-Cup-Spiel gg. Lissabon aufgefallen ist: Panthelic hat die Hertha bei den Eiern. Aber sowas von...
Deine Ode an den Pal ist hochverdient. Ein echter Dinosaurier unter den Profispielern der aktuellen Generation.
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24.10.2008 | 18:04 Uhr
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Josh9 :
Um Hertha-Fan zu sein muss man eben richtiger Berliner sein.Hier gibts einfach in den letzten Jahren immer immer mehr zugereiste Yuppies
die sich hier so nen HauptstadtFlair aneignen wollen.
Tut mir leid aber deinen Aufführungen nach, würde ich sagen, du warst noch nie (oder auf jeden Fall in der letzten Zeit nicht)
im Olympiastadion.
Und dass Vereine gerade von unten nach oben und wieder zurück rutschen liegt eben an der Tabellensituation und
nicht an der angeblich grauen Maus Hertha
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24.10.2008 | 23:12 Uhr
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midget : Überschriftjavascr ipt://
Also den Großteil der Berliner die ich kenne sind Werder-, HSV-, Bayern-Fans -oder gar nicht Fußball interessiert. Seit der O2 World laufen die Eisbären der Hertha ja fast den Rang ab
Und es ist auch Tatsache das die Stimmung nicht toll ist, das kann allerdings am Olympiastadion liegen, Hertha führt ja nicht umsonst die Diskussion über den Standort eines neuen, reinen Fußballstadions. Wowereit hat aber schon abgewunken.
Das machen sie ja nicht weil das Stadion Old Trafford stimmungstechnisch gleicht.
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25.10.2008 | 00:43 Uhr
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donluka : @Josh9
Ich war knapp acht Jahre lang (bis 2006) relativ regelmäßig im Olympiastadion. Darauf fußt meine Beschreibung. Es kann aber sein, dass man Berliner sein muss, um Herthafan zu werden. Das wäre allerdings für den Club eher sehr schade und ein Grund, über die Außenwirkung nachzudenken.Möchte ja auch tatsächlich dem Verein oder den Fans nicht zu nahe treten, ich denke, das habe ich mit dem Blog versucht, deutlich zu machen, Schließlich habe ich echt versucht, aus der Hertha neben meiner Liebe, dem FC, aus der Hertha zumindest eine Affäre zu machen. Würde mir durchaus wünschen, dass der Club es schafft, sich langfristig erfolgreich zu positionieren und an Profil zu gewinnen,
Es gibt nämlich definitiv unangenehmere Vereine.
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25.10.2008 | 14:05 Uhr
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Josh9 :
Ich gebe dir da auf jeden Fall Recht.Für einen Nicht-Berliner oder zugezogenen (von denen gibt es zur Zeit unglaublich viele) gibt es wirklich keinen Grund Hertha Fan zu werden
Es gibt keinen Glemour, keine großen Transfers, keine großen Erfolge. Und die letzten Jahre waren fussballerisch auch nicht gerade prickelnd, das gebe ich zu.
Das ursachte auch in der finanziellen Schieflage aus der wir so langsam wieder rauskommen.
Das was du als Profil bezeichnest ist doch einfach nur Erfolg.
Der Erfolg, und damit auch fussballerische Klasse, lockt mehr Leute ins Stadion.
Das geht eben nicht so einfach, wie sich das auch so manche in Berlin denken, aber ich denke wir kommen langsam wieder in die Gänge.
Mich nervt nur dieses Gerede von grauer Maus,scheiss Stimmung, keine Zuschauer und hässlicher Betonschüssel.
Der Kommentator beim UEFA-CupSpiel hat ja von nichts anderem geredet.
Das erzählen welche, die Hertha nur aus dem TV-UEFACup kennen. Was hier grau ist, ist der UEFA-Cup.
Selbst Benfica stellt sich nur hinten rein und wirkt sehr unmotiviert, deshalb hat da auch keiner mehr Bock drauf.
Wir haben einen Zuschauerdurchschnitt von ca.35.000
und den hatten wir auch in der 2.Liga.
Ich geh da jetzt schon seit 1989 hin, und das war schon immer so. Das Stadion ist einfach zu groß und deshalb sieht das dann immer etwas verlassen aus, wenn da mal nur 20.000 kommen.
Und die Stimmung ist auf jeden Fall besser als die ausverkaufte Allianz-Arena, bei der nur Leute mal aufstehen wenns ein 6:0 gibt.
Das mit Dardai hast du aber gut dargestellt und genau wie der ist eben Hertha
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Und das man Herthas Entwicklung national kaum beachtet oder eher belächelt finde ich als Hertha-Fan ganz gut!! So kann man ihn Ruhe und ohne viel Druck etwas aufbauen!
Ist ja auch logisch, da bisher primär die Defensivarbeit und Laufarbeit (die Basis für ein erfolgreiches Team) verbessert wurde und keine bekannten Namen eingekauft werden (ausser die Voro auleihe)...Favre lässt grüssen!