26.10.2010 um 18:45 Uhr
Paul - ein Nachruf
Heute vormittag erreichte die Fußballwelt eine sehr bedrückende Nachricht.
Paul der Krake ist tot.
Der wohl erfolgreichste Tipper der jüngeren WM-Geschichte machte schon früh auf sich aufmerksam, als er es schaffte, im atlantischen Ozean geboren zu werden. Genauer gesagt am 26. Januar 2008.
An diesem Tag wurde er auch auf seinen Namen "Paul" getauft und das ewige Rätsel, ob es der oder die Krake heißt war endlich gelöst.
Doch trotz dieser bahnbrechenden Entwicklung sollte zu dieser Zeit die Welt noch nicht erkannt haben, welch außergewöhliches Tier da seine Tentakel ausgestreckt hatte.
Doch schon kurz darauf wurde klar, dass es sich bei Paul nicht um einen normalen Kraken handeln konnte.
So traf er im zarten Alter von nur 3 Monaten eine Entscheidung, die im Nachhinein als prophetisch anzusehen ist.
Als wohl erster und bisher einziger gebürtiger Engländer verließ er aufgrund der nationalmannschaftstechnischen, fußballerischen Magerkost sein Geburtsland und schloß sich der jungen und aufstrebenden Mannschaft von Joachim Löw an.
Dies Entscheidung brachte ihm den unrühmlichen Ruf des ersten Erfolgsfans der Tierwelt ein.
Im Alter von 6 Monaten zeigte er seine außergewöhnliche Begabung, als er bei der Europameisterschaft 2008 nahezu alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft richtig vorhersagte.
Lediglich der große Wurf ins Finale ist ihm nicht gelungen, da die deutsche Mannschaft von Paul unerwartet gegen den späteren Titelträger Spanien ausschied.
Seine Bassingenossen nannten ihn fortan den "Vizekraken"
Aufgrund dieses Rückschlages entschied sich Paul, der schnellebigen Fußballwelt den Rücken bzw. den Hinterkopf zuzukehren und fortan das zu tun, was ein Kraken in einem Aquarium eben so macht. Nichts.
Doch nach 2 Jahren des süßen Nichtstuns warf das nächste Großereignis seine Schatten voraus, die Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika.
Man streitet bis heute, ob es chronischer Futtermangel war oder seine englischen Gene, auf jeden Fall ließ Paul kurz vor Beginn der WM seine alten Tipp-Boxen entstauben und meldete sich zurück im Geschäft.
Eine Entscheidung, die seinen großen Durchbruch auf der internationalen Bühne bedeuten sollte.
Denn zu diesem Turnier zeigte sich der Tintenfisch in hevorragender Verfassung und schaffte das, wofür ihn viele Leute, die tagtäglich in Wettbüros und sonstige Glücksritter beneideten.
Er kam ins Fernsehen.
Kamerateams aus aller Welt von de Telegraaf bis hin zur New York Times reisten zu Paul Heimatadresse in Oberhausen um dem Tier beim regelmäßigen Verzehr von Muschelfleisch beizuwohnen.
Genau Acht mal in Folge wählte Paul die Box mit der richtigen Flagge aus, was ihm ganz nebenbei die längste Glückssträhne aller Zeiten im Tierreich sowie eine einseitige Ernährung bescherte.
Doch der plötzliche Erfolg zog auch viele Neider und Missgünstlinge an.
So drohten Argentinische Medien, sie würden Paul verspeisen und die holländische Presse führte sogar einen perfiden Doppelgänger ins Feld um ihre Chancen auf den WM-Titel zu steigern.
Aber all diese Störmanöver konnten den alten Fuchs im Geschäft nicht irritieren und so blieb er bis zum Finale seiner Linie treu und schloss das Turnier ohne einen einzigen Fehlgriff ab.
Paul hatte es geschafft.
Er hatte seine eigene Vergangenheit besiegt und war nun dort, wo er hingehörte.
Auf dem Olymp der Sportwetten.
Nun zeigte sich, dass Paul in den zwei Jahren der Ruhe nicht untätig gewesen ist und die Zeit dazu genutzt hatte, die Tücken und Chancen der internationalen Vermarktung zu begreifen.
So gab es pünktlich zum Abpfiff der Weltmeisterschaft schon die ersten Plüsch-Pauls, werbewirksam in Szene gesetzt von Andres Iniesta (man munkelt, ein lukrativer Sponsorenvertrag sei in Bearbeitung gewesen).
Als krönenden Abschluss tat Paul letzten Endes noch das, was nahezu jeder auch nur halbwegs talentfreie Bürger heutzutage macht, er nahm eine Platte auf.
Aufgrund der unter Wasser naturgemäß eher schwierigen Akustik geriet der Song allerdings etwas zu experimentell für den breiten Massengeschmack.
Leider waren jedoch nicht alle so begeistert von den Fähigkeiten des Tintenfischs.
So wurde er in seinem Geburtsland England des öfteren verunglimpft und sogar bedroht, als er den deutschen Sieg gegen das Mutterland des Fußballs richtig vorhersagte.
Nichtsdestotrotz war Paul nun endlich in der Lage, sich zurückzuziehen und dem gewerbsmäßigen Wetten ein für alle Mal den Rücken zu kehren.
Über seine neuengerichtete Pressestelle ließ er verlauten, er werde von nun an nur noch ab und zu ein paar Spiele vorhersagen, aber keinesfalls mehr tiefer ins Business einsteigen.
Er habe alles erreicht, was man in einem Krakenleben erreichen konnte und würde nun anderen Tierorakeln wie Papageien, Stinktieren und Warzenschweinen die Möglichkeit geben, sich zu entfalten.
Aber es ist klar, dass mit Paul der Beste den es gab, gibt und geben wird abgetreten ist.
Eine lange und abwechslungsreiche Karriere im internationalen Glücksspielbusiness war zu Ende.
Zum seinem Abschied bekam er das überreicht, um was ihn ganz England und Michael Ballack bis heute beneiden
Einen WM-Pokal.
Paul starb heute vormittag, als er sich an Muschelfleisch aus der Mainz 05-Box überfressen hatte.
Wir werden ihn sehr vermissen.
Egal ob man das alles für eine Spinnerei hält oder es einfach nur lustig findet, die Geschichte von Paul ist eine Geschichte, wie sie nur der Fußball schreiben kann und die diesen Sport so verrückt und einzigartig machen.
Danke Paul!
Machs gut, und allzeit eine gut gefüllte Futterbox!
Aufrufe: 5505 | Kommentare: 32 | Bewertungen: 22 | Erstellt:26.10.2010
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KOMMENTARE
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29.10.2010 | 11:56 Uhr
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Hat während der WM auf wunderbare Weise für Gesprächsstoff gesorgt und die meistens (mangels Alternativen) lahmen Vorberichte etwas aufgepeppt.
Nur glaube ich nicht, daß er sich an Mainz-Muscheln überfressen hat - denke eher, er ist an Magelernährung seitens VfB-Meeresegetier verendet
Gruß ins "Ausland"
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