02.12.2008 um 14:46 Uhr
Pro Fliegender Wechsel
Man kennt das ja: Alle Jubeljahre gibt es eine neue Debatte um Regeländerungen im Fußballsport. Verringerung der Spielzahl, Vergrößerung der Tormaße, Einführung des Videobeweises. Zahlreiche Anregungen sind in den letzten Jahrzehnten gemacht worden, ohne dass sie Eingang in das Regelwerk gefunden hätten. Und so sind die Regeldiskussionen zumeist genauso ermüdend wie fruchtlos, verlaufen sie nach aller Erfahrung doch eh recht schnell im Sande. Das mag an einer eher konservativen Haltung der Entscheidungsträger liegen, kann aber auch mit dem allgegenwärtigen Totschlagargument zusammenhängen: Macht das herrlich simple Fußballspiel nicht unnötig kompliziert.
Richtg ist: Die Regeln müssen so einfach gehalten werden, dass sie auch der eher schlicht gestrickte Fußballfan problemlos nachvollziehen kann. Das darf aber andererseits eben nicht bedeuten, jedwede Reformbemühung gleich im Keim ersticken zu wollen. Denn das Beispiel der 1992 eingeführten Rückpassregel zeigt, dass Neuerungen das Spiel attraktiver machen und somit durchaus sinnvoll sein können.
In diesem Sinne wäre es wünschenswert, der von Hoffenheims Sportdirektor Bernhard Peters vorgeschlagenen Umgestaltung des Auswechselsystems mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Peters plädiert dafür, dass herkömmliche Model durch einen Fliegenden Wechsel zu ersetzen. Im Klartext: Spieler können beliebig, also ohne zahlenmäßige Restriktionen, ein- und ausgewechselt werden; auch ausgewechselte Spieler können wieder zurück aufs Feld.
Auf den ersten Blick mag diese Idee befremden. Schließlich assoziiert man den Fliegenden Wechsel eher mit Sportarten wie Eishockey oder Basketball. Zum Fußballsport, in dem der Spielerwechsel mit seiner ausgefeilten Dramaturgie fast einem kleinen Ritual gleichkommt, scheint dieses Prinzip nicht so recht zu passen. Man kann es aber genau anders herum betrachten: Der Verzicht auf einen Fliegenden Wechsel macht den Fußball insoweit zu einem Fremdkörper unter den Mannschaftssportarten. Wieso sollte dieses altbewährte Prinzip also nicht auch im Fußball greifen?
Und in der Tat gibt es plausible Argumente für den Fliegenden Wechsel, auch und gerade bei der beliebtesten Ballsportart der Welt. Die Attraktivität des Spiels dürfte sich eher noch steigern, eröffnet das kontinuierliche Wechseln doch ganz neue taktische Möglichkeiten. Spieler könnten gezielt für bestimmte Spielsituationen eingewechselt werden, um nach deren Abschluss das Feld fürs Erste wieder zu verlassen. Man denke dabei an einen auf Elfmeter geschulten Torhüter oder an den vielzitierten Freistoßspezialisten. Mehmet Scholl könnte seine Karriere wieder aufnehmen, gäbe man Klinsmann die Chance, den König der Standardsituationen gezielt für einen Freistoß in aussichtsreicher Position aufs Feld zu bringen.
Die Einführung eines Fliegenden Wechsels würde auch dazu führen, dass mehr als nur 14 Kicker in einer Partie Spielpraxis sammeln können. Dies würde der angesichts immer aufgeblähterer Kader wachsenden Unzufriedenheit unter den Spielern entgegenwirken. Felix Magath, dessen Kadergröße er wohl selbst kaum mehr überschauen kann, dürfte sich glücklich schätzen. Auch junge Spieler, wie ein Toni Kroos, die bis dato immer darauf hoffen müssen, zu den drei Auserwählten zu gehören, kämen auf mehr Einsätze.
Schließlich dürfte ein Fliegender Wechsel auch das Tempo fördern. Ist es derzeit so, dass Spielerwechsel oftmals genutzt werden, um die eine oder andere Minute herauszuholen, würde das Spiel bei einem Fliegenden Wechsel nicht mehr unterbrochen werden. Hierin liegt möglicherweise auch eine Crux des Vorschlags. Denn auch ein Fliegender Wechsel muss kontrolliert werden, schließlich soll eine Mannschaft eben trotz aller Wechseleien letztlich nur mit elf Spielern auf dem Platz agieren. In der Bundesliga, in der stets ein Vierter Offizieller zur Stelle ist, sollte dies aber das geringste Problem darstellen.
Insgesamt zeigen diese Überlegungen, dass ein Fliegender Wechsel dem Fußball eine neue, interessante Facette geben könnte. Ob es bei den betulichen Hütern des Regelwerks wirklich zu einem Umdenken kommt, darf man bezweifeln. Aber lohnenswert ist es allemal, ernsthaft über diesen Reformversuch nachzudenken. Es wäre schade, wenn auch er im Sande verlaufen sollte…
Richtg ist: Die Regeln müssen so einfach gehalten werden, dass sie auch der eher schlicht gestrickte Fußballfan problemlos nachvollziehen kann. Das darf aber andererseits eben nicht bedeuten, jedwede Reformbemühung gleich im Keim ersticken zu wollen. Denn das Beispiel der 1992 eingeführten Rückpassregel zeigt, dass Neuerungen das Spiel attraktiver machen und somit durchaus sinnvoll sein können.
In diesem Sinne wäre es wünschenswert, der von Hoffenheims Sportdirektor Bernhard Peters vorgeschlagenen Umgestaltung des Auswechselsystems mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Peters plädiert dafür, dass herkömmliche Model durch einen Fliegenden Wechsel zu ersetzen. Im Klartext: Spieler können beliebig, also ohne zahlenmäßige Restriktionen, ein- und ausgewechselt werden; auch ausgewechselte Spieler können wieder zurück aufs Feld.
Auf den ersten Blick mag diese Idee befremden. Schließlich assoziiert man den Fliegenden Wechsel eher mit Sportarten wie Eishockey oder Basketball. Zum Fußballsport, in dem der Spielerwechsel mit seiner ausgefeilten Dramaturgie fast einem kleinen Ritual gleichkommt, scheint dieses Prinzip nicht so recht zu passen. Man kann es aber genau anders herum betrachten: Der Verzicht auf einen Fliegenden Wechsel macht den Fußball insoweit zu einem Fremdkörper unter den Mannschaftssportarten. Wieso sollte dieses altbewährte Prinzip also nicht auch im Fußball greifen?
Und in der Tat gibt es plausible Argumente für den Fliegenden Wechsel, auch und gerade bei der beliebtesten Ballsportart der Welt. Die Attraktivität des Spiels dürfte sich eher noch steigern, eröffnet das kontinuierliche Wechseln doch ganz neue taktische Möglichkeiten. Spieler könnten gezielt für bestimmte Spielsituationen eingewechselt werden, um nach deren Abschluss das Feld fürs Erste wieder zu verlassen. Man denke dabei an einen auf Elfmeter geschulten Torhüter oder an den vielzitierten Freistoßspezialisten. Mehmet Scholl könnte seine Karriere wieder aufnehmen, gäbe man Klinsmann die Chance, den König der Standardsituationen gezielt für einen Freistoß in aussichtsreicher Position aufs Feld zu bringen.
Die Einführung eines Fliegenden Wechsels würde auch dazu führen, dass mehr als nur 14 Kicker in einer Partie Spielpraxis sammeln können. Dies würde der angesichts immer aufgeblähterer Kader wachsenden Unzufriedenheit unter den Spielern entgegenwirken. Felix Magath, dessen Kadergröße er wohl selbst kaum mehr überschauen kann, dürfte sich glücklich schätzen. Auch junge Spieler, wie ein Toni Kroos, die bis dato immer darauf hoffen müssen, zu den drei Auserwählten zu gehören, kämen auf mehr Einsätze.
Schließlich dürfte ein Fliegender Wechsel auch das Tempo fördern. Ist es derzeit so, dass Spielerwechsel oftmals genutzt werden, um die eine oder andere Minute herauszuholen, würde das Spiel bei einem Fliegenden Wechsel nicht mehr unterbrochen werden. Hierin liegt möglicherweise auch eine Crux des Vorschlags. Denn auch ein Fliegender Wechsel muss kontrolliert werden, schließlich soll eine Mannschaft eben trotz aller Wechseleien letztlich nur mit elf Spielern auf dem Platz agieren. In der Bundesliga, in der stets ein Vierter Offizieller zur Stelle ist, sollte dies aber das geringste Problem darstellen.
Insgesamt zeigen diese Überlegungen, dass ein Fliegender Wechsel dem Fußball eine neue, interessante Facette geben könnte. Ob es bei den betulichen Hütern des Regelwerks wirklich zu einem Umdenken kommt, darf man bezweifeln. Aber lohnenswert ist es allemal, ernsthaft über diesen Reformversuch nachzudenken. Es wäre schade, wenn auch er im Sande verlaufen sollte…
Aufrufe: 1939 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 1 | Erstellt:02.12.2008
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KOMMENTARE
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02.12.2008 | 16:15 Uhr
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EdHardy22 :
Geschrieben ist das natürlich gut, sachlich und prägnant. Jedoch gab es den Artikel hier ja vor kurzem schon in der Presseschau und da stand alles drin, ausser die Sache mit den Wechseln in der Schlußphase. Ausserdem wurde da extra ausgeschlossen, dass bestimmte Spieler für bestimmte Situationen eingewechselt werden. Wechsel sollten dann nur erlaubt sein, wenn das Spiel nicht unterbrochen ist. Aber für die, die es nicht gelesen haben natürlich interessant. Habe übrigens den Artikel wieder gefunden. Für alle die das ganze noch ein wenig mehr interessiert also hier die Adresse: http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/artikel/500478/
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02.12.2008 | 16:18 Uhr
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flo_rueckel : Hmmmmm.......
Finde den Blog gut, gute Argumente allerdings nur die, die für diese Idee sprechen.
Dabei muss man aber auch beachten das das bisherige System
einfach zu diesem Spiel gehört, bringt der Trainer den dritten Stürmer, stellt er ein System um, bedeutet eine 1:0 Führung das in der 10min. 4 Iv eingewechselt werden.
Eine gewisse Konsequenz der jeweiligen Entscheidung halte ich für sehr wichtig, desweiteren fände ich eine Entwicklung hin zu Special Teams wie im Football, Rugby, Eishockey oder Handball
sehr schade.
Bin auch dafür offen zu sein aber der fliegende Wechsel würde
das Spiel komplett verändern.
Als Regelvorschlag:
Wiedereinführung der 5 min Zeitstrafe für folgende Vergehen,
-Halten
-Spielverzögerung (nach dem Pfiff den Ball aufnehmen bzw. wegschießen)
- Meckern
Hab mal einen kurz Blog erstellt.
http://www.spox.com/myspox/blogdetail/Regel--Task-Force-,25631.html
vielen Dank
Flo
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02.12.2008 | 16:32 Uhr
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Voegi : @ EdHardy
Hab den Artikel natürlich auch gelesen. Und natürlich hat mich der jetzt erst zu diesem Blog gebracht. Jedoch hatte ich mir in der Tat schon vorher Gedanken über das Thema gemacht und finde, man sollte darüber durchaus mal nachdenken. Was die genaue Ausgestaltung der Regel betrifft (also wann, wieviele etc), sind das ja eh noch ungelegte Eier. Da sollte man sich die Freiheit gönnen, alle Varianten mal durchzuspielen.
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02.12.2008 | 16:47 Uhr
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giovane :
schön, daß du das thema aufgegriffen hast, denn grundsätzlich bin ich dieser regel (interchange genannt) gegenüber als hockeyspieler sehr aufgeschlossen.
das spiel wird schneller, athletischer und damit attraktiver, die einsatzzeiten variieren und es können bis zu 16 spieler mehr oder weniger regelmäßig eingesetzt werden. taktisch ist man zudem eheblich variabler.
in einem punkt muß ich dir allerdings widersprechen: "Spieler könnten gezielt für bestimmte Spielsituationen eingewechselt werden". dies ist in den sportarten, die interchanging praktizieren, nicht möglich (wechsel bei standards ist nicht erlaubt). außerdem würde dies das spezialistentum enorm fördern, was in meinen augen überhaupt nicht von vorteil wäre.
dem hockey hat die regeländerung gut getan - ob es dem fußball, dieser absoluten volkssportart auch von vorteil ist, sei dahingestellt.
außerdem darf man nicht vergessen, daß beim fußball, im gegensatz zum hockey/eishockey (2 - 3) nur ein schiri eingesetzt wird. in den unteren klassen dürften diese permanenten wechsel ein nicht oder kaum lösbaren problem darstellen.
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02.12.2008 | 16:56 Uhr
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Voegi : @ giovane
"in einem punkt muß ich dir allerdings widersprechen: "Spieler könnten gezielt für bestimmte Spielsituationen eingewechselt werden". dies ist in den sportarten, die interchanging praktizieren, nicht möglich (wechsel bei standards ist nicht erlaubt)."Aber wie ist das denn beim Handball, wo regelmäßig Torhüter nur für einen Siebenmeter eingewechselt werden?
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02.12.2008 | 17:22 Uhr
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giovane :
punkt für dich - bin von hockey ausgegangen. da ist´s nicht möglich - und das ist gut so!
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