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11.08.2009 um 17:17 Uhr
Prognose: Alles wie gehabt
Am kommenden Wochenende beginnt die neue Saison in der stärksten Fußballliga der Welt – der Premier League. Und ja, ich glaube, das englische Fußball-Oberhaus hat im internationalen Vergleich noch die Nase vorne - vor den Kollegen aus Spanien. Aber machen wir uns nichts vor: Der Titel "Beste Liga der Welt" ist ein Wanderpokal und die englische Dominanz ist endlich. Aber einmal mit beiden Händen Geld rausfeuern, so wie es Real Madrid gemacht hat, wird nicht im Alleingang die englische Dominanz der Champions League durchbrechen. Dafür war die Kluft zum Rest Europas in den vergangenen Jahren einfach zu groß.

Aber reden wir über die englische Liga. In der Vorsaison bestand sie aus den bekannten "Großen Vier": Arsenal, Chelsea, Liverpool und Manchester United. Dahinter kamen mit Everton und Aston Villa zwei Bewerber um die Europa League. Und dann begann eigentlich die Abstiegszone. Mehr als leichte Verschiebungen dieser Kräfteverhältnisse erwarte ich auch diese Saison nicht. Aber beginnen wir vorne:

Nach derzeitigem Stand (und wir haben noch fast drei Wochen bis zum Ende der Transferperiode) hat sich keines der vier Topteams personell verbessert. Stattdessen regierte auch in England an der Tabellenspitze (verhältnismäßig gesehen) die finanzielle Vernunft.

Meister Manchester United verlor mit Cristiano Ronaldo den besten Fußballer der Welt und mit Carlos Tevez eine gute Option für den Angriff. Trotzdem hat Sir Alex Ferguson sein Team nur mit Antonio Valencia und Michael Owen verstärkt. Was allerdings nahe legt, dass der flexible Offensivfußball mit Dauerrochaden der Offensivabteilung ab sofort der Vergangenheit angehört. Wo Ronaldo nämlich alle Offensivpositionen (fast) gleich gut spielen konnte, ist Valencia "nur" ein Klasse-Flügelspieler. Und Owen wirkt außerhalb des Strafraums wie ein gestrandeter Wal. Man wird sich also an ein neues United gewöhnen müssen. 67 Tore (in den letzten beiden Jahren) von einem Cristiano Ronaldo zu ersetzen ist ohnehin ein hoffnungsloses Unterfangen.

Vizemeister Liverpool war allerdings auch eher sparsam. Für Hyypiä, Arbeloa und Xabi Alonso kamen Glen Johnson (immerhin englischer Nationalspieler) und Alberto Aquilani. Auch hier gilt: Fortschritt sieht anders aus. Trainer Rafa Benitez hat nämlich offenbar nicht so viel Geld von den amerikanischen Teambesitzern Hicks und Gillett bekommen, wie vor der Sommerpause versprochen. Und so setzt der Spanier nun darauf, dass junge Spieler wie David Ngog die erhoffte Weiterentwicklung machen.

Auch bei Chelsea gilt: Sparen ist Trumpf. Der Russe Yuri Schirkow von ZSKA Moskau ist der einzig namhafte Neuzugang. Abgesehen vom Trainer. Der heißt nämlich Carlo Ancelotti und soll endlich die Champions League nach West-London bringen. Er weiß ja, wie es geht. Auch bei Chelsea erwartet uns ein deutlicher Bruch in der Spielweise, weg vom 4-3-3, dass seit Mourinho das Standardsystem der Londoner war. Im "Community Shield", der englischen Variante des Super Cup, setzte der Italiener auf eine Mittelfeldraute mit Lampard als Zehner und dem Sturmduo Anelka / Drogba. Zumindest zu Beginn war in dieser Formation kein Platz für Michael Ballack (der allerdings zuvor verletzt war und später eingewechselt wurde). Ob und wo Ballack bei Chelsea in diesem System spielt, wird, zumindest aus deutscher Sicht, eine sehr interessante Frage sein.

Von Arsène Wenger und dem FC Arsenal ist man die Sparsamkeit und den Glauben an die eigene Jugend ja schon gewohnt. Den Abgängen von Emmanuel Adebayor und Kolo Touré steht lediglich die Verpflichtung von Verteidiger Thomas Vermaelen von Ajax Amsterdam gegenüber. Nicht wenige glauben allerdings, dass sich Wenger mit Adebayor und Touré nicht zuletzt zweier Probleme entledigt hat. Adebayors demonstrative Lustlosigkeit in einigen der wichtigsten Spiele der vergangenen Saison hatte ihn bei den Fans im Emirates Stadium fast untragbar gemacht.

Ohne Adebayor scheint auch Wenger neue taktische Wege zu betreten. Schon in der Vorsaison war das gewohnte 4-4-2 nicht mehr Vorschrift. Mit Andrey Arshavin, Robin Van Persie und Theo Walcott hat der Franzose drei variabel einsetzbare Angriffswaffen. Flexibles Angriffsspiel und viele Positionswechsel könnten das neue Arsenal-Markenzeichen werden. Ganz nach dem großen Vorbild Barcelona.

Meine Meisterschaftsprognose:
Es wird diese Saison wesentlich enger als noch zuletzt. Verletzungen werden den Ausschlag geben.

Und dann kommt die große Frage: Welche Fortschritte macht Manchester City nach dem großen Einkaufssommer 2009? Trainer Mark Hughes durfte für Tevez, Adebayor, Santa Cruz, Touré und Barry satte 94 Millionen Pfund ausgeben. Nun hat er ein Rudel von Mittelstürmern (zur Zeit fünf), die kaum alle zusammen spielen können. Die Frage für City wird sein, ob die Balance zwischen Offensive und Verteidigung stimmt. Nur dann könnte der Angriff auf die Champions League gelingen.

Schade für Everton und Aston Villa, die mit viel guter Arbeit ihrer Trainer David Moyes und Martin O’Neill nahe an die Großen herangerückt waren. Aber mit den Neureichen aus Manchester können sie auf Dauer nicht konkurrieren. Everton hat auf dem Transfermarkt bisher noch gar nichts gemacht. Und Aston Villa verlor mit Gareth Barry und dem Fußballinvaliden Martin Laursen zwei Topspieler. Zwei Verluste, die durch die Verpflichtung von Nationalspieler Stewart Downing nicht ausgeglichen werden.

Meine Europa-League Prognose:
City quetscht sich vor Everton und Villa, kommt aber nicht unter die ersten vier.

Dahinter herrscht das große Mittelmaß. Die Abstände nach unten sind kleiner als nach oben, selbst Europa League-Teilnehmer Fulham könnte durchaus in Abstiegsgefahr geraten, wenn es blöd läuft. Besonders schwer haben es aber die Aufsteiger. Die finanzielle Kluft zwischen erster und zweiter Liga ist in England viel größer als bei uns. Der Tabellenletzte der Premier League bekommt 30 Millionen Pfund aus den Fernseherlösen, ein Zweitligaklub nur 2 Millionen. Da heißt es vorsichtig sein. Ein Aufsteiger, der fett investiert und trotzdem direkt wieder absteigt, kann sich ganz leicht in eine finanziell prekäre Situation bringen.

Gespannt bin ich auf Aufsteiger Burnley, das nach 33 Jahren in die höchste englische Spielklasse zurückkehrt. Mit Owen Coyle hat Burnley einen Trainer, dem viele eine große Zukunft prophezeien. Der Schotte setzt auf attraktiven Angriffsfußball und warf in der Vorsaison immerhin Fulham, Chelsea und Arsenal aus dem Ligapokal. Burnley hat nur 85,000 Einwohner und Coyles Mannschaft in der Vorsaison den kleinsten Kader in Liga 2 und den geringsten Zuschauerschnitt (13,000). Ich persönlich werde jedenfalls diesem gallischen Dorf die Daumen drücken.

Meine Abstiegsprognose:
Puh, ganz schwer. Aber von den Etablierten bekommen Portsmouth, Hull, Stoke und Wigan richtig Probleme.

Bis bald,
Andreas
Aufrufe: 12847 | Kommentare: 53 | Bewertungen: 29 | Erstellt:11.08.2009
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KOMMENTARE
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reds93
13.08.2009 | 12:26 Uhr
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reds93 : 
13.08.2009 | 12:26 Uhr
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reds93 : 
@eric: rummenige ist mir auch egal...
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Risi96
13.08.2009 | 14:33 Uhr
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Risi96 : 
13.08.2009 | 14:33 Uhr
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Risi96 : 
Ich finde es stark was sie hier machen,

sie sind einer der wenigen Kommentatoren die sich hier mit solchen Sachen beschäftigen, aber sie sind wohl auch einer der wenigen die sich das trauen können, weil sich einfach den Sachverstand haben!

10 Punkte
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Ste
13.08.2009 | 18:17 Uhr
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Ste : 
13.08.2009 | 18:17 Uhr
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Ste : 
Ich hätte eigentlich erwartet, dass Chelsea trotz der Finanzprobleme auf dem Transfermarkt mehr zuschlagen würde. Sie hätten sich damit in die beste Position bringen können, aber bitte: Wer einen Agüero nicht bezahlen kann, der muss eben mit dem alten Personal auskommen. Ancelotti wird es so oder so schwer kriegen.
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