24.01.2012 um 17:13 Uhr
Quo Vadis Deutscher Tennis
Von Henning Klefisch
Insgesamt 16 deutsche Spieler konnten sich für das vielleicht stimmungsvollste der Grand-Slam Turniere, den Australian Open qualifizieren. Speziell die deutschen Frauen hatten in den letzten Monaten einen enormen Aufschwung gezeigt, der in Melbourne aber jäh gestoppt wurde. Das kollektive Scheitern aber mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Zugpferd Andrea Petkovic aber in Zusammenhang zu bringen, verbietet sich komplett.
Die Männer waren zahlreich vertreten. Insgesamt zehn Spieler waren angetreten. Genau die Hälfte konnte sich für die zweite Runde qualifizieren. So schaffte Phillip Kohlschreiber in fünf Sätzen gegen den starken Argentinier den Einzug, ebenso wie Phillip Petzschner (3. Sätze gegen Lukas Rusol/Tschechien), Tobias Kamke (3 Sätze gegen Victor Hanescu /Rumänien), Andreas Beck (4 Sätze gegen Eric Prodon/Frankreich) und der Routinier Tommy Haas (4 Sätze gegen Denis Kudla/USA). Für die deutschen Youngsters Cedric-Marcel Stebe, Matthias Bachinger, Benjamin Becker, Björn Phau und Peter Gojowczyk war in der ersten Runde Endstation. Für das deutsche Herren-Tennis ein weiterer Rückschlag. Letztlich überstand die 2. Runde nur Phillip Kohlschreiber, der sich gegen Pere Riba nach Aufgabe des Spaniers durchsetzte.
Auch in der 3. Runde gegen Alejandro Falla aus Kolumbien konnte „Kohli" locker in drei Sätzen gewinnen. Der argentinische Topspieler Juan del Porto erwies sich aber als zu stark für den Augsburger. Der Davis-Cup Spieler bewies auf seinem Lieblings Grand-Slam Turnier einen guten Aufschlag und viel Präzision in seinen Schlägen.
Die Damenwelt hat auch schon deutlich bessere Zeiten erlebt. So starteten nur insgesamt fünf Spielerinnen, da Andrea Petkovic wegen einer Rückenverletzung das erste Grand-Slam Turnier des Jahres absagen musste. So schied mit Kristina Barrois gegen die Niederländerin Michaella Krajicek nur eine deutsche Spielerin in der ersten Runde aus. Die anderen wie Julia Görges (3. Sätze gegen Polona Hercog/Slowenien), Sabine Lisicki (3 Sätze gegen Stefanie Vögele/Schweiz), Angelique Kerber (2 Sätze gegen Bojan Bobusic/Australien) und Mona Barthel, die nach Aufgabe die Britin Anne Keothavong in die 2. Runde einzog.
Dort meisterten alle vier Spielerinnen ihre Aufgaben sehr souverän. Allerdings waren die Gegner eher der schwächeren Kategorie zuzuordnen. In der 3. Runde schafften nur noch die Hälfte „unserer Mädels" das Weiterkommen. Görges bezwang Romina Oprandi aus Italien in 3. Sätzen, während Lisicki die starke Russin Svetlana Kuznetsova ebenfalls in drei Sätzen besiegen konnte. Für Mona Barthel erwies sich die weißrussische Weltranglistendritte Viktoria Azarenka als zu stark. Auch Angelique Kerber konnte sich gegen die Achte der Weltrangliste Maria Sharapova nicht als ebenbürtige Gegnerin erweisen. Bei beiden fehlte schlichtweg die Cleverness in den entscheidenden Situationen.
Das Achtelfinale war zu guter Letzt Endstation für die beiden deutschen Hoffnungen im Damentennis. Görges verlor gegen Agnieszka Radwanska glatt in drei Sätzen. Radwanska setzt ihren Siegeszug gegen deutsche Tennisspielerinnen fort und schlug Lisicki glatt in drei Sätzen. Letztlich musste sich die Deutsche in 2:15 Stunden mit 6:3, 2:6, 3:6 geschlagen geben. Eine Revanche für die Wimbledon Halbfinalniederlage 2011 gelang nicht. Trotzdem gewann sie mit ihrem tollem Grundlinienspiel und zeitweise beeindruckenden Schlägen die Gunst des Publikums.
Dabei zeigte die Berlinerin Lisicki gegen die Weltklassespielerin Kampfgeist und raffinierte Schläge. Leider konnte sie ihre Stärken nicht über das gesamte Spiel zeigen. Zeitweise fehlten ihr Cleverness und Coolness in den entscheidenden Situationen. Bundestrainerin Barbara Rittner zollte der neuen deutschen Tennishoffnung Respekt: „Sabine hat mit enormer Zuversicht gespielt, mit einer Haltung, die imponierend war. Da sind sich zwei Spielerinnen auf Augenhöhe begegnet." Das Fazit fiel auch dementsprechend optimistisch aus: „So wie ich heute gespielt habe, müsste ich bald in den Top Ten sein."
Etwas peinlicher gestaltete sich das Aus von Julia Görges. Es war ein kurzes Match, nur 54 Minuten. Die Polin Radwanska demütigte die Deutsche nach Belieben. Die Konzentration war das große Problem, der Bad Oldesloerin, die sich 27 einfache Fehler erlaubte und auch an der Körpersprache ihre Hoffnungslosigkeit erkennen ließ. Während Bundestrainerin Rittner sich positiv über Lisicki äußern konnte, war sie vom Auftreten ihrer Davis Cup Spielerin arg enttäuscht. „Das war nichts. Ich kann mir diese Leistung nicht erklären. Julia war fit. Es gab vor dem Spiel keine negativen Anzeichen."
Eine richtige Erklärung für den plötzlichen Blackout hatte der sympathische Blondschopf nicht. Ihre Erklärung kam eher dürftig daher, so wie ihr gesamtes Spiel: „Ich hatte einen rabenschwarzen Tag. Aber das gibt es auch bei Leuten, die im Büro arbeiten." Schade, denn Görges hätte zum ersten Mal in ihrer Laufbahn in ein Grand-Slam-Viertelfinale einziehen können.
Eine relativ plausible Erklärung fand sie letztlich dennoch für das blamable Ausscheiden: „Radwanska hat einfach alles zurück gebracht. Da muss man dann immer mehr Risiko eingehen und erschießt sich am Ende selber. Aber warum soll ich mich von diesem Spiel runterziehen lassen? Ich ziehe meine Lehren daraus. Und nehme es mit Humor."
Rittner hingegen tobte innerlich mit und ließ verbal ihren Frust ab: „Mir ist es lieber, wenn jemand sagt: Ich wehre mich jetzt! Aber das ist auch eine Mentalitätsfrage." Ein Gespräch zwischen den beiden würde sicherlich helfen. Vielleicht hat Görges eine bessere Erklärung für ihr peinliches Ausscheiden.
Insgesamt 16 deutsche Spieler konnten sich für das vielleicht stimmungsvollste der Grand-Slam Turniere, den Australian Open qualifizieren. Speziell die deutschen Frauen hatten in den letzten Monaten einen enormen Aufschwung gezeigt, der in Melbourne aber jäh gestoppt wurde. Das kollektive Scheitern aber mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Zugpferd Andrea Petkovic aber in Zusammenhang zu bringen, verbietet sich komplett.
Die Männer waren zahlreich vertreten. Insgesamt zehn Spieler waren angetreten. Genau die Hälfte konnte sich für die zweite Runde qualifizieren. So schaffte Phillip Kohlschreiber in fünf Sätzen gegen den starken Argentinier den Einzug, ebenso wie Phillip Petzschner (3. Sätze gegen Lukas Rusol/Tschechien), Tobias Kamke (3 Sätze gegen Victor Hanescu /Rumänien), Andreas Beck (4 Sätze gegen Eric Prodon/Frankreich) und der Routinier Tommy Haas (4 Sätze gegen Denis Kudla/USA). Für die deutschen Youngsters Cedric-Marcel Stebe, Matthias Bachinger, Benjamin Becker, Björn Phau und Peter Gojowczyk war in der ersten Runde Endstation. Für das deutsche Herren-Tennis ein weiterer Rückschlag. Letztlich überstand die 2. Runde nur Phillip Kohlschreiber, der sich gegen Pere Riba nach Aufgabe des Spaniers durchsetzte.
Auch in der 3. Runde gegen Alejandro Falla aus Kolumbien konnte „Kohli" locker in drei Sätzen gewinnen. Der argentinische Topspieler Juan del Porto erwies sich aber als zu stark für den Augsburger. Der Davis-Cup Spieler bewies auf seinem Lieblings Grand-Slam Turnier einen guten Aufschlag und viel Präzision in seinen Schlägen.
Die Damenwelt hat auch schon deutlich bessere Zeiten erlebt. So starteten nur insgesamt fünf Spielerinnen, da Andrea Petkovic wegen einer Rückenverletzung das erste Grand-Slam Turnier des Jahres absagen musste. So schied mit Kristina Barrois gegen die Niederländerin Michaella Krajicek nur eine deutsche Spielerin in der ersten Runde aus. Die anderen wie Julia Görges (3. Sätze gegen Polona Hercog/Slowenien), Sabine Lisicki (3 Sätze gegen Stefanie Vögele/Schweiz), Angelique Kerber (2 Sätze gegen Bojan Bobusic/Australien) und Mona Barthel, die nach Aufgabe die Britin Anne Keothavong in die 2. Runde einzog.
Dort meisterten alle vier Spielerinnen ihre Aufgaben sehr souverän. Allerdings waren die Gegner eher der schwächeren Kategorie zuzuordnen. In der 3. Runde schafften nur noch die Hälfte „unserer Mädels" das Weiterkommen. Görges bezwang Romina Oprandi aus Italien in 3. Sätzen, während Lisicki die starke Russin Svetlana Kuznetsova ebenfalls in drei Sätzen besiegen konnte. Für Mona Barthel erwies sich die weißrussische Weltranglistendritte Viktoria Azarenka als zu stark. Auch Angelique Kerber konnte sich gegen die Achte der Weltrangliste Maria Sharapova nicht als ebenbürtige Gegnerin erweisen. Bei beiden fehlte schlichtweg die Cleverness in den entscheidenden Situationen.
Das Achtelfinale war zu guter Letzt Endstation für die beiden deutschen Hoffnungen im Damentennis. Görges verlor gegen Agnieszka Radwanska glatt in drei Sätzen. Radwanska setzt ihren Siegeszug gegen deutsche Tennisspielerinnen fort und schlug Lisicki glatt in drei Sätzen. Letztlich musste sich die Deutsche in 2:15 Stunden mit 6:3, 2:6, 3:6 geschlagen geben. Eine Revanche für die Wimbledon Halbfinalniederlage 2011 gelang nicht. Trotzdem gewann sie mit ihrem tollem Grundlinienspiel und zeitweise beeindruckenden Schlägen die Gunst des Publikums.
Dabei zeigte die Berlinerin Lisicki gegen die Weltklassespielerin Kampfgeist und raffinierte Schläge. Leider konnte sie ihre Stärken nicht über das gesamte Spiel zeigen. Zeitweise fehlten ihr Cleverness und Coolness in den entscheidenden Situationen. Bundestrainerin Barbara Rittner zollte der neuen deutschen Tennishoffnung Respekt: „Sabine hat mit enormer Zuversicht gespielt, mit einer Haltung, die imponierend war. Da sind sich zwei Spielerinnen auf Augenhöhe begegnet." Das Fazit fiel auch dementsprechend optimistisch aus: „So wie ich heute gespielt habe, müsste ich bald in den Top Ten sein."
Etwas peinlicher gestaltete sich das Aus von Julia Görges. Es war ein kurzes Match, nur 54 Minuten. Die Polin Radwanska demütigte die Deutsche nach Belieben. Die Konzentration war das große Problem, der Bad Oldesloerin, die sich 27 einfache Fehler erlaubte und auch an der Körpersprache ihre Hoffnungslosigkeit erkennen ließ. Während Bundestrainerin Rittner sich positiv über Lisicki äußern konnte, war sie vom Auftreten ihrer Davis Cup Spielerin arg enttäuscht. „Das war nichts. Ich kann mir diese Leistung nicht erklären. Julia war fit. Es gab vor dem Spiel keine negativen Anzeichen."
Eine richtige Erklärung für den plötzlichen Blackout hatte der sympathische Blondschopf nicht. Ihre Erklärung kam eher dürftig daher, so wie ihr gesamtes Spiel: „Ich hatte einen rabenschwarzen Tag. Aber das gibt es auch bei Leuten, die im Büro arbeiten." Schade, denn Görges hätte zum ersten Mal in ihrer Laufbahn in ein Grand-Slam-Viertelfinale einziehen können.
Eine relativ plausible Erklärung fand sie letztlich dennoch für das blamable Ausscheiden: „Radwanska hat einfach alles zurück gebracht. Da muss man dann immer mehr Risiko eingehen und erschießt sich am Ende selber. Aber warum soll ich mich von diesem Spiel runterziehen lassen? Ich ziehe meine Lehren daraus. Und nehme es mit Humor."
Rittner hingegen tobte innerlich mit und ließ verbal ihren Frust ab: „Mir ist es lieber, wenn jemand sagt: Ich wehre mich jetzt! Aber das ist auch eine Mentalitätsfrage." Ein Gespräch zwischen den beiden würde sicherlich helfen. Vielleicht hat Görges eine bessere Erklärung für ihr peinliches Ausscheiden.
Aufrufe: 1152 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 1 | Erstellt:24.01.2012
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vielen herzlichen dank für dein nettes feedback. ich freu mich schon auf deine texte!