09.02.2012 um 15:56 Uhr
Schicksalsjahr
Die Bilanz des FC Hansa Rostock ist katastrophal. 21 Spiele, gerade einmal zwei Siege und zusammen gestotterte 15 Punkte sind die Belege für eine bisher komplett missratene Saison. Der Aufstiegsenthusiasmus ist mittlerweile vollkommen verblasst und der Tristesse gewichen, die pekuniäre Situation hat sich durch das vorweihnachtliche Geisterspiel gegen Dresden und dem Steuerurteil des Bundesfinanzhofes weiterhin zugespitzt. Bei einem Abstieg, könnte sich die wirtschaftliche Situation des letzten DDR-Oberliga Meisters noch weiter dramatisieren. Die derzeitigen Verbindlichkeiten der Rostocker belaufen sich auf schätzungsweise 16 Millionen Euro. Von einer existenziellen Bedrohung zu sprechen ist hierbei keine willkürliche Dramatisierung, sondern bittere Realität. Ein ehemals in ganz Fußball-Deutschland sympathisierender Verein kämpft ums überleben. Doch am 21. Spieltag setzte der Rostocker Traditionsverein ein Ausrufezeichen. Mit 4:2 konnte der MSV Duisburg geschlagen werden.
Neue Hoffnung
Ein Sieg gegen kriselnde Duisburger war allerdings nach der bitteren 1:2 Niederlage in Bochum Pflicht. Eine Niederlage, oder selbst ein Unentschieden wäre zu wenig gewesen um den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze zu wahren. Doch nicht nur der Sieg allein macht der Rostocker Mannschaft und den Anhang etwas Mut. Es war vor allem die Art- und Weise. Dass Spiel der Hanseaten, in der Hinrunde gekennzeichnet von Harmlosigkeit und Ideenlosigkeit, ließ erstmals konstruktive Spielzüge und Spielwitz erkennen. Während die Hanseaten bis zum Erfolg über Duisburg in zwanzig Spielen gerade einmal 14 Tore zusammen stotterten und die wenigen hochkarätigen Chancen eher die Folge von Zufallsprodukten waren, stürmte dass junge Team die schwächelnde Duisburger Mannschaft phasenweise an die Wand.
Das Kontrastprogramm spielte sich noch eine Woche vorher im Bochumer „revierpower Stadion" ab. Lethargisch, mutlos und desaströs sind die Adjektive, die am besten die erste Rostocker Hälfte im neuen Jahr beschreiben konnten. Bezeichnend die Szene, als Marek Mintal, früherer Bundesligatorschützenkönig in Nürnberg, einen „geschenkten" Elfmeter neben das Tor setzte. Es war der erste Strafstoß den das Team des „Phantoms" in der laufenden Saison zugesprochen bekam, - ein weiterer Beleg für die Harmlosigkeit im Angriff.
Doch mit dem Seitenwechsel und der Einwechslung vom Problemprofi Kevin Pannewitz ging ein Ruck durch das Spiel des FC Hansa. Der zwanzigjährige gebürtige Berliner, zuletzt auffallend durch Gewichtsprobleme, Alkoholexzesse und Unpünktlichkeit verlieh dem Rostocker Spiel endlich die lang vermisste Leidenschaft.
Die Jugend- Rostocks Tafelsilber
Doch Pannewitz ist nicht der einzige Jungspund, der für die Zukunft des traditionsträchtigen FC Hansa stehen könnte. So ruhen die Hoffnung im maritimen Rostock auf drei weitere Talente, die es zusammen mit Pannewitz auf gerade einmal 77 Jahre bringen und die alle aus der Rostocker Jugendabteilung ihren Weg in das Profiteam fanden.
Bereits in der ersten Halbserie konnte besonders Torhüter Kevin Müller als einer der wenigen für positive Schlagzeilen sorgen. Der Neffe vom ehemaligen Rostocker Kulttorwart Martin Pieckenhagen konnte in vielen Spielen ansprechende Leistungen zeigen, jedoch war aber auch er nicht frei von Fehlern, aber nicht umsonst gehört der gebürtige Rostocker zum Stamm der deutschen U-20 Nationalmannschaft.
Der zwanzigjährige Familienvater deutete bereits an, das sein Verbleib in Rostock bei erreichen des Klassenerhaltes sehr wahrscheinlich sei. Auch seine beiden Kollegen Edisson Jordanov und Tom Weillandt sind als gebürtige Rostocker stark mit dem Verein verwurzelt. Während Weillandt alleine schon wegen seines Namens (Vater Hilmar gilt als eine Rostocker Fußballlegende) dem Rostocker Anhang schon lange ein Begriff war und schon in der letztjährigen Drittligasaison debütierte, verhielt es sich mit dem deutsch-bulgaren Jordanov gänzlich anders, der zuletzt als Kapitän für die Rostocker A-Jugend auflaufende achtzehnjährige, war nur wenigen ein handfester Begriff. Doch gerade er konnte im Spiel gegen Bochum und besonders gegen Duisburg auf der rechten Außenbahn überzeugen und die meisten Akzente setzen. Die Belohnung erfolgte in der Fachzeitschrift Kicker, die ihm in die „TopELF" des Spieltages beriefen und das nach seinen überhaupt erst zweiten Profieinsatz. Besonders erfreulich für die die Rostocker, Tobias Jänicke, Leistungsträger in der Aufstiegssaison, konnte erstmalig an längst verblichene Leistungen anknüpfen. Seine Tempodribblings und seine Schnelligkeit weckten in der letztjährigen Sommertransferperiode das Interesse bei Bundesligisten, gerechtfertigten konnte er diese bis dato nicht.
Auch der bereits angesprochene Marek Mintal, in der Hinrunde lange verletzt, bewies dass er seinen Torriecher noch nicht ganz verloren hat und markierte seinen ersten Doppelpack im blauen Gewand. Unterstützung erhielt der vierunddreißigjährige Slowake von Sturmpartner Freddy Borg, der einen strittigen Foulelfmeter zum spielentscheidenden 4-2 verwandeln konnte. Der kahlköpfige, markant wirkende Schwede, scheint wegen seiner kämpferischen Spielweise und der enormen Einsatzbereitschaft das Zeug zum Publikumsliebling zu haben.
Zwischen Gut & Böse
In Bochum zeigten die Rostocker Krawallfans wieder ihre hässlichste Fratze. Auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion, kam es erneut zu gewaltintensiven Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und sich unter dem Deckmantel des FC Hansa profilierender gewaltbereiter Kriminelle. Die daraus resultierenden Folgen kommen den Verein immer wieder teuer zu stehen. Das bereits angesprochene Geisterspiel, Unmengen von Geldbußen und ein herber Imageverlust macht den ehemals im ganzen Land beliebten Verein zusehends zu schaffen. Auch kommt es immer mehr zu Pauschalisierungen über die Rostocker Fans. Durch das häufig verhältnismäßig hohe mediale Kreuzfeuer hat sich bereits ein neues Bild über den hanseatischen Fußballfan gebildet. Skrupellos, vom Hass gesteuert und zum Vandalismus neigend ist mittlerweile ein Bild was von vielen unwissenden klischeehaft auch auf die friedlichen Fans übertragen wird. Dabei sind mittlerweile weite Teile des hanseatischen Publikums mehr als wütend auf die Chaoten, die den Verein fast wöchentlich in ein zwielichtiges Licht rücken.
Das in der Rostocker Fanszene auch ein enorm hohes positives Potenzial steckt, geht allerdings aufgrund der Verfehlungen der zu Gewalt tendierenden Gruppe völlig unter. So initialisierte sich die erfolgreiche Ticketaktion für das Geisterspiel gegen Dresden aus dem Rostocker Anhang. Der häufig kritisierte Fan Club „Suptras" organisierte kurze Hand ein großes Fan-Fest, bei dem der kumulierte Gewinn dem Verein überlassen wurde. Fakt ist, die Mannschaft braucht neben einer großen Portion Glück, seine lautstarken Fans im Hintergrund, um die epochale Aufgabe Klassenerhalt zu meistern.
Neue Hoffnung
Ein Sieg gegen kriselnde Duisburger war allerdings nach der bitteren 1:2 Niederlage in Bochum Pflicht. Eine Niederlage, oder selbst ein Unentschieden wäre zu wenig gewesen um den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze zu wahren. Doch nicht nur der Sieg allein macht der Rostocker Mannschaft und den Anhang etwas Mut. Es war vor allem die Art- und Weise. Dass Spiel der Hanseaten, in der Hinrunde gekennzeichnet von Harmlosigkeit und Ideenlosigkeit, ließ erstmals konstruktive Spielzüge und Spielwitz erkennen. Während die Hanseaten bis zum Erfolg über Duisburg in zwanzig Spielen gerade einmal 14 Tore zusammen stotterten und die wenigen hochkarätigen Chancen eher die Folge von Zufallsprodukten waren, stürmte dass junge Team die schwächelnde Duisburger Mannschaft phasenweise an die Wand.
Das Kontrastprogramm spielte sich noch eine Woche vorher im Bochumer „revierpower Stadion" ab. Lethargisch, mutlos und desaströs sind die Adjektive, die am besten die erste Rostocker Hälfte im neuen Jahr beschreiben konnten. Bezeichnend die Szene, als Marek Mintal, früherer Bundesligatorschützenkönig in Nürnberg, einen „geschenkten" Elfmeter neben das Tor setzte. Es war der erste Strafstoß den das Team des „Phantoms" in der laufenden Saison zugesprochen bekam, - ein weiterer Beleg für die Harmlosigkeit im Angriff.
Doch mit dem Seitenwechsel und der Einwechslung vom Problemprofi Kevin Pannewitz ging ein Ruck durch das Spiel des FC Hansa. Der zwanzigjährige gebürtige Berliner, zuletzt auffallend durch Gewichtsprobleme, Alkoholexzesse und Unpünktlichkeit verlieh dem Rostocker Spiel endlich die lang vermisste Leidenschaft.
Die Jugend- Rostocks Tafelsilber
Doch Pannewitz ist nicht der einzige Jungspund, der für die Zukunft des traditionsträchtigen FC Hansa stehen könnte. So ruhen die Hoffnung im maritimen Rostock auf drei weitere Talente, die es zusammen mit Pannewitz auf gerade einmal 77 Jahre bringen und die alle aus der Rostocker Jugendabteilung ihren Weg in das Profiteam fanden.
Bereits in der ersten Halbserie konnte besonders Torhüter Kevin Müller als einer der wenigen für positive Schlagzeilen sorgen. Der Neffe vom ehemaligen Rostocker Kulttorwart Martin Pieckenhagen konnte in vielen Spielen ansprechende Leistungen zeigen, jedoch war aber auch er nicht frei von Fehlern, aber nicht umsonst gehört der gebürtige Rostocker zum Stamm der deutschen U-20 Nationalmannschaft.
Der zwanzigjährige Familienvater deutete bereits an, das sein Verbleib in Rostock bei erreichen des Klassenerhaltes sehr wahrscheinlich sei. Auch seine beiden Kollegen Edisson Jordanov und Tom Weillandt sind als gebürtige Rostocker stark mit dem Verein verwurzelt. Während Weillandt alleine schon wegen seines Namens (Vater Hilmar gilt als eine Rostocker Fußballlegende) dem Rostocker Anhang schon lange ein Begriff war und schon in der letztjährigen Drittligasaison debütierte, verhielt es sich mit dem deutsch-bulgaren Jordanov gänzlich anders, der zuletzt als Kapitän für die Rostocker A-Jugend auflaufende achtzehnjährige, war nur wenigen ein handfester Begriff. Doch gerade er konnte im Spiel gegen Bochum und besonders gegen Duisburg auf der rechten Außenbahn überzeugen und die meisten Akzente setzen. Die Belohnung erfolgte in der Fachzeitschrift Kicker, die ihm in die „TopELF" des Spieltages beriefen und das nach seinen überhaupt erst zweiten Profieinsatz. Besonders erfreulich für die die Rostocker, Tobias Jänicke, Leistungsträger in der Aufstiegssaison, konnte erstmalig an längst verblichene Leistungen anknüpfen. Seine Tempodribblings und seine Schnelligkeit weckten in der letztjährigen Sommertransferperiode das Interesse bei Bundesligisten, gerechtfertigten konnte er diese bis dato nicht.
Auch der bereits angesprochene Marek Mintal, in der Hinrunde lange verletzt, bewies dass er seinen Torriecher noch nicht ganz verloren hat und markierte seinen ersten Doppelpack im blauen Gewand. Unterstützung erhielt der vierunddreißigjährige Slowake von Sturmpartner Freddy Borg, der einen strittigen Foulelfmeter zum spielentscheidenden 4-2 verwandeln konnte. Der kahlköpfige, markant wirkende Schwede, scheint wegen seiner kämpferischen Spielweise und der enormen Einsatzbereitschaft das Zeug zum Publikumsliebling zu haben.
Zwischen Gut & Böse
In Bochum zeigten die Rostocker Krawallfans wieder ihre hässlichste Fratze. Auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion, kam es erneut zu gewaltintensiven Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und sich unter dem Deckmantel des FC Hansa profilierender gewaltbereiter Kriminelle. Die daraus resultierenden Folgen kommen den Verein immer wieder teuer zu stehen. Das bereits angesprochene Geisterspiel, Unmengen von Geldbußen und ein herber Imageverlust macht den ehemals im ganzen Land beliebten Verein zusehends zu schaffen. Auch kommt es immer mehr zu Pauschalisierungen über die Rostocker Fans. Durch das häufig verhältnismäßig hohe mediale Kreuzfeuer hat sich bereits ein neues Bild über den hanseatischen Fußballfan gebildet. Skrupellos, vom Hass gesteuert und zum Vandalismus neigend ist mittlerweile ein Bild was von vielen unwissenden klischeehaft auch auf die friedlichen Fans übertragen wird. Dabei sind mittlerweile weite Teile des hanseatischen Publikums mehr als wütend auf die Chaoten, die den Verein fast wöchentlich in ein zwielichtiges Licht rücken.
Das in der Rostocker Fanszene auch ein enorm hohes positives Potenzial steckt, geht allerdings aufgrund der Verfehlungen der zu Gewalt tendierenden Gruppe völlig unter. So initialisierte sich die erfolgreiche Ticketaktion für das Geisterspiel gegen Dresden aus dem Rostocker Anhang. Der häufig kritisierte Fan Club „Suptras" organisierte kurze Hand ein großes Fan-Fest, bei dem der kumulierte Gewinn dem Verein überlassen wurde. Fakt ist, die Mannschaft braucht neben einer großen Portion Glück, seine lautstarken Fans im Hintergrund, um die epochale Aufgabe Klassenerhalt zu meistern.
Aufrufe: 2978 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 8 | Erstellt:09.02.2012
ø 9.0
KOMMENTARE
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17.02.2012 | 16:31 Uhr
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Gubkowejung :
Feedback sowohl negatives als auch positives erwünscht :)
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17.02.2012 | 16:42 Uhr
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hab mal 10punkte gegeben
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17.02.2012 | 16:57 Uhr
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Aber mir ging es hauptsächlich um die Aspekte, die für den Klassenrhalt von Bedeutung sind.
Es ist ein Schicksalsjahr, weil die Rostocker Mannschaft echt paar klasse Talente besitzt, die beim Abstieg weg sind.
Aber vielen dank fürs Feedback!
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18.02.2012 | 09:39 Uhr
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Einzig wenn Sie gegen die Bayern gespielt haben, war kurzzeitig die Sympathie auf Ihrer Seite.
Trotzdem Schade, dass es in Rostock soweit gekommen ist.
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18.02.2012 | 10:16 Uhr
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Also um die Zeit 96-2004 hatten die Hanseaten schon recht viele Fans auch aus dem Süden und auch in der Berliner Ecke gab es zeitweise einen recht großen Hansa-Pool.
Mittlerweile hat Hansa leider ein sehr verruchtes Immage.
Was wie du schon sagst, an den problemfans liegt.
Auch wenn dass nicht zu verharmlosen ist, muss bedacht werden, dassauch die Medien dabei ihre Rolle haben. Wenn Rostodckier Chaoten feiern wird die Kamera drauf gehalten, zündet Bayern oder Frankfurt- wird nicht mal was drüber gesagt. Z.B Montagsspiel Düssl-Frank
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18.02.2012 | 15:10 Uhr
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Tarti_ :
Vielleicht noch einmal korrekturlesen, einige Sachen machen in der Zusammenfassung keinen Sinn wie "in ganz Fußball-Deutschland sympathisierender". Auch sollte man die Zusammenfassung eventuell etwas kürzen.
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