Nein, es ist nicht leicht, Fan des FC Liverpool zu sein. Zumindest in den letzten Jahren. Da gibt es das Thema Meisterschaft. Oder besser gesagt: Das Thema Meisterschaft gibt es nicht. Schließlich liegt der letzte Titelgewinn des englischen Rekordmeisters 18 Jahre zurück. Und ausgerechnet der verhasste Rivale Manchester United hat seitdem 10 (!) Meisterschaften geholt und liegt in der ewigen Rangliste nur noch einen Titel hinter den „Reds". Und dann auch noch das: „Schließt Liverpool!" tönt die „Süddeutsche Zeitung" heute auf ihrer Titelseite. Und das ist ernst gemeint. Da kann man schon einmal einen Herzinfarkt bekommen.

Offensichtlich hat die Konservative Partei Englands eine Studie in Auftrag gegeben. Darüber, was man wohl mit dem wirtschaftlich rückständigen Norden des Königreichs anfangen soll. Dass die Tories selbst spätestens seit Margaret Thatchers Amtszeit einen großen Anteil am Niedergang Nordenglands haben – geschenkt. In dieser Studie heißt es, viele nordenglische Städte, die früher von Schiffsbau, Kohle und Stahl lebten, hätten „ihre Daseinsberechtigung verloren." Nun wolle man zwar nicht gleich zur Evakuierung aufrufen, aber man solle die Bewohner über „die Realität ihrer Lage aufklären." Sie hätten nur die Wahl, auf Dauer im weniger wohlhabenden Teil des Landes „gefangen" zu sein. Oder in den Süden abwandern. Autsch.

Da könnte man ja auch gleich die Sehenswürdigkeiten der Stadt mitnehmen und woanders wieder aufbauen. Zwei Kathedralen hätte Liverpool da zu bieten und den „Cavern Club", in dem die Karriere der Beatles begann. Wie man allerdings einen Kellerklub abbaut und woanders wieder aufbaut, na ja, ich weiß auch nicht, wie das funktionieren soll. Egal, jedenfalls könnte man diese Monumente dorthin mitnehmen, wo Menschen sie würdigen können. London zum Beispiel. Oder New York.

Und wenn sich die Stadt Liverpool dann auf etwa 35,000 Einwohner gesund geschrumpft hat, dann braucht sie einen Fußballklub, der dem Umfeld entspricht. Sagen wir mal: in der vierten Liga. Ist ja in England immer noch Profifußball. Für die Ansprüche der „Reds" reicht das natürlich nicht mehr. Schließlich hat man fünf Mal die Champions League gewonnen. Gut also, dass man seit Jahren die Marke „FC Liverpool" global voran gebracht hat. Da ist man doch auf den Standort Liverpool ohnehin nicht mehr angewiesen. Der Klub gehört zwei Amerikanern (die leider nicht mehr miteinander sprechen, aber das ist ein anderes Thema) und könnte doch genauso gut in Hong Kong spielen. Oder etwa nicht?

Damit könnte die Premier League ihr Lieblingsthema „globale Vermarktung" entscheidend weiterbringen. Fans haben die „Reds" in Asien wahrscheinlich mehr als daheim. Und man müsste ja auch gar nicht alleine umziehen. Neben Liverpool bieten nämlich auch die Premier League-Städte Hull und Sunderland laut der erwähnten Studie ihren Bewohnern nicht mehr genug Lebensqualität und Arbeit. Gemäß dem Status der Klubs schlage ich Folgendes vor: Der FC Liverpool zieht nach Hong Kong, Stadtrivale Everton könnte in Singapur eine Heimat finden, für das weniger glamouröse Sunderland schlage ich die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh vor und für Hull (laut diversen Studien die unattraktivste Stadt Englands) bietet sich etwas in der Preislange von Vientiane an. Das ist übrigens die Hauptstadt von Laos. Klingt doch gut, oder?

Und was das Thema Meisterschaft angeht: das könnte in dieser Saison auch wieder schwer werden. Trainer Benitez will kaufen, die Besitzer aber nicht. Vielleicht sind die „Reds" den Titel „alleiniger Rekordmeister" ja nach dieser Saison los.