25.01.2008 um 20:41 Uhr
Sechs Nationen, kein "Caveman"
Nach der Weltmeisterschaft in Frankreich steht uns in der kommenden Woche das erste große Highlight des Rugbyjahres 2008 bevor: die Six Nations.
Wem das nichts sagt: die Six Nations sind das traditionsreichste Turnier der Welt. Auch wenn es nicht so heißt, ist es doch im Endeffekt eine Europameisterschaft. Im Unterschied zu den meisten anderen Sportarten gibt es zu diesem Turnier aber keine Qualifikation. Wäre auch witzlos, weil keine Mannschaft, die nicht am Turnier teilnimmt einen der Teilnehmer sportlich ernsthaft gefährden könnte.
Die Teilnehmer sind: England, Frankreich, Wales, Schottland, Irland und Italien. Das Ganze begann im Jahr 1883 als "Home International Championship", nur bestritten von den Briten und Iren. Im Jahr 1910 kamen die Franzosen dazu und das Turnier wurde "Five Nations" getauft. Und so blieb das (unterbrochen von den beiden Weltkriegen und der ein oder anderen Uneinigkeit der Teilnehmerländer) bis zum Jahr 2000. Da kam dann schließlich die sechste Nation dazu, Italien nämlich. Die hatten vorher in diversen Länderspielen die anderen "Five Nations" entweder besiegt oder ordentlich ins Schwitzen gebracht und sich so eine Aufnahme bei den "Großen" verdient.
Bis zur Einführung der Rugby-WM (erst im Jahr 1987) war dieses Turnier jährlich DAS Highlight des Rugbykalenders. Da die Weltmeisterschaft inzwischen immer mehr an Bedeutung gewinnt, haben sich auch die Prioritäten der Trainer verschoben. Immer mehr denken nämlich nicht von Six Nations zu Six Nations sondern in Vierjahreszyklen. Und nach der WM im September Oktober hat es natürlich bei (fast) allen einen größeren Umbruch gegeben. Deshalb hier ein kleiner Überblick über die wichtigsten Neuerungen.
England:
Der Überraschungs-Vizeweltmeister hat trotz einiger Diskussionen an Cheftrainer Brian Ashton festgehalten. Und der hat versprochen, etwas risikofreudiger als bei der WM zu spielen. Die Engländer haben einige viel versprechende Talente im Kader. Besondere Aufmerksamkeit verdient der erstmals nominierte Lesley Vainikolo, der in Tonga geboren wurde, aber seit sechs Jahren in England lebt und deshalb eingebürgert werden konnte Bis zum vergangenen Sommer spielte Vainikolo noch die "andere" Rugby-Variante "Rugby League". Doch sein Wechsel in die 15-Spieler Variante war bisher ein durchschlagender Erfolg. In seinem ersten Spiel für seinen Klub Gloucester erzielte Vainikolo (Spitzname "Vulkan") gleich fünf Versuche!
Frankreich:
Platz 4 bei der WM im eigenen Land war eine Enttäuschung. Unter dem neuen Cheftrainer Marc Lièvremont soll nun der Six Nations-Titel aus dem Vorjahr verteidigt werden. Doch der neue Trainer muss wegen Verletzungen und Rücktritten gehörig umbauen: Nur 11 von 22 Spielern aus seinem Kader für das erste Spiel waren bei der WM mit dabei. Lièvremont hat auch gehörig ausgesiebt und einige Stammkräfte nicht mitgenommen. Dazu gehört auch jedermann Lieblings-Rugbyspieler Sébastien Chabal. Der so genannte "Höhlenmensch" war dem neuen Coach nicht gut genug.
Irland:
Trainer Eddie O'Sullivan ist trotz der schwachen WM weiter im Amt und die bewährten Kräfte sind ebenfalls noch mit dabei. Für die goldene Generation um Innendreiviertel Brian O'Driscoll wird die Zeit allerdings langsam knapp. Es müsste endlich mal klappen mit einem großen Titel. Im Vorjahr verpassten die Iren den Turniersieg nur ganz knapp in einem Fotofinish am letzten Spieltag.
Wales:
Nachdem die Waliser bei der WM nicht einmal die Vorrunde überstanden haben, soll es nun ein neuer Trainer richten. Der Neuseeländer Warren Gatland hat in der Branche einen erstklassigen Ruf und er könnte die Arbeit fortsetzen, die Graham Henry und Steve Hansen vor einigen Jahren begonnen haben. Wales spielt von den britischen und irischen Mannschaften das attraktivste Rugby. 2005 reichte das sogar zum Turniersieg.
Schottland:
Die Schotten sind seit Jahren eins der großen Sorgenkinder des europäischen Rugby. Der Verband ist praktisch pleite, doch die Mannschaft kommt langsam wieder auf die Füße. Trainer Frank Hadden konnte mit dem Erreichen des Viertelfinals bei der WM und der knappen Niederlage gegen die starken Argentinier durchaus zufrieden sein. Vergangenes Jahr wurden die Schotten Letzter, diesmal sollte etwas mehr drin sein.
Italien:
Mit dem Südafrikaner Nick Mallett haben auch die Italiener einen renommierten Übungsleiter engagiert. Große Überraschungen birgt sein erster Six Nations-Kader nicht. Die Italiener sind immer gut genug, daheim den einen oder anderen Konkurrenten zu besiegen. Für mehr fehlt allerdings individuelles Talent auf den kreativen Schlüsselpositionen.
Das sind also die Kandidaten. Eins noch zum Thema Tradition: Bei den Six Nations geht es nicht "nur" um den Turniersieg. Die Briten und Iren spielen untereinander auch noch die "Triple Crown" aus, die an das Land geht, das alle Gegner von der Insel schlägt. Im Spiel Schottland gegen England geht es um den traditionsreichen "Calcutta Cup". Das höchste ist allerdings der "Grand Slam". So nennt man es, wenn man auf dem Weg zum Turniersieg alle Konkurrenten besiegt hat.
Die Six Nations beginnen am 2. Februar und enden am 15. März. Das DSF überträgt das Turnier ausführlich.
Bis bald,
Andreas
Wem das nichts sagt: die Six Nations sind das traditionsreichste Turnier der Welt. Auch wenn es nicht so heißt, ist es doch im Endeffekt eine Europameisterschaft. Im Unterschied zu den meisten anderen Sportarten gibt es zu diesem Turnier aber keine Qualifikation. Wäre auch witzlos, weil keine Mannschaft, die nicht am Turnier teilnimmt einen der Teilnehmer sportlich ernsthaft gefährden könnte.
Die Teilnehmer sind: England, Frankreich, Wales, Schottland, Irland und Italien. Das Ganze begann im Jahr 1883 als "Home International Championship", nur bestritten von den Briten und Iren. Im Jahr 1910 kamen die Franzosen dazu und das Turnier wurde "Five Nations" getauft. Und so blieb das (unterbrochen von den beiden Weltkriegen und der ein oder anderen Uneinigkeit der Teilnehmerländer) bis zum Jahr 2000. Da kam dann schließlich die sechste Nation dazu, Italien nämlich. Die hatten vorher in diversen Länderspielen die anderen "Five Nations" entweder besiegt oder ordentlich ins Schwitzen gebracht und sich so eine Aufnahme bei den "Großen" verdient.
Bis zur Einführung der Rugby-WM (erst im Jahr 1987) war dieses Turnier jährlich DAS Highlight des Rugbykalenders. Da die Weltmeisterschaft inzwischen immer mehr an Bedeutung gewinnt, haben sich auch die Prioritäten der Trainer verschoben. Immer mehr denken nämlich nicht von Six Nations zu Six Nations sondern in Vierjahreszyklen. Und nach der WM im September Oktober hat es natürlich bei (fast) allen einen größeren Umbruch gegeben. Deshalb hier ein kleiner Überblick über die wichtigsten Neuerungen.
England:
Der Überraschungs-Vizeweltmeister hat trotz einiger Diskussionen an Cheftrainer Brian Ashton festgehalten. Und der hat versprochen, etwas risikofreudiger als bei der WM zu spielen. Die Engländer haben einige viel versprechende Talente im Kader. Besondere Aufmerksamkeit verdient der erstmals nominierte Lesley Vainikolo, der in Tonga geboren wurde, aber seit sechs Jahren in England lebt und deshalb eingebürgert werden konnte Bis zum vergangenen Sommer spielte Vainikolo noch die "andere" Rugby-Variante "Rugby League". Doch sein Wechsel in die 15-Spieler Variante war bisher ein durchschlagender Erfolg. In seinem ersten Spiel für seinen Klub Gloucester erzielte Vainikolo (Spitzname "Vulkan") gleich fünf Versuche!
Frankreich:
Platz 4 bei der WM im eigenen Land war eine Enttäuschung. Unter dem neuen Cheftrainer Marc Lièvremont soll nun der Six Nations-Titel aus dem Vorjahr verteidigt werden. Doch der neue Trainer muss wegen Verletzungen und Rücktritten gehörig umbauen: Nur 11 von 22 Spielern aus seinem Kader für das erste Spiel waren bei der WM mit dabei. Lièvremont hat auch gehörig ausgesiebt und einige Stammkräfte nicht mitgenommen. Dazu gehört auch jedermann Lieblings-Rugbyspieler Sébastien Chabal. Der so genannte "Höhlenmensch" war dem neuen Coach nicht gut genug.
Irland:
Trainer Eddie O'Sullivan ist trotz der schwachen WM weiter im Amt und die bewährten Kräfte sind ebenfalls noch mit dabei. Für die goldene Generation um Innendreiviertel Brian O'Driscoll wird die Zeit allerdings langsam knapp. Es müsste endlich mal klappen mit einem großen Titel. Im Vorjahr verpassten die Iren den Turniersieg nur ganz knapp in einem Fotofinish am letzten Spieltag.
Wales:
Nachdem die Waliser bei der WM nicht einmal die Vorrunde überstanden haben, soll es nun ein neuer Trainer richten. Der Neuseeländer Warren Gatland hat in der Branche einen erstklassigen Ruf und er könnte die Arbeit fortsetzen, die Graham Henry und Steve Hansen vor einigen Jahren begonnen haben. Wales spielt von den britischen und irischen Mannschaften das attraktivste Rugby. 2005 reichte das sogar zum Turniersieg.
Schottland:
Die Schotten sind seit Jahren eins der großen Sorgenkinder des europäischen Rugby. Der Verband ist praktisch pleite, doch die Mannschaft kommt langsam wieder auf die Füße. Trainer Frank Hadden konnte mit dem Erreichen des Viertelfinals bei der WM und der knappen Niederlage gegen die starken Argentinier durchaus zufrieden sein. Vergangenes Jahr wurden die Schotten Letzter, diesmal sollte etwas mehr drin sein.
Italien:
Mit dem Südafrikaner Nick Mallett haben auch die Italiener einen renommierten Übungsleiter engagiert. Große Überraschungen birgt sein erster Six Nations-Kader nicht. Die Italiener sind immer gut genug, daheim den einen oder anderen Konkurrenten zu besiegen. Für mehr fehlt allerdings individuelles Talent auf den kreativen Schlüsselpositionen.
Das sind also die Kandidaten. Eins noch zum Thema Tradition: Bei den Six Nations geht es nicht "nur" um den Turniersieg. Die Briten und Iren spielen untereinander auch noch die "Triple Crown" aus, die an das Land geht, das alle Gegner von der Insel schlägt. Im Spiel Schottland gegen England geht es um den traditionsreichen "Calcutta Cup". Das höchste ist allerdings der "Grand Slam". So nennt man es, wenn man auf dem Weg zum Turniersieg alle Konkurrenten besiegt hat.
Die Six Nations beginnen am 2. Februar und enden am 15. März. Das DSF überträgt das Turnier ausführlich.
Bis bald,
Andreas
Aufrufe: 3954 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 3 | Erstellt:25.01.2008
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Währe auch gelacht gewesen wenn Deutschland von der rasanten Entwicklung des weltweit am schnellsten wachsenden Massenrasensport ausgeschloßen gewesen wäre.übrigens tut sich auch international für die deutsche XV etwas , sie wurde jetzt vom IRB unter die Targeted Unions eingereiht , die mit erhöhten Zuwendungen von Seiten des Weltverbandes rechnen dürfen und die das Potential haben in die nächst höhere Kategorie "Performance" auf zu steigen.
Fernsehtechnisch sollte der nächste logische Schritt für das DSF sein , im Sommer die Hannover-Sevens live zu übertragen und dann im Herbst das südliche Gegenstück zu den 6-Nations die Tri-Nations, zwischendrin wäre auch nix gegen die Halbfinals und das Finale im "Heineken-Cup" der Champions-Liga im europ. Rugby einzuwenden.
Rugby der grosse, kleine Bruder des Fußball kommt!!!