14.07.2012 um 18:45 Uhr
Sepp und die alten Herren II/III
So befand Lennart Johansson, der damalige UEFA-Präsident und spätere Konkurrent Sepps, dass der Weltverband „die veränderte Marktsituation nicht erkannt habe und den Fußball unter Wert verkauft" habe. Allein die Champions League-Saison vor der WM 1998 bescherte der UEFA mit 360 Mio Franken Einnahmen mehr als der FIFA-Deal über die drei Weltmeisterschaften.
Leos Nase
In seinem Blog erwähnt auch Weinreich zunächst Sepps „dilletantisches" Aushandeln der Verträge unter Wert als Grund für den scheinbar überraschenden Anstieg der Vertragssumme. Außerdem führt er als weiteren Grund für die Vergabe an die ISL den überraschenden Verlust des IOKs als ISL-Kunden im Jahre 1995 an. Diese standen dadurch kurz vor dem Aus und mussten den Zuschlag für die Weltmeisterschaften 2002 und 2006 erhalten. Für die ISL wurde es Zeit zu handeln und Jean-Marie und sein Koffer reisten um die große Welt. Flugs wurde man zu einer TV-Vermarktungsfirma und gewann Leo Kirch als Verbündeten. Gemeinsam konnte man die TV-Rechte für beide Events in einem äußerst dubiosen Verfahren für 2,8 Milliarden Franken (Produktionskosten exklusive) gewinnen. Der geschlagene Gegner war niemand geringeres als der langjährige FIFA-TV-Partner, der European Broadcasting Union (EBU), die im Namen aller öffentlich-rechtlicher Sender verhandelte und 2,2 Milliarden Franken (Produktionskosten inklusive) bot. Im Wesentlichen also die annähernd gleiche Summe und den Vorteil einer langjährigen Partnerschaft, Erfahrung und die maximal mögliche Reichweite, was bei der ISL und Kirchs Pay-TV-Plänen mehr als fraglich war.
Auch die Marketingrechte wurden der ISL für rund 880 Millionen Franken in einem laut Weinreich ähnlich fragwürdigem Verfahren vergeben. Nicht ganz unschuldig an der Vergabe der TV-Rechte war übrigens ein gewisser Gerhard Mayer-Vorfelder aus dem Schwabenland, der seine mitentscheidende Abwesenheit bei der überraschenden Abstimmung mit den Worten „Ich habe nicht gewusst, dass irgendwelche Entscheidungen anstanden" kommentierte. Die milliardenschwere Entscheidung stand allerdings in der Tat versteckt unter dem Tagesordnungspunkt 3.1 „Bericht der Finanzkommission über die Vergabe der Fernsehrechte" und sollte ursprünglich erst rund ein halbes Jahr später entschieden werden.
Die Journalisten Kistner und Weinreich beschreiben in ihrem Buch „Das Milliardenspiel" die Vorwürfe seitens der ISL-Konkurrenz. „Es fällt mir schwer zu glauben, dass die Fifa aufrichtig versucht, unser Angebot in einem fairen Wettbewerb zu behandeln”, beurteilte IMG-Vizechef Eric Drossart nachdem er monatelang versuchte von Sepp Auskunft über die Rechtevergabe zu erhalten. Die EBU wurde gar noch direkter und hegte bereits damals den Verdacht, die ISL und Kirch habe von der Höhe ihres geheimen Angebots im vorhinein gewusst.
Horsts Erbe geht unter
Sepp hatte jedenfalls endlich seine großen Verträge und die ISL überlebte das abrupte Ende zum IOK. Blöd, dass der Konkurs nur um fünf Jahre verschleppt wurde. 2001 war es dann soweit und der Ärger begann. Dabei hätte es gar nicht soweit kommen müssen, doch Sepp handelte ein wenig kurzsichtig. Der geplante ISL-Börsengang, der laut der Schweizer „Weltwoche" zwei Milliarden Franken einbringen sollte, platzte. Daraufhin wurden „unglückliche" Entscheidungen gefällt und rund 75 Millionen Dollar Lizenzgelder nicht an die FIFA weitergeleitet. „Nicht mit mir!" Sepp und die FIFA reichten Klage ein. Zeitglich verkündete er in der Schweizer Zeitung „Blick", dass die FIFA das Marketing nun selber übernehmen wolle. Zu dem Zweck würde man die „gesamte Fußball-Abteilung der ISL" übernehmen und den von der ISL gefeuerten Patrick Magyar als Chef installieren. Klingt unlogisch, ist aber so.
Was man nicht genau durchdacht hatte war, dass bei Ermittlungen auch gerne mal etwas tiefer gebohrt wird. Der Insolvenzverwalter Thomas Bauer auch mal einen genauen Blick in die Bücher werfen würde. Sepp kam ins Schwitzen und wollte die Klage fallenlassen, aber es war zu spät. Prompt stießen die Ermittler auf fragwürdige „Provisionen" sowie einer Liechtensteiner Stiftung namens Nunca und einer Briefkastenfirma mit dem Namen Sunbow S.A. auf den British Virgin Islands. Über dieses Geflecht wurden „Provisionen" oder wie es intern bei der ISL hieß „Rechteerwerbskosten" ausgezahlt und verschwanden aus den Büchern. Besonders interessant waren 5 Mio Franken, die Sunbow als Scheck einer Transportfirma namens Renford Investments Ltd. zahlte. Die gehörte niemand geringerem als dem Duo Infernale Joao und Ricardo.
Am Ende forderte Thomas Bauer laut „Weltwoche" von zwanzig Personen rund 100 Mio Franken für die Gläubiger zurück und gab sich schlussendlich mit einer Zahlung von lächerlichen 2,5 Mio Franken zufrieden. Darüberhinaus wurde vereinbart, dass keine weiteren Angehörigen der großen Weltsport-Famiglia zivilgerichtlich belangt werden sollten. Eine Vereinbarung, die sehr verdächtig nach „Korruptionsverdunklungsvertrag" aussah und für weltweites Kopfschütteln sorgte. Interessanterweise erreichte diese Vereinbarung ein gewisser Peter Nobel aus Zürich. Herr Nobel ist nebenbei der persönliche Anwalt von Sepp. Ein delikater Punkt, der bei der Größe Zürichs aber nichts weiter bedeuten muss. Vor Gericht konnte er die Anonymität der begünstigten Funktionäre erreichen. Bis letzten Donnerstag zumindest.
Ricardo und Joao - endlich offiziell
Seitdem ist so manches klarer. Oder besser gesagt endlich aktenkundig UND öffentlich. Die Staatsanwaltschaft Zug und Sonderermittler Thomas Hildebrand hatte zwar 2010 noch gegen eine Zahlung von 5,5 Mio Franken als „Wiedergutmachung" das Verfahren eingestellt. Bereits damals war jedoch entschieden worden, dass die Einstellungsverfügung öffentlich gemacht werden musste, was dazu führte, dass die FIFA sich zurückzog. Zwei Personen gingen aber bis zum Bundesgericht der Schweiz. Dieses hat nun endgültig beschlossen, dass Journalisten Einblick in die Verfügung zur Verfahrungseinstellung nehmen dürfen. Seit Donnerstag ist damit auch klar, dass es sich bei den beiden erbittert kämpfenden Personen um Joao und Ricardo handelt. Beide hatten vor Gericht nie bestritten Gelder von der ISL kassiert zu haben, es sei aber alles völlig legal gewesen. So legal, dass man bis zum Ende versuchte die Veröffentlichung zu unterbinden. Diese bestätigt nun, dass die ISL zwischen 1989 und 1998 Sportfunktionäre und Andere mit großzügigen circa 160 Mio Franken überschüttete. Der Journalist und Weinreich-Mitstreiter Jean-Francois Tanda spricht von nachgewiesenen 12 Mio Franken, die allein Ricardo kassiert hat. Hinzu kommen die 5 Mio für Rendford. Joao hatte im März 1997 zusätzliche 1,5 Mio erhalten.
Hier zu Teil 3 von 3
Leos Nase
In seinem Blog erwähnt auch Weinreich zunächst Sepps „dilletantisches" Aushandeln der Verträge unter Wert als Grund für den scheinbar überraschenden Anstieg der Vertragssumme. Außerdem führt er als weiteren Grund für die Vergabe an die ISL den überraschenden Verlust des IOKs als ISL-Kunden im Jahre 1995 an. Diese standen dadurch kurz vor dem Aus und mussten den Zuschlag für die Weltmeisterschaften 2002 und 2006 erhalten. Für die ISL wurde es Zeit zu handeln und Jean-Marie und sein Koffer reisten um die große Welt. Flugs wurde man zu einer TV-Vermarktungsfirma und gewann Leo Kirch als Verbündeten. Gemeinsam konnte man die TV-Rechte für beide Events in einem äußerst dubiosen Verfahren für 2,8 Milliarden Franken (Produktionskosten exklusive) gewinnen. Der geschlagene Gegner war niemand geringeres als der langjährige FIFA-TV-Partner, der European Broadcasting Union (EBU), die im Namen aller öffentlich-rechtlicher Sender verhandelte und 2,2 Milliarden Franken (Produktionskosten inklusive) bot. Im Wesentlichen also die annähernd gleiche Summe und den Vorteil einer langjährigen Partnerschaft, Erfahrung und die maximal mögliche Reichweite, was bei der ISL und Kirchs Pay-TV-Plänen mehr als fraglich war.
Auch die Marketingrechte wurden der ISL für rund 880 Millionen Franken in einem laut Weinreich ähnlich fragwürdigem Verfahren vergeben. Nicht ganz unschuldig an der Vergabe der TV-Rechte war übrigens ein gewisser Gerhard Mayer-Vorfelder aus dem Schwabenland, der seine mitentscheidende Abwesenheit bei der überraschenden Abstimmung mit den Worten „Ich habe nicht gewusst, dass irgendwelche Entscheidungen anstanden" kommentierte. Die milliardenschwere Entscheidung stand allerdings in der Tat versteckt unter dem Tagesordnungspunkt 3.1 „Bericht der Finanzkommission über die Vergabe der Fernsehrechte" und sollte ursprünglich erst rund ein halbes Jahr später entschieden werden.
Die Journalisten Kistner und Weinreich beschreiben in ihrem Buch „Das Milliardenspiel" die Vorwürfe seitens der ISL-Konkurrenz. „Es fällt mir schwer zu glauben, dass die Fifa aufrichtig versucht, unser Angebot in einem fairen Wettbewerb zu behandeln”, beurteilte IMG-Vizechef Eric Drossart nachdem er monatelang versuchte von Sepp Auskunft über die Rechtevergabe zu erhalten. Die EBU wurde gar noch direkter und hegte bereits damals den Verdacht, die ISL und Kirch habe von der Höhe ihres geheimen Angebots im vorhinein gewusst.
Horsts Erbe geht unter
Sepp hatte jedenfalls endlich seine großen Verträge und die ISL überlebte das abrupte Ende zum IOK. Blöd, dass der Konkurs nur um fünf Jahre verschleppt wurde. 2001 war es dann soweit und der Ärger begann. Dabei hätte es gar nicht soweit kommen müssen, doch Sepp handelte ein wenig kurzsichtig. Der geplante ISL-Börsengang, der laut der Schweizer „Weltwoche" zwei Milliarden Franken einbringen sollte, platzte. Daraufhin wurden „unglückliche" Entscheidungen gefällt und rund 75 Millionen Dollar Lizenzgelder nicht an die FIFA weitergeleitet. „Nicht mit mir!" Sepp und die FIFA reichten Klage ein. Zeitglich verkündete er in der Schweizer Zeitung „Blick", dass die FIFA das Marketing nun selber übernehmen wolle. Zu dem Zweck würde man die „gesamte Fußball-Abteilung der ISL" übernehmen und den von der ISL gefeuerten Patrick Magyar als Chef installieren. Klingt unlogisch, ist aber so.
Was man nicht genau durchdacht hatte war, dass bei Ermittlungen auch gerne mal etwas tiefer gebohrt wird. Der Insolvenzverwalter Thomas Bauer auch mal einen genauen Blick in die Bücher werfen würde. Sepp kam ins Schwitzen und wollte die Klage fallenlassen, aber es war zu spät. Prompt stießen die Ermittler auf fragwürdige „Provisionen" sowie einer Liechtensteiner Stiftung namens Nunca und einer Briefkastenfirma mit dem Namen Sunbow S.A. auf den British Virgin Islands. Über dieses Geflecht wurden „Provisionen" oder wie es intern bei der ISL hieß „Rechteerwerbskosten" ausgezahlt und verschwanden aus den Büchern. Besonders interessant waren 5 Mio Franken, die Sunbow als Scheck einer Transportfirma namens Renford Investments Ltd. zahlte. Die gehörte niemand geringerem als dem Duo Infernale Joao und Ricardo.
Am Ende forderte Thomas Bauer laut „Weltwoche" von zwanzig Personen rund 100 Mio Franken für die Gläubiger zurück und gab sich schlussendlich mit einer Zahlung von lächerlichen 2,5 Mio Franken zufrieden. Darüberhinaus wurde vereinbart, dass keine weiteren Angehörigen der großen Weltsport-Famiglia zivilgerichtlich belangt werden sollten. Eine Vereinbarung, die sehr verdächtig nach „Korruptionsverdunklungsvertrag" aussah und für weltweites Kopfschütteln sorgte. Interessanterweise erreichte diese Vereinbarung ein gewisser Peter Nobel aus Zürich. Herr Nobel ist nebenbei der persönliche Anwalt von Sepp. Ein delikater Punkt, der bei der Größe Zürichs aber nichts weiter bedeuten muss. Vor Gericht konnte er die Anonymität der begünstigten Funktionäre erreichen. Bis letzten Donnerstag zumindest.
Ricardo und Joao - endlich offiziell
Seitdem ist so manches klarer. Oder besser gesagt endlich aktenkundig UND öffentlich. Die Staatsanwaltschaft Zug und Sonderermittler Thomas Hildebrand hatte zwar 2010 noch gegen eine Zahlung von 5,5 Mio Franken als „Wiedergutmachung" das Verfahren eingestellt. Bereits damals war jedoch entschieden worden, dass die Einstellungsverfügung öffentlich gemacht werden musste, was dazu führte, dass die FIFA sich zurückzog. Zwei Personen gingen aber bis zum Bundesgericht der Schweiz. Dieses hat nun endgültig beschlossen, dass Journalisten Einblick in die Verfügung zur Verfahrungseinstellung nehmen dürfen. Seit Donnerstag ist damit auch klar, dass es sich bei den beiden erbittert kämpfenden Personen um Joao und Ricardo handelt. Beide hatten vor Gericht nie bestritten Gelder von der ISL kassiert zu haben, es sei aber alles völlig legal gewesen. So legal, dass man bis zum Ende versuchte die Veröffentlichung zu unterbinden. Diese bestätigt nun, dass die ISL zwischen 1989 und 1998 Sportfunktionäre und Andere mit großzügigen circa 160 Mio Franken überschüttete. Der Journalist und Weinreich-Mitstreiter Jean-Francois Tanda spricht von nachgewiesenen 12 Mio Franken, die allein Ricardo kassiert hat. Hinzu kommen die 5 Mio für Rendford. Joao hatte im März 1997 zusätzliche 1,5 Mio erhalten.
Hier zu Teil 3 von 3
Aufrufe: 2400 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 2 | Erstellt:14.07.2012
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KOMMENTARE
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18.07.2012 | 17:33 Uhr
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AntiPsg :
weg mit blatter der alte mafia baus
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