07.10.2007 um 21:11 Uhr
Stadion live
Erster Eindruck: Das Stadion ist voll. Klar, ist ja auch Samstag, 15.29 Uhr und ich bin schon wieder zu spät für die guten Plätze. Olli ist zum Glück schon da, ein Barhocker neben ihm ist auch noch frei. Guter Junge! Im Hintergrund bestellt der KSC-Block lautstark eine Runde Bier. Na das kann ja heiter werden. Schalke gegen KSC wäre jetzt nicht unbedingt meine erste Wahl, wenn ich Fußball schaue. Aber im Stadion ist meistens das Erlebnis das Ziel, nicht das Spiel.
Die KSC-Fans am Nebentisch waren vorher bestimmt schon seit 9 Uhr früh auf der Wiesn. Als Bestätigung dafür lässt der Typ mit der Nickelbrille nach fünf Minuten sein Bierglas fallen, Scherben überall. So voll wie er schon ist, stört ihn das aber kaum. Achselzucken, Fußball kucken. Mach ich auch.
Nach zehn Minuten fliegt die Tür auf. Auftritt Typ im Ringelshirt, der KSC-Block johlt, der Typ torkelt. Kommt bestimmt direkt von der Wiesn. Nickelbrille lacht und macht Platz für Ringelshirt. Auf der zweiten Leinwand fliegt Meira gerade vom Platz. Die KSC-Fans grinsen um die Wette. Scheint ein guter Tag für sie zu werden.
Hinter Olli steht ein Typ vom KSC-Trupp. Der interessiert sich weniger für das Spiel, dafür mehr für das Dekollete einer blonden Dirndl-Schönheit. Seine Kumpels geiern derweil deren brünette Freundin an. Ich kucke kurz belustigt zu, werde aber vom Elfmeterpfiff in Wolfsburg abgelenkt. Marcelinho nimmt 100 Meter Anlauf, Wächter reißt einfach nur eine Faust hoch. Gut so, Radkappenhausen gewinnt sowieso, da muss man denen nicht auch noch ein Tor schenken.
Nach der Halbzeit hat der Typ mit dem blonden Dirndl-Girl Ollis Stuhl besetzt. Geht natürlich nicht. Olli beschwert sich, Typ sagt: "Immer locker bleiben." Ist er aber selbst nicht, weil er verkrampft an die Blonde hinflirtet. Die fragt uns kurz, für wen wir denn sind und bestellt sich dann einen Caipirinha, bevor wir antworten. Dirndl, Fußball, Caipirinha - das passt alles irgendwie nicht. Hat der Locker-bleiben-Typ aber nicht geschnallt.
Karlsruhe wird nach der Pause besser, Schalke wirkt irgendwie müde. Das hat auch der Kerl mit dem Gazprom-Trikot bemerkt. Vorhin hat er noch souverän die KSC-Jungs angegrient. Jetzt rutscht er unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Dem Dicken neben ihm, der wahrscheinlich vor fünf Jahren mal in sein Trikot gepasst hat, stehen die ersten Schweißperlen auf der Stirn.
16.54 Uhr, 1:0 KSC. Olli und ich gehen in Deckung, weil um uns herum die Hölle losbricht. Der KSC-Trupp liegt sich böse verkeilt quer über dem Tisch in den Armen und der Locker-bleiben-Typ hat die Blonde humorlos beiseite geschoben und sich auf seine Jungs gestürzt. Nickelbrille heult fast, kann aber auch am Bier liegen. Danach wird's wüst: "Auswärtssieg! Auswärtssieg!" wird skandiert, die Bedienung hat Mühe ihre Gläser unfallfrei zu den Tischen zu bringen. Godfried Adoube wird eingewechselt, der ist in Karlsruhe sowas wie ein Maskottchen scheint mir. Jedenfalls gibt's ein Lied über ihn, das jetzt gesungen wird. Die Dirndl-Girls lachen, liegt wohl am Caipi. Die Stimmung wird immer besser.
2:0 KSC, wieder Timm. Das gleiche Schauspiel nochmal, nur diesmal fällt auch endlich ein Glas dabei um. Das White-Stripes-Geblöke als Fangesang kennen wir von den Italienern, auch die KSC-Jungs blöken jetzt. "Bayern-Jäger! Bayern-Jäger!", brüllt einer. Nickelbrille hat ganz glasige Augen. Der Locker-bleiben-Typ hat jetzt nicht nur einen KSC-Sieg sondern auch die Handynummer der Blonden. Heute läuft's!
Abpfiff. Gazprom und der Dicke müssen jetzt erstmal ganz schnell aufs Klo. Wahrscheinlich, weil man da die Gesänge der Karlsruher nicht so laut hört. Hajnal ist kurz im Bild, ohne Trikot. Die Dirndl-Girls stimmen "eins, zwei, drei, oberkörperfrei" an. Kann man auch weglassen. Nickelbrille fragt die Brünette, ob sie sich jetzt auch freue, als Münchnerin, für ihn, den Karlsruher. "Na, mir is des wurscht. Hauptsach' Sechzig hod gestern gwunna", meint sie und lässt damit viele Fragen bei Nickelbrille offen.
Eine halbe Stunde später mampfen Olli und ich lecker Schnitzel Marke Fleischlappen und lassen den Spieltag ausklingen. Gazprom und der Dicke sind schon lange weg, das Stadion fast verwaist. Nur die KSC-Jungs sind noch da, die haben irgendwie den Absprung verpasst. Nickelbrille ist jetzt ganz nah dran am Dirndl der Brünetten, Ringelshirt ist im Sitzen eingeschlafen und sabbert seine Ringel an. Der Locker-bleiben-Typ hat jetzt einen Auswärtssieg in der Tasche und die Blonde im Arm.
Mitten in unser Schnitzel setzen sich ein paar 1860-Fans neben uns und gröhlen die Vereinshymne. Der eine lispelt und spuckt gefährlich nahe an meine Pommes ran. Wird dann auch Zeit zu gehen. Findet Olli auch. Aber nächsten Samstag sind wir wieder hier. Weil nur im Stadion ist man immer live dabei.
Das Stadion an der Schleißheimer Straße ist eine Fußball-Kneipe in München.
Die KSC-Fans am Nebentisch waren vorher bestimmt schon seit 9 Uhr früh auf der Wiesn. Als Bestätigung dafür lässt der Typ mit der Nickelbrille nach fünf Minuten sein Bierglas fallen, Scherben überall. So voll wie er schon ist, stört ihn das aber kaum. Achselzucken, Fußball kucken. Mach ich auch.
Nach zehn Minuten fliegt die Tür auf. Auftritt Typ im Ringelshirt, der KSC-Block johlt, der Typ torkelt. Kommt bestimmt direkt von der Wiesn. Nickelbrille lacht und macht Platz für Ringelshirt. Auf der zweiten Leinwand fliegt Meira gerade vom Platz. Die KSC-Fans grinsen um die Wette. Scheint ein guter Tag für sie zu werden.
Hinter Olli steht ein Typ vom KSC-Trupp. Der interessiert sich weniger für das Spiel, dafür mehr für das Dekollete einer blonden Dirndl-Schönheit. Seine Kumpels geiern derweil deren brünette Freundin an. Ich kucke kurz belustigt zu, werde aber vom Elfmeterpfiff in Wolfsburg abgelenkt. Marcelinho nimmt 100 Meter Anlauf, Wächter reißt einfach nur eine Faust hoch. Gut so, Radkappenhausen gewinnt sowieso, da muss man denen nicht auch noch ein Tor schenken.
Nach der Halbzeit hat der Typ mit dem blonden Dirndl-Girl Ollis Stuhl besetzt. Geht natürlich nicht. Olli beschwert sich, Typ sagt: "Immer locker bleiben." Ist er aber selbst nicht, weil er verkrampft an die Blonde hinflirtet. Die fragt uns kurz, für wen wir denn sind und bestellt sich dann einen Caipirinha, bevor wir antworten. Dirndl, Fußball, Caipirinha - das passt alles irgendwie nicht. Hat der Locker-bleiben-Typ aber nicht geschnallt.
Karlsruhe wird nach der Pause besser, Schalke wirkt irgendwie müde. Das hat auch der Kerl mit dem Gazprom-Trikot bemerkt. Vorhin hat er noch souverän die KSC-Jungs angegrient. Jetzt rutscht er unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Dem Dicken neben ihm, der wahrscheinlich vor fünf Jahren mal in sein Trikot gepasst hat, stehen die ersten Schweißperlen auf der Stirn.
16.54 Uhr, 1:0 KSC. Olli und ich gehen in Deckung, weil um uns herum die Hölle losbricht. Der KSC-Trupp liegt sich böse verkeilt quer über dem Tisch in den Armen und der Locker-bleiben-Typ hat die Blonde humorlos beiseite geschoben und sich auf seine Jungs gestürzt. Nickelbrille heult fast, kann aber auch am Bier liegen. Danach wird's wüst: "Auswärtssieg! Auswärtssieg!" wird skandiert, die Bedienung hat Mühe ihre Gläser unfallfrei zu den Tischen zu bringen. Godfried Adoube wird eingewechselt, der ist in Karlsruhe sowas wie ein Maskottchen scheint mir. Jedenfalls gibt's ein Lied über ihn, das jetzt gesungen wird. Die Dirndl-Girls lachen, liegt wohl am Caipi. Die Stimmung wird immer besser.
2:0 KSC, wieder Timm. Das gleiche Schauspiel nochmal, nur diesmal fällt auch endlich ein Glas dabei um. Das White-Stripes-Geblöke als Fangesang kennen wir von den Italienern, auch die KSC-Jungs blöken jetzt. "Bayern-Jäger! Bayern-Jäger!", brüllt einer. Nickelbrille hat ganz glasige Augen. Der Locker-bleiben-Typ hat jetzt nicht nur einen KSC-Sieg sondern auch die Handynummer der Blonden. Heute läuft's!
Abpfiff. Gazprom und der Dicke müssen jetzt erstmal ganz schnell aufs Klo. Wahrscheinlich, weil man da die Gesänge der Karlsruher nicht so laut hört. Hajnal ist kurz im Bild, ohne Trikot. Die Dirndl-Girls stimmen "eins, zwei, drei, oberkörperfrei" an. Kann man auch weglassen. Nickelbrille fragt die Brünette, ob sie sich jetzt auch freue, als Münchnerin, für ihn, den Karlsruher. "Na, mir is des wurscht. Hauptsach' Sechzig hod gestern gwunna", meint sie und lässt damit viele Fragen bei Nickelbrille offen.
Eine halbe Stunde später mampfen Olli und ich lecker Schnitzel Marke Fleischlappen und lassen den Spieltag ausklingen. Gazprom und der Dicke sind schon lange weg, das Stadion fast verwaist. Nur die KSC-Jungs sind noch da, die haben irgendwie den Absprung verpasst. Nickelbrille ist jetzt ganz nah dran am Dirndl der Brünetten, Ringelshirt ist im Sitzen eingeschlafen und sabbert seine Ringel an. Der Locker-bleiben-Typ hat jetzt einen Auswärtssieg in der Tasche und die Blonde im Arm.
Mitten in unser Schnitzel setzen sich ein paar 1860-Fans neben uns und gröhlen die Vereinshymne. Der eine lispelt und spuckt gefährlich nahe an meine Pommes ran. Wird dann auch Zeit zu gehen. Findet Olli auch. Aber nächsten Samstag sind wir wieder hier. Weil nur im Stadion ist man immer live dabei.
Das Stadion an der Schleißheimer Straße ist eine Fußball-Kneipe in München.
Aufrufe: 11125 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 12 | Erstellt:07.10.2007
ø 9.1
KOMMENTARE
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07.10.2007 | 22:42 Uhr
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Hans_Maulwurf : Genau so
So und nicht anders. Sehr fett.
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07.10.2007 | 23:13 Uhr
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oliver : Der Lispler...
...kommt mir noch zu gut weg. Und außerdem wollte der doch mit uns raus, wenn wir gehen. Oder irre ich mich da? Er hatte mir das doch haarklein alles erklärt. Naja. Nächsten Samstag gehts weiter! Bin gespannt, ob Lockerbleiben und Dirndl dann schon den ersten Beziehungskrach hinter sich haben...
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08.10.2007 | 11:40 Uhr
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andalinho : Stadion a.d. Schleißheimerstraße
Olli, Ball flach halten! Im Stadion wird gepöbelt aber nicht geboxt, gedroht aber nicht geschlagen und gegrölt aber niemals gekämpft.
Ansonsten sehr gut gelungener Beitrag, bis Samstag
Die STADION - Crew
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08.10.2007 | 17:27 Uhr
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oliver : der ball ...
... ist doch flach. hab doch gar nix anderes behauptet. oder etwas doch? der typ hat ja nur gesagt, dass er mit rausgehen wolle, wenn wir dann gehen. gemacht hat er natürlich nix - ist ja dann im sitzen eingeschlafen, hehe : )
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