05.09.2008 um 23:40 Uhr
Tanken für Ronaldo
Sonntag: Die Abu Dhabi United Group (ADUG) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kauft Thaksin Shinawatra für 185 Millionen Euro den Premier League-Klub Manchester City ab.
Montag: Manchester City lotst Robinho für 43 Millionen Euro von Real Madrid in den Nordwesten Englands.
Montag: Manchester United verpflichtet Dimitar Berbatov von Tottenham Hotspur für 38 Millionen Euro.
Dienstag: Alan Curbishley tritt als Trainer bei West Ham United zurück.
Mittwoch: Nach zweitägigen Verhandlungen legt Kevin Keegan sein Amt als Trainer von Newcastle United nieder.
Was das mit einander zu tun hat? Nun, Ich würde sagen, diese fünf Vorgänge bieten in ihrer Gesamtheit einen realistischen Überblick über die Vorgänge in der Premier League. Der Liga der Finanzinvestoren.
Nun gibt es also eine neue Macht im englischen Fußball. Manchester City. Fast muss man sich bemühen, nicht zu lachen. Schließlich ist City gerade im Vergleich zum Stadtrivalen ein kleines Licht in England. Dafür bekannt, sich selbst im Weg zu stehen und jede Chance, endlich in die Riege der Großklubs aufzusteigen, gnadenlos zu vergeigen.
Mal sehen, ob sie das jetzt auch wieder schaffen. Schließlich gilt die ADUG als wesentlich reicher als Roman Abramovich. Und der hat schon fünfmal so viel Kohle wie der nächstreichste Teambesitzer in England. Ihren Reichtum wollen sie übrigens auch tatsächlich investieren. Im Winter, so ließ man verlauten, will man alles kaufen, was Rang und Namen hat. Fabregas, Henry, oh, und 150 Millionen für Cristiano Ronaldo. Dabei passiert vor allem eins: Die ohnehin schon illusorischen Preise in der Premier League werden weiter steigen. Bald wird es schwer, Spieler zu finden, die das ganze Geld noch wert sind. Manch einer meint ja sogar, den Punkt hätten wir schon lange überschritten.
Die ADUG sagt, "Geld spielt für uns keine Rolle" (und wer von uns weiß schon, was das für ein Gefühl ist?), man ist mit Öl reich geworden. Wie Abramovich halt, nur noch viel reicher. Da lacht ausnahmsweise mal der City-Fan. Noel Gallagher, der Songschreiber von Oasis und lebenslanger Anhänger der "Sky Blues" zum Beispiel. Der sagte: "Immer wenn ein United-Fan in Zukunft tankt, finanziert er unsere Transfers." Ha ha. Dummerweise trifft es aber nicht nur die United-Fans. Auch Uli Hoeneß oder ich zum Beispiel unterstützen die "Citizens". Neulich gerade mit 44,58 Euro. Gut fände ich, wenn auf meinem nächsten Tankbeleg die "Ronaldo-Steuer" extra ausgezeichnet würde.
Beim Stadtrivalen United bleibt man gelassen. Alex Ferguson weiß: Wer viel Geld hat, der kann auch viel sinnlos verschleudern. Und er hat gelernt: Investoren bringen einen Trainer nicht unbedingt weiter. Schließlich hat seine Investoren-Familie, die Glazer-Familie aus Florida, Fergusons Transferbudget praktisch nicht beeinflusst. Oh, die Amerikaner haben Ferguson die Kohle nicht gekürzt. Aber mehr Geld als vorher hat er auch nicht zur Verfügung. Dass er sich einen Berbatov für (völlig übertriebene) 38 Millionen leisten kann, liegt daran, dass sein Klub unglaublich große Profite einfährt.
Immerhin, Sir Alex darf seine Transfers selbst durchführen. In England ist ein "Manager" ja tatsächlich das, was ein Manager und Trainer in Personalunion in Deutschland wäre. Und Ferguson kauft, wen er will. Bei Alan Curbishley war das anders. Der hat nämlich von seinen Chefs einen italienischen Sportdirektor vor die Nase gesetzt bekommen. Curbishleys ex-Klub West Ham United gehört einer isländischen Bank, die im vergangenen Sommer unglaubliche Summen in solide, aber unspektakuläre oder verletzungsanfällige Spieler investiert hat und so statt auf einem Abstiegsplatz im gesicherten Mittelfeld gelandet ist. Aber dann kam die Kreditkrise und einige der Gekauften konnte man gar nicht schnell genug wieder loswerden.
Freddie Ljungberg zum Beispiel bekam eine astronomische Abfindung, nur um von der Gehaltsliste zu verschwinden. Zum Ende der Transferperiode verkaufte Curbishleys Sportdirektor aber nicht nur die mit dem Trainer abgesprochenen Akteure, sonder versetzte in den zwei Tagen von Transferschluss mit Anton Ferdinand und George McCartney mal eben noch die halbe Abwehr der Londoner. Da arbeitet der Sportdirektor nicht mit dem Trainer, sondern gegen ihn. Curbishley musste einfach gehen.
Und auch Kevin Keegan hatte in Newcastle keine Chance. Letzten Samstag gegen Arsenal hatte er nur zwei erfahrene Feldspieler auf der Bank. Der Rest waren 17-Jährige. Keegan brauchte dringend neue Spieler. Stattdessen versuchte auch dort der vom Teambesitzer Mike Ashley eingesetzte Sportdirektor, am Montag noch hinter dem Rücken des Trainers Michael Owen und Joey Barton zu verkaufen. Eine unhaltbare Situation. Keegan hatte die Unterstützung seines Besitzers verloren, der bei den Neuzugängen nicht auf erfahrene Premier League-Spieler, sondern lieber auf preisgünstigere Akteure aus dem Ausland setzen wollte. Und so bekam Keegan Spieler gekauft, die er nie gesehen hatte.
Bei Ashley wird übrigens spekuliert, ob er den Verein nicht nur gekauft habe, um bei einem Weiterverkauf ordentlich abzusahnen. Möglich ist das, auch wenn er bei Auswärtsspielen im Newcastle-Trikot im Fanblock steht. Stand, muss das wohl jetzt heißen. Schließlich hätten ihn die United-Fans diese Woche gelyncht, wenn er nicht praktischerweise in den USA gewesen wäre. Die lieben nämlich Kevin Keegan.
Eins wird jedenfalls anhand dieser Geschichten deutlich: Investoren sind nur in den seltenen Fällen, wenn sie unbegrenzt viel Geld haben, gut für ihre Klubs. Und das auch nur dann, wenn sie einen langen Atem haben. Im Normalfall verbessern sie die wirtschaftliche Situation ihrer Vereine bestenfalls unwesentlich. Und wenn die Wirtschaft kriselt (was durchaus ab und zu vorkommen soll), dann beginnt das Paniksparen. Paniksparen, das bedeutet praktisch immer auch die Selbstamputation lebensnotweniger Körperteile. Nicht gut, wenn man einen Fußballklub leitet. Und wer braucht bitte schön Investoren, die Probleme nicht lösen, sondern sie machen?
Bis bald,
Andreas
Montag: Manchester City lotst Robinho für 43 Millionen Euro von Real Madrid in den Nordwesten Englands.
Montag: Manchester United verpflichtet Dimitar Berbatov von Tottenham Hotspur für 38 Millionen Euro.
Dienstag: Alan Curbishley tritt als Trainer bei West Ham United zurück.
Mittwoch: Nach zweitägigen Verhandlungen legt Kevin Keegan sein Amt als Trainer von Newcastle United nieder.
Was das mit einander zu tun hat? Nun, Ich würde sagen, diese fünf Vorgänge bieten in ihrer Gesamtheit einen realistischen Überblick über die Vorgänge in der Premier League. Der Liga der Finanzinvestoren.
Nun gibt es also eine neue Macht im englischen Fußball. Manchester City. Fast muss man sich bemühen, nicht zu lachen. Schließlich ist City gerade im Vergleich zum Stadtrivalen ein kleines Licht in England. Dafür bekannt, sich selbst im Weg zu stehen und jede Chance, endlich in die Riege der Großklubs aufzusteigen, gnadenlos zu vergeigen.
Mal sehen, ob sie das jetzt auch wieder schaffen. Schließlich gilt die ADUG als wesentlich reicher als Roman Abramovich. Und der hat schon fünfmal so viel Kohle wie der nächstreichste Teambesitzer in England. Ihren Reichtum wollen sie übrigens auch tatsächlich investieren. Im Winter, so ließ man verlauten, will man alles kaufen, was Rang und Namen hat. Fabregas, Henry, oh, und 150 Millionen für Cristiano Ronaldo. Dabei passiert vor allem eins: Die ohnehin schon illusorischen Preise in der Premier League werden weiter steigen. Bald wird es schwer, Spieler zu finden, die das ganze Geld noch wert sind. Manch einer meint ja sogar, den Punkt hätten wir schon lange überschritten.
Die ADUG sagt, "Geld spielt für uns keine Rolle" (und wer von uns weiß schon, was das für ein Gefühl ist?), man ist mit Öl reich geworden. Wie Abramovich halt, nur noch viel reicher. Da lacht ausnahmsweise mal der City-Fan. Noel Gallagher, der Songschreiber von Oasis und lebenslanger Anhänger der "Sky Blues" zum Beispiel. Der sagte: "Immer wenn ein United-Fan in Zukunft tankt, finanziert er unsere Transfers." Ha ha. Dummerweise trifft es aber nicht nur die United-Fans. Auch Uli Hoeneß oder ich zum Beispiel unterstützen die "Citizens". Neulich gerade mit 44,58 Euro. Gut fände ich, wenn auf meinem nächsten Tankbeleg die "Ronaldo-Steuer" extra ausgezeichnet würde.
Beim Stadtrivalen United bleibt man gelassen. Alex Ferguson weiß: Wer viel Geld hat, der kann auch viel sinnlos verschleudern. Und er hat gelernt: Investoren bringen einen Trainer nicht unbedingt weiter. Schließlich hat seine Investoren-Familie, die Glazer-Familie aus Florida, Fergusons Transferbudget praktisch nicht beeinflusst. Oh, die Amerikaner haben Ferguson die Kohle nicht gekürzt. Aber mehr Geld als vorher hat er auch nicht zur Verfügung. Dass er sich einen Berbatov für (völlig übertriebene) 38 Millionen leisten kann, liegt daran, dass sein Klub unglaublich große Profite einfährt.
Immerhin, Sir Alex darf seine Transfers selbst durchführen. In England ist ein "Manager" ja tatsächlich das, was ein Manager und Trainer in Personalunion in Deutschland wäre. Und Ferguson kauft, wen er will. Bei Alan Curbishley war das anders. Der hat nämlich von seinen Chefs einen italienischen Sportdirektor vor die Nase gesetzt bekommen. Curbishleys ex-Klub West Ham United gehört einer isländischen Bank, die im vergangenen Sommer unglaubliche Summen in solide, aber unspektakuläre oder verletzungsanfällige Spieler investiert hat und so statt auf einem Abstiegsplatz im gesicherten Mittelfeld gelandet ist. Aber dann kam die Kreditkrise und einige der Gekauften konnte man gar nicht schnell genug wieder loswerden.
Freddie Ljungberg zum Beispiel bekam eine astronomische Abfindung, nur um von der Gehaltsliste zu verschwinden. Zum Ende der Transferperiode verkaufte Curbishleys Sportdirektor aber nicht nur die mit dem Trainer abgesprochenen Akteure, sonder versetzte in den zwei Tagen von Transferschluss mit Anton Ferdinand und George McCartney mal eben noch die halbe Abwehr der Londoner. Da arbeitet der Sportdirektor nicht mit dem Trainer, sondern gegen ihn. Curbishley musste einfach gehen.
Und auch Kevin Keegan hatte in Newcastle keine Chance. Letzten Samstag gegen Arsenal hatte er nur zwei erfahrene Feldspieler auf der Bank. Der Rest waren 17-Jährige. Keegan brauchte dringend neue Spieler. Stattdessen versuchte auch dort der vom Teambesitzer Mike Ashley eingesetzte Sportdirektor, am Montag noch hinter dem Rücken des Trainers Michael Owen und Joey Barton zu verkaufen. Eine unhaltbare Situation. Keegan hatte die Unterstützung seines Besitzers verloren, der bei den Neuzugängen nicht auf erfahrene Premier League-Spieler, sondern lieber auf preisgünstigere Akteure aus dem Ausland setzen wollte. Und so bekam Keegan Spieler gekauft, die er nie gesehen hatte.
Bei Ashley wird übrigens spekuliert, ob er den Verein nicht nur gekauft habe, um bei einem Weiterverkauf ordentlich abzusahnen. Möglich ist das, auch wenn er bei Auswärtsspielen im Newcastle-Trikot im Fanblock steht. Stand, muss das wohl jetzt heißen. Schließlich hätten ihn die United-Fans diese Woche gelyncht, wenn er nicht praktischerweise in den USA gewesen wäre. Die lieben nämlich Kevin Keegan.
Eins wird jedenfalls anhand dieser Geschichten deutlich: Investoren sind nur in den seltenen Fällen, wenn sie unbegrenzt viel Geld haben, gut für ihre Klubs. Und das auch nur dann, wenn sie einen langen Atem haben. Im Normalfall verbessern sie die wirtschaftliche Situation ihrer Vereine bestenfalls unwesentlich. Und wenn die Wirtschaft kriselt (was durchaus ab und zu vorkommen soll), dann beginnt das Paniksparen. Paniksparen, das bedeutet praktisch immer auch die Selbstamputation lebensnotweniger Körperteile. Nicht gut, wenn man einen Fußballklub leitet. Und wer braucht bitte schön Investoren, die Probleme nicht lösen, sondern sie machen?
Bis bald,
Andreas
Aufrufe: 8801 | Kommentare: 38 | Bewertungen: 15 | Erstellt:05.09.2008
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KOMMENTARE
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07.09.2008 | 17:06 Uhr
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Schnorm :
@Zarathustra:Stimmt, über das Thema haben wir an anderer Stelle schon ausführlich diskutiert ;) Aber is ja auch ne heiße Kiste derzeit.
Ich will nicht ausschließen, dass die Bundesliga Italien mittelfristig in der 5-Jahres-Wertung abfangen kann. Allerdings muss da viel zusammenkommen. In der Spitze halte ich Italien mit Inter, Milan, AS Rom und Juventus (eventuell noch Florenz) für etwas stärker besetzt als Deutschland mit Bayern, Bremen, Schalke, Hamburg. Ahnliches gilt für Spanien mit Real, Barcelona, Valencia, Atletico. Daher halte ich Platz 2 für eine kühne Prognose. Dass die Primera Division zu einer Ausbildungsliga wird, sehe ich nicht, da die Strahlkraft der großen Vereine auch international zu groß ist.
Und auch wenn Kirch damals nicht pleite gegangen wäre, wäre trotzdem nicht soviel Geld in die Bundesliga gespült worden, wie es mit Investoren möglich wäre. Die Lücke zu anderen Ligen wäre eventuell etwas kleiner.
@Barclays
Daher denke ich, dass man unterscheiden muss zwischen den Investoren, die Profite erzielen wollen, und denen, die einen Verein als Spielzeug betrachten. Allerdings wird es durch das verantwortungslose Hochschrauben der Ablösesummen/Gehälter durch die Spielzeuginvestoren immer schwerer für die Investoren, die Profit erwirtschaften wollen. Daher werden sich langfristig wohl die Spielzeuginvestoren durchsetzen, die nicht an wirtschaftliche Rahmenbedingungen gebunden sind. Oder die Preise müssen an die Fans weitergegeben werden. Ich war neulich mal im Old Trafford und wollte mir das Manu-Museum anschaun (2 Räume). Als die dafür 16 Pfund haben wollten, hab ichs dann doch gelassen...
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07.09.2008 | 21:44 Uhr
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Zarathustra : @Schnorm, BartP
Ich glaube gar nicht, dass es allzu gewagt ist, vorherzusagen, dass die Bundesliga demnächst den 4.CL-Platz zurückgewinnen KöNNTE (ich will nicht sagen, dass das auch tatsächlich eintritt). Aber wenn die Bundesligaklubs soviele Punkte wie im letzten Jahr in den europäischen Wettbewerben holen, und ebenso die italienischen Mannschaften nicht über das Vorjahresergebnis hinauskommen, dann sind wir in genau 12 Monaten Kopf an Kopf mit der Serie A. Allerdings scheint mir die Serie A einige strukturelle änderungen durchzuführen, um den Abwärtstrend der vergangenen 2 Jahre zu stoppen. Die Frage ist, wie schnell diese änderungen Wrkungen entfalten können (z.B. Einführung der Zentralvermarktung ab nächstem Jahr).
Ich habe die spanische Primera Division als kommende "Ausbildungsliga" bezeichnet, weil ich bei ihr mehr Merkmale einer solchen erkenne als bei der Bundesliga. Es scheint gerade im Trend zu liegen, dass Spieler aus Spanien nach England wechseln. Die Ausmaße erinnern an den Exodus frz. Spieler auf die Insel vor einigen Jahren. Außerdem hat die spanische Liga mehr durch Spielertransfers eingenommen als ausgegeben. Ein weiteres Zeichen für eine Ausbildungsliga.
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07.09.2008 | 21:58 Uhr
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Wo siehst du denn, Schnorm, Anzeichen dafür, dass die Bundesliga zur Ausbildungsliga wird. Die Anzahl der Spieler, die in die PD, PL oder Serie A wechseln hält sich in Grenzen. Ich sehe keine andere Liga in Europa, die so wenig von der Vorherrschaft der Premier League in Mitleidenschaft gezogen wird, wie die Bundesliga. Die Anzahl der Ausnahmekönner in der BL lässt sich an einer Hand abzählen. Und wenn wirklich mal einer davon (so wie jetzt VDV) wechselt, wird man diese Spieler dennoch ersetzen können.
Es werden in der nächsten Zeit weiterhin eher durchschnittliche Spieler per Bosman nach England wechseln (Woronin, Degen), um dort den Kader einiger Mannschaften in der Breite zu stärken, aber einen Substanzverlust kann ich auch dadurch nicht erkennen.
Wahrscheinlich wird in den nächsten 2,3 Jahren gejammert werden, dass Thiago Neves auch nicht ewig in der Bundesliga bleiben wird...Aber es hat ja seinen Grund, warum das Wort "Angst" seinen Weg in die englische Sprache gefunden hat. Ich jedenfalls kann der aktuellen Entwicklung nur positives für die Bundesliga abgewinnen.
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07.09.2008 | 22:48 Uhr
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Schnorm : @zarahustra
Betreffend der aktuellen Saison glaub ich nicht, dass wir die Serie A übertreffen werden. Letztes Jahr hatten wirs vor allem den Bayern im UEFA-Cup zu verdanken, dass es soviele Punkte gab. Und diese Saison ist Milan im UEFA-Cup...hinzu kommt, dass der Quotient hoch ist, da es 7 deutsche Mannschaften im Europacup gibt.Du hast recht, die Bundesliga ist ausgeglichener. Aber im Europacup spielen ja nur die stärksten Mannschaften einer Liga. Und die Spitze ist in Italien sicherlich noch besser besetzt als die der Bundesliga und wird deshalb wahrscheinlich auch mehr Punkte holen. Abwarten.
Ich glaube, Real und Barca werden nur Spieler abgeben, wenn sie es auch wollen, finanziell müssen sie es nicht tun. Bei Valencia sieht das aufgrund der Schuldenlast vielleicht anders aus.
Die spanische Liga ist traditionsgemäß die erste Anlaufstelle für spanisch sprechende Spieler, z.B. aus Argentinien. In diesem Sinne ist sie eine Ausbildungs- bzw. "Eingewöhnungs"liga. Mal abgesehen von Torres sind in den letzten Jahren aber keine spanischen Topstars nach England gewechselt, eher Ergänzungsspieler. Dass die spanische Liga mehr eingenommen als ausgegeben hat liegt wohl vor allem an den hohen Ablösen für Ronaldinho und Robinho.
Die Bundesliga sehe ich eher als Ausbildungsliga, weil sie kaum Topstars anzieht, dafür aber regelmäßig Stars die Liga verlassen. Die deutschen Vereine hängen halt mehr von den Ablösesummen ab als die der Investorenligen. Die Stardichte in der Bundesliga ist nicht allzu groß, und wenn mal einer über längere Zeit hervorsticht, kommen auch verlockende Angebote aus dem Ausland (siehe Ballack, Pizarro zu Chelsea, vdV zu Real, Gomez, Diego hatten auch schon Anfragen, Poldi vielleicht zu Real). Fraglich, wie lange die Vereine da widerstehen können.
Geld hat halt große Anziehungskraft.
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08.09.2008 | 01:20 Uhr
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Zarathustra : @Schnorm
Ich glaube nicht, dass Bayern der entscheidende Grund dafür war, warum Deutschland im letzten Jahr so gut in der UEfa-Wertung abgeschnitten hat. Werder hat das Jahr davor ebenfalls das Halbfinale erreicht und auf den Weg dorthin mehr Punkte eingesammelt als Bayern im darauffolgenden Jahr. Entscheidend war vielmehr, dass alle fünf Bundesligisten die Gruppenphase erreicht und überstanden haben. Du hast Recht, dass die Spitze der Serie A und Primera Division stärker ist als die der Bundesliga. Allerdings muss die in der CL ran und da kann es gut sein, dass die Premier League die Dominanz der letzten Jahre fortsetzt und für spanische, italienische wie deutsche Mannschaften wenig zu holen ist. Deshalb sehe ich den Uefa-Cup durchaus als ein Mittel an, um in naher Zukunft den 4. CL-Platz zurückzuerkämpfen. Ein Unentschieden von Werder gegen Chelsea in der CL-Gruppenphase ist nunmal weniger wert als ein Sieg gegen eine Mannschaft aus Zypern im Uefa-Cup.
Natürlich müssen Real und Barca ihre Spieler nicht abgeben - ebensowenig Olympique Lyon. Aber die Mannschaften hinter Real und Barca sind eben deutlich ärmer. In der PD spielen ja auch Mannschaften, die in Deutschland vom Budget her in der Dritten Liga einzuordnen wären. Die können Spieler nicht halten. Und es geht mir nicht um das Abwandern von Topstars nach England, sondern um Stützen dieser Mannschaften. Wenn die wegfallen, wird das Niveau der spanischen Liga sinken, und das werden auch Real und Barca zu spüren bekommen.
Natürlich sähe die Transferbilanz etwas anders aus, wäre Robinho nicht in allerletzter Minute gewechselt. Die Transfereinnahmen aus dem Verkauf Ronaldinhos schlagen dagegen nicht zu gewicht, da Barca selbige wieder reinvestiert hat. Unter dem Strich bleibt, dass die spanische Liga deutlich weniger Geld in neue Spieler investiert hat, als die Bundesliga - und das im dritten Transferfenster in Folge.
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08.09.2008 | 01:20 Uhr
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Zarathustra : @Schnorm
Das ist keine Eintagsfliege, sondern ein klarer Trend. Und wenn man bedenkt, dass die Bundesliga bei den Nettotransfers klar vor der PD liegt - und das obwohl Bayern in diesem Sommer nicht tätig geworden ist - dann sieht man, dass die Bundesliga insgesamt deutlich an Stärke dazu gewonnen hat. Die Wechsel in die PL, die du genannt hast zeigen doch nicht, das die Bundesliga eine Ausbildungsliga ist. Ballack war doch der einzige Toptransfer aus der Bundesliga. Pizarro war gut, aber durchaus ersetzbar - und bei allem Nachtrauern merkt man gar nicht, dass er ja schon wieder hier ist. VDV ist weg, aber es ist gut möglich, dass bald niemand in Hamburg mehr an ihn denkt, wenn Neves einschlägt. Tut mir leid, aber ich sehe keine Abwanderungswelle in der Bundesliga, sondern eher eine geringe Fluktuation ohne einen qualitativen Substanzverlust.
Ich kann nicht nachvollziehen, warum du die Anfragen an Gomez, Diego in dein Argument von der Ausbildungsliga miteinfließen lässt. Anfragen sind normal. Aber letztlich zählen doch nur vollzogene Wechsel. Sonst kann man gleich die ANfragen an Villa, Ronaldo und Co in gleicher Weise als vollzogen werten. Abwarten.
Ich sehe nicht, warum die Bundesliga stärker von den Ablösesummen abhängig sein soll als die "Investorenligen".Fast alle Bundesligisten fahren Gewinne ein. Da besteht eine geringere Abhängigkeit von Transfererlösen als bei vergleichbaren Vereinen aus dem Ausland.
"Fraglich, wie lange die Vereine da widerstehen können.
Geld hat halt große Anziehungskraft. "
Und das ist genau der Grund, warum ich glaube, dass die Bundesliga gut aufgestellt ist. Im Großen und Ganzen ist in der Bundesliga dann doch mehr Geld vorhanden als in der Primera Division.
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08.09.2008 | 17:02 Uhr
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Essien :
Sehe das auch so das die Bundesliga im Geld und guten Spieler NOCH etwas hinterherhingt, also meiner Meinung nach gehen nicht so viele Stars von der deutschen Liga weg, weil es nicht so viele davon gibt, oder es bessere gibt.
Ich finde es sollte was verändert werden, das nicht die Vereine in der CL und UefaCup gleich viele Punkte für den internationalen Wettbewerb gibt, also für die Startplätze der kommenden Saisonen.
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08.09.2008 | 17:26 Uhr
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Zarathustra : @Essien
Aber gerade Spanien hat im Uefa-Cup vor 2 und 3 Jahren noch dominiert. Und damals galt dies noch als Nachweis für die Stärke der Primera Division.Natürlich ist die in etwa gleiche Gewichtung in der Uefa-5-Jahreswertung zwischen CL und Uefa-Cup fragwürdig. Aber ich glaube nicht, dass Platini daran etwas ändern wird.
Qualitativ hinkt die Bundesliga sicher noch hinterher. Ich sehe sie im Augenblick an 4. Stelle - und ich denke, da brauche ich jetzt auch mit niemanden streiten. Ich glaube, dass wir Frankreich eingeholt haben. Eigentlich sehe ich die momentane Stärke der einzelnen Ligen wiefolgt. 1. England 2. Spanien 3. Italien dann wir Frankreich und Russland.
Aber wie ich bereits angeführt habe, von der finanziellen Seite sieht es für die Bundesliga sogar etwas besser aus.
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08.09.2008 | 17:50 Uhr
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Schnorm : @Zarathustra
Gut, dann war es Bayern und Schalke letzte Saison, Bremen davor. Aber das sind maximal 1-2 Mannschaften, die pro Jahr soweit kommen. Diese Saison sehe ich durch den Quotienten von 7 Problem, eine höhere Punktzahl als Italien zu erreichen, zumal Milan im UEFA-Cup spielt. Eine interessante Statistik über die Stärke der Vereine habe ich unter folgendem Link gefunden:
http://member.transfermarkt.de/de/international/2008/int/uebersicht/menue_international/startseite.html
Klickst du hier auf Spanien, ist aufgeführt, wieviel ein Spieler eines Vereins durchschnittlich wert ist. Angenommen der Marktwert gilt als Indiz für die Stärke eines Spielers, so kann außer Bayern keine deutsche Mannschaft mit den ersten sechs Plätzen der Primera Division oder den ersten 5 Plätzen der Serie A mithalten. Auch wenn es also in Spanien ein Gefälle gibt, sind die abgeschlageneren Vereine noch stärker als die Spitze der deutschen.
Dass die spanische Liga weniger investiert hat, ist falsch. Im Gegenteil, sie hat fast doppelt soviel ausgegeben (http://member.transfermarkt.de/de/basic/default/menue_transfers/transfer/menue_transfers/startseite.html). Daher kann ich auch nicht nachvollziehen, warum in der Bundesliga mehr Geld vorhanden sein soll.
Pizarro ist schon n Guter. Und dass du dich auf Neves beziehst, ist doch wieder ein gutes Zeichen, dass die Bundesliga eine Ausbildungsliga ist. Der ist jung, talentiert...aber noch kein fertiger Star. Die holen sich nämlich die englischen, spanischen oder italienischen Vereine.
Gomez habe ich mit einbezogen, weil er bereits verkündet hat, in ein paar Jahren im Ausland spielen zu wollen. Also spätestens, wenn der Vertrag ausläuft. Bei Diego gabs zwar noch keine so klare Aussage, aber bei den Leistungen, die er derzeit bringt, werden die Köder schon kommen. Is ja noch jung...aber OK, das is Spekulation. Insgesamt sehe ich die Bundesliga schon in einer schwierigen Situation.
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Denn Investoren wollen ja auch Geld verdienen, und werden in naher Zukunft das Geld wieder aus den Vereinen fließen lassen. Wobei dann bei einigen Vereinen mMn auch die Existenz auf dem Spiel stehen könnte. Denn Geld verdienen die Vereine ja vor allem dadurch, das sportlicher Erfolg da ist. Aber es kann ja nunmal immer nur eine Mannschaft Meister werden, und max. vier Mannschaften in die CL. Die kann aber auch nur von einer gewonnen werden. Und Mannschaften, die nur 8. oder 9. oder noch schlechter werden, denen fehlt dann das Geld aus den europäischen Wettbewerben, die Fernsehgelder werden auch weniger etc. Aber die Investoren wollen trotzdem ihr Geld. Und das könnte dann zu einer finanziellen Krise führen.