Mainz gegen Schalke ein vermeintlich harmloses Duell zweier Bundesligisten, die als "Karnevalsverein" oder "Ruhrpottkanaken" ihre kulturellen Unterschiede gern deutlich zur Schau stellen. Auf den zweiten Blick erschließt sich aber eine Rivalität besonderer Art.
Seit ihrem Bundesligaaufstieg haben die Mainzer insgesamt ein positives Bild hinterlassen. Fröhliche Karnevalisten mit Narrenkappe, geschminktem Clown in der Kurve, selbstironisch und humorvoll. Christian Fuchs, Adam Szalai, Tim Hoogland, Christoph Moritz oder Lewis Holtby schnürten zudem in den letzten Jahren für beide Vereine die Schuhe. Insgesamt sollte man also meinen, dass die beiden Vereine prima miteinander auskämen. Wären da nicht immer mal wieder kleine Störfeuer und Nickligkeiten zwischen Fans und Verantwortlichen.
Zank und Zauderei?
Da wäre zum einen die Tatsache zu nennen, dass das Mainzer Publikum vor einigen Jahren überschwänglich mit den Münchner Fans deren Meisterschaft im Rennen gegen die Schalker feierte vielleicht einfach nur im Zuge der eigenen Euphorie über den erfolgreichen Klassenerhalt, aber dennoch schmerzhaft für einige Königsblaue, die die möglicherweise schadenfrohe Feierei der Rotweißen für unangebracht hielten.
Und dann war da ja auch noch der Zank um Thomas Tuchel, den Mainzer Konzept-, Chef- und Kultcoach. Nach der Entlassung von Schalkes Chefknurrer Huub Stevens spekulierte die Presse munter, dass Thomas Tuchel sein Nachfolger werden würde, was den Mainzer Manager Christian Heidel dazu veranlasste, diesem verbal und öffentlich einen Riegel vorzuschieben: "nicht für dreißig und auch nicht für sechzig Millionen Euro" würde man Tuchel abgeben, "auch wenn ein Russe angefahren kommt oder irgendein Scheich", so Heidel. Der Hinweis auf Schalkes Hauptsponsor Gazprom mit seinem potenziell unlauteren Geschäftsgebaren und den politisch fragwürdigen Motiven dahinter sorgte auf Schalker Seite für Unbehagen und nötigte Horst Heldt, dem Schalker Sportdirektor, den Kommentar ab, dass Heidel doch erst einmal "erklären solle, wann er Kontakt mit Christoph Moritz aufgenommen" habe. Der Schalker Nachwuchsakteur wechselte im vergangenen Sommer nämlich ablösefrei in die rheinland-pfälzische "Metropole".
Kunst, Karneval und Kommerz
Der Alltag hat mittlerweile Einzug gehalten in der Fassenachtshauptstadt - dazu gehört auch die Tatsache, dass die Aufstiegseuphorie vergangener Jahre abgeebbt ist. Eventpublikum, das man ansonsten eher in München, Dortmund oder Gelsenkirchen verächtlich ausgelacht hatte, strömt mittlerweile auch in die neue Coface-Arena, die das altehrwürdige Stadion am Bruchweg beerbt hat. Neue Stadien mit VIP-Bereichen, in denen Kanapees und Sekt statt Bratwurst und Bier gereicht werden, sind ein Bundesligaphänomen, das vielen Fans die Zornesröte ins Gesicht treiben mag - sie sind aber Realität, auch bei den vermeintlich alternativen Mainzern, die längst in der Bundesliga mit ihrer Kommerzorientierung angekommen sind.
Der sportliche Ausblick - ganz schön langweilig, ne?
Sportlich hingegen läuft es beim FSV ganz hervorragend. Nach vier Spielen stehen schon drei Siege und lediglich eine Niederlage zu Buche - diese fiel allerdings mit 4:1 bei den formstarken 96ern in Hannover ziemlich deutlich aus, was Chefcoach Tuchel auch zu deutlichen Worten veranlasste. Die Galligkeit habe gefehlt, zudem haderten die Mainzer mit strittigen Schiedsrichterentscheidungen: insgesamt ein gebrauchter Tag. Trotzdem ist der Mainzer Saisonstart insgesamt gelungen, was vor allem an der Treffsicherheit von Torjäger Nicolai Müller liegen dürfte, der gemeinsam mit Vedad Ibisevic vom VfB Stuttgart die Torschützenliste der Bundesliga anführt.
Und auch die Transfers der Mainzer wirken auf den ersten Blick stimmig. Junge, hungrige Profis wie Johannes Geis aus Fürth, Christoph Moritz, der auf Schalke keine Einsatzchance bekam, Sebastian Polter, dem man in Wolfsburg nicht zutraute, sich gegen Olic oder Dost durchzusetzen, oder den talentierten Julian Koch vom BVB holte man als Perspektivspieler und ergänzte den Kader sinnvoll mit gestandenen Profis wie Shinji Okazaki vom Nachbarn aus Stuttgart oder Joo-Ho Park vom Champions League-Teilnehmer aus Basel. Okazaki, Moritz, Park und Geis standen gegen Hannover in der Startformation, Polter wurde eingewechselt, Julian Koch laboriert noch an diversen Verletzungen (aktuell an der Schulter) und deren Folgen.
Auf Schalke hingegen ist nach dem Heimsieg gegen Leverkusen vorsichtige Euphorie eingekehrt. Die beiden Neuen Dennis Aogo und Kevin-Prince Boateng scheinen passgenaue Transfers zu sein, die ein Vakuum an gestandenen Führungsspielern in der Mannschaft der Knappen füllen. Zudem entlasten sie den angeschlagenen Cheftrainer Jens Keller und eine Mannschaft, der ein riesiger Brocken vom Herzen gefallen zu sein schien, als man endlich die heiß herbeigesehnte Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League in der Tasche hatte. Anderthalb Wochen nach dem erfolgreichen Heimspiel gegen die Werkself müssen die Schalker nun beweisen, ob das 2:0 lediglich eine Eintagsfliege war, oder ob die Königsblauen in dieser Saison tatsächlich noch mal oben angreifen können. Der Ausfall von Torjäger Klaas-Jan Huntelaar wird voraussichtlich wieder vom Ex-Mainzer Adam Szalai aufgefangen, den wahrscheinlich kein besonders herzlicher Empfang an alter Wirkungsstätte erwartet.
Unter Druck stehen die Schalker mit ihrem verkorksten Saisonbeginn aber dennoch weit mehr als die Mainzer, die mehr Punkte und weniger Erwartungshaltung ins Feld führen können. Die favorisierten Königsblauen werden sich gegen das druckvolle Mainzer Spiel zur Wehr setzen müssen eine Aufgabe, die der jungen Keller-Elf durchaus zuzutrauen ist. Schwer wirds trotzdem, denn nur ein Karnevalsverein sind die Mainzer trotz eigener gegenteiliger Beteuerungen schon lange nicht mehr.
(Der Artikel las sich aber anders. Und erzähl mir nicht, dass das kein Schmähgesang gegnerischer Fans ist!!)
Allerdings sehe ich Schalke im Moment gar nicht als Favoriten in Mainz. Wird hoffentlich einfach nur ein spannendes Duell auf Augenhöhe, da der Saisonstart der Mainzer bis auf Hannover nun wirklich optimal war. Und bei uns Schalkern, naja da braucht man nichts zu sagen, allerdings mit der Leistung aus dem Leverkusen-Spiel gibts's auch in Mainz 3 Punkte. Aber die muss man bei so einem schweren Auswärtsspiel erstmal abrufen.
Szalai wird denke ich, so viel wie ich mitbekommen habe von seinem Abschied und den Reaktionen darauf, ziemlich freundlich empfangen werden, jedenfalls was ich so von Mainzern gehört,gelesen habe. Dachte ich allerdings bei Fuchs damals auch :D
Malocher, das Pfeifkonzert für Fuchs ist mir auch noch in lebhafter Erinnerung... war das nicht das Spiel mit dem Mords-Freistoßtor? :D
Damals war sowieso viel geiler. Wir mussten zwar immer erst in Rückstand geraten, aber die Spiele waren einfach geiler. Aber hoffen wir mal auf einen echten Boa-Effekt!!
Bitte mäßige dich im Ton!