Bei jeder WM und EM gibt es Überraschungen. In jedem Jahr gibt es ein Team, dass überraschend weit kommt oder einen großen Favoriten schlagen kann. 2002 Südkorea, 2004 Griechenland, 2006 Ghana, 2008 Russland, auch für die WM 2010 in Südafrika kann man erwarten, dass es nicht nur die großen Favoriten in's Achtelfinale schaffen werden. Doch welches Team könnte weiter kommen als man es ihm zutraut? Natürlich, das kann man nie genau vorhersagen, doch ich würde euch gerne die Länder vorstellen, denen ich eine Überraschung zutrauen würde.

Chile

Der Trainer: Marcelo Bielsa


Der 54-jährige Bruder des argentinischen Ex-Aussenministers ist seit 2 Jahren Trainer der chilenischen Nationalmannschaft. Nach seiner aktiven Fussballerkarriere startete er 1980 seine Trainerkarriere bei den Newell’s Old Boys.
1998 bekam er seine erste große Trainerstation: die Nationalmannschaft seines Heimatlandes Argentinien. Bielsa startete mit den Gauchos zwar erfolgreich, als Gruppensieger in der WM-Qualifikation 2002, schied aber überraschenderweise schon in der Vorrunde aus. Nachdem er dann 2004 mit dem zweiten Platz bei der Copá America und dem Gewinn der Goldmedaille in Athen wieder gute Ergebnisse aufweisen konnte, trat Bielsa überraschend als Coach der Albiceleste zurück.
2007 übernahm er dann die chilenische Nationalmannschaft und ist auf einem guten Weg Chile zu südamerikas drittbesten Fussballland zu formen. Bielsa besann sich direkt auf die Stärken Chiles und richtete sein ganzes System darauf aus. So schaffte er es auch, den Rücktritt von Superstar David Pizarro zu kompensieren. Bei der Copá America 2007 schied er in der Vorrunde nur knapp hinter Mexiko und Brasilien aus und in der WM-Quali 2010 liegt er mit 26 Punkten mit nur einem Punkt Rückstand auf Brasilien auf Rang 2.
Chile läuft unter Bielsa unglaublich offensiv auf. Als eines der wenigen Länder spielt Chile mit Dreiererkette und teilweise stehen im 3-5-2 vier offensive Mittelfeldspieler auf dem Platz.
Vor allem im Mittelfeld rotiert Bielsa noch häufig, doch eine feste erste Elf kann man schon erkennen.


Die Mannschaft:


Sturmtank Suazo

Die Nationalmannschaft Chiles ist noch jung und entwicklungsfähig (nur 3 Spieler in der ersten Elf sind über 25, keiner über 30). Die Stärke des Teams liegt auf jeden Fall in der Offensive und daher spielt Chile auch in einem offensiven 3-5-2. In der Offensive wird enorm auf die Faktoren Tempo und Technik gesetzt, was dem Spiel Chiles eine gewisse Attraktivität verleiht. Das Dreieck, vorne im Angriff bei Chile ist der gefährlichste Mannschaftsteil im Team, an 23 Toren waren die drei Offensivkräfte zusammen schon beteiligt.
Das Manko des Teams ist klar die Verteidigung. Mit Claudio Bravo, dem Schlussmann von Real Sán Sébastian, hat man zwar einen sicheren Rückhalt im Tor, doch die Qualität der Dreierkette ist mangelhaft. Medel und Isla die als linker Innenverteidiger eingesetzt werden, sind eigentlich defensive Mittelfeldspieler, Waldo Ponce spielt nur in der argentinischen Torneo Apertura und Gonzalo Jara hat auch erst in diesem Jahr den Sprung nach Europa gewagt (West Bromwich Albion).

Die Stars:

Spielmacher Fernandez

Der Star der Teams ist wohl Matías Ariel Fernández Fernández, der dieses Jahr für knapp 4 Mio. Euro zu Sporting Lissabon wechselte. Bei Villareal FC, in der spanischen Primera Division, hatte der 23-jährige seinen unumstrittenen Stammplatz verloren. In Chile kann er aber hinter den Spitzen seine ganze Schlitzohrigkeit anwenden und ist ein ständiger Brandherd in der gegnerischen Verteidigung.
Der zweite Top-Spieler im Angriff ist Alexis Alejandro Sánchez Sánchez. Der erst 20-jährige Offensiv-Allrounder geht in seine zweite Saison als Stammspieler bei Udinese Calcio und ist der beste Vorlagengeber im Team Chiles. Zudem schafft er durch seine Schnelligkeit und Quirligkeit Räume für Mittelstürmer Humberto Andrés Suazo Pontivo, der mit 6 Treffern in der WM-Quali, derzeit der gefährlichste Angreifer Chiles ist. Suazo zeichnet ein besonders ausgeprägter Torriecher aus, ähnlich wie Dortmunds Lucas Barrios. Suazo erzielte letzte Saison in der mexikanischen Liga 9 Treffer in 15 Spielen für Monterrey.

Die Chancen:


Top-Talent Sanchez


Chile hat als Gruppenzweiter derzeit 6 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz in der 10 Mannschaften starken Südamerikagruppe. In den letzten vier Spielen hat man mit Venezuela, Kolumbien und Ecuador machbare Aufgaben, nur das Auswärtsspiel in Brasilien dürfte Probleme bereiten. Da Chile nicht so stark von einem Höhenheimvorteil (wie Ecuador) profitiert (die letzten beiden Auswärtsspiele wurden beide gewonnen), sollte bei einer erfolgreichen WM-Qualifikation kein großer Leistungsabfall zu sehen sein. Wenn sich die junge chilenische Nationalmannschaft mit Talenten wie Vidal, Fernandez und Sanchez gut weiterentwickelt kann man bei der WM mit Chile rechnen. Ich halte Chile für stärker als Ecuador 2006, die ja damals den Achtelfinaleinzug gegen England schafften.

Teil 1 - Mali

Teil 2 - Bosnien